Название: 366 mal Hoffnung
Автор: Roland Werner
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783865068408
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15. JANUAR
Ein ungewöhnlicher Wunsch
Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde.
PHILIPPER 3, 10
Das Ziel, das Paulus nennt, scheint seltsam. Er wünscht sich zu leiden? Das klingt ungewohnt, ja vielleicht sogar krankhaft. Wie kann er das meinen? Was ist seine Sicht vom Leiden? Wenn wir genau hinschauen, verstehen wir Paulus besser.
Erstens: Seit Jesus am Kreuz gelitten hat, hat das Leiden eine ganz neue Qualität. Durch sein Sterben und Auferstehen hat er den Totalitätsanspruch des Negativen aufgehoben. Leiden und Tod verlieren für Christen den Schrecken, weil wir wissen, dass Jesus, der Auferstandene, am Ende den Sieg davonträgt. Darüber jubelt Paulus: „Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?“ (1. Korinther 15, 55)
Zweitens: Leid gehört zu unserem Leben dazu. Auch Christen sind nicht aus Krankheit, Schmerzen, Enttäuschung, Trauer, Angst und Verzweiflung herausgenommen. Aber weil Jesus in das Leiden gegangen ist, wird auch unser Leiden angestrahlt von seinem erlösenden Leiden. Unser Leiden ist hineingenommen in die Gemeinschaft mit Jesus. Deshalb können wir Ja sagen zum Leiden. Jedes Leiden, auch das scheinbar willkürliche, kann zu einer Quelle der Kraft werden, wenn es in der Verbundenheit mit Jesus getragen wird.
Drittens: Wir brauchen uns das Leid nicht selbst zu suchen. Nicht das Leiden an sich, aber auch nicht das Erleben der Kraft Gottes an sich sind endgültiges Ziel für uns Christen. Beides gehört dazu. In beidem geht es um die Identifikation mit Jesus. Um das Nachbuchstabieren seiner Botschaft, um das Nachstolpern seines Weges. Die Gemeinschaft mit dem Gekreuzigten ist ein Ziel, das es wert ist, dass wir uns ganz darauf ausrichten.
Und so bleibt die Zuversicht: Alles, was uns begegnet – Kraft und Schwachheit, Erfolg und Versagen, Leben und Tod –, kann uns nur noch stärker verbinden mit Jesus, der Alles in Allem ist.
16. JANUAR
Worte, die das Leben erneuern
Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
JOHANNES 8, 31 - 32
Es war die Aufgabe der Jünger von Jesus, seine Aussagen auswendig zu lernen und sie zu verstehen. So taten es damals alle Schüler. Da die meisten keine Bücher besaßen, versuchten sie, sich alle Lerninhalte einzuprägen. Am Ende ihrer Ausbildung konnten sie lange Texte fehlerfrei aus dem Gedächtnis wiedergeben.
Um dieses Auswendiglernen zu erleichtern, gab es verschiedene Methoden. Meist erklärte der Rabbi ein Thema und fasste am Ende das Gesagte noch einmal in einem Merksatz zusammen. Das sehen wir auch bei Jesus. Die Bergpredigt enthält genau diese kurzen, auf das Wesentliche reduzierten Merksätze.
Die Evangelien sind voll von solchen verdichteten, zugespitzten Aussagen von ihm. Seine Schüler lernten sie auswendig und konnten sie Jahre später noch genau wiedergeben. Deshalb sind die Aussagen in den Evangelien verlässlich. In ihnen sind die wirklichen Worte von Jesus überliefert.
Ein Jünger lernte die Lehraussagen seines Meisters auswendig. Wenn wir heute Schüler von Jesus sein wollen, sollten wir das genauso halten. Natürlich sind wir in einer anderen Situation als damals. Jeder von uns hat zumindest eine Bibel. Aber die Frage ist, was wir damit tun. Es kommt darauf an, dass die Worte von Jesus wirklich in uns Raum haben, in unserem Denken und in unserem Herzen. Das ist ein Training, das das ganze Leben umfasst.
Das ist unsere Herausforderung: Dass wir die Worte von Jesus in uns bewahren. Dass wir „in seinen Worten bleiben“. Das ist in Wirklichkeit keine lästige Pflicht. Denn die Worte von Jesus sind voller Kraft und Wahrheit. Was Jesus seinen Nachfolgern als Wegweisung anvertraut, eröffnet den Weg zu einem Leben voller Freude und Liebe. Jesu Worte erneuern unser Leben und zeigen uns den Weg zur Freiheit.
17. JANUAR
Kein schönes Gebet
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.
PSALM 22, 3
Nein, das ist kein schönes Gebet. Es eignet sich nicht für erhabene Augenblicke im Gottesdienst. „Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.“ Resignation liegt in diesen Worten, ja, Verzweiflung. Wie eine Endabrechnung mit Gott, so klingen sie. Es bringt ja doch nichts, zu beten, zu schreien, zu hoffen. Du, Gott, schweigst! Da ist keine Antwort, die in meine Nacht hinein zu hören ist.
Dass der Psalmbeter, David, nun nicht seinerseits das Gespräch abbricht, muss einen Grund haben. Es ist sicher nicht seine Glaubensstärke und auch nicht, dass er seine Worte nicht so ernst meint oder seine Verzweiflung nur vorspielt. Seine Klage kommt aus tiefstem Herzen. Er ist vollkommen am Ende: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volke. Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf.“ (Psalm 22, 6) So klagt er. Er ist umgeben von Feinden, ausgeliefert, unfähig, sich selbst zu verteidigen.
Doch etwas hält ihn in aller Verzweiflung. Es ist die Erfahrung, die sich in den beiden Eingangsworten ausdrückt: „Mein Gott!“ Das bleibt, wenn nichts mehr bleibt: Die Gewissheit, dass allem Anschein zum Trotz Gott sein Gott ist. Mitten in der Angst, ja in der Todesnot, ist Gott noch da.
Kein Wunder, dass Jesus am Kreuz diesen Psalm betete. Auch in der Todesnot blieb Gott, sein Vater, sein Gott. So ist dieses Gebet ein Zeugnis von Vertrauen und Zuversicht mitten in der größten Verzweiflung.
Der ganze Psalm ist ein alttestamentlicher Blick auf Jesus. Jesus ist es, der in allem Leiden und sogar durch den Tod hindurch an Gott festhielt. Er ist es, der durch seine Auferstehung neues Leben in die Welt brachte. Seit er den Tod überwunden hat, können auch wir Hoffnung haben in den Todesnächten unseres eigenen Lebens.
18. JANUAR
Lernen und lehren
Die da lehren, werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne des Himmels für immer und ewig.
DANIEL 12, 3
Lehrer sind ja nicht überall beliebt. Fast jeder hat Geschichten über seine Lehrer zu erzählen. Gute und weniger gute, witzige und seltsame. Aber auch ermutigende. Viele erinnern sich voller Dankbarkeit an manche Lehrer, die sie geprägt haben. Und selbst da, wo nicht so gute Erfahrungen mit Lehrern erzählt werden, lebt die Vorstellung, dass Lehrer eigentlich all dieses sein sollten: Vorbilder und Wegweiser, Wissensvermittler und Wegbegleiter, Mentoren und Förderer, ja sogar, wenn möglich, Freunde. Da, wo Lehrer das wollen und anstreben, und auch, wenn es nicht immer gelingt, ist ihr Lohn Dankbarkeit und Anerkennung.
Es gibt sie, die Sehnsucht nach Lehrern, die andere „zur Gerechtigkeit weisen“. Auch heute suchen gerade junge Leute nach solchen Vorbildern, СКАЧАТЬ