Die zweite Reise. Jannis B. Ihrig
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Название: Die zweite Reise

Автор: Jannis B. Ihrig

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783957446695

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СКАЧАТЬ konnte den Satz nicht beenden, denn in diesem Moment ertönte ein schriller Ton, woraufhin Irving einen kleinen Kommunikator aus seiner Jackentasche zog, sich diesen ans Ohr hielt und ungehalten hineinsprach: „Ja, was ist? Fassen Sie sich kurz, ich bin hier in einer wichtigen Besprechung!“ Der Anrufer tat, wie befohlen, denn nur wenige Sekunden später sprang Irving vom Stuhl auf.

      „Ist irgendwas?“, wollte Tropandus wissen, dem anzumerken war, dass ihm diese unhöfliche Unterbrechung nicht gefiel.

      „Bei unseren Sanitätszelten vor der Stadt hat sich eine wütende Menge gebildet und versucht, Zugang zu erlangen. Noch hält sie sich zurück. Doch die Situation droht zu kippen“, antwortete Irving.

      „Warum sollten unsere Leute Ihre Sanitätszelte belagern?“, fragte Monarchius beunruhigt.

      Irving schluckte kurz, entschloss sich dann aber, es zu offenbaren: „Es ist durchgesickert, dass wir einige Dämonen in unseren Sanitätszelten behandeln.“

      Die Volksseele kochte. Gut eintausend Zwerge und Elfen hatten sich auf der Ebene vor der Stadt versammelt und standen nun laut protestierend vor den großen, grünen Sanitätszelten mit den roten Kreuzen, in denen Sanitäter trotz der Unruhe immer noch um die Leben ihrer Patienten kämpften. Nur eine Reihe von Soldaten, die mit großen Schilden, Schlagstöcken und Tränengasgranaten bewaffnet waren, versuchte die Menge zurückzuhalten. Unterstützt wurden die Soldaten von mehreren BPRs, Beta-Polizei-Robotern, die mit jeweils zwei Wasserwerfern bewaffnet und so ideal für das Ruhigstellen von aggressiven Mengen geeignet waren. Die Lage war angespannt und es kamen immer mehr Personen dazu, sodass die Menge stetig größer wurde.

      „Macht Platz! Die Reiter kommen!“, schrie auf einmal eine zwergische Wache hinter der Menge. Diese reagierte sofort und öffnete eine große Schneise, die die fünf ungleichen Reiter und die anderen Teilnehmer der Versammlung passieren konnten. Flankiert wurde die Gruppe von den Zwergenwächtern der Stadt, doch eigentlich waren sie in diesem Moment überflüssig. Die Wut richtete sich nicht gegen die Reiter. Vielmehr hegten die meisten die Hoffnung, dass die Reiter jetzt zum Angriff auf die Zelte blasen würden. Doch das taten sie nicht. Stattdessen baute sich Irving, von den wüsten Beschimpfungen der Menge attackiert, demonstrativ vor der Soldatenlinie auf.

      Erwin forderte ihn auf: „Erklärt Euch! Ist es wahr, dass Ihr Dämonen Zuflucht gewährt?“

      „Ja, es stimmt“, sagte Irving schlicht.

      Erwin starrte ihn an und schien auf eine Erklärung zu warten. Als der Elf merkte, dass Irving unaufgefordert keine geben würde, fragte er nach: „Und warum? Sie sind unsere Feinde. Sie müssen ausgelöscht werden.“ Ein gewisser Ton, der eine drohende Eskalation ankündigte, schwang mit.

      „Sie sind unsere Gefangenen“, gab Irving scharf zurück, „und als solche haben sie das Recht auf eine angemessene Behandlung.“

      „Recht auf eine angemessene Behandlung? Ich glaube, Dämonen kennen weder das Wort ‚Recht‘ noch dessen großen Bruder ‚Gerechtigkeit‘“, warf Janok trocken ein.

      Erwin wurde sichtbar wütend: „Das ist ein Schlag in das Gesicht eines jeden, der gegen die Dämonen gekämpft hat. In das Gesicht eines jeden, der gesehen hat, wie seine Freunde und Verwandten von den Dämonen niedergemetzelt wurden. Die Dämonen kennen keine Gnade und verdienen keine.“

      „Nur weil unsere Feinde Bestien sind, sollen wir es ihnen gleichtun?“, fragte Irving, worauf Erwin kurz stockte.

      „Wir sind und wir werden keine Bestien, nur weil wir Bestien ausmerzen. Unsere Welt war ein friedvoller Ort, bevor sie kamen und die Herzen unserer Brüder und Schwestern vergifteten. Sie sind der Grund allen Leids auf dieser Welt“, erwiderte Erwin. Zustimmende Rufe kamen aus der Menge, durch welche Erwin weiter angestachelt wurde.

      Irving spürte, wie er die Kontrolle über die Lage verlor. Doch er durfte nicht nachgeben. Wenn man seine Grundsätze verrät, egal wie gut der Grund dafür ist, wie kann man dann noch an sich selbst glauben? Irving würde jedenfalls kein Massaker zulassen. ‚Was für ein Glück, dass Dillingham nicht hier ist‘, dachte Irving. ‚Er hätte sich garantiert von seiner Ablehnung leiten lassen und entweder die Dämonen der Menge zum Fraß vorgeworfen oder harte Abwehrmaßnahmen befohlen. Die ohnehin schon angeknackste Beziehung zwischen den Menschen und den Urvölkern wäre völlig ruiniert, wenn die Menge mit Tränengas und Wasser überschüttet werden würde.‘

      Irving sah Erwin an und sagte schließlich: „Na gut.“

      Erwin entspannte sich sichtlich und lächelte: „Ich hatte gehofft, dass Ihr vernünftig werden würdet.“

      „Lasst mich aussprechen“, fiel Irving ihm ins Wort. „Ja, ich bin vernünftig. Ich habe erkannt, dass unsere Grundsätze nicht mit den Ihrigen vereinbar sind. Also werden wir mit unseren Gefangenen gehen.“

      Todesstille und erstarrte Gesichter. Der letzte Satz traf alle, selbst die Menschen, mit so einer Wucht, die selbst der Faustschlag eines Zyklopen nicht hätte haben können. Einer der Soldaten löste sich aus der Reihe und während sich die Lücke hinter ihm sofort schloss, trat er an Irving heran und fragte ihn, in sein Ohr flüsternd: „Herr Anderson, sind Sie sich sicher? Kommandant Dillingham wird es gar nicht gefallen, wenn Sie hinter seinem Rücken solche Entscheidungen treffen.“

      „Seien Sie still“, zischte Irving, „und vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue.“ Der Soldat schwieg und zog sich in die Reihe zurück.

      Nun blickte Irving nach hinten: „Worauf wartet ihr? Ich sagte, wir gehen. Macht unsere Verletzten und die Gefangenen transportbereit! Ich will, dass wir innerhalb eines Tages verschwunden sind!“ Er wartete nicht auf die Reaktion der Soldaten, sondern untermalte seine Entscheidung, indem er auf die Reihe zuschritt. Die Soldaten wichen zurück und machten Platz, weil sie nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten.

      „Warten Sie! Das können Sie nicht machen!“

      Irving drehte sich um und tat so, als wäre er überrascht. Dabei war genau das passiert, was er sich erhofft hatte. Tropandus rannte auf ihn zu und fiel auf die Knie.

      „Bitte gehen Sie nicht. Ohne Sie ist die Stadt ein gefundenes Fressen für all unsere Feinde. Egal ob Zwerg, Schattenelf oder Dämon, jeder Feind würde ein leichtes Ziel vorfinden.“ Der Zwerg blickte demütig zu Boden. „Die Dämonen haben unsere Mauer eingerissen, unsere tapferen Soldaten getötet oder verletzt und unseren Kampfwillen gebrochen. Bitte! Wir brauchen Sie!“

      Wieder angespannte Stille. Dann ein Wutschrei. „Was soll das?“ Es war Erwin, der wie ein Blitz auf den Zwerg und den Menschen zuraste. „Warum werft Ihr Euren Stolz für diese Verräter weg?!“ Das letzte Wort zog er in die Länge, während er in die Luft sprang und sich mit wutverzerrter Miene den beiden näherte. Seine Hände glühten wie zwei kleine Sonnen auf und jedem wurde mit Schrecken klar, dass gleich ein Unglück passieren würde.

      Plötzlich raste eine grüne Faust heran. Sie traf Erwins linke Gesichtshälfte und veränderte so seine Bahn. Genau genommen ging er augenblicklich zu Boden und flog nicht einmal einen halben Meter weit. Beim Aufprall grub Erwin seine Hände in das harte Gestein, das sofort von der Lichtenergie geschmolzen wurde. Der gesamte Granit in einem Umkreis von einem Meter um Erwin herum zerfloss.

      Ein Aufschrei des furchtsamen Erstaunens ging durch die Menge. Nur Janok blieb unbeeindruckt. Kein Wunder, schließlich kochte er vor Wut. Man sah ihm an, dass er sich nur mit Mühe davon abhalten konnte, in die Raserei zu verfallen. „Bist du völlig verrückt geworden, Erwin?“, schrie er. „Was ist mit dir los?“

      Doch СКАЧАТЬ