Название: Der Teufel von Köpenick
Автор: Horst Bosetzky
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783955522100
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Ihn würde keine einfangen!
Es ekelt ihn an, wenn er sich vorstellt, sein Glied, mit dem er gerade Harn gelassen hatte, in den Körper eines anderen Menschen zu stecken.
Vor dem Amtshaus mit seinem imposanten Turm biegt er rechts ab in die Erkstraße. Er überquert noch die Donaustraße, dann sieht er schon das alte Rixdorfer Polizeipräsidium an der Kaiser-Friedrich-Straße und dahinter die Wildenbruchstraße. Doch unter der Adresse, die ihm der Kollege genannt hatte, findet sich kein Institut für Homöopathie, und er wird auch nicht fündig, als er die Straße bis weit hinter dem Neuköllner Schifffahrtskanal nach ihm absucht. Er bleibt stehen, stellt seine Aktentasche auf das Fensterbrett einer Parterrewohnung und beginnt, nach seinem Notizzettel zu suchen. Endlich findet er ihn. Es ist ein abgerissenes Stück Zeitung, auf dem steht: Ziemann, Windscheidstraße.
Gott, da hat er Windscheid mit Wildenbruch verwechselt. Es scheint doch etwas mit seinem Kopf nicht in Ordnung zu sein.
Die Windscheidstraße, das weiß er, liegt in Charlottenburg und kreuzt die Kantstraße. Ein weiter Weg. Lohnt sich das?
Er zögert.
Aber der Kollege hat geschworen, dass dort geradezu Wunderheiler am Werke seien. »Eine halbe Stunde bei Ziemann, und du glaubst, du bist im Himmel. Jeder Druck ist weg.«
Also macht sich Norbert N. auf den Weg nach Charlottenburg. So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Er muss nur zum S-Bahnhof Treptower Park laufen und bis zum Bahnhof Charlottenburg fahren. Das tut er auch. Gleich am Ausgang in der Fahrtrichtung beginnt die Windscheidstraße.
Schnell hat er das Institut Ziemann gefunden.
Es liegt im Parterre und ähnelt einer Arztpraxis. Das Personal trägt weiße Kittel, und alles macht einen sehr seriösen Eindruck.
Herr Ziemann, der aussieht wie ein Chefarzt, führt ihn in ein kleines Zimmer, rückt ihm einen Stuhl zurecht und bittet ihn, Platz zu nehmen. Er selber begibt sich hinter seinen eindrucksvollen Schreibtisch und beginnt mit einem kleinen Vortrag: »Homöopathie – was ist das eigentlich? Das ist eine von Samuel Hahnemann begründete Behandlungsmethode, bei der der Mensch immer als Ganzes betrachtet wird. Gesundheit ist eine Lebenskraft, die den ganzen Körper beseelt. Ist diese Vitalenergie ungebrochen, wehrt sie alle Krankheiten ab. Ist sie aber gelähmt, brechen Krankheiten aus. Um sie zu bekämpfen, muss die gelähmte Vitalenergie wieder wachgerüttelt werden. Dabei gehen wir davon aus, dass Ähnliches mit Ähnlichem behandelt werden muss. Aber nun erzählen Sie mir doch erst einmal, warum Sie in unser Institut gekommen sind.«
Norbert N. holt weit aus und berichtet Ziemann von seinen Schlafstörungen und seinen starken Kopfschmerzen.
»Sind Sie verheiratet?«, fragt Ziemann.
»Nein!«
»Und, haben Sie dennoch regelmäßigen Geschlechtsverkehr?«
Norbert N. ist verwirrt. »Nein, wie denn?«
Ziemann macht sich Notizen und stellt noch eine Reihe anderer Fragen. Dann überlegt er einen Augenblick lang mit geschlossenen Augen und hat eine Idee für die Therapie: »Um Ihre Verkrampfungen zu lockern, beginnen wir mit einer leichten Massage. Unsere Frau Rolland wird danach alles Weitere mit Ihnen besprechen.«
Norbert N. wird in ein Behandlungszimmer geführt und gebeten, sich schon einmal auf einer Liege auszustrecken. Frau Rolland würde gleich kommen. Die Oberbekleidung möge er bitte ablegen und die Schuhe ausziehen.
Er tut wie ihm geheißen und klettert auf die Liege, legt sich auf den Rücken und starrt an die Decke. Die Stuckornamente interessieren ihn. Er fährt sie wie Eisenbahnstrecken mit seinen Blicken ab.
Ein Wasserfleck an der Decke sieht aus wie ein Erdteil. Afrika vielleicht.
Als er das linke Auge zukneift, merkt er, dass er mit dem rechten kaum noch etwas sehen kann, und fragt sich, ob in seinem Gehirn nicht doch ein Tumor wächst, der ihm den Sehnerv abquetscht.
Sein Arzt bestreitet das zwar – aber was wissen schon Ärzte!
Er schrickt hoch, als die Tür aufgeht.
Eine Frau in weißem Kittel erscheint. Sie sieht sehr sauber und schnuckelig aus. Sie stellt sich als Frau Rolland vor und begrüßt ihn derart freundlich, dass ihm richtig warm ums Herz wird.
Er schildert ihr sein Leiden, dann muss er sich auch noch sein Unterhemd ausziehen.
Sie beginnt mit ihrer Massage.
Erst wehrt er sich gegen ihre Hände, dann genießt er es.
»Alles furchtbar verspannt«, stellt Frau Rolland fest. »Was haben Sie denn für einen Beruf?«
»Ich bin Buchhalter«, antwortet er mit einem gewissen Stolz.
»Na, immer den ganzen Tag Bücher halten, das geht schon aufs Kreuz«, scherzt sie.
Er bleibt ernst und erläutert ihr die Aufgaben, die ein Buchhalter in seiner Firma zu erledigen hat. »Aber das können Sie in Ihrem Beruf ja nicht wissen.«
Frau Rolland kichert. »In meinem Beruf … Ich war früher einmal Bürokraft im Amtsgericht Neukölln und dann im Wohlfahrtsministerium in der Leipziger Straße beschäftigt.«
»Interessant«, murmelt Norbert N.
»Drehen Sie sich bitte mal auf den Rücken!«
»Ja!«
Schläfrig ist er geworden. So bemerkt er gar nicht, dass Frau Rolland seine Gesäßbacken zu kneten beginnt. Dann denkt er, dass das zur homöopathischen Behandlung gehören würde. Es ist auch ganz angenehm, ja sogar lustvoll. Peinlich ist jedoch, dass sein Glied langsam steif zu werden beginnt. Da die Liege nicht nachgibt, muss er sein Gesäß etwas anheben. Hoffentlich, denkt er, merkt Frau Rolland nichts.
Die plaudert munter drauflos und bittet ihn schließlich, sich aufzusetzen, damit sie auch von vorn an seine Schulter herankomme.
Er tut es in Zeitlupe, doch so schnell will seine Erektion nicht verschwinden.
Frau Rolland hat den unteren Knopf ihres Kittels geöffnet, so dass Norbert N. ihren rechten Oberschenkel bis hoch zum Rand ihres Strumpfes sehen kann. Das Fleisch ist leicht gebräunt und zum Reinbeißen.
Ihre rechte Hand legt sich auf sein Glied. »Wenn Sie mehr möchten, Herr … dann … So teuer, wie Sie denken, ist es nicht. Eine kleine Zuzahlung nur.«
Vier
1932
Erich und Martha Zeitz hatten das Wochenende in Leipzig verbracht, wo ihre Tochter nach der Hochzeit hingezogen war. Ausgerechnet zu den Kaffee-Sachsen, und wie nicht anders zu erwarten, hatte es am Sonntagabend einen heftigen Streit zwischen ihnen und ihrem Schwiegersohn gegeben. Folglich waren sie nicht noch ein paar Tage länger geblieben, СКАЧАТЬ