Der Penis-Komplex. Gerhard Staguhn
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Название: Der Penis-Komplex

Автор: Gerhard Staguhn

Издательство: Автор

Жанр: Социальная психология

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isbn: 9783866746534

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СКАЧАТЬ einfacher oder komplizierter gestaltet. Die paarigen Hoden bestehen aus einfachen Schläuchen, die sich in den Samenleiter fortsetzen. Der Samen wird entweder in flüssiger Form oder eingeschlossen in einer Samenkapsel übertragen. Bei den meisten Käferarten, aber zum Beispiel auch bei vielen Fliegenarten, lässt sich die Paarung mit dem Coitus a tergo (= von hinten) beim Menschen vergleichen: Das Käfermännchen reitet beim Weibchen von hinten auf, beziehungsweise sitzt auf dessen Rücken und hält sich mit den Beinen an ihm fest. Manche Männchen suchen zusätzlich Halt, indem sie sich auch noch mit den Mundwerkzeugen am Weibchen festbeißen – ein Koitusreflex, der auch bei manchen von hinten koitierenden Menschenmännchen zu beobachten ist, ebenso beim Gockel, der seine Henne, oder beim Kater, der die Kätzin besteigt.

      Bei den meisten Käferarten dauert der eigentliche Koitus, nicht anders als bei so manchem Menschenpaar, nur wenige Sekunden. Hingegen kann er sich, etwa beim Maikäfer, auch über mehrere Stunden hinziehen, was, auf den Menschen übertragen, zu dem geflügelten Wort ›Sie vögeln wie die Maikäfer‹ geführt hat. Der Maikäfer erweist sich überhaupt als ein versierter Liebeskünstler im Stil eines Casanova, vor allem, was das Nachspiel betrifft, das sonst im Tierreich kaum vorkommt und auch beim Menschen eine eher weibliche Vorliebe ist, während der Mann nach vollzogenem Akt meist den unbändigen Drang verspürt, entweder den Ort des Geschehens fluchtartig zu verlassen oder ebenso fluchtartig einzuschlafen. Das Maikäfer-Männchen hingegen lässt sich nach vollbrachtem Liebesopfer wie ohnmächtig auf den Rücken fallen und vom Weibchen in dieser Position vollkommen nutz- und ziellos in der Gegend herumtragen, bis sie sich endlich voneinander lösen.

      Bei den Fliegen, etwa der Taufliege, ist vor allem das weibliche Paarungsverhalten interessant: Sie allein entscheidet, wann er darf. Dem Werben des Männchens wird nicht sofort nachgegeben, sondern das Weibchen inszeniert ein regelrechtes Programm der Zurückweisung. Es lockt, indem es sich ziert. Es gibt sich nur einem Freier hin, der sich werbend so richtig ins Zeug legt. Anders wäre es gar nicht begattungsbereit, das heißt, überhaupt nicht in der Lage, minutenlang stillzuhalten, was den rastlosen Fliegen naturgemäß schwer fällt. Denn das Männchen braucht ziemlich lange, bis es auf seine Partnerin geklettert ist und seinen Penis in die richtige Abschussposition gebracht hat. Aber auch das Weibchen benötigt diese Zeit, bis sich endlich seine Vaginalplatten öffnen. Mit den Spermien wird dem Weibchen auch ein Arsenal von Eiweißstoffen verabreicht, darunter ein so genanntes Sexpeptid. Dieses bewirkt, dass das Weibchen weitere Verehrer zurückweist; gleichzeitig regt es die Eierproduktion an. Das Weibchen wird also bei der Begattung vom Männchen chemisch auf Monogamie programmiert. Sexualität ist nun mal in hohem Maße Chemie, eben die Chemie der Hormone. Das ist beim Menschen im Prinzip nicht anders.

      Bei den Fischen haben die Männchen in Sachen ›Penis‹ sehr wenig oder rein gar nichts vorzuweisen. Das verwundert kaum, denn im Lebensraum Wasser bietet es sich an, die Befruchtung der Eier außerhalb des weiblichen Körpers zu arrangieren, also Eier und Samen im freien Wasser zueinander zu bringen. Einzig bei den lebend gebärenden Fischarten, etwa den Haien oder den Rochen, haben sich »Begattungsorgane in Form von langen knorpeligen Anhängen […] der Bauchflossen ausgebildet. Andere lebend gebärende Fische […] besitzen Begattungsorgane, die aus der Afterflosse gebildet werden.« (Grzimeks Tierleben, Bd. 4, S. 65) Das Sexualleben der Fische ist von daher eine ziemlich langweilige Angelegenheit, die hier nicht weiter ausgebreitet werden muss.

      Auch bei den Amphibien bleibt dem Penis, falls überhaupt einer vorhanden ist, nichts anderes zu tun, als mehr am Rande als im Innern der weiblichen Kloake herumzumachen, um schließlich unterhalb derselben einen so genannten Samenträger am Boden abzusetzen, den das Weibchen, wenn es Lust dazu hat, mit seiner Kloake aufnimmt. Dieses Prinzip der körperlosen Sexualität ist ja bereits vertraut. Es gibt auch Amphibien-Arten, bei denen die Weibchen den aufgenommenen Samenträger in einer Körpertasche verstauen, um sich bei Gelegenheit daraus zu bedienen. Von Penisaktivitäten auch hier keine Spur! Einzig ein nordamerikanischer Frosch mit dem zutreffenden Namen Schwanzfrosch bemüht sich um eine Kopulation, die diesen Namen aus menschlicher Sicht verdient. In der Tat verdankt diese Froschart ihren Namen nicht einem Schwanz im Sinne eines verlängerten Hinterteils, sondern einem Schwanz im Sinne von Penis. Gemeint ist eine bescheidene, nur fünf bis zehn Millimeter lange, nach hinten ausgestülpte röhrenförmige Verlängerung der Kloake, die dem Frosch-Mann als ›Penis‹ dient. Die Befruchtung geschieht also im Körperinnern des Weibchens. Das ist bei dieser Froschart auch sinnvoll, denn sie lebt in Gebirgsbächen mit reißender Strömung, was eine äußere Befruchtung unmöglich machen würde. Der Samen ginge buchstäblich den Bach runter.

      Bei den Weichtieren (Mollusken) erwartet man von vornherein keinen Penis, zumindest keinen, der durch Härte beeindruckt. Der Tierklasse der Schnecken würde man damit allerdings Unrecht tun. Bei ihnen findet man sogar einen Penis, der zumindest optisch nichts zu wünschen übrig lässt. Da die Schnecken Zwittertiere sind, können sie sexuell mal als Männchen, mal als Weibchen aktiv werden. Oder sie sind beides zugleich, indem sie sich selber befruchten – aus menschlicher Sicht eine beneidenswerte Fähigkeit, die unser Sexualleben zweifellos bereichern würde. Man erlebte beim Höhepunkt der Selbstbegattung sowohl männliche als auch weibliche Orgasmen. Nicht nur unter orgastischen Gesichtspunkten erscheint die lebenslange Festlegung des Individuums auf ein Geschlecht nicht unbedingt als die glorreichste Erfindung der Evolution. Welcher Mann wäre nicht gern auch mal Frau – und umgekehrt! Aus purer Neugier. Tatsächlich hat die Evolution den Geschlechtswechsel bei der einen oder anderen Art ausprobiert, doch für die höheren Tiere bedauerlicherweise wieder verworfen.

       Das Glied des Gliederwurms

      Doch kehren wir zum Penis bei den Weichtieren zurück: Bei den Tintenfischen, diesen erstaunlich intelligenten Vertretern dieses Tierstamms, dient den Männchen einer ihrer acht oder zehn Arme als Penis. Man bezeichnet ihn wissenschaftlich als Hectocotylus. Ihn führt das Männchen bei der Begattung in die Mantelhöhle des Weibchens ein. Dann wird in einer Längsrinne des Begattungsarms eine Spermatophore mittels Kontraktionswellen bis zur weiblichen Geschlechtsöffnung transportiert, die sich tief in der Mantelhöhle verbirgt.

      Bleiben zum Schluss dieser flüchtigen biologischen Betrachtung noch die Niederen Tiere, die zumindest im Sexuellen alles andere als niedrig sind. Gerade im Hinblick auf den Penis erlebt man Überraschungen, vor allem, was die Plattwürmer, Schnurwürmer, Schlauchwürmer, Gliederwürmer und Spritzwürmer betrifft. Schon in den Namen ist der Penis mehr oder weniger präsent, am stärksten natürlich beim Spritzwurm. Bei diesen recht einfach gebauten zwittrigen Tieren findet man erstaunlich fortentwickelte Geschlechtsorgane. Während zum Beispiel die ebenfalls sehr einfach gestalteten Schwämme oder Hohltiere ihre Samenzellen einfach dem Lebensraum Wasser übergeben, ähnlich wie die Fische, basiert der Wurmsex auf echter Penetration, soll heißen: Ein Wurmpenis dringt in eine Wurmvagina ein. Weil der Wurm selber schon einem Penis gleicht, haben wir hier gewissermaßen einen Penis mit Penis vor uns. Damit erweisen sich männliche Würmer als die Penis-Tiere schlechthin.

      Nicht umsonst rückt auch der menschliche Penis wegen seiner wurmartigen Gestalt sprachlich in die Nähe des Wurms. ›Spritzwurm‹, ›Schlauchwurm‹ oder ›Gliederwurm‹, diese biologischen Klassifizierungen von Würmern, würden als volkstümliche Ausdrücke in idealer Weise zum menschlichen Penis passen. In manchen Gegenden Deutschlands wird der Penis volkstümlich als Hosenwurm bezeichnet.

      Die zwittrige Fruchtbarkeit der Würmer ist erstaunlich. Das liegt vor allem daran, dass sie sich als schmarotzende Organismen zum Lebenserhalt um nichts kümmern müssen. Ihr einziger Lebensinhalt ist der Sex. Der Einfachheit halber begatten sie sich meistens selber, genauer: Der männliche Abschnitt des Wurms begattet den weiblichen. Diese einfachen Tiere sind bei passender Gelegenheit aber auch zur Begattung eines anderen Wurm-Individuums in der Lage. Bei den zu den Plattwürmern gehörenden Strudelwürmern hat sich der Penis aus ursprünglichen Abwehrwaffen des Tiers entwickelt. Im Grunde hat ja jeder Penis, voran der besonders groß geratene des Menschen, etwas von einer Waffe, freilich mehr von einer Angriffs- als von einer Abwehrwaffe. Bei den Strudelwürmern übernehmen so genannte ›birnenförmige Organe‹ oder ›Drüsenstacheln‹, СКАЧАТЬ