366 mal Hoffnung. Roland Werner
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Название: 366 mal Hoffnung

Автор: Roland Werner

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783865068408

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      Und doch macht der Brief deutlich, dass schon bei den frühen Christen der Haussegen manchmal schiefhing. Dass Gemeinde nicht immer den Himmel auf Erden bedeutete. Im Abschnitt vorher warnt Paulus die Galater davor, miteinander zu streiten. Fast satirisch sagt er: „Wenn ihr euch aber untereinander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht einer vom andern aufgefressen werdet!“ (Galater 5, 15)

      Deutlich stellt er seinen Lesern zwei grundlegend verschiedene Lebenswege vor Augen. Der eine besteht darin, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein und vor allem an sich selbst zu denken. Aus dieser Lebenseinstellung kann nur Streit resultieren. Denn der andere wird auch zuerst seinen eigenen Vorteil suchen. Paulus nennt dies „Leben nach dem Fleisch“. Gemeint ist damit ein Leben, geprägt von Egozentrik, Selbstbezogenheit, Gleichgültigkeit gegenüber den anderen und mangelndem Respekt vor Gott.

      Der andere Lebensweg stellt Gott in den Mittelpunkt und damit dann auch den Nächsten. „Leben nach dem Geist“, so nennt Paulus diesen Entwurf. Gemeint ist der Geist Gottes, der unser Fühlen, Denken und Handeln erneuern kann.

      Das ist das „Gesetz des Christus“. Es ist nichts anderes als ein Leben, das sich an Jesus orientiert. So wie er sich den Menschen zuwandte, können und sollen auch wir uns unseren Mitmenschen zuwenden. Die Lasten der anderen mitzutragen gehört einfach dazu. So sollen wir leben. So muss es sein. Dass auch wir dabei nicht zu kurz kommen, das verspricht Jesus uns: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Matthäus 6, 33)

       Mehr als ein neuer Pass

       So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.

      EPHESER 2, 19

      Es ist eine traurige Wirklichkeit: Millionen Menschen in unserer Welt sind staatenlos. Durch Umstände, die außerhalb ihrer Macht liegen, durch Kriege, Flucht und Vertreibung finden sie sich irgendwo auf der Erde vor, staatenlos, heimatlos, oft ohne Rechte.

      Für solche Menschen ist es ein großer Tag, wenn sie endlich einen Pass und mit ihm alle dazugehörigen Rechte bekommen. Endlich sind sie mit den anderen gleichberechtigt! Endlich können sie frei reisen, können all das tun, was alle anderen auch tun. Ein neuer Pass ist für sie wie eine Eintrittskarte in eine neue Lebenswirklichkeit. Ganz neue Möglichkeiten tun sich auf. Sie sind wieder wer!

      Im ersten Jahrhundert waren die Rechte ebenfalls ungleich verteilt, ja, es war noch schlimmer. Da gab es freie römische Bürger, da gab es Ausländer, Unfreie, Leibeigene, Sklaven. Im Brief an die Christen in Ephesus nimmt Paulus diese Situation als Ausgangsbasis. Und jetzt erklärt er, was wir durch unsere Verbindung mit Jesus Christus geschenkt bekommen. Nämlich einen ganz neuen Status: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen!“

      Das ist noch mehr wert als ein neuer Pass in einem der vielen Staaten auf unserer Erde. Diese Zusage bedeutet die Bürgerschaft in Gottes ewigem Reich. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen den Menschen. Frauen, Männer, Angehörige aller Nationen und Völker, Staatenlose, Arme, Reiche, sie alle sind eingeladen, ihren Platz einzunehmen an Gottes Tisch.

      Für uns ist zunächst wichtig, dass wir selbst die Einladung zur Himmelsbürgerschaft annehmen. Ganz persönlich. Und dann: Dass wir sie weitergeben an andere. Denn Gott lädt wirklich alle ein. Und drittens: Dass wir uns einsetzen für die, die in dieser Welt rechtlos und heimatlos sind. Alles drei gehört zusammen.

       Gottes Bankensystem

       Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.

      LUKAS 12, 48

      Auf den ersten Blick liest sich diese Aussage von Jesus fast wie eine Forderung aus einem Parteiprogramm. Die Reichen, denen viel gegeben ist, müssen mehr zahlen als die anderen. Die, die wenig haben, müssen nur wenig abgeben. Das Prinzip scheint einleuchtend. Je nach Besitzstand und nach Parteibuch wird man wohl dieser Aussage zustimmen oder sie ablehnen.

      Wer jedoch genau hinhört, merkt, dass Jesus hier etwas ganz anderes meint. Es geht ihm nicht um ein allgemeines Prinzip, nach dem die politischen und sozialen Probleme in der Welt gelöst werden sollen. Vielmehr spricht er seine Nachfolger an, direkt und persönlich. Ihnen will er ihre Verantwortung deutlich machen. Sie sollen erkennen, dass sie reich beschenkt sind und dass daraus eine Verpflichtung erwächst. Wir denken zuerst an unsere Gaben: Musikalität, Verkündigung oder Seelsorge.

      „Wem viel gegeben ist … “ Was Jesus hier aber vielmehr meint, sehen wir in einer anderen Begebenheit. Er war eingeladen zu einem Essen im Haus eines Pharisäers. Plötzlich erschien eine Frau von zwielichtigem Ruf. Sie war in die Feier eingedrungen, hatte sich vor Jesus niedergeworfen und – gegen alle Etikette – seine Füße geküsst, mit ihren Tränen benetzt und zu allem Überfluss auch noch mit ihren Haaren getrocknet. „Wem viel vergeben ist, der liebt viel … “ (Lukas 7, 47) Das war der Kommentar, den Jesus damals seinem Gastgeber, dem Pharisäer Simon, gab. Der hatte sich äußerlich korrekt verhalten, doch ohne echte Liebe.

      Das jedoch ist Gottes Hauptwährung: Seine Liebe, die er ohne jede Vorbedingung in uns investiert. Und die er dann mit Rendite wieder zurückhaben möchte. Nicht für sich, sondern für die anderen Menschen. Ihnen sollen wir unsere Liebe schenken und somit Gottes Investition in uns vervielfältigen.

       Alles auf eine Karte

       Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.

      DANIEL 9, 18

      Wer das ganze Gebet Daniels liest, der merkt: Hier geht es um etwas ganz Wichtiges. Das ist kein schnell hergesagtes Tischgebet und auch keine fromme Pflichtübung. Nein, Daniel betet mit aller Kraft. Er ringt mit Gott und mit der Vergangenheit seines Volkes. Er bittet um Vergebung und um die Gnade eines Neuanfangs. Er fleht darum, dass sich Gott seinem Volk noch einmal zuwenden, dass die Verbannung Israels enden möge. Drei Wochen lang betet er, immer wieder, anhaltend, mit ganzem Einsatz: „Wir liegen vor dir mit unserem Gebet … “

      Dieses große Bußgebet von Daniel bleibt nicht ohne Folgen. Michael, der Engelfürst, wird zu ihm gesandt mit der Botschaft, dass Gott sich erbarmt hat. Die Schuld ist vergeben. Die Strafe wird von ihnen genommen werden. Israel darf wieder in seine Heimat zurückkehren.

      Doch die Schau, die Daniel gewährt wird, geht noch weiter. Er erfährt, wie Gott Geschichte macht, Weltpolitik, weit über seine Zeit hinaus. Eine Gottes-Reich-Politik, durch die die Erlösung und Erneuerung der Welt anbrechen werden. Und so wird Daniel vom Beter zum Seher. Er bekommt eine Schau geschenkt, die in die Zukunft reicht und die Gottes gute Pläne für alle Menschen umfasst.

      Daniel hat alles auf eine Karte gesetzt: Gottes Gnade und Erbarmen. Dass das die richtige Karte ist, zeigt sich ganz deutlich bei Jesus. Ihn, den Erlöser, kannte Daniel noch nicht. Aber Gott ließ ihn erahnen, dass eines Tages der Eine kommen wird, der in Gericht und Gnade allen Völkern Gottes Heil bringt.

       Sag niemals nie!? СКАЧАТЬ