Der Ruhrbaron aus Oberhausen Paul Reusch. Peter Langer
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Название: Der Ruhrbaron aus Oberhausen Paul Reusch

Автор: Peter Langer

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783874683913

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СКАЧАТЬ Ton ab: „Sie sind ja vielleicht besser unterrichtet als ich, aber ich habe gestern noch Gelegenheit gehabt, mit den allermaßgebendsten Leuten auch über diese Sache zu sprechen, und ich kann nur erklären, dass das, was ich gesagt habe, richtig ist. Sie müssen mir das schon glauben.“ In einem Gegenvorschlag Kompromissbereitschaft anzudeuten, lehnte Reusch ab. „Wir sollten uns mit allen Mitteln gegen jede Abgabe wehren und die Entwicklung der Dinge abwarten.“ Wichtig sei nur, „dass wir energisch vorgehen“.118

      Kein Zweifel: Im Kreise der Schwerindustriellen verteidigte Reusch die im Krieg erzielten Preise und Gewinne „energischer“ als die meisten Anderen. Die von der Schwerindustrie durch den Export ins neutrale Ausland erzielten Gewinne waren enorm. Bedenken, dass diese Ausfuhr der deutschen Kriegsproduktion wichtige Ressourcen entzog und dass deutscher Stahl auf Umwegen bei den Feinden landete, wurden beiseite geschoben. Auch wenn die Konzerne ab dem Sommer 1916 ihre Ausfuhr freiwillig einschränkten, blieb dieser Handel mit den neutralen Ländern eine „kafkaeske, gleichwohl profitable Aktivität“.119

      Die Unternehmer hielten sich in den folgenden Wochen offenbar an diese Anregung: Man praktizierte keine Fundamental-Opposition, sondern man spielte auf Zeit. In einem umfangreichen Schriftverkehr und in weiteren Beratungen im Kriegsausschuss wurden konkrete Forderungen zur Senkung der Steuerbelastung ausgearbeitet, die dem Reichstag im Mai 1916 in einer offiziellen Eingabe vorgelegt wurden.120 Reusch war an diesen Beratungen beteiligt. Was aber seine Rolle im Einzelnen war, geht aus den Quellen nicht hervor. Er gehörte auch zur Delegation des Kriegsausschusses, die den Auftrag hatte, mit der Budget-Kommission des Reichstags zu verhandeln. Stresemann und Hirsch stellten für diese Verhandlungen den Kontakt her.121

      Reusch genoss also in der Frage der Kriegsgewinnsteuer das volle Vertrauen seiner Kollegen. An keiner Stelle gibt es Hinweise, dass er sich von der Preisgestaltung der Industrie generell distanziert, die Gewinne als überhöht angeprangert und eine Abschöpfung übertriebener Profite durch den Fiskus für berechtigt gehalten hätte. Bei dem von Feldman zitierten Satz aus dem Brief an den Direktor des Gelsenkirchener Drahtwerks handelt es sich um eine isolierte, nur intern geäußerte Bemerkung, die offensichtlich auf nicht näher genannte, unseriöse Außenseiter abzielte.

      Zu den Gewinnen der GHH äußerte Reusch sich nicht. Indirekte Hinweise finden sich jedoch in seiner Korrespondenz an einigen Stellen: So beglückwünschte ihn z. B. sein württembergischer Kollege Wieland nach Einsicht in den Geschäftsbericht der GHH im Dezember 1917 zu dem außergewöhnlich erfolgreichen Konzernergebnis im dritten Kriegsjahr.122 Reusch weigerte sich hartnäckig, die Selbstkosten der GHH schriftlich offenzulegen, auch dies ein eindeutiger Hinweis darauf, dass er die eigenen Gewinnspannen verschleiern und Preissenkungen verhindern wollte. Nur mündlich und „nur dann, wenn der Nachweis erbracht werden sollte, dass die bestehenden Verkaufspreise wesentlich niederer waren, als die tatsächlichen Selbstkosten“, habe er bisweilen Auskunft über die eigenen Kosten gegeben.123 Hier ist auch der Hinweis angebracht, dass die GHH nach dem Krieg über gewaltige Summen verfügte, die es Reusch erlaubten, den weiteren vertikalen Ausbau des Konzerns in ganz großem Stil voranzutreiben. Dies legt den Schluss nahe, dass die Kriegsgewinne der GHH unter Reuschs Führung auch nicht geringer waren als die der Konkurrenzfirmen. Was das Einkommen des Generaldirektors Reusch anbelangte, so kann es ihm ebenfalls nicht schlecht ergangen sein, verfügte er doch 1916 über genug Geld, um sich mitten im Krieg das Schloss Katharinenhof in Württemberg zu kaufen.

      Im September 1916 ließ sich Reusch von einem Stuttgarter Maklerbüro eine Liste mit 22 teuren Objekten in Süddeutschland vorlegen. Das Angebot reichte vom Rittergut Oberdischingen, im Besitz der Gräfl. Fugger-Kirchberg-Weißenhorn’schen Standesherrschaft, für 450.000 Mark bis zu dem eher bescheidenen „Kleinen ritterschaftlichen Besitz“ des Freiherrn von Ungelter in Dambach, der für 45.000 Mark zu haben war.124 Für Reusch kamen nur vier sehr teure Anwesen in die engere Wahl. Für das Schlossgut Hohenbeilstein (350.000 Mark) wollte er allerdings wissen, ob er die Besitzung durch den Ankauf der umliegenden Wälder erweitern konnte. Die gleiche Frage stellte er auch bezüglich des Katharinenhofs (230.000 Mark). Beim Rittergut Oberdischingen störte ihn als „unangenehme Beigabe“ die angeschlossene Brauerei. Deshalb fragte er nach der Möglichkeit, diesen Betrieb „abzustoßen“. Das Schloss Roseck (165.000 Mark) kam nur in Frage, wenn er die „umliegenden Waldungen“ hinzukaufen konnte. Auch erkundigte er sich nach den dortigen „Jagdverhältnissen“. Im Oktober wollte er „das eine oder andere Besitztum“ besichtigen.125 Das Maklerbüro gab prompt Auskunft: Das Gut Oberdischingen stand nur zusammen mit der Brauerei zum Verkauf. Bei Hohenbeilstein und beim Katharinenhof bestand die Möglichkeit, die umliegenden Wälder hinzuzukaufen.126

      Abb. 8:Beschreibung des Anwesens durch den Makler, Anlage zu: Pfeiffer an Reusch, 22. 9. 1916, in: RWWA 130-400101299/0

      Vom Maklerbüro erhielt Reusch eine genaue Beschreibung des Ritterguts: Der Katharinenhof war 1848 von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich von Württemberg errichtet worden. Der Grund und Boden umfasste mehr als 26 Hektar mit Wald und Parkanlagen sowie Feldern und Wiesen mit vielen Obstbäumen. „Das Schloss … enthält im Souterrain große Küche mit Speisekammer, Waschküche, Wein- und Gemüsekeller; im Parterre 7 große ineinandergehende Zimmer, worunter größerer Speisesaal, vor der Glastür Dienerzimmer; im I. Stock 9 Zimmer, im Dachstock 4 Eckzimmer und 6 Kammern. … Nach Ansicht mehrerer Sachverständigen zählt das Anwesen zu den schönsten Besitzungen in Württemberg.“127 Am 26. Oktober nahm sich Reusch Zeit zur Besichtigung von Schloss Katharinenhof und Umgebung. Als dann der geforderte Preis auf 215.000 Mark gesenkt wurde, kaufte Reusch am 4. November 1916.128

      In diesem Herbst starben Hunderttausende an der Westfront in der Schlacht an der Somme und im Osten bei den Kämpfen in der Ersten Brussilow-Offensive.

      Im März 1917 wurde in Backnang bzw. im benachbarten Dorf Strümpfelbach die Auflassung vollzogen. Reusch bezahlte 150.000 Mark mit Reichsanleihen und 68.000 Mark bar. Hinzu kamen noch weitere Beträge für das bewegliche Inventar: Lebendes Inventar 17.072 Mark, Most 2.400 Mark, ein Pferd 2.300 Mark, Einrichtungsgegenstände des Hauses 14.959 Mark, sonstige Vorräte 1.526,58 Mark.129

      Mitte April 1917 übernahm eine fest angestellte Wirtschafterin das Kommando auf Schloss Katharinenhof. Zu ihren ersten Aufgaben gehörte es, die Abholung des neuen Schlossherrn am Bahnhof von Backnang durch eine standesgemäße Kutsche zu organisieren.130 Die erste Wirtschafterin blieb nur ein Jahr. Reusch scheint mit ihrer Tätigkeit nicht restlos zufrieden gewesen zu sein. Er erteilte ihr im Juni 1917 eine Rüge wegen ungenauer Abrechnungen: Der Kassenbestand musste nicht, wie von Fräulein Hinderer errechnet, 73,84 Mark, sondern 78,64 Mark betragen.131 Der Büroleiter von Reusch passte genau auf: Im September 1918 wurde sogar eine Differenz von 10 Pfennigen moniert.132

      Abb. 9:Schloss Katharinenhof: Zahlungsmodalitäten, in: RWWA 130-400101299/0

      Am 1. Juni 1918 trat eine neue Haushälterin ihren Dienst auf dem Katharinenhof an. Sie erhielt einen Monatslohn von 60 Mark, der bei Bewährung in den folgenden Jahren auf maximal 100 Mark ansteigen konnte. Ihre Aufgabe war die Wirtschaftsführung des Schloss-Haushalts und die Beaufsichtigung des Hauspersonals. Sie musste eine Köchin anstellen, „welche auch die herrschaftliche Küche zu führen versteht“. Für die Beaufsichtigung des Personals in den Außenanlagen war der Bürgermeister des benachbarten Dorfes Strümpfelbach zuständig.133 Natürlich brauchte Reusch für die ausgedehnten Parkanlagen auch einen Gärtner. Er hatte dafür einen Unteroffizier СКАЧАТЬ