Die Melodie des Mörders. Miriam Rademacher
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Название: Die Melodie des Mörders

Автор: Miriam Rademacher

Издательство: Автор

Жанр: Ужасы и Мистика

Серия:

isbn: 9783943709315

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СКАЧАТЬ Zimmerschlüssel hervor. »Sei mir nicht böse, Colin, aber ich brauche heute Nacht meinen Schlaf, und in meinem Bett ist einfach mehr Platz dafür, als wenn wir uns deines teilen müssen. Wir können ja in ein paar Stunden gemeinsam frühstücken.«

      »Natürlich«, antwortete Colin und erwartete, dass Lucy jetzt einfach an ihm vorbeimarschieren würde. Doch sie drückte ihm einen hastigen Kuss auf die Wange, den Colin mit einem fragenden Blick quittierte.

      »Mistelzweig«, sagte Lucy und wies zur Decke hinauf. »Mrs Grey ist ja so eine Romantikerin.«

      Mit einem letzten Winken verschwand sie nun wirklich in ihrem eigenen Reich und ließ ihn stehen.

      In seinem eigenen Zimmer fiel Colins Blick auf sein Abbild im Garderobenspiegel. Ja, er sah noch immer gut aus für einen Mann in den Fünfzigern. Das Haar war grau und voll und der Bauchansatz über dem Gürtel minimal. Er war groß und hielt sich schon aus Gewohnheit stets gerade. Und doch war es nun einmal eine Tatsache, dass Lucy nur halb so alt war wie er. Sie war ein junges, hübsches Mädchen, das es zudem auch noch faustdick hinter den Ohren hatte. Wie hatte er glauben können, dass diese Romanze auch nur ein Jahr überdauerte? Für Lucy gab es noch so viele Versuchungen, so viel zu erleben. Genau genommen war es nicht einmal fair, ihr all das vorzuenthalten und sie noch länger an sich zu binden. Colin strich sich über die fast weißen Bartstoppeln und seufzte. Er würde vernünftig sein und ihr keine Vorwürfe machen, wenn sie ihrer beider Beziehung beendete. Und dass dieser Moment kurz bevorstand, schien ihm nur logisch. Schließlich hatte er die Silhouette des Sportwagenfahrers erkennen können. Und wenn diese Anne nicht zufällig einen Vollbart trug, dann war Lucy von einem Mann heimgebracht worden.

      Ein lautes Gähnen von Huey erinnerte Colin daran, dass er gut daran tat, die letzten Stunden der Nacht zum Schlafen zu nutzen. Sonst würde er bei Sonnenaufgang genauso alt aussehen, wie er sich gerade fühlte.

      Here is Christmas

      Das Klopfen an seiner Zimmertür riss Colin aus dem Schlaf. Ein Blick auf seinen Wecker neben dem Bett verriet ihm, dass er die Mittagszeit verschlafen hatte. Während das Klopfen an Lautstärke zunahm, stieg er aus dem Bett und stolperte fast über Huey, den der Krach nicht zu stören schien.

      Als er die Tür öffnete, erwartete er, Lucy auf seiner Schwelle vorzufinden, doch es war Jasper. Feine Tropfen glänzten auf seinem Regenmantel und auf den runden Gläsern seiner Nickelbrille. Auf dem Kopf trug er einen Filzhut mit Krempe. Jasper sah nicht sehr erfreut aus.

      »Wenn wir diesen Fall lösen wollen, dann ist das Bett ein schlechter Ort für deine Ermittlungen. Jetzt mach dich schnell ausgehfertig und komm mit mir auf Spurensuche. Mike Dieber und sein Chef sind auch längst auf den Beinen.«

      Colin versuchte nicht einmal zu widersprechen. Während Jasper ihm einen Kaffee an der Küchenzeile aufbrühte, zog er sich einen warmen Pullover über, fand ein paar zusammenpassende Socken und eine noch recht saubere Hose und leinte Huey an.

      »Du willst den Hund mitnehmen?«, fragte Jasper und hielt Colin den dampfenden Kaffeebecher unter die Nase.

      »Nein, du wirst den Hund mitnehmen. Einmal die Straße rauf und runter, bitte. In der Zwischenzeit werde ich das Bad aufsuchen. Ich gehe nicht vor dem Zähneputzen auf Mörderfang.«

      Begleitet von einem ungeduldigen Seufzer Jaspers tauschten sie Kaffeebecher gegen Leinenende. Kaum waren Pfarrer und Hund gegangen, verließ auch Colin sein Zimmer. Aber nicht, um das Bad aufzusuchen, sondern, um bei Lucy anzuklopfen. Doch im Zimmer seiner Freundin regte sich erneut nichts. Colin wiederholte sein Klopfen noch mehrere Male, dann gab er auf und widmete sich einer recht hastigen Körperpflege. Gerade als er das Badezimmer wieder verließ, kehrte Jasper mit Huey zurück.

      »Fertig? Wunderbar. Dann lass uns aufbrechen. Wir treffen Norma vor Cliffords Haus und durchsuchen es gründlich. Vielleicht verrät uns das etwas über den Täter oder wenigstens über das Mordmotiv«, verkündete Jasper, schob Huey zurück in Colins Reich und schloss die Tür.

      »Cliffords Haus? Sollten wir uns nicht zuvor noch einmal den Tatort vornehmen, um sicher zu sein, dass wir nichts von Bedeutung übersehen haben?«, fragte Colin.

      »Nein, genau das ist leider völlig unmöglich. Hoffer und Dieber haben den Tatort nämlich abgeriegelt. An einem Sonntagvormittag! Ich musste meinen Gottesdienst ins Gemeindehaus verlegen. Glücklicherweise hast du gestern vergessen, die Heizkörper abzudrehen, sonst wäre mir meine Gemeinde noch vor dem ersten Amen erfroren!«

      »Dann werde ich mich besser auch mit Hut und Schal gegen die Kälte wappnen«, meinte Colin. »Gib mir nur noch fünf Minuten, Jasper.«

      Als er hinaus in Mrs Greys Vorgarten trat, wäre Colin fast schon auf den Eingangsstufen gestürzt.

      »Vorsicht. Es ist glatt«, bemerkte Jasper, der hinter ihm ging. »Der Nebel der letzten Nacht hat sich niedergeschlagen und ist angefroren. An den meisten Stellen ist die Eisschicht zwar bereits wieder weggetaut, doch hier und dort eben noch nicht.«

      »Vielen Dank für die leicht verspätete Warnung«, erwiderte Colin und sah sich nach der Dicken Bertha, dem Gemeindebus, um. »Du bist zu Fuß gekommen?«, fragte er Jasper.

      »Wie bereits erwähnt: Es ist stellenweise sehr glatt. Außerdem haben wir nicht weit zu gehen. So ein Mittagspaziergang hilft beim Verdauen.«

      »Ich habe nichts zu verdauen, ich hatte nur Kaffee«, quengelte Colin und wagte zaghaft den nächsten Schritt. Für dieses Wetter hatte er eindeutig das falsche Schuhwerk gewählt.

      Auf ihrem Spaziergang durch das Dorf kam er noch zwei weitere Male ins Rutschen, was Jasper eine ironische Bemerkung über Tanzlehrer und Balance im Allgemeinen entlockte, die Colin ignorierte. Nach einer knappen Viertelstunde entdeckte Colin am Wegesrand Norma, die im Vorgarten eines blassgelb gestrichenen Bungalows stand und fror. Normas kleine Gestalt war von Kopf bis Fuß in einen unförmigen dunkelroten Sack gehüllt, den sie zweifellos selbst gestrickt hatte. Auf dem Kopf trug sie einen grellorangen Samtklumpen spazieren, den ein gütiges Herz als Hut bezeichnet hätte.

      »Da seid ihr ja endlich«, rief sie zur Begrüßung und wedelte dabei mit einem Schlüssel. »Nehmen wir meinen oder deinen?«, fragte sie an Jasper gewandt.

      »Deinen, da du ihn schon parat hast«, antwortete der Pfarrer und schritt den Gartenweg entlang.

      Ihm folgend, rief Colin: »Kurze Zwischenfrage: Ihr beide habt einen eigenen Schlüssel zu Cliffords Haus? Wieso das denn? Wart ihr so gut mit ihm befreundet, dass er euch Hausschlüssel anvertraute?«

      Norma grinste ihn an und hakte sich bei ihm ein, während sie Jasper folgten, woraufhin Colin erneut ins Schlingern geriet. »Fast jeder im Dorf hat einen Schlüssel zu Cliffords Haus. Clifford hat sie verteilt. An jeden, der ihm vertrauenswürdig erschien, nach ihm oder seinem Haus zu sehen, falls es einmal nötig sein sollte. Und in Cliffords Augen waren alle im Ort vertrauenswürdig. Wir waren seine Nachbarn und seine Freunde. Selbst denjenigen von uns, die genervt von seiner Anhänglichkeit stets versuchten, ihm aus dem Wege zu gehen, traute er nur Gutes zu.«

      »In der Tat ein sehr gutgläubiger Mann«, stellte Colin fest.

      »Das war er. Tritt dir die Schuhe ab, bevor du reingehst. Clifford war zudem auch ein sehr ordentlicher Mensch.« Mit diesen Worten schloss Norma ihnen auf und betrat als erste einen weiß gefliesten Flur. Fein säuberlich hingen Jacken für jede Jahreszeit an den Wandhaken gegenüber eines großen Garderobenspiegels, der mit Tannengrün aus Plastik und Zuckerstangen dekoriert war.

      »Ich СКАЧАТЬ