Seewölfe Paket 9. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 9

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394982

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      „So klingt das schon viel besser“, sagte ihr väterlicher Betreuer lächelnd. „Es ist ohnehin Zeit, eine Rast einzulegen.“ Er drehte sich um und gab dem Kutscher ein Zeichen.

      Drei Wegbiegungen weiter fanden sie einen geeigneten Platz für eine Pause. Die Hecke wich an dieser Stelle nach rechts von den ausgefurchten Räderspuren weg, und Furchen und Hufspuren zeigten, daß das Halbrund am Wegesrand offenbar ein beliebter Rastplatz war. Bis nach Plymouth würden sie noch etwa zwei Stunden brauchen. Grund genug also, auch ein wenig an das leibliche Wohl zu denken. Denn sie waren in den frühen Morgenstunden aufgebrochen.

      Bill hatte im Hause Doc Freemonts übernachtet, und bis in den späten Abend hinein hatte er den Zwillingen zuvor schildern müssen, was sich an Bord der „Isabella“ ereignet hatte, seit Philip und Hasard wegen der bevorstehenden Auseinandersetzung mit den Spaniern in sichere Obhut gebracht worden waren. Mit leuchtenden Augen hatten die beiden Jungen zugehört, und Bill hatte gespürt, daß sie ein Interesse an allen seemännischen Dingen entwickelten, das geradezu einer Besessenheit ähnelte. Morgens waren Philip und Hasard als erste auf den Beinen gewesen. Die Aufregung hatte sie nicht mehr ruhen lassen. Ihren Vater und die „Isabella“ bald wiederzusehen, war Anlaß genug zu überschwenglicher Vorfreude.

      Durch die Zweige der Hecke am Wegesrand war der River Tavy zu sehen, der Fluß, an dessen Ufer sich auch der Landsitz Doc Freemonts befand. Hier, nahe Plymouth, wand sich der Fluß jedoch schon mit imposanter Breite durch die grüne Landschaft.

      Der Kutscher versorgte die Pferde, während Doc Freemont und Bill eine Decke auf dem Grasboden ausbreiteten und den Proviantkorb öffneten. Gemeinsam ließen sie sich auf der Decke nieder. Die Haushälterin des Doktors hatte einige schmackhafte Happen mit selbstgebackenem Brot zubereitet und außerdem zwei Tonflaschen eingepackt, in denen der Fruchtsaft herrlich kühl geblieben war. Philip und Hasard entwikkelten einen Appetit wie hungrige Wölfe und beanspruchten den größten Teil des Freßkorb-Inhalts für sich.

      Doc Freemont ließ sie gewähren und beobachtete sie mit einem stillen Schmunzeln. Er wußte, daß sie ihren Weg gehen würden, den ihr Vater für sie ausersehen hatte. Sie waren aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Philip Hasard Killigrew, dessen Ruhm als Seewolf mittlerweile ganz England erfaßt hatte. Doc Freemont ahnte, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen war, an dem der Seewolf eine endgültige Entscheidung getroffen hatte. Seine Söhne sollten bei ihm an Bord bleiben und das Leben als Seefahrer führen, wofür sie sich schon jetzt auf so stürmische Weise begeisterten.

      Die Zwillinge ähnelten sich wie ein Ei dem anderen. Beide waren schlank und schwarzhaarig und geschmeidig wie Katzen. Ihre ernsten und scharfgeschnittenen Gesichter trugen die Züge ihres Vaters. Sie würden bald acht Jahre alt werden. Sicherlich ein Alter, in dem sie dem rauhen Leben an Bord eines Segelschiffes schon gewachsen waren.

      Die Zeit verging wie im Flug. Dieses Gefühl hatte Doc Freemont wieder einmal, während ihn diese Gedanken bewegten. Die Erinnerung an Gwendolyn drängte sich in sein Bewußtsein, die Trauer um Hasards junge Frau und Mutter dieser beiden Söhne, die auf so tragische Weise ums Leben gekommen war. Dann die langen Jahre, in denen die Jungen verschollen gewesen waren. Und jener wundersame Zufall, durch den die Seewölfe während ihres Aufenthalts in Tanger plötzlich diese beiden gewitzten Burschen entdeckt hatten, die niemand anders waren als die schon totgeglaubten Söhne Philip Hasard Killigrews.

      Ja, Doc Freemont hoffte, daß für sie und ihren Vater nun bessere Zeiten anbrechen würden. Zeiten gemeinsamer Abenteuer und gemeinsamen Glücks, wie es sich alle Väter und Söhne dieser Welt erhofften. Der Seewolf und diese beiden aufgeweckten Jungen hatten solche guten Zeiten mehr als verdient.

      Philip Junior und Hasard Junior leerten ihre Saftkrüge und hielten sich den Bauch. Doc Freemont, Bill und der Kutscher mußten lachen.

      „Auch das werdet ihr noch lernen“, sagte Doc Freemont, „die Augen haben immer größeren Hunger als der Magen.“

      „Wie kommt das?“ fragte Philip Junior. „Ich bin so vollgefressen, daß ich platzen könnte.“

      Sein Bruder knuffte ihn.

      „Dann beweg dich, du faules Stück.“ Hasard Junior sprang auf und floh vor seinem Ebenbild.

      „Das ist die menschliche Natur“, erklärte Doc Freemont.

      Aber Philip Junior hörte schon nicht mehr hin. Nach dem einstudierten Ritual hatte er jetzt die Pflicht und Schuldigkeit, sich für den Knuff zu revanchieren – wenn er nicht Gefahr laufen wollte, von seinem Bruder als Hasenfuß eingestuft zu werden.

      Die beiden Jungen begannen eine rasante Verfolgungsjagd rings um die Kutsche. Beide waren flink wie Wiesel und von unerschöpflicher Ausdauer. So hatte Philip vorerst keine Chance, seinen Bruder zu erwischen.

      Plötzliches Hufgetrappel und das Mahlen von Wagenrädern unterbrachen ihren Wettlauf.

      7.

      Der Sonnenschein ging Sir Francis Drake auf die Nerven. Er schwitzte. Und es gab kein Anzeichen dafür, daß es kühler werden würde. Im Gegenteil, es deutete alles darauf hin, daß es mitten im September noch einmal einen richtig heißen Sommertag geben würde.

      Drake beugte sich vor, als er plötzlich die Kutsche und die Gruppe der Rastenden am Wegesrand sah.

      Diese beiden Jungen!

      Ihr Anblick stach ihm ins Auge. Schlagartig vergaß er alles, was ihn eben noch beschäftigt hatte. Selbst die Schweißtropfen auf seiner Stirn waren jetzt nebensächlich geworden.

      Die Zwillinge, die vor der haltenden Kutsche stehengeblieben waren und ihr entgegensahen, erkannte er sofort. Ihre Gesichtszüge hatten sich damals in seine Erinnerung gebrannt, weil sie ihrem Vater so sehr ähnelten. Damals, das war bei dem Überfall auf Cadiz gewesen, als der verdammte Killigrew ihn schon einmal vor versammelter Mannschaft gedemütigt hatte. Seinerzeit hatte Drake auch die Söhne des Seewolfs kennengelernt.

      Admiral Drake brauchte nur Sekunden, um zwei und zwei zusammenzuzählen. Die Söhne seines Rivalen waren auf dem Weg nach Plymouth, vermutlich, um wieder an Bord der „Isabella“ aufgenommen zu werden. Nun, daraus würde vorerst nichts werden.

      Drake faßte einen blitzschnellen Entschluß. Es war eine Entscheidung, die mit seinem brutalen Freibeuter-Instinkt in ihm durchbrach. Eine verstandesmäßige Erklärung hatte er dafür keineswegs.

      „Anhalten!“ befahl er dem Mann auf dem Kutschbock, als sie den am Wegesrand haltenden Wagen schon fast erreicht hatten.

      Der Kutscher zügelt das Zugpferd, und die Kutsche des Admirals blieb unmittelbar neben den Zwillingen stehen. Philip und Hasard blickten freundlich zu dem vornehm gekleideten Mann auf, an dessen Gesicht sie sich erinnerten. Nur wußten sie nicht auf Anhieb seinen Namen und wo sie ihn schon einmal gesehen hatten.

      „Guten Morgen, Sir“, sagten die beiden höflich und wie aus einem Mund.

      „Guten Morgen, Kinder“, erwiderte der Admiral mit scheinheiliger Güte. „Ich denke, ihr werdet mir bei eurer Rast ein wenig Gastfreundschaft gewähren, nicht wahr?“

      „Oh, wir haben schon alles aufgegessen“, antwortete Philip Junior.

      „Aber zu Trinken ist noch da“, fügte Hasard Junior eifrig hinzu.

      „Na, dann ist es ja gut“, sagte Drake mit einem Lachen, zu dem er sich zwingen СКАЧАТЬ