Der Goldkäfer. Эдгар Аллан По
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Читать онлайн книгу Der Goldkäfer - Эдгар Аллан По страница 6

Название: Der Goldkäfer

Автор: Эдгар Аллан По

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Klassiker der Weltliteratur

isbn: 9783843804332

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СКАЧАТЬ nichts zu sehen gewesen. Aber der Käfer, den er herabgelassen hatte, wurde nun am Schnurende sichtbar und glitzerte wie eine Kugel von flammendem Gold in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne, die noch gerade mit einem Schimmer die Höhe traf, auf der wir standen. Der Käfer hing ganz frei von Zweigen und wäre, wenn man ihn losgelassen, gerade vor unsere Füße gefallen. Legrand nahm sofort die Sense und mähte damit gerade unter dem Insekt einen Kreis von drei oder vier Metern im Durchmesser ab. Dann befahl er Jupiter, den Käfer fallen zu lassen und herabzukommen.

      Nunmehr trieb mein Freund genau an der Stelle, wo der Käfer hingefallen war, einen Pflock in die Erde und nahm aus seiner Tasche ein Maßband. Indem er ein Ende davon an der Stelle des Baumes befestigte, die dem Pflock am nächsten war, rollte er es weiter ab und legte es in der Linie, die durch den Baum und den Pflock gegeben war, auf eine Entfernung von fünfzig Fuß hin, wobei Jupiter den Weg von Brombeeren frei machte. Auf dem nun erreichten Punkte wurde ein zweiter Pflock in den Boden getrieben und um ihn herum als Mittelpunkt ein Kreis von etwa vier Fuß im Durchmesser abgemäht. Legrand nahm nun einen Spaten, gab einen Jupiter und einen mir und bat uns, so schnell wie möglich zu graben.

      Um die Wahrheit zu sagen, ich habe noch nie an einer solchen Beschäftigung große Freude gehabt und diesmal hätte ich sie sehr gerne verweigert. Die Nacht rückte auch heran und ich fühlte mich schon sehr ermüdet von der durchgemachten Anstrengung. Aber ich sah keine Möglichkeit, der Sache zu entgehen, und fürchtete mich, durch eine Weigerung meinen armen Freund erst recht zu erregen. Wahrhaftig, hätte ich mich auf Jupiters Hilfe verlassen können, ich würde ohne Zögern versucht haben, den Verrückten mit Gewalt nach Hause zu bringen. Aber ich kannte die Verfassung des alten Negers zu gut, um bei einem Kampf mit seinem Meister irgendwie auf seinen Beistand zu rechnen. Ich zweifelte nicht, dass Legrand von einer der im Süden so häufigen abergläubischen Ideen über vergrabene Schätze befallen war und dass seine Fantasie sich verstärkt hatte durch die Auffindung des Käfers und vielleicht auch durch den hartnäckigen Glauben Jupiters, der Käfer sei von purem Gold. Ein schon zum Wahnsinn geneigtes Gehirn konnte leicht durch solche Erlebnisse verführt werden – besonders wenn sie mit Lieblingsideen harmonierten – und dann rief ich mir auch wieder die Worte des armen Menschen zurück, der Käfer würde ihm den Weg zum Reichtum zeigen. Ich war durch all dies sehr traurig und verstört, beschloss aber endlich, aus der Not eine Tugend zu machen und bereitwillig zu graben, um auf diese Weise den Fantasten so schnell wie möglich durch den Augenschein von der Torheit seiner Idee zu überzeugen.

      Die Laternen wurden angezündet und wir gingen alle mit einem Eifer an die Arbeit, der einer vernünftigeren Sache würdig gewesen wäre. Wie der Lichtschein so auf uns und unsere Arbeit fiel, musste ich unwillkürlich denken, wie malerisch doch unsere Gruppe sei und wie seltsam und unheimlich doch unsere Arbeit einem Wanderer erscheinen würde, der zufällig auf uns stieße.

      Das Graben dauerte ununterbrochen zwei Stunden, wir sprachen wenig und machten uns nur Sorgen wegen des lauten Gebells des Hundes, der an unserem Unternehmen ein leidenschaftliches Interesse nahm. Er lärmte schließlich so sehr, dass wir fürchteten, er könnte in der Nähe befindliche Landstreicher anlocken – oder vielmehr war das die Besorgnis Legrands, denn ich wäre über jede Unterbrechung froh gewesen, die mir Gelegenheit gegeben hätte, den Irren nach Hause zu bringen. Jupiter verstand es, dem Lärm sehr wirkungsvoll ein Ende zu machen, indem er entschlossen aus der Höhlung kletterte und dem Tier mit einem seiner Hosenträger das Maul verband, worauf er mit einem verhaltenen Kichern wieder an seine Arbeit ging.

      Als die zwei Stunden herum waren, hatten wir eine Tiefe von fünf Fuß erreicht, ohne aber irgendwelche Anzeichen von einem Schatz zu finden. Eine allgemeine Pause folgte und ich hoffte schon, die Posse sei zu Ende. Legrand aber, obgleich er offenbar sehr verwirrt war, wischte sich gedankenvoll die Stirne und begann von neuem. Wir hatten den ganzen Kreis von vier Fuß Durchmesser ausgehoben und vergrößerten ihn etwas, wobei wir noch zwei Fuß tiefer gingen. Aber auch jetzt stießen wir auf nichts. Der Goldsucher, der mir ernstlich leidtat, kletterte schließlich mit dem Ausdruck der bittersten Enttäuschung aus der Grube und ging langsam und widerstrebend daran, seinen Rock wieder anzuziehen, den er beim Beginn der Arbeit abgeworfen hatte. Ich machte inzwischen keine Bemerkung. Jupiter begann, auf einen Wink seines Herrn, die Werkzeuge aufzunehmen. Nachdem das geschehen und der Hund wieder frei gemacht war, wandten wir uns in tiefem Schweigen auf den Heimweg.

      Wir hatten vielleicht ein Dutzend Schritte in dieser Richtung getan, als sich Legrand mit einem lauten Fluch auf Jupiter stürzte und ihn beim Kragen fasste. Der erstaunte Neger öffnete Augen und Mund, so weit er konnte, ließ die Spaten fallen und fiel auf die Knie.

      „Du Schurke!“, sagte Legrand, indem er die Silben zwischen den zusammengebissenen Zähnen herauszischte. „Du höllischer, schwarzer Schurke! – Sprich, sage ich! – Antworte mir sofort, ohne Umschweife! – Welches ist dein linkes Auge?“

      „Oh, mein Gott, Massa Will! Sein das nicht richtig mein linkes Auge?“, brüllte der erschrockene Jupiter, indem er seine Hand auf sein rechtes Sehorgan legte und es dort mit verzweifelter Hartnäckigkeit festhielt, als fürchtete er, sein Meister möchte es ihm aus der Höhlung herausreißen.

      „Ich habe es mir gedacht – ich wusste es! Hurra!“, schrie Legrand laut und ließ den Neger los, worauf er eine Reihe von Kurven und Wendungen tanzte, sehr zum Erstaunen seines Dieners, der sich von den Knien erhob und stumm von seinem Meister zu mir und von mir zu seinem Meister blickte.

      „Kommt, wir müssen zurückgehen“, sagte Legrand. „Das Spiel ist noch nicht verloren.“ Und er führte uns wieder zum Tulpenbaum.

      „Jupiter“, sagte er, als wir seinen Fuß erreichten, „komm her! War der Schädel mit dem Gesicht nach auswärts oder mit dem Gesicht nach einwärts an den Ast genagelt?“

      „Das Gesicht waren nach auswärts, Massa, so dass die Krähen gut und ohne Mühen an die Augen konnten.“

      „Gut, war es nun dieses Auge oder das, wodurch du den Käfer fallen ließest?“ Damit berührte Legrand jedes von Jupiters Augen.

      „Es waren dies Auge, Massa – das linke Auge –, wie Massa mir sagten“, und auch jetzt wieder berührte der Neger sein rechtes Auge.

      „Das genügt – wir müssen es noch einmal versuchen.“

      Mein Freund, in dessen Wahnsinn ich jetzt eine gewisse Methode sah oder wenigstens zu sehen glaubte, versetzte nunmehr den Pflock von dem Punkt, wo der Käfer hingefallen war, nach einem Punkt, der drei Zoll weiter westwärts lag. Indem er jetzt das Maßband von dem nächstgelegenen Punkte des Baumes über den Pflock hinweg fünfzig Fuß in gerader Linie hinlegte, kam er zu einem Fleck, der mehrere Meter von dem entfernt war, wo wir gegraben hatten.

      Wieder wurde an dem neuen Ort ein Kreis gezogen, diesmal ein etwas größerer als vorher, und wieder begannen wir mit den Spaten zu arbeiten. Ich war entsetzlich müde, aber ich fühlte, obgleich ich kaum wusste, wodurch die Veränderung in meinen Gedanken erzeugt worden war, nicht mehr die große Abneigung gegen die mir auferlegte Arbeit. Ein ganz merkwürdiges Interesse war in mir erwacht, ich wurde sogar aufgeregt. Vielleicht steckte doch etwas hinter dem ganzen sonderbaren Benehmen Legrands – eine gewisse Umsicht oder Überlegtheit, die auf mich Eindruck machte. Ich grub eifrig und ertappte mich ein paarmal tatsächlich dabei, dass ich mit einer gewissen Erwartung nach dem Schatz ausschaute, dessen Vision meinen unglücklichen Freund um seinen Verstand gebracht hatte. Ich war gerade wieder einmal dabei, solchen Gedankenbildern nachzuhängen, und wir hatten vielleicht anderthalb Stunden gearbeitet, als wir aufs neue durch ein lautes Gebell des Hundes unterbrochen wurden. Beim ersten Graben war seine Unruhe offenbar die Folge von Spiellust oder Laune gewesen, jetzt aber klang ein scharfer und ernsthafter Ton daraus. Als Jupiter wieder versuchte, ihm das Maul zu verbinden, leistete er wütenden Widerstand, sprang in die Höhlung und wühlte wie rasend mit seinen Pfoten die Erde auf. In wenigen Sekunden hatte er einen Haufen Menschenknochen СКАЧАТЬ