Das Versprechen der Nonne. Robert Storch
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Читать онлайн книгу Das Versprechen der Nonne - Robert Storch страница 10

Название: Das Versprechen der Nonne

Автор: Robert Storch

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783961400874

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СКАЧАТЬ hat sich ein Sakrileg ereignet, dessen Ahndung fürwahr keinen Aufschub duldet.“ Er wartete, bis er sich der Aufmerksamkeit der Mönche und Nonnen gewiss war. „Das Spenden des heiligen Sakraments der Taufe ist Priestern vorbehalten, Ausnahmen sind nur beim Vorliegen einer Notsituation erlaubt. Obwohl das Vorliegen einer derartigen Notsituation nicht gegeben war, beobachteten am gestrigen Tage einige Mönche, wie die Äbtissin Walburga die Taufe vollzog am Brunnen, der den Namen unseres hochverehrten Klostergründers trägt. Es liegt somit das Vergehen der Anmaßung einer Würde vor, die der Sünderin, allein wegen der Unterlegenheit und Sündhaftigkeit ihres Geschlechtes, niemals zusteht.“ Er zog eine Schriftrolle aus dem Ärmel und streckte sie in die Höhe. „Auf diesem Pergament habe ich die Frevel der Äbtissin für alle Zeiten festgehalten. Möge es als Mahnung dienen für alle, die ihr in diesem Amt nachfolgen!“

      Walburga trat vor, die Hände krallten sich um die Holzschranke. „Verehrter Prior, hier liegt ein Missverständnis vor. Es ist wahr, ich betete mit unseren Gästen am Wynnebaldsbrunnen, jedoch tauchten sie sich aus freien Stücken ins Wasser, obschon ich ihnen erklärte, dass sie dadurch nicht die Taufe empfingen.“

      Goumerad grinste. „Nun, die Entscheidung hierüber obliegt dem Richter − Wulfhardt, dem neuen Grafen. Er wird morgen eintreffen.“

      „Ich unterstehe nicht dem Urteil des Grafen“, wandte Walburga ein. „Selbst wenn Wulfhardt der neue Graf wäre. Das Kloster steht unter dem Schutz des Königs!“

      Goumerad stolzierte zur Schranke, einen Schritt vor der Äbtissin stoppte er, steckte die Schriftrolle zurück in den Ärmel und vergrub die Hände in den Ärmeln der Tunika. „Der König ist viele Tagesreisen entfernt, sodass es ihm unmöglich ist, jedes Sakrileg selbst zu ahnden. Zu diesem Zweck setzt er Stellvertreter ein wie Wulfhardt. Er ist der Mann mit dem edelsten Blute im Sualaveldgau. Die Christen der Grafschaft sind ihm treu ergeben, besonders einige Männer, die ihm fürderhin als Waffenknechte dienen werden.“ Er schlüpfte unter der Schranke durch und spazierte zum Portal.

      Walburga ließ ihre Hände auf zwei Amphoren sinken, die an ihrem Gürtel hingen: „Herr, vergib ihm, denn er weiß nicht, was er tut.“

      Ohne einzuhalten trat Goumerad vor das Portal.

      Michal hatte Goumerads Worte vernommen, glauben mochte sie diese nicht. Erst als sie im Gefolge Walburgas das Portal durchschritt, gewahrte sie, dass ihre schlimmsten Ahnungen eingetroffen waren: Goumerad hatte einen Pakt mit Wulfhardt geschlossen, um gegen die hervorragendste Magd Christi zu Felde zu ziehen.

      Welches Urteil würde Wulfhardt sprechen?

      Sie erinnerte sich, wie er sie angestarrt hatte. Ihm war alles zuzutrauen.

      War Walburga der Märtyrertod bestimmt?

      Nur eine Hoffnung blieb: Bischof Willibald. Walburga sandte den Mann von der Lichtung, dem Wulfhardt das Schwert an den Hals gedrückt hatte, zu ihm nach Eihstat. Doch der Bischof würde frühestens in vier Tagen eintreffen.

      Im Refektorium entzündeten die Nonnen Talgkerzen auf dem langen Tisch und Öllampen an den Wänden, Teller und Kessel klapperten. Wie immer sagte niemand ein Wort, aber dieses Mal bedrückte Michal das Schweigen mehr denn je, besonders als sie erfasste, dass dies das letzte abendliche Mahl im Beisein Walburgas sein könnte. Aebbe, die neben ihr saß, schluchzte. Auch aus Michals Augen kullerten Tränen. Truthgeba, die Cellararia, teilte Spinat und Sellerie aus, tröstend strich sie den zwei Jüngsten über die Wangen. Schnell wischte Michal die Tränen weg, disziplinierte sich, ergriff den Löffel und entdeckte im Teller drei Spinatblätter, die nicht grün, sondern schwarz waren. Wie zufällig hatten sie sich hintereinander angeordnet, das letzte Spinatblatt kringelte sich zusammen. Gelegentliches Kratzen der Löffel auf den hölzernen Tellern durchbrach die Stille im Refektorium, in dem noch heute Vormittag die Mädchen des Dorfes herumgetobt waren. Sie aß die drei schwarzen Blätter und den Rest des Spinats, anschließend nahm sie Wachstafel und Griffel zur Hand, die sie an ihrem Gürtel trug. Sie ritzte in das Wachs: Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen.

      Walburga lächelte und blickte Michal dankbar an. Doch sofort wurde sie ernst und verkündete, sie wolle in dieser Nacht wachen und beten, auf dass der Herr seinen gnädigen Blick auf ihr Schicksal und das jener guten Menschen von der Lichtung lenke, die in das Licht Jesu treten wollten. Ebenso beten wolle sie für Goumerads Seele, die, weil es ihm nach dem Amt des Abtes gelüste, schwere Sünde auf sich geladen habe.

      Alle Nonnen blieben in jener Nacht an Walburgas Seite. Im Kreis saßen sie um die Kerze im Dormitorium; Eadburga, die Leiterin des Chores, stimmte Lieder an, dazwischen rezitierten sie die Psalmen.

      Walburga und ihre Nonnen stellten sich neben dem Kirchenportal in Heidenheim auf. Wulfhardt, der über Walburga richten würde, stolzierte mit dem silbernen Bischofsstab in der Hand auf sie zu. Er spähte unter den Nonnen nach der mit dem Kopftuch. Vor allem sie sollte sehen, dass, nach dem Donnerschlag auf der Lichtung, die Sterne wieder ihn begünstigt hatten: Nachdem er von der Lichtung heimgekehrt war, hatte Hroutland, der Waffenmeister des Grafenhofs, ihn erwartet.

      Was Wulfhardt nicht gewusst hatte: Er war während des Überfalls nicht auf dem Grafenhof gewesen, sondern unterwegs, um Waffen zu kaufen. Hroutland, groß und stämmig wie eine hundertjährige Eiche, heulte gleich einem Kind über den Tod seines Herrn. Sodann schwor er Wulfhardt, als einzigem Überlebenden der Grafenfamilie, die Treue und warb aus den umliegenden Dörfern zwanzig Waffenknechte zur Verteidigung des Grafenhofs an. Ihre Ergebenheit sicherte Wulfhardt durch Münzen aus dem Grafenschatz. Mit Hroutland und den zwanzig bewaffneten Männern an seiner Seite machte ihm niemand mehr seine Grafschaft streitig. Er hatte denn auch einen Boten an den Hof des fränkischen Königs geschickt, um die Bestätigung seiner Regentschaft über den Sualaveldgau einzuholen. Er zweifelte nicht am positiven Bescheid des Königs, zumal Gerold noch immer verschollen war. Noch ein Zeichen, dass die Sterne günstig standen!

      Allein Walburga und die römische Kirche störten seine Herrschaft über den Sualaveldgau. Jetzt rächte sich, dass sein Vater und sein Bruder nicht sofort gegen die Missionare der römischen Kirche, angeführt von Willibald und Wynnebald, vorgegangen waren. Sie hatten sich nicht getraut, weil die Missionare unter dem Schutz des Königs gestanden hatten. Wulfhardt hatte seinem Bruder vorgeschlagen, ihnen eine Falle zu stellen, zum Beispiel mithilfe des Gifts der Eibennadeln. Aber dazu hatte seinem Bruder der Mumm gefehlt. Und weil er nicht auf ihn gehört hatte, hatte sich die römische Kirche im Sualaveldgau zum Problem ausgewachsen, was schon daran zu erkennen war, dass er Walburga nicht mehr geradeheraus meucheln konnte, weil ihm dies den Zorn seiner Untergebenen, sogar seiner Waffenknechte, eingebracht hätte. Also musste er zuerst Walburgas Ruf zerstören. Und was eignete sich dafür besser, als sie mithilfe mehrerer Zeugen eines Verstoßes gegen die Gesetze der Kirche zu überführen, deren Botschaft sie verkünden sollte? Außerdem hatte er ein Rind sowie etliche Fässer Bier und Wein mit nach Heidenheim karren lassen, um den Bewohnern zu zeigen, dass ihr neuer Graf gut für sie sorgte.

      Nun drehte sich das Rind auf dem Platz vor der Kirche am Spieß über dem Feuer. Einige Bauern waren herangekommen, doch niemand schnitt etwas vom Gebratenen ab oder nahm sich etwas von dem Bier oder dem Wein. Stattdessen hielten sie die Arme vor der Brust verschränkt und warfen ihm finstere Blicke zu, sodass Wulfhardt froh war um jeden der zwanzig Waffenknechte, der ihn beschützte. Was für störrische Bauern dies doch waren, bemerkte Wulfhardt, verwundert über den großen Rückhalt, den Walburga unter den Dorfbewohnern genoss. Trotzdem wollte er sie hinrichten. Danach, so hoffte er, würden sie ihre Äbtissin schnell vergessen. Und falls doch nicht, würde er auch die Bauern bestrafen.

      Jetzt erfassten Wulfhardts Augen die Nonne. Wieder spitzten wilde Locken unter dem Kopftuch hervor. Auch unterhalb des Philtrums verbarg sich die Sünde: Von der Einkerbung aus verbreitete sich nach beiden Seiten die lockende Oberlippe. Er setzte ein siegesgewisses Lächeln auf und drehte die Krümmung des СКАЧАТЬ