Seewölfe Paket 9. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 9

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394982

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СКАЧАТЬ Zwischen ihm und dem Seewolf bestand bei solchen Anlässen ein stillschweigendes Übereinkommen: Ben Brighton zog es meistens vor, an Bord die Stellung zu halten, wenn die anderen in einer dieser ewig gleichen Kneipen ihren Übermut ertränkten.

      Der erste Offizier der „Isabella“ hatte ohnehin keinen Anlaß zu einer Siegesfeier gesehen. Was während und nach der Schlacht gegen die spanische Armada geschehen war, war nichts anderes als Pflichterfüllung gewesen. Nicht mehr und nicht weniger.

      Ben Brighton warf einen Blick zum Vordeck. Er sah die Silhouette in der Nähe des Fockmastes, bewegungslos. Will Thorne, der Segelmacher, stand dort drüben auf Posten. Den alten O’Flynn hatte Ben unter Deck geschickt, damit er sich aufs Ohr haute. Zur Ablösung konnte er später geweckt werden. Beruhigt wandte sich Ben Brighton wieder um. Will Thorne war ein zuverlässiger Mann, einer dem man nicht ständig sagen mußte, was er tun sollte, der vielmehr auch eigene Gedanken und Entschlüsse entwickelte.

      Ben Brighton wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Umgebung achteraus zu. Seine Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt, und der matte Lichtschein der vereinzelten Schiffslaternen unterstützte ihn dabei.

      Drüben, auf der „Revenge“ brannte kein einziges Licht. Nur als dunkler Schattenriß waren die Umrisse von Drakes Flaggschiff im Dock zu erkennen. Ben Brighton hatte gesehen, wie die Männer des Admirals fluchend und schreiend aus der Mill Bay an Land gekrochen und zurück an Bord ihres Schiffes gestolpert waren. Danach war verdächtige Ruhe eingekehrt auf der stolzen Kriegsgaleone des sehr ehrenwerten Admirals.

      Seitdem hatte Hasards Stellvertreter das Dock ständig im Auge behalten. Eine unbestimmte Ahnung sagte ihm, daß sich Robert Parsons und seine Leute keineswegs schon zur endgültigen Ruhe begeben würden.

      Plötzlich bestätigte sich diese Ahnung. Ben Brighton beugte sich über die Heckbalustrade und spähte angestrengt in die Dunkelheit hinaus. Im nächsten Moment wußte er, daß es kein Trugbild war, das ihm seine eigenen Sinne vorgaukelten.

      Huschende Schatten bewegten sich an Deck der „Revenge“ und im Dock. Kein Laut war indessen zu hören. Sie dämpften ihre Schritte sehr sorgfältig. Trotzdem war es nicht finster genug, um die „Revenge“-Männer ungesehen bleiben zu lassen. Boote wurden zu Wasser gelassen, Ausrüstungsgegenstände übernommen.

      Ben Brighton hatte genug gesehen. Er wandte sich ab und huschte auf leisen Sohlen den Niedergang zur Kuhl hinunter. Wenig später war er bei Will Thorne, der ebenfalls spitzgekriegt hatte, daß sich dort drüben beim Dock etwas rührte. Ben erklärte es ihm mit wenigen knappen Worten.

      „Lauf hinüber zur ‚Bloody Mary‘“, fügte er hinzu, „hoffen wir, daß sie noch nicht bis zum Stehkragen voll sind. Sie sollen ihre Beine in die Hand nehmen und so schnell wie möglich hier antanzen.“

      „Aye, aye, Sir“, entgegnete Will Thorne halblaut, wirbelte herum und eilte von Bord. Seine Schritte waren nicht zu hören. Er wußte, auf was es ankam.

      Ben Brighton ging unter Deck und rüttelte den alten O’Flynn wach. Gemeinsam begannen sie sofort, die Beiboote der „Isabella“ zu klarieren. Jede Sekunde war jetzt wertvoll. Denn lange konnte es nicht mehr dauern, bis die „Revenge“-Crew ihre Vorbereitungen beendet hatte.

      Eins stand für Ben Brighton jedoch fest: Parsons und seine Leute unterschätzten die Wachsamkeit der Seewölfe. Einen Sieg bei einer Wirtshausprügelei errungen zu haben, bedeutete für sie noch lange nicht, daß sie hinterher alle. Vorsichtsmaßregeln vergaßen.

      Selbst der stets besonnene und ruhige Ben Brighton mußte bei der Vorstellung grinsen, welcher höllisch unfreundliche Empfang den „Revenge“-Leuten bereitet werden würde.

      Schlagartig wurde es lebendig auf den Kais rings um die Mill Bay. Der plötzliche Aufbruch der Seewölfe und ihrer Freunde aus der „Bloody Mary“ war in den benachbarten Hafenschenken nicht unbemerkt geblieben. Überall strömten die Schaulustigen ins Freie. Die Fackeln am Rand der Piers wurden angezündet. Stimmengewirr und ungewohnte Helligkeit weckten auch die Einwohner in den weiter entfernt gelegenen Häusern. So ergab es sich, daß die Schar der Menschen auf dem Kai rasch anschwoll, wie es bereits tagsüber der Fall gewesen war.

      Niemand konnte indessen schon erkennen, was der Anlaß für die plötzliche Betriebsamkeit von Philip Hasard Killigrews und Jean Ribaults Männern war.

      Zu undurchdringlich war noch die Dunkelheit über der weiten Wasserfläche der Mill Bay.

      Die Männer der „Le Vengeur“ hatten sich nicht erst die Mühe bereitet, an Bord zu gehen. Weiter voraus, an den Stegen, lagen genügend Jollen, deren Festmacher man nur zu lösen brauchte. So waren die Gefährten aus Jean Ribaults Crew die ersten, die mit insgesamt drei Booten auf die Bucht hinauspullten. Piet Straaten und die anderen, die als Bordwache zurückgeblieben waren, ließen ein Beiboot von der „Le Vengeur“ zu Wasser. Sie mannten genügend Enterbeile, um damit auch ihre Kameraden ausrüsten zu können.

      Klatschende Ruderschläge bestimmten jetzt die Szenerie in der Mill Bay. Längst mußte die noch unsichtbare Meute von der „Revenge“ begriffen haben, daß ihr heimliches Manöver nicht so unbemerkt geblieben war, wie sie es erhofft hatten.

      Edwin Carberry verteilte die „Isabella“-Crew auf vier Beiboote. Dadurch hatten sie den Vorteil größerer Beweglichkeit. Und zur Überraschung aller gelang es dem Profos bei dieser Blitzaktion sogar, seine Donnerstimme so zu dämpfen, daß es ihnen wie ein Flüstern erschien.

      In fieberhafter Eile wurden die Boote zu Wasser gelassen, und kurz darauf klatschten die Riemen in die bis eben noch stille Oberfläche der Mill Bay.

      Lediglich der alte O’Flynn und Will Thorne blieben auf der Kuhl der „Isabella“ zurück. Doch sie hatten keineswegs Zeit, die Hände in den Schoß zu legen. Ihnen fiel eine besondere Aufgabe in dieser grimmigen Abwehraktion zu, die die Seewölfe so blitzschnell entfesselten. Alle waren sie schlagartig nüchtern geworden, als der Segelmacher mit der alarmierenden Nachricht in die „Bloody Mary“ gestürmt war.

      An Land verdichtete sich die Menschenmenge zusehends. Schon übertönte das aufgeregte Stimmengewirr die Rudergeräusche in der Bucht.

      Sie waren etwa zehn, zwölf Yards von der „Isabella“ entfernt, als Edwin Carberry sich zu voller Größe im Boot aufrichtete und seinen Befehl hinausbrüllte.

      „Feuer frei!“

      Die Donnerstimme des Profos ließ die Zuschauer auf dem Kai still werden. Doch es gab kein Krachen von Pistolen und Musketen, wie sie es fast geglaubt hätten.

      Auf der Galeone der Seewölfe flammten kleine Lichtpunkte auf. Dann ein scharfes Zischen in rascher Reihenfolge. Grelle Funkenbahnen stiegen schräg zum Nachthimmel empor, und dann erfolgten mehrere dumpfe Donnerschläge.

      Gleißende, grellweiße Feuerbälle entfalteten sich hoch über der Mill Bay und tauchten den ganzen Hafen von Plymouth in taghelles Licht. Langsam, wie von unsichtbaren Vögeln in den Klauen getragen, schwebten die Feuerbälle in die Bucht hinunter. Aber noch bevor sie knapp über der Wasserfläche verglühten, erfolgten neue Donnerschläge, und neue Lichtkugeln öffneten sich in großer Höhe.

      Will Thorne und der alte O’Flynn arbeiteten auf der Kuhl der „Isabella“ ohne Pause und zündeten Rakete auf Rakete.

      Der faszinierende Anblick des chinesischen Feuers verwandelte die Menschen auf dem Kai in eine vor Staunen erstarrte Menge. Erst nach einer Weile vermochten sie ihre Aufmerksamkeit von diesem Wunder aus dem Fernen Osten loszureißen.

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