Название: Seewölfe Paket 17
Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
isbn: 9783954397754
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Naturgemäß erwischte es die mittlere der drei Galeeren am härtesten, da sie je eine Breitseite von beiden Galeonen empfing. Die Treffer hieben sie in Stükke, der Besatzung blieb nur noch der Sprung über Bord.
Von den beiden letzten polnischen Schiffen stand eins in Flammen und sackte über das Heck weg, das andere krängte durch die Einschläge unterhalb der Wasserlinie so stark nach Steuerbord, daß sein Sinken nur eine Zeitfrage war.
Überall sprangen Soldaten, Ruderknechte und Besatzungsmitglieder über Bord. Niemand dachte mehr daran, die beiden Segler zu beschießen.
„Die Küste ist nicht weit entfernt, sie werden sie schwimmend erreichen können“, sagte Ben. Seine Blikke wanderten über das Bild der Verwüstung. Wohin man blickte, sah man Menschen, die um ihr Leben schwammen, dazwischen trieben Planken, Maststücke, Segelfetzen, Stengen, Fässer und Holzteile.
Old O’Flynn räusperte sich.
„Ich schätze, die Bernsteinjäger haben vorerst die Nase voll.“
„Das ist anzunehmen“, sagte Hasard. „Wir haben schließlich auch noch eine andere Aufgabe, als uns ständig mit polnischen Verbänden herumzuschlagen.“
Der alte O’Flynn rieb sich zufrieden die Hände.
„Weißt du, auf was ich jetzt Lust habe, Sir?“
Der Seewolf sah ihn abwartend an.
„Zwei Wünsche habe ich“, fuhr Old Donegal fort. „Zuerst einmal möchte ich zur Vorpiek gehen, um dem Generalkapitän zu berichten, warum es hier so gewaltig gekracht und gedonnert hat. Sein Gesicht würde mich schon im voraus für allen zukünftigen Ärger entschädigen. Und dann – äh – möchte ich mir noch einen Schlag Erbsensuppe aus der Kombüse holen.“
Die Seewölfe brachen in schallendes Gelächter aus ob der seltsamen Gelüste des alten O’Flynn. Die Mittagszeit war zwar erreicht, aber das Backen und Banken hatte heute, bedingt durch die turbulenten Ereignisse, etwas früher stattgefunden. Alle fühlten sich noch satt, nur Old Donegal schien dieses Mal ein Loch im Magen zu haben.
Die Lage an Bord der „Isabella“ normalisierte sich rasch wieder, und beide Galeonen verließen schon kurze Zeit nach dem Gefecht die samländischen Küstengewässer mit Kreuzschlägen westwärts …
1.
Hundewache!
Beliebt war sie nicht an Bord der „Isabella“, aber ebenso zwingend notwendig wie alle anderen Wachen.
Damit es dem Decksältesten Smoky nicht so schwerfiel, aus der Koje zu klettern, purrte ihn der belesene Kutscher mit einem aus Wismar überlieferten, aber humorvoll abgewandelten Text hoch. Der Kutscher stellte sich vor Smokys Koje und sang getreu nach der alten Überlieferung:
„Reise, Quartier, in Gottesnaam, Kain hett sien Broder Abel dootslahn,
Wenn ji nich ut de Koj rutkam, dann ward ji dat nich bäter gahn.“
Smoky erhob sich gähnend und sah den Kutscher mißmutig an.
„Darüber soll ich wohl auch noch lachen, was?“ brummte er etwas schlaftrunken.
„Mußt du nicht, das überlasse ich dir.“
„Ah, verdammt, Hundewache. Wie spät ist es, Kutscher?“
„Logischerweise kurz vor Mitternacht, du Rechengenie. Wenn deine Wache von Mitternacht bis vier Uhr …“
„Jaja“, knurrte Smoky, „logischerweise liege ich in vier Stunden wieder in der Koje. Wie ist das Wetter, welcher Kurs liegt an?“
Smoky kleidete sich brummig an, sah hin und wieder den Kutscher an und wartete auf eine Antwort.
„Eh, ich hab dich was gefragt, Kutscher.“
„Bin ich hier vielleicht als Wettergast an Bord? Das wirst du ja gleich selbst sehen, aber offenbar bist du noch leicht vernagelt. Wir haben bösartigen Wind aus West, haben die Danziger Bucht überquert und befinden uns in Höhe der Halbinsel Hela. Vor uns segelt die ‚Wappen von Kolberg‘, und wir müssen kreuzen. Polnische Bernsteinjäger haben wir nicht mehr gesichtet. Zum Frühstück gibt es Pfannkuchen mit Marmelade oder Sirup und Dünnbier. Carberrys Haare wachsen prächtig nach, die Mannschaft erfreut sich bester Gesundheit, und auf dem Achterdeck befinden sich zur Zeit Ben, Blacky, Bill, Matt und Gary. Die Tiefe beträgt etwa sechzig Yards. Wir segeln nach Rügenwalde und später nach Kolberg. Irgendwo auf der Halbinsel Hela habe ich vorhin einen Kauz schreien hören. Langt das, oder soll ich dir noch mehr aufzählen?“
„Du bist vielleicht ’ne komische Nudel“, brummte der Decksälteste. „Ist es kalt an Deck?“ wollte er dann noch wissen.
„Das hängt davon ab, wie man es betrachtet“, sagte der Kutscher grinsend. „Aus der Sicht eines Eskimos nicht. Aus Batutis Sicht ist es ziemlich kühl, und ein Eisbär würde transpirieren.“
„Ein Eisbär würde frieren?“
„Transpirieren“, verbesserte der Kutscher.
Aber das kapierte Smoky nicht.
„Dann muß es ja lausig kalt sein“, meinte er. Er gähnte noch einmal ausgiebig und schlurfte aus dem Quartier an Deck.
Bevor er nach achtern ging, hievte er erst einmal eine Pütz Wasser an Deck, tunkte den Finger hinein und putzte sich mit der Adamsbürste die Zähne, genau gesagt also mit dem Zeigefinger. Danach steckte er den Schädel in die Pütz und prustete erschrocken wie ein Wasserbüffel.
Die See war rauh und kabbelig. Der Wind heulte, und immer wieder jagte ein Bö heran, die die „Isabella“ hart überkrängen ließ.
Nichts erhellte die Nacht, nur helle Katzenköpfe waren auf den Wellen zu sehen und das Licht der Hecklaterne der voraussegelnden „Wappen von Kolberg“ unter dem Kapitän Arne von Manteuffel.
Es war die Nacht zum dritten April. Eine mondlose Nacht voller Wolken, die eilig unbekannten Zielen zustrebten, die wogten und durcheinanderquirlten, sich ballten und wie eilige Reiterscharen davonjagten.
Smoky sollte Gary Andrews am Ruder ablösen. Der Gefechtsrudergänger Pete Ballie lag in der Koje und schlief seine wohlverdiente Runde ab.
Smoky durchquerte die Kuhl zum Achterdeck. So kalt war es gar nicht, fand er, und er war jetzt auch wieder völlig klar. Weit voraus war in der Dunkelheit die Hecklaterne der „Wappen von Kolberg“ als heller Lichtpunkt zu sehen. Sie warf milchigen Schein durch die Finsternis. Smoky verlor fast den Halt, als wieder ganz überraschend eine Bö einfiel und das Meer wütend hochstiebte.
Zur Zeit segelte die „Isabella“ über Backbordbug auf die Küste zu, in Richtung auf Rixhöft, und folgte dem Kurs der anderen Galeone, deren Männer sich in den Gewässern bestens auskannten.
Bei Rixhöft würden sie durch den Wind auf den СКАЧАТЬ