366 mal Hoffnung. Roland Werner
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Название: 366 mal Hoffnung

Автор: Roland Werner

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783865068408

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СКАЧАТЬ das Fest der Abgebrannten, die nichts zu bringen haben als sich selbst. Und die alles geschenkt bekommen. Die Vergebung und Annahme erleben, gerade, weil sie Sünder sind.

      So öffnet das Eingeständnis unserer Schuld die Tür zu echter Gemeinschaft. Das kann direkt vor Gott geschehen. Aber tiefe Gemeinschaft zwischen Menschen entsteht, wenn wir es auch wagen, ins Licht vor andere zu treten und voreinander unsere Schuld zu bekennen.

      Die Aussage am Anfang des ersten Johannesbriefs ist kein Gesetz und auch keine geistliche Leistung. In Wirklichkeit ist sie eine Einladung, ausgesprochen von einem, der selbst in das Licht Gottes getreten ist. Und der deshalb durchgebrochen ist zu echter und bleibender Gemeinschaft.

       Das Geschenk der Beichte

       Bekennt einander eure Sünden!

      JAKOBUS 5, 16

      Zum Leben im Licht, zum Leben des Christen in der Gemeinschaft, gehört die Beichte grundlegend dazu. Beichte bedeutet, dass ich ins Licht trete und Gott alles sage und benenne, was in mir ist. Mit Beichte ist kein Ritual gemeint, sondern, dass ich endlich schonungslos offen und ehrlich werden kann.

      Beichte heißt, dass ich meine Sünden Gott in Anwesenheit eines anderen Christen bekenne. Und dass dieser Mitchrist mir die Vergebung zuspricht, die Gott uns in Jesus schenkt. Wichtig ist dabei: Nicht der andere vergibt die Sünden, sondern Gott hat sie schon vergeben. Aber der andere spricht mir zu, dass das auch für mich gilt. Der Zuspruch der Vergebung durch einen anderen kann in uns die Gewissheit der Vergebung stärken. So betont es Dietrich Bonhoeffer in seinem Buch „Gemeinsames Leben“: „Wie das Bekenntnis meiner Sünde dort vor dem Selbstbetrug entzogen wird, wo es vor dem Bruder geschieht, so ist auch die Zusage der Vergebung mir erst dort ganz gewiss, wo sie der Bruder mir im Auftrag und im Namen Gottes zuspricht.“

      In der Beichte begegnen sich Sünder. Der, der die Beichte hört, steht nicht über dem, der seine Sünden bekennt. Aber er spricht dem anderen zu, dass Gott gern Sünden vergibt – aufgrund dessen, was Jesus getan hat. Gemeinsam mit dem, der seine Schuld bekennt, kommt er zum Kreuz und spricht ihm zu, was Johannes der Täufer über Jesus sagte: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ (Johannes 1, 29). Er zeigt dem anderen das Kreuz.

      Die Erfahrung der Beichte ermöglicht neue, echte, tiefe Gemeinschaft. Wer es wagt, sich vor einem anderen zu öffnen und seine Schuld offen auszusprechen, geht einen Schritt in Richtung Freiheit.

      „Bekennt einander eure Sünden!“ Wenn wir das tun, erfahren wir in der Tiefe, was das Kreuz bedeutet. Die ausgebreiteten Arme des angenagelten Jesus schaffen den weiten Raum, in dem wir Vergebung, Heilung und Versöhnung finden.

       Leben in der Gemeinschaft der Heiligen

       Denn auch der Leib ist nicht „ein“ Glied, sondern viele.

      1. KORINTHER 12, 14

      „Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen.“ So lautet ein Satz aus dem apostolischen Glaubensbekenntnis. Doch wo können wir „Gemeinschaft der Heiligen“ erleben? Was bedeutet das praktisch?

      Ein Blick auf die Herkunft des Wortes kann uns weiterhelfen: „Gemeinschaft“ ist die Übersetzung des griechischen Wortes koinonia. Und das bedeutet eigentlich Tischgemeinschaft, also das Miteinander im Haus, im Alltag, das Mitteilen und Anteilgeben, der Austausch von Menschen, die zusammengehören.

      „Heilige“ andererseits sind im Neuen Testament schlicht und einfach die Menschen, die zu Jesus gehören, die sich seiner Führung anvertraut haben und dadurch „heilig“ sind. Sie sind nicht „heilig“ in sich selbst. „Heilig“ ist keine Eigenschaft, sondern bezeichnet die Zugehörigkeit. So sind „Heilige“ Menschen wie du und ich – mit der besonderen Eigenschaft allerdings, dass sie Jesus gehören. Das gilt für alle Christen, auch die Leute aus der etwas komischen Gemeinde um die Ecke.

      Jetzt merke ich, wie dieser Begriff mir näher kommt, ja fast ungemütlich auf die Haut rückt. Denn das zu leben – Gemeinschaft der Heiligen – bedeutet dann doch: Ich bin aufgefordert zum Austausch mit anderen Christen, zur Anteilnahme an ihrem Ergehen, zum Hinhören, zum Anpacken, zum Mithelfen. Die anderen brauchen mich!

      Und auch das stimmt: Ich brauche die anderen! Ich brauche zum Glauben die Gemeinschaft der Glaubenden. Ich brauche die Erfahrung der anderen Christen, ihre Weisheit, ihren Rat, ihre Unterstützung. Das gehört so unmittelbar zum christlichen Glauben hinzu, dass es sogar im Glaubensbekenntnis erscheint. Und was da bekannt wird, gehört zum unaufgebbaren Kern.

      Es stimmt: Wir brauchen die „Gemeinschaft der Heiligen“. Nur durch dieses Miteinander können wir zu dem werden, was wir sein sollen. Gemeinsam erfahren wir die Gegenwart von Jesus, gemeinsam erleben wir seinen Geist.

       Unsere Städte – Gottes Stadt

       So wie wir es gehört hatten, so haben wir es dann auch gesehen in der Stadt des HERRN, der die Heere befehligt, in der Stadt unseres Gottes: Gott lässt sie fest stehen in Ewigkeit.

      PSALM 48, 9

      Über den Dächern der Stadt

      Wölbt sich der Himmel

      Schemel des Höchsten

      Hoffnungshorizont

      In den Häusern der Stadt

      Wohnen wir Menschen

      Schönes und Schweres

      Lebenshorizont

      In den Kirchen der Stadt

      Singen wir Lieder

      Hören und Beten

      Glaubenshorizont

      In den Straßen der Stadt

      Tönt eine Stimme

      Ruft heim zum Vater

      Liebeshorizont

       Gemeinschaft oder Hierarchie?

       Sie kamen nach Kafarnaum. Im Haus angelangt, fragte Jesus seine Jünger: „Worüber habt ihr euch unterwegs gestritten?“ Sie schwiegen, denn sie hatten sich gestritten, wer von ihnen wohl der Größte wäre.

      MARKUS 9, 33

      Christliche Gemeinschaft ist eine Familie. Schwestern und Brüder, die zusammengehören. Unter ihnen soll es keine Unterschiede geben. Jesus lehrt das ganz eindeutig: „Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder. Und ihr sollt niemanden unter euch Vater nennen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.“ (Matthäus 23, 8 - 11)

      Doch die Neigung, sich untereinander zu vergleichen und voneinander abzusetzen, ist tief in uns verwurzelt. Selbst in der Gegenwart Gottes hören СКАЧАТЬ