Es ist kompliziert. Rachel Held Evans
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Название: Es ist kompliziert

Автор: Rachel Held Evans

Издательство: Автор

Жанр: Биографии и Мемуары

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isbn: 9783865069146

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СКАЧАТЬ ohne auf die verzweifelten, angestrengten Strategien anderer Jugendpfarrer aus der Umgebung zurückzugreifen, die versuchten, das Christentum „für die Jugend relevant“ zu machen. Er wusste, dass man nicht ein Volleyballnetz spannen, christliche Rockmusik anschmeißen und dann erwarten kann, dass Sportskanonen und Bandnerds, Goths und Cheerleader, Hinterwäldler und FroKis ihre Unterschiedlichkeiten beiseitelassen und sich gegenseitig im Geiste Christi annehmen und genießen. Seine Abscheu für Jugendleiter, die verzweifelt genug waren, genau das zu versuchen, verbarg er nur gerade so. Stattdessen stattete er unseren Laden in der Innenstadt mit superbequemen Sesseln in einer Ecke aus, stellte einen Kicker in eine andere. In einem Nebenraum gab es Computerspiele, im hinteren Bereich eine riesige Bühne und Basketballkörbe sowie ein Volleyballnetz auf dem Parkplatz. Wir betrachteten es als Erfolg, ungefähr 70 Teenager drei Stunden pro Woche zur gleichen Zeit am gleichen Ort zusammenzubringen, mit oder ohne „Breakfast Club“-Momente. Brian hatte den Wunschzustand jedes ehemaligen, gegenwärtigen und zukünftigen Teenagers erreicht: Er war cool, ohne es zu versuchen. Wir himmelten ihn an.

      Selbst die Jungs aus der letzten Reihe liebten Brian, obwohl sie so taten, als sei das nicht der Fall, indem sie während der Anbetungszeiten die Hände in den Hosentaschen vergruben und während der Andacht am Teppichflor herumzupften. Brian ging mit ihnen fischen und bowlen, teilte Insider-Witze mit ihnen und nahm, viele Jahre später, ihre Trauungen vor. Bei der ganzen Zeit, die Brian darauf verwendete, den Jungs aus der letzten Reihe zu dienen, hätte man meinen können, dass sie vielleicht eines Tages näher an den vorderen Teil des Raumes heranrücken und sich beim Singen zu uns anderen gesellen würden, die wir für Gott brannten.

      „Es ist nicht meine Aufgabe, Leute zu verändern“, sagte Brian, als ich ihm deswegen auf die Nerven ging. „Meine Aufgabe ist es nur, Leute zu lieben.“

      Ich schloss daraus, dass er wohl eine Art Spiel auf Zeit spielte und sich in ihre Leben hineinarbeitete, bevor er sie für die große Erweckung rekrutierte. Es kam mir nie in den Sinn, dass es vielleicht Zeiten gab, in denen Brian mich auch einfach nur liebte.

      Ich erinnere mich an recht wenig, was die Gemeinde außerhalb unserer Jugendgruppe angeht, außer dass ich an den Sonntagmorgen die Jungs aus der Jugendgruppe in ihren ordentlichen Hemden zu sehen bekam und sie mich in Röcken. (Zu dem Zeitpunkt hatte ich die Laura-Ingalls-Wilder-Sache fallen gelassen und Lippenstift aufgelegt.) Zusammen saßen wir in den letzten vier Reihen des Kirchenraums der Grace Bible Church – einem fensterlosen Gebäude mit Gewölbedecke, das von außen aussah wie ein Planetarium. Die Grace Bible Church war die größte konfessionslose Kirche der Stadt und gerade erst mit einem lebbaren Kompromiss und verheilenden Fleischwunden aus den Lobpreisschlachten der 90er hervorgegangen. Der sah so aus, dass unsere etwa 200 Mitglieder starke Gemeinde den einen Teil des Gottesdienstes aus einem Gesangbuch sang und den anderen von Tageslichtprojektor-Folien. Unser Pastor war ein alter Freund der Familie, der mit meinem Vater im Seminar gewesen war. Die beiden waren zusammen zur Musterung gegangen und erinnerten sich an das Ereignis wie zwei alte Kriegskameraden, obwohl keiner von beiden einberufen wurde. Pastor Doug war ein eher gelehrterer, exegetischerer Prediger als Pastor George – und zu allem Überfluss ein Fan der Baseballmannschaft der St. Louis Cardinals. Unsere Gemeindebriefe enthielten detaillierte Gliederungen seiner Predigten, deren Unterüberschriften häufig mit demselben Buchstaben anfingen: Gnade, Gerechtigkeit, Gehalt. Ich füllte jede Lücke aus und riet manchmal den nächsten Punkt (Gottesdienst!), während mir die Jungs aus der letzten Reihe durchgekaute Papierkügelchen ins Haar schossen.

      Nicht viele Jugendliche gehen zur Jugendgruppe, um ihre Religiosität abzumildern, aber Brians beziehungsorientierter Stil trug dazu bei, dass mein Kreuzritterkomplex sich etwas mäßigte. Er sah, dass ich ein Händchen für Lehre und für Leitungsaufgaben hatte, und lud mich mehr als einmal dazu ein, die Andacht zu halten (ein unerhörtes Privileg für eine junge Frau in diesem Umfeld). Er überzeugte mich außerdem davon, die Super-Bowl-Party nicht durch einen Bekehrungsaufruf während der Halbzeit zu ruinieren und mich während all der holprigen Kleinbusfahrten zu Konzerten und Jugendfreizeiten – die mein Haar durcheinanderbrachten (die Fenster standen immer offen) und meine Gedanken von einem süßen Jungen zum nächsten springen ließen – zu entspannen und die Zeit mit meinen Freunden zu genießen.

      Einer dieser Ausflüge brachte mich jedes Jahr nach Alabama zurück. Es ging um ein Wochenendgottesdienstprojekt im Camp Maxwell in Haleyville. Camp Maxwell beherbergte während des Sommers wenig privilegierte Jugendliche, lud im Frühjahr aber privilegierte Jugendliche aus dem ganzen Südosten ein, die dann für Jesus Beton gossen, Baumstümpfe ausgruben und Wasserleitungen beschädigten. Alle Mädchen kauften sich extra für diesen Anlass neue Latzhosen. Abends trafen wir uns in einem Versammlungsraum ohne Dach, um anzubeten, zu zittern und Feuer-und-Schwefel-Predigten von Männern zu lauschen, deren Theologie Brian dann auf der Heimfahrt sanft korrigierte.

      Bei diesen Treffen lernte die Jugendgruppe der Grace Bible Church ihre Einzigartigkeit richtig schätzen. Jedes Jahr bewiesen wir sie erneut, indem wir den heißbegehrten Klospülkastenpreis mit nach Hause brachten. Der Klospülkastenpreis sah genauso aus, wie er sich anhört: Es war ein Klospülkasten, der auf einem Holzbrett angebracht war und derjenigen Jugendgruppe verliehen wurde, die das Wochenende über die meisten Punkte für Siege beim Sport, bei Spielen, bei Bibelquizzen und dem alles überragenden Talentwettbewerb ergattern konnte. Die meisten dieser Aktivitäten waren leichtes Spiel für uns, weil wir alle so grundverschieden waren. Wir konnten Musiker, Athleten, Bibelnerds und Theaterfreaks gleichermaßen vorweisen. In einem Jahr haben wir stehende Ovationen bekommen, weil wir eine Minivariante von Stomp aufführten, bei der Mitglieder der Drumline aus der Highschool auf leeren Mülltonnen herumtrommelten.

      Unsere Schwäche war der Spielebereich. Jetzt muss man wissen, dass das Wort „Spiele“ im Kontext einer christlichen Jugendgruppe etwas völlig anderes meint als in jedem anderen Umfeld. Ich vermute, dass alleine in den späten 90ern die Spiele christlicher Jugendgruppen Millionen Ansteckungen am Pfeiffer’schen Drüsenfieber zu verantworten haben, ebenso tausende gebrochener Knochen, dutzende Fälle, in denen jemandem der Magen ausgepumpt werden musste, und zahllose Therapiestunden. Denn typischerweise ging es darum, unsichere, hormongeladene Teenager in so peinliche wie gefährliche Situationen wie möglich zu bringen. Meistens führte das unweigerlich dazu, dass jemand sich entweder erbrach oder eine Erektion bekam.

      Es gab Vertrauensspiele und Stafetten, Hochgeschwindigkeitsvarianten von „Faules Ei“, der Reise nach Jerusalem, Völkerball und Red Rover, eine Art Kettenfangen, bei dem ein Mitspieler des einen Teams versuchen muss, die Kette des anderen Teams zu durchbrechen (aber nur bis das verboten wurde, weil ich glaube, dass wirklich Leute dabei gestorben sind). Wir haben Sardinen gespielt (man stopfe 25 Jugendliche eine Stunde lang in das gleiche, dunkle Versteck), Ansaugen-und-Weitergeben (im Kreis eine Kreditkarte weitergeben, indem man sie nur mit dem Mund ansaugt) und Two-Buck-Chuck (bei dem man zwei Dollar bekam, wenn man es schaffte, zwei Liter Milch zu trinken, ohne sich zu übergeben). Dann gab es da dieses Spiel, bei dem man mit dem Mund nach Snickers fischen musste, die in einer Kloschüssel voller Limonade schwammen, und das Spiel, wo man eine Banane essen musste, während man eine Feinstrumpfhose über dem Kopf hatte, und dann noch das, bei dem man seinem Partner Käseflips ins Gesicht werfen sollte – das über und über mit Rasierschaum bedeckt war. Ganz klar: ein immerwährender Zirkus purer Freude und Glückseligkeit für die Introvertierten unter uns.

      Ich habe neulich mit ein paar meiner Leser auf Twitter Berichte aus dem Schlachtgetümmel unserer Jugendgruppen ausgetauscht, und ihre Geschichten waren mehr als unerquicklich:

      „Ich habe gesehen, wie Leute Milchshakes tranken, die aus kompletten Happy Meals hergestellt wurden.“

      „Ich habe mal gesehen, wie jemand einem anderen Erdnussbutter aus der Achselhöhle lecken musste.“

      „Wir haben die kleinsten Mittelstufenschüler genommen und sie mit Gaffertape an die Wand geklebt. Das Team, dessen Mitglied am längsten kleben blieb, hat gewonnen.“

      „,Klau-den-Speck‘ СКАЧАТЬ