Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman. Helga Torsten
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Название: Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman

Автор: Helga Torsten

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Fürstenkinder

isbn: 9783740980245

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СКАЧАТЬ für seine Kinder besitzt er weder Herz noch Zeit, und die Erzieherinnen wechseln sehr oft.

      Na, und wenn sie dann zu mir in die Garage kommen…

      Der Mann in der Livree schnaufte noch stärker. Ja, wenn sie mich dann bitten, mitgenommen zu werden, wer könnte dann nein sagen? Schließlich hat man ja auch ein Herz.

      Vor allem für Kinder, die keine Mutter mehr haben.

      Wie lange war sie schon tot, die Frau des Fürsten Bassarow?

      Auf jeden Fall lebte Barbara Bassarow schon lange nicht mehr.

      Lebenslustig war sie gewesen, hatte den Sport geliebt, hatte sich gern bewundern lassen. Keinem Flirt war sie abgeneigt gewesen, obgleich Fürst Michail zu einem der bestaussehendsten und begehrtesten, dabei reichsten Männern in der Gesellschaft gehörte.

      Aber es gab eben solche Frauen, die eine Unzahl von Verehrern brauchten.

      Und dieses Temperament, oh, dieses Temperament!

      Das hatte sie das Leben gekostet. Damals, als sie das dritte Kind unter dem Herzen trug und in rasendem Tempo in ihrem Sportkabriolett mit weit über 200 Stundenkilometer in die Kurve ging.

      Tot!

      Der Fahrer Waschkewitz schob an diesem fürchterlichen Sturmnachmittag, der die Millionenstadt an der Elbe bedrohte, die Hände in die Taschen. Und seit der Zeit hatten der heute zehnjährige Stoffel und die siebenjährige Vronli keine Mutter mehr.

      Und auch keinen Vater!

      Er kümmerte sich nicht um sie!

      Der Mann in der hellgrauen Livree begehrte innerlich wild auf.

      Und deshalb kommen der Stoffel und das Vronli immer wieder in das Personalzimmer der großen Villa an der Elbchaussee. Und wir alle haben diese Kinder lieb. Die Haushälterin, die Köchin, das Stubenmädchen. Na, und ich ganz gewiß!

      Ich hätte die beiden nicht mitnehmen sollen,als ich an diesem späten Nachmittag hierher fuhr, um die Statue einer kleinen holzgeschnitzten Madonna von einem Verkäufer abzuholen.

      »Fräulein!« keuchte der Mann und sah wie ein Verzweifelnder dem Mädchen im Kapuzenmantel in das schmale Gesicht mit den riesigen dunklen Augen. »Fräulein, so helfen Sie mir doch! Ich bin ja nur ganz kurz im Haus Hollenberg gewesen. Nur um die hölzerne Madonna abzuholen. Und in dieser Zeit… ja, da sind sie verschwunden, der Stoffel und das Vronli. Und… und dieser Kater, dieser Julius, ohne den sie nicht leben können. Verschwunden sind sie, alle drei!«

      Der Sturm pfiff jetzt nicht mehr, er raste, er versuchte, alles Aufrechtstehende zu Boden zu werfen.

      Die kleine, schmale Jasmine klammerte sich plötzlich unbewußt an den Fahrer.

      »Aber ich habe sie ja auch nicht gesehen, die Kinder, die Sie suchen!« schrie sie.

      Der Sturm heulte jetzt so laut, daß man sich nur schreiend verständigen konnte. Das Schreien aber klang wie ein Flüstern.

      Mehr aber noch als die Worte sprachen in Jasmines Gesicht die dunklen Augen. Die waren warm, herzlich. Und in ihnen spiegelte sich plötzlich auch die Fürsorge für zwei Kinder, die spurlos verschwunden waren.

      Der nahende Abend war erfüllt von Schrecken, Angst, Furcht.

      Sirenen begannen jetzt laut zu heulen.

      »O Gott, die Flut!« Jasmine faltete die zarten Hände, die in einfachen roten Strickhandschuhen steckten.

      »Die Flut!«

      Der Fahrer Waschkewitz sank in sich zusammen. »Die Flut, Fräulein, und die Kinder…«

      Da raffte sich die kleine Jasmine auf.

      »Sagten Sie nicht, die Kinder hätten einen Kater bei sich gehabt?«

      Waschkewitz nickte stumm.

      »Julius!« schrie er dann jäh. Sein Schreien glich einem Flüstern.

      »Ich werde Ihnen suchen helfen!« schrie Jasmine und beugte sich zum linken Ohr des hilflosen Mannes. »Man kann Kinder ja nicht diesem Chaos aussetzen.«

      Jasmine strich sich übers Gesicht. Ihr glattes kastanienbraunes Haar war so kurz geschnitten, daß es aus der Kapuze hervorschaute. »Wie eine Kappe liegt es an!« hatte vor einer knappen Viertelstunde die Ballettmeisterin Curschmann geäußert, bei der sich Jasmine hatte melden sollen. »Und deshalb können Sie die Rolle besonders gut übernehmen.«

      Oh, das Katzenballett im Kinderweihnachtsmärchen des Opernhauses.

      Jede der Schülerinnen der Frau Curschmann träumte davon, in ihm auftreten zu dürfen.

      Natürlich bestritt das Ballett der Oper diesen Tanz der Katzen. Aber bei den Tänzerinnen gab es Erkrankungen, Ausfälle. Die Oper hatte sich an die bewährte Ballettmeisterin gewandt, die seit etlichen Jahren nicht mehr selber auftrat, sondern nur Schülerinnen ausbildete.

      »Und du bist meine begabteste Schülerin, Jasmine!« hatte die gütige grauhaarige Adela Curschmann vor einer halben Stunde geäußert. »Und du wirst tanzen, großes kleines Mädchen.«

      »Auf der riesigen Bühne der Oper?«

      »Ja, du«, hatte Adela Curschmann lächelnd bestätigt. »Und – das rate ich dir – Schande hast du mir nicht zu machen.«

      »Mach’ ich nicht!« Jasmine hatte den Kopf mit dem bubenhaft kurzgeschnittenen Haar gesenkt. »Ich will ja, ich will…!«

      »Primaballerina willst du werden wie alle!« Die grauhaarige Frau hatte gelächelt. »Also, einen Start hast du nun… Kätzchen, kleine Jasmine. Nimm ihn wahr, den Start!«

      Wie lange lagen diese Worte nun schon zurück?

      Jasmine fuhr sich mit den Handschuhen übers Gesicht, in das der einsetzende Regen peitschte.

      Eine Ewigkeit! dachte das Mädchen.

      Denn nun tritt die Gegenwart an mich heran. Eine Gegenwart, in der nicht getanzt wird, sondern in der zwei Kinder verschwunden sind.

      Immer schauriger heulten die Sirenen.

      Eine Millionenstadt war auf den Beinen. Mit Polizei. Mit Suchdienst. Mit Militär. Mit Rettungsmannschaften.

      »Ich helfe Ihnen«, versprach Jasmine dem völlig ratlosen und verwirrten Fahrer Waschkewitz, der seine Gutherzigkeit tausendmal bereute.

      »Also, dann auf!« Jasmine lachte plötzlich. »Heute habe ich meinen Katzentag.«

      Graziös erhob sie sich auf den langschäftigen Stiefeln, die ihr ein wenig zu groß waren. Eine Bekannte hatte sie ihr zu diesem Weg geliehen. Wie der gestiefelte Kater komme ich mir vor! dachte Jasmine, während sie mit dem Fahrer Waschkewitz verabredete, sich pünktlich nach einer halben Stunde hier wieder zu treffen. Hier am Auto, das seine riesigen Scheinwerfer über die ganze Landschaft zu werfen schien.

      Es sollte lieber dunkel sein! durchfuhr es Jasmine. Schön sieht’s hier nicht aus. –

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