Название: Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman
Автор: Helga Torsten
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fürstenkinder
isbn: 9783740980245
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Der Fürst erhob sich. Wenn das so war, wie er es sich vorstellte, dann bedeutete das, daß Sybill ihn liebte. Es konnte nichts anderes bedeuten!
Er schritt erregt im Zimmer auf und ab. Dann hatte er einen Entschluß gefaßt.
Er hielt diese Ungewißheit keine Sekunde länger aus. Er mußte es wissen, jetzt gleich! Er würde versuchen, sie am Bahnhof einzuholen!
Er nahm seinen Sohn an die Hand und eilte zur Tür und die Treppe hinunter. In der großen Halle kehrte er noch einmal um. Wohin mußte er fahren, um sie wiederzusehen? Wo war sie zu Hause?
Er fragte eines der Stubenmädchen, wo die Studenten seien. Als man ihm mitteilte, sie machten einen Ausflug, brummte er unwillig.
Was nun? Er drückte Wölfchen in einen Sessel und lief wieder nach oben. Er suchte und fand Sybills Zimmer und trat ein. Dort stülpte er einfach den Papierkorb um und breitete dessen Inhalt einfach auf dem Teppich aus.
Und da fand er, was er suchte. Einen Briefumschlag mit dem Absender von Sybills Mutter. Er steckte ihn ein und lief eilig wieder zurück.
Der Fürst nahm den Jungen an die Hand und befahl einem der Diener, seinen schnellsten Wagen aus der Garage zu fahren.
In mörderischem Tempo ging es zum Bahnhof. Aber der Zug fuhr gerade aus der Halle.
Er starrte ihm enttäuscht nach. Da kam ihm ein Gedanke. Ja! So würde er es machen! Er lächelte erleichtert. Dann fuhr er in schnellem Tempo weiter, überholte den stampfenden und brausenden Zug, und war ihm bald schon weit voraus.
*
Sybill saß still in eine Ecke gedrückt und sah zum Fenster des Abteils hinaus.
Äcker und Wiesen flogen an ihren verweinten Augen vorbei.
Sybill nahm kaum etwas wahr. All ihre Gedanken und Wünsche waren auf Schloß Degencamp zurückgeblieben.
Ein Lied kam ihr in den Sinn, das die Mutter früher oft gesungen hatte: All meine Gedanken, die ich hab’, die sind bei dir!
Sie tupfte vorsichtig zwei Tränen von den Wimpern. Eine ältere Dame, die ihr gegenübersaß, fragte sie etwas. Sybill antwortete höflich, aber geistesabwesend.
Die Dame betrachtete sie mitleidig. Wahrscheinlich hat sie Liebeskummer, dachte sie mitfühlend.
Aber sie ist ja noch jung. Sie wird vergessen.
Als der Zug im Bahnhof einlief, hob Sybill ihren sandfarbenen Koffer aus dem Gepäcknetz und stieg langsam aus. Niemand holte sie ab. Die Mutter wußte ja gar nicht, daß sie schon kam.
Sie winkte ein Taxi heran und ließ sich heimfahren.
Hoffentlich ist Mama überhaupt da, dachte sie, als sie den Fahrer entlohnte. Auf ihr Klingeln öffnete zunächst niemand. Erst nach einer ganzen Weile hörte sie, daß der Schlüssel im Schloß herumgedreht wurde.
»Gott sei Dank, Mama! Ich fürchtete schon, du seiest nicht daheim.«
Sie fiel der Mutter um den Hals und küßte sie zärtlich. »Ach, Mama!«
»Was ist denn, Kind? Hast du Kummer?«
Die Baronin nahm der Tochter den Koffer ab und steilte ihn beiseite. »Ich mache uns schnell einen Kaffee, einverstanden?«
»Nein, bitte nicht, Mama!«
Sybill seufzte schwer. Ihre schönen dunklen Augen füllten sich langsam mit Tränen. Sie schlang die Arme um den Hals der Mutter und weinte, wie sie als kleines Mädchen geweint hatte, herzzerbrechend und untröstlich.
»Aber Kind! Liebes!«
Die Baronin streichelte zärtlich den Rücken der Tochter.
»Du hast Kummer? Willst du mir nicht sagen, was es ist?«
»Du wirst mit mir schelten, Mama. Ich weiß es genau.«
Sie schluchzte noch heftiger.
»Aber warum denn?«
»Ich war so dumm, Mama, so grenzenlos dumm.«
Die Baronin lächelte weise. »Willst du mir nicht doch alles sagen?«
»Ach, Mama, ich habe mich verliebt.« Das Schluchzen wurde stärker. »Aber der Mann, in den ich mich verliebt habe, ist unerreichbar für mich. Ich hätte es wissen müssen, Mama, es ist so schrecklich.«
Die Baronin streichelte sie immer noch, zärtlich und beruhigend.
»Und wer ist dieser Mann, mein Kind?« fragte sie leise.
»Es ist der Fürst. Bitte verzeih, Mama, ich – ich weiß ja…«
Sie kam nicht weiter. Die Mutter schob sie sanft, aber bestimmt, von sich. Sie trat etwas zurück. Und da sah Sybill den Mann, der in der geöffneten Salontür stand und ihr zärtlich zulächelte.
Jetzt trat er auf sie zu und nahm sie in die Arme.
»Sybill, Liebling. Verzeih mir, daß ich gelauscht habe. Aber die Worte, die ich soeben vernahm, haben mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht! Warum bist du davongelaufen, Sybill? Ahntest du nicht – wußtest du denn wirklich nicht, daß ich dich liebe?«
Sie sah zu ihm auf, und in ihren dunklen Augen lagen Freude und alles Glück der Erde. Sie konnte es immer noch nicht fassen, daß Hasso, Fürst von und zu Degencamp, ihr soeben gesagt hatte, daß er sie liebe.
»Fürst, ich…«, stammelte sie verwirrt.
»Ich heiße Hasso«, flüsterte er dicht an ihrem Ohr und verschloß ihre Lippen mit einem nicht endenwollenden Kuß.
»Wie kommst du hierher?« fragte Sybill den geliebten Mann. »Woher wußtest du – und wie hast du das nur so schnell geschafft?«
Er lächelte zärtlich.
»Einiges hat mir Wölfchen verraten. Anderes habe ich mir zusammengereimt. Und dann – mein Wagen ist ein bißchen schneller als die gute alte Eisenbahn. Ich dachte mir, es wäre vielleicht richtiger, zuerst bei deiner Mutter um deine Hand anzuhalten, bevor ich mir dein Jawort hole. Und das bekomme ich doch, nicht wahr?«
Sie nickte selig. Dann fanden sich ihre Lippen zu einem neuen zärtlichen Kuß.
Plötzlich ging die große Flügeltür weit auf, und eine kleine Gestalt wirbelte herein und auf Sybill zu.
»Tante Sybill, liebe Tante Sybill! Kommst du nun doch wieder mit zu uns?«
»Wölfchen, mein keiner Liebling!«
Sie hob den Kleinen zu sich empor und küßte ihn glücklich.
»Ja, mein kleiner Schatz. Ich komme bald. Du mußt dich nur noch ein ganz klein wenig gedulden, ja?«
Die eben noch strahlenden Kinderaugen verloren ihren Glanz.
»Aber СКАЧАТЬ