Die zweite Reise. Jannis B. Ihrig
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Название: Die zweite Reise

Автор: Jannis B. Ihrig

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783957446695

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СКАЧАТЬ Hauptstadt des Reiches des Silbernen Hammers Morgen des ersten Tages nach dem Fall von New Paris

       Du kannst mir nicht entkommen.

      Die Stimme schien überall und gleichzeitig nirgendwo zu sein. Erwin hechtete durch die ewige Dunkelheit, verfolgt von irgendetwas.

       Renn nicht weg! Es verzögert nur das Unvermeidliche.

      Erwin dachte nicht daran, stehen zu bleiben. Er rannte immer weiter in die Dunkelheit, in der Hoffnung, so der unheimlichen Stimme zu entkommen.

       Es hat keinen Sinn, vor mir wegzurennen. Niemand kann sich selbst entkommen.

      „Lass mich in Ruhe! Verschwinde!“, schrie er …

      … und erwachte. Erwin schreckte hoch und wusste einen Moment lang nicht mehr, wo er war. Er blickte sich im Zimmer um und erinnerte sich dann. Dies war eines der Gästezimmer der Goldenen Zitadelle, das Erwin bezogen hatte, nachdem die Schlacht um Goldia zu Ende gewesen war. Erwin zitterte am ganzen Leib und versuchte, sich zu beruhigen.

      Sein Blick schweifte durch das Zimmer: Es war, wie der Rest der Zitadelle, prunkvoll. Das Bett und ein Tisch mitsamt den Stühlen waren aus gutem Holz gefertigt, das aus dem Elfenreich importiert worden sein musste, während der Boden, die Wände und die Decke aus Gold bestanden. Zudem gab es ein großes Glasfenster und wie der Zufall es wollte, befand es sich in der richtigen Ausrichtung, um die Morgensonne hereinzulassen. Wirklich ein bemerkenswerter Zufall, wenn man bedachte, dass die Stadt Goldia noch vor einem Tag komplett unter der Erde gelegen hatte und nur wegen der mächtigen Magie das Flammenden Prinzen, die den halben Berg wegsprengt hatte, ans Tageslicht gekommen war. Es würde vermutlich lange dauern, bis die Zwerge sich an die Sonne gewöhnen konnten.

      Lautes Klopfen riss Erwin aus seinen Gedanken und eine sanfte Stimme ertönte: „Ich bin es, April.“

      Erwin ging zur Tür und öffnete sie. Vor ihm stand April, die Wassermagierin, die sichtlich erleichtert aussah. „Guten Morgen, April.“

      „Guten Morgen, Erwin. Ist mit dir alles in Ordnung? Ich habe dich schreien gehört“, fragte April besorgt.

      „Ähm, ja, ich hatte einen Albtraum. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was wir so alles durchmachen mussten. Tut mir leid, falls ich dich erschreckt habe.“

      „Ist schon in Ordnung.“ April sah Erwin an und dieser erwiderte den Blick.

      Es entstand eine peinliche Pause. April wusste, dass Erwin etwas belastete, was mehr war als nur ein Albtraum, und Erwin ahnte, dass April es wusste.

      Die Wassermagierin brach das Schweigen und sprach weiter: „Ich habe dir eine neue Robe mitgebracht“, wobei sie Erwin eine schneeweiße Robe reichte.

      Erwin nahm sie entgegen und bemerkte: „Danke.“ Dann fiel sein Blick auf ein Zeichen auf der Rückseite: eine Sonne, die von einem Ring umgeben war. „Das ist ja die Robe eines vollwertigen Lichtmagiers“, stellte Erwin erstaunt fest.

      „Ja, diese Robe hat mir einer der Flüchtlinge gegeben. Er selbst ist auch ein Lichtmagier und bot mir diese Robe sofort an, als ich herumgefragt hatte.“

      „Du hast für mich nach einer neuen Robe gesucht?“, fragte Erwin teils erstaunt, teils gerührt.

      „Ja, die hast du dringend notwendig, wenn man dich so ansieht.“

      Erwin blickte an sich herab und musste zugeben, dass dies noch untertrieben war. Die blaue Robe, die er von April in der Wüste bekommen hatte, war mehr zerrissen als heil und zudem nicht mehr blau, sondern bräunlich, was dem vergossenen, inzwischen getrockneten Blut, teils von Erwins Feinden, teils von ihm selbst, zu verdanken war. Die alte Robe sah so aus, wie sich Erwins Seele anfühlte. Nichts war mehr von seiner Naivität übrig geblieben, stattdessen war seine Seele von dem, was er miterleben musste, zerkratzt und verunreinigt. Es war schwer vorstellbar, dass Erwins altes Leben als Lehrling an der Akademie des Lichts erst vor zwei Wochen geendet hatte.

      „Danke, April. Eine neue Robe ist genau das, was ich jetzt brauche.“

      April lächelte und zog sich dann zurück, damit Erwin sich umziehen konnte.

      „Warte, April! Was ist eigentlich mit deiner Mutter?“

      Aprils Mutter Neptunia war nach der Schlacht verschwunden, doch April konnte jetzt Entwarnung geben: „Meine Mutter ist noch gestern Abend wieder aufgetaucht. Das Kämpfen hatte sie sehr erschöpft, weshalb sie vorübergehend ohnmächtig in einer Gasse lag. Dann aber hat sie sich zur Zitadelle geschleppt, wo wir sie gefunden und sofort ins Bett gesteckt haben. Sie schläft noch immer und sollte am besten nicht geweckt werden.“

      „Vorsicht, die Natter wacht auf“, vernahm die Silberne Natter.

      „Bleib cool, Kumpel. Diese Stahlfesseln, mit der wir sie am Bett fixiert haben, könnte nicht mal ein Kampfroboter brechen“, versuchte eine zweite Stimme zu beruhigen.

      „Der Roboter mit den Augen bestimmt schon“, erwiderte die erste Stimme skeptisch.

      Zuerst war die Sicht der Natter verschwommen, doch allmählich wurde alles wieder klar. Sie starrte an eine steinerne Decke, bis sie den Kopf drehte und bemerkte, dass sie sich in einem rustikalen Bett befand, welches aus Holzplanken bestand und eine Strohmatte besaß, soweit sie es fühlen konnte. Die Fesseln waren tatsächlich aus Stahlbändern und somit selbst für sie nicht zu brechen. Sie reckte weiter ihren Kopf und konnte nun die beiden Besitzer der Stimmen erblicken und gleichzeitig erkennen, dass sie sich in der Zelle eines Verlieses befand. Vor den Gitterstäben standen zwei menschliche Soldaten. Der eine, der zuerst gesprochen hatte, schien einer arabischen Familie zu entstammen, während der zweite eindeutig asiatische Vorfahren hatte.

      „Ich meine, hast du dieses … Ding gesehen?“, setzte der Araber wieder an.

      „Ja, zugegeben, der ist unheimlich. Und damit meine ich nicht die Toten, die er in der Forschungsstation hinterlassen hatte. Ich habe ihn kurz nach der Schlacht gesehen. Er hat geblutet. Sandfarbenes Blut tropfte aus den Ritzen seiner Panzerung. Und dann erst diese Augen!“, fügte der Asiate hinzu.

      „Als wäre er keine Maschine mehr“, befürchtete der Araber.

      „Was aber dann?“, fragte der Asiate.

      Plötzlich hörten sie ein Geräusch und zuckten zusammen. Es war das typische Surren von Robotergelenken. „Meine Herren, ich wurde zu Ihnen geschickt, um Ihnen bei der Bewachung der Gefangenen zu helfen.“

      Die Natter sah den beiden Soldaten die Erleichterung an, die sie verspürten, nachdem sie sahen, dass es nur ein kleiner Delta-Gatling-Roboter war, der die Steintreppe herunterkam. Dieser vierbeinige Spinnenroboter war nicht länger als einen Meter und trug auf seinem Rücken eine einzelne Gatling. Er wurde hauptsächlich für Wachdienste und Patrouillen innerhalb von Gebäuden eingesetzt.

      „Verdammt noch mal, schleich dich nicht an, Robot“, fauchte der Asiate den Roboter an.

      „Entschuldigung, Herr. Das wird nicht wieder vorkommen“, entschuldigte sich der Roboter.

      „Das will ich auch hoffen“, setzte der Araber hinzu. Dann wendete er sich der Treppe zu, die nach oben in die Zitadelle führte. „Ihr beiden passt weiter auf die Natter auf. Ich gehe mal kurz nach oben und sage Bescheid, dass unsere kleine Schlange hier aufgewacht СКАЧАТЬ