Seewölfe Paket 9. Roy Palmer
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Читать онлайн книгу Seewölfe Paket 9 - Roy Palmer страница 37

Название: Seewölfe Paket 9

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394982

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      „Jetzt ist es genug, Killigrew!“ schrie Drake mit schriller Stimme. „Endgültig genug! Ich dulde nicht, daß Ihre Vermessenheit und Ihre Unverschämtheit noch länger hingenommen werden. Die Öffentlichkeit soll jetzt erfahren, welche unglaublichen Dreistigkeiten Sie sich herausgenommen haben! Und ich werde nicht länger ein Blatt vor den Mund nehmen. Ich werde Ihre Unverschämtheiten nicht länger mit dem Mantel der Verschwiegenheit zudekken!“ Er räusperte sich und holte tief Luft.

      „Dann legen Sie mal los, Verehrtester“, sagte Jean Ribault trocken.

      Drake schluckte, lief puterrot an und hatte sichtliche Mühe, nicht vor Wut zu platzen. Aber einmal in Fahrt geraten, war er nicht mehr zu bremsen.

      „Sie allein haben die Schuld, Killigrew!“ schrie der Admiral mit sich überschlagender Stimme. „Sie und Ihr französischer Kumpan sind schuld daran, daß die spanische Armada nicht mit Stumpf und Stiel vernichtet worden ist! Sie haben sich nicht gescheut, den Spaniern auch noch zu helfen, als es darum ging, ihnen den entscheidenden, Todesstoß zu versetzen. Das haben Sie sogar mit Waffengewalt durchgesetzt – zu dem Zeitpunkt nämlich, als ich mit meinem Schiff zum maßgeblichen Schlag gegen den Feind angesetzt hatte. Dabei wurde die ‚Revenge‘ sogar beschädigt. Das ist eine Ungeheuerlichkeit, die endlich einmal zur Sprache gebracht werden muß. Ich werde nicht länger schweigen wie bisher, als ich das eigene Nest nicht beschmutzen wollte!“

      Unter anderen Umständen hätten Hasard und Jean Ribault den Drang verspürt, in schallendes Gelächter auszubrechen. Aber der sehr ehrenwerte Admiral war nun einmal ein Mann, den man trotz aller Lächerlichkeit seiner Behauptungen ernstnehmen mußte.

      Die Teilnehmer der Tafelrunde verfolgten die blindwütigen Anschuldigungen Drakes mit entsetzten Mienen. Auch der Lord Mayor hatte sich von seinem ersten Schreck erholt und starrte den Admiral ungläubig an.

      „Was Sie sich geleistet haben, Killigrew!“ fuhr Drake lautstark fort, „ist nichts anderes als Feigheit vor dem Feind! Ich werde bei Hof Anklage gegen Sie erheben. Und ich werde dafür sorgen, daß Sie dort enden, wo Sie hingehören: am Galgen! Die Besatzungen Ihrer Schiffe werden im Tower landen. Bürgermeister! Ich verlange von Ihnen, daß Sie Killigrew und Ribault sofort in Ketten legen lassen!“

      Lord Mayor Abbot Cummings sperrte sekundenlang ungläubig den Mund auf. Dann sprang er mit einem Ruck auf.

      „Admiral Drake!“ sagte er schneidend. „Sie begreifen hoffentlich die Ungeheuerlichkeit Ihres Ansinnens!“

      „Nichts da!“ fauchte Drake. Zornig stampfte er mit dem Fuß auf. „Auf der Stelle führen Sie meinen Befehl aus, Lord Mayor. Sonst werde ich dafür sorgen daß auch Sie zur Rechenschaft …“

      „Halten Sie den Mund!“ brüllte Cummings, dem der Kragen platzte. Er war kein Mann, der sich wie eine Marionette behandeln ließ. In der Beziehung hatte Drake in ihm den Falschen gefunden.

      Der sehr ehrenwerte Admiral schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und brachte kein Wort mehr hervor.

      Cummings schlug die Faust auf den Tisch, daß es krachte.

      „Erstens“, fuhr er mit unverminderter Lautstärke hervor, „bin ich in diesem Haus der Gastgeber. Und zweitens, Admiral Drake, haben Sie mir keine Befehle zu erteilen. Merken Sie sich das! Was Ihre Anschuldigungen gegen Sir Hasard betrifft, so frage ich mich, ob denn etwa die Meldungen über den Branderangriff vor Calais nicht der Wahrheit entsprechen. Diese Meldungen beweisen einwandfrei, welch ein tapferer Mann Sir Hasard ist. Außerdem erscheint es mir auch mehr als merkwürdig, daß Sir Hasard aus irgendwelchen niederen Motiven Ihr Schiff, die ‚Revenge‘, angegriffen und beschädigt haben soll. Sir Hasard …“ Abbot Cummings wandte den Kopf. „Sind Sie bereit, eine Stellungnahme abzugeben?“

      Francis Drake war weiß im Gesicht. Er starrte sein Gegenüber an, als wolle er ihn im nächsten Moment mit Haut und Haaren verschlingen. Aber er wußte auch, daß er vielleicht einen Schritt zu weit gegangen war. Unbehagen keimte in ihm auf.

      „Selbstverständlich“, sagte Hasard ruhig und nickte dem Lord Mayor zu. Dann wandte er seinen Blick den Teilnehmern des Banketts zu.

      „Ladys und Gentlemen, es geht hier nicht um Fachsimpeleien aus der Seekriegsführung, hinter denen sich irgend jemand verschanzen müßte. Es handelt sich ganz einfach um die grundsätzliche Einstellung zu jedweder Art von Kriegsführung – einerlei, ob zu Lande oder zu Wasser. Noch einfacher ausgedrückt geht es um die Frage der Menschenwürde schlechthin. Gewiß, jeder Krieg ist grausam. Doch es gibt einen Unterschied zwischen Barbarei und fairem Kampf. Lassen Sie mich das am Beispiel der Schlacht gegen die Armada verdeutlichen. Die spanische Seestreitmacht wurde von der englischen Flotte besiegt. Das ist eine Tatsache, an der auch Admiral Drake nicht vorbeikommt. Allerdings ist es sicherlich eine Frage der persönlichen Einstellung, ob man sich damit zufrieden gibt, einen Gegner zu besiegen, oder ob man das barbarische Verlangen verspürt, ihm noch den Säbel ins Herz zu stoßen, obwohl er längst hilflos am Boden liegt. Um nichts anderes handelte es sich im Falle der Armada.“

      Hasard legte eine kurze Atempause ein. Es war totenstill geworden. Die Blicke der Bankett-Gäste hingen wie gebannt an seinen Lippen. Niemand dachte mehr an das Festessen, das eigentlich längst hätte beginnen müssen. Und Drakes Gesicht war noch immer weiß vor ohnmächtiger Wut. Doch er wagte es nicht, erneut das Wort an sich zu reißen. Zu deutlich spürte er, daß er im Augenblick keinerlei Sympathien auf seiner Seite hatte.

      „Ich gebe zu“, fuhr Hasard fort, „daß ich nach dem Sieg über die spanische Flotte nichts weiter getan habe, als dem geschlagenen Gegner zu helfen. Das gilt auch für meinen Freund Jean Ribault. Nachdem die Niederlage des Gegners für uns einwandfrei erwiesen war, hielten wir jeden weiteren Angriff auf die Spanier schlicht für unwürdig. Denn wir hatten es nicht mehr mit einem Gegner zu tun, der überhaupt noch zum Kämpfen fähig war. Nein, das waren hilflose Menschen, von Verwundungen, Krankheit und Entbehrung gezeichnet. Nach den ungeschriebenen Gesetzen der Seefahrt hatten wir es mit erbarmungswürdigen Schiffbrüchigen zu tun. Und nach den gleichen ungeschriebenen Gesetzen war es unsere Pflicht, ihnen zu helfen. Sie waren nicht mehr in der Lage zu kämpfen – auf Schiffen, die zu Wracks zerschossen waren, ohne Munition und ohne Proviant. Diese Menschen waren restlos am Ende und hatten kaum noch Hoffnung, überhaupt ihre Heimat wiederzusehen. Geschweige denn, daß sie in der Lage waren, sich gegen die Hyänen zu schützen, die überall an den Küsten Englands, Schottlands und Irlands lauerten. Strandräuber und Piraten, denen die wehrlosen Spanier mit ihren teilweise manövrierunfähigen Schiffen wie reife Trauben in den Schoß fielen. Wir haben es erlebt, wie Kranke und Verwundete von unseren eigenen Landsleuten brutal erschlagen wurden. Einziges Motiv dafür war die Gier nach dem bißchen Geld und Gut, das sich auf den spanischen Galeonen befand. Ja, ich gebe unumwunden zu, daß wir die hilflosen Spanier vor solchen Meuchelmördern geschützt haben, wo wir nur konnten. Wir haben den einstigen Feind mit Proviant versorgt, haben die Wracks repariert, so gut es ging, und ihnen sogar Munition gegeben – nur damit sie in der Lage waren, ihre Heimat zu erreichen. In manchen Fällen waren ihre Chancen dafür immer noch gering. Aber wir haben wenigstens das getan, wozu man einem Schiffbrüchigen gegenüber verpflichtet ist. Ich betone noch einmal: Wir konnten es nicht mit ansehen, daß man wehrlose Menschen wie Tiere erschlägt!“ Hasard hielt einen Moment lang inne.

      Einer der Ratsherren an der Tafel machte den Anfang und klatschte spontan in die Hände.

      „Bravo, Sir Hasard! Sie haben recht getan! Ein Hoch auf die Menschlichkeit! Wir wollen mit Barbaren nichts gemein haben, denn wir sind zivilisierte Menschen!“

      Donnernder Beifall brach so unvermittelt aus, daß Admiral Drake ungewollt zusammenzuckte. Seine Hände begannen zu zittern. Er schien zu spüren, daß dies eine der schlimmsten Niederlagen СКАЧАТЬ