Die zweite Reise. Jannis B. Ihrig
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Название: Die zweite Reise

Автор: Jannis B. Ihrig

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783957446695

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СКАЧАТЬ andere Teil genau mit diesen verbündet war. Zudem gab es noch das Problem, dass Goldia und alle anderen Städte des Clans des Silbernen Hammers nun führungslos waren, da mit Theron der letzte Clanangehörige verstorben war. Die Clanlinie, die häufiger mit Todesfällen bestraft als mit Zuwächsen gesegnet gewesen war, befand sich am Ende. Glücklicherweise aber hatte Theron mehrere Berater, die die Regierungsgeschäfte übernehmen konnten. Trotzdem bedurfte es eines neuen Königs, bevor das Volk unruhig wurde.

      Im Saal der Goldenen Zitadelle stand vor dem Thron ein großer, langer Tisch, an dem sich mehrere Personen versammelt hatten. Neben den bereits erwähnten Beratern des toten Königs befanden sich als elfische Vertreter König Maximilian der Vierte und sein Bruder Monarchius am Tisch, während der grimmige Kommandant Dillingham als Vertreter der Menschen anwesend war. Man sah ihm an, dass er sich unwohl unter den „Nichtmenschen“ fühlte. Kein Wunder, schließlich war er ein überzeugter Prohumanist, also ein Anhänger von politischen Lehren, welche den Menschen als anderen intelligenten Wesen überlegen ansahen. Zu guter Letzt befanden sich noch die fünf Kampfgefährten der Reiter im Saal, welcher groß genug für sie war, ohne dass es eng wurde. Alle warteten auf die Letzten, welche kurz darauf eintrafen.

      Von der rechten großen Treppe, die ins Innere der Zitadelle führte, kam die kunterbunte Fünfergruppe, während Erwin und April die linke hinabschritten. Wortlos setzten sich die Dazugekommenen an den Tisch, außer GKR-3443 natürlich. Abgesehen davon, dass sein massiver Roboterkörper nicht darauf ausgelegt war, eine Sitzposition einzunehmen, besaßen die Zwerge keinen Stuhl, der das Gewicht des Roboters hätte aushalten können. Also stand er am Tisch. Die Reiter, die Vertreter der Elfen und Menschen sowie die zwergischen Berater saßen an den beiden länglichen Seiten des Tisches verteilt, während an der dem Thron zugwandten kurzen Seite ein einzelner Zwerg saß, der sich sogleich von seinem Stuhl erhob. Er war mit einer blausilbernen Robe, die das hervorstechende Bild des Silbernen Hammers trug, bekleidet. Da die anderen Berater nur gewöhnliche Stoffroben trugen, war es für jeden ersichtlich, dass dieser Zwerg der oberste Berater sein musste.

      Der Zwerg begann zu reden: „Ich danke Ihnen, dass Sie sich hier versammelt haben. Da die gestrige Schlacht ein gewaltiges Chaos sowohl in der Stadt als auch in unserer Gesellschaft hinterlassen hat und es zudem einige Unklarheiten gibt, was hier los ist“, der Zwerg sah zu den beiden Menschen hinüber, „ist es dringend erforderlich, diese offenen Fragen zu beantworten. Doch zuerst will ich mich im Namen aller Bewohner dieser Stadt bei unseren Elfenfreunden, bei den fünf ungleichen Reitern und bei den Menschen, die uns überraschenderweise beigestanden haben, bedanken: Danke.“

      Während alle, auch Irving, den Dank gern annahmen, blieb Dillinghams Gesicht, aus dem schon die gesamte Zeit über die Verachtung heraustropfte, unbewegt. Der Zwerg sah oder beachtete es nicht, als er sich den Menschen direkt zuwandte und weitersprach: „Ich bin Tropandus, der oberste Berater des verblichenen Königs. Somit wären wir aber schon bei einer der wichtigsten Fragen. Es sind Gerüchte im Umlauf, dass Sie sich mit den Dämonen verbündet hätten, was aber wohl durch Ihr Eingreifen in die gestrige Schlacht als eindeutig widerlegt angesehen werden kann.“

      Dillingham schüttelte den Kopf und begann zu erklären: „Das stimmt nur zur Hälfte. Tatsächlich haben auch wir Verräter in unseren Reihen.“ Sein Gesicht verkrampfte sich. „Unser … Reich ist gespaltet: Wir gegen die Dämonenanhänger.“

      „Wie ist es dazu gekommen?“, fragte Erwin subtil anklagend.

      Dillingham sah ihn scharf über den Tisch hinweg an: „Das müsstet ihr Elfen doch wohl am besten wissen.“

      Monarchius seufzte: „Also seid ihr Menschen ebenfalls vor der Versuchung schneller Macht nicht gefeit.“

      „Ja, die dunkle Seite der Macht hatte schon immer eine anziehende Wirkung“, murmelte Irving.

      „Wie bitte?“, fragte Schimascha nach.

      „Nichts“, war die hastige Antwort.

      „Doch wie ist denn nun die genaue Lage bei euch Menschen?“, hakte Janok nach.

      „Das geht dich nichts an, Ork“, erwiderte Dillingham unerbittlich und packte dabei so viel Verachtung in die einzelne Silbe des Wortes „Ork“, dass die Menge für eine gesamte Hetzschrift ausgereicht hätte.

      Dies blieb dem Ork nicht verborgen und er reagierte verärgert darauf: „Sie mögen keine Orks, wie?“

      „Ich mag keine Nichtmenschen, doch das steht nicht zur Debatte.“

      Der schnelle Tritt gegen das Schienbein, den Irving Dillingham verpasste, erfolgte nicht schnell genug. Das Wort „Nichtmensch“ entschlüpfte rasch dessen Mund und breitete sich wie ein eisiger Nebel im Saal aus. Deshalb legte Irving seine Hand auf die Schulter des Kommandanten und flüsterte ihm eindringlich ins Ohr: „Gehen Sie jetzt besser raus, Herr Kommandant.“ In die Worte „Herr Kommandant“ packte Irving genauso viel Verachtung, wie es Dillingham bei dem Wort „Ork“ getan hatte.

      Der Kommandant sah ihn wütend an, schien aber dann zu beschließen, eine Konfrontation hinauszuschieben und wortlos den Saal zu verlassen.

      Irving blickte peinlich berührt in die Runde und sah in mehrere entgleiste Gesichter. Es galt unter allen Regierenden Locondias als Eklat, Rassismus bei politischen Sitzungen offen zu zeigen. Genau genommen war dies der schlimmste Eklat, den man sich leisten konnte. Und das wusste Irving: „Ich würde ja gern für das Verhalten des Kommandanten um Entschuldigung bitten. Doch so ein Verhalten kann man nicht entschuldigen.“

      „Wir nehmen Ihre Entschuldigung trotzdem an“, sagte Tropandus und die anderen Teilnehmer nickten. Damit war die peinliche Situation erst einmal vom Tisch und Tropandus verlangte, bevor er zum nächsten Punkt kam, nur: „Ich muss aber darauf bestehen, dass Ihr Vorgesetzter nicht mehr an unseren Versammlungen teilnimmt.“

      Irving nickte. Das war ihm auch lieber so. Dillingham mochte zwar ein guter Kommandant sein, seine Abneigung gegenüber Nichtmenschen war jedoch erstaunlich stark. Irving hätte nicht gedacht, dass ein Kommandant sich nicht zusammenreißen konnte, wie man es von einem hochgestellten Armeeangehörigen erwarten würde. Er verscheuchte seine Gedanken um Dillingham und konzentrierte sich wieder auf Tropandus, der den nächsten Punkt ansprach.

      „Ein zweites Problem besteht darin, dass Goldia ohne König ist und dass es keinen direkten Thronerben gibt. Das wird zu Spannungen führen.“

      „Spannungen mit wem?“, fragte Janok.

      „Natürlich mit unseren reizenden Nachbarn“, polterte einer der anderen zwergischen Berater dazwischen und sein Tonfall ließ erahnen, dass er nicht viel von seinen „reizenden“ Nachbarn hielt. „Da unsere Adligen immer nur jene ihres Standes geheiratet haben, ist so gut wie jeder Clan mit jedem anderen verwandt. Das heißt, jedes Königshaus der drei anderen Reiche kann und wird Ansprüche auf den Thron geltend machen, um das Reich des Silbernen Hammers dem eigenen einzuverleiben.“

      „Ich ahne, was das bedeutet“, murmelte Gribus und sprach damit aus, was alle dachten.

      Tropandus nickte: „Der allgemeine Waffenstillstand, den wir optimistisch als ein Bündnis der Reiche bezeichnen, wird aufgehoben werden und ein zweiter Bürgerkrieg wird Einzug in dieses Reich halten. Das ist so schon schlimm genug, da sich jetzt aber die Dämonen erheben, käme dies einem Todesurteil gleich. Ein zersplittertes, sich selbst bekämpfendes Reich wäre für die Dämonen ein leichtes Spiel. Auch mit einem König wird es schon schwierig genug sein, die anderen Königshäuser zu überzeugen, sich mit uns zu verbünden.“

      „Moment mal, das klingt aber so, als hätten Sie bereits eine Lösung für unser Königsproblem“, СКАЧАТЬ