Название: Der Goldkäfer
Автор: Эдгар Аллан По
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Klassiker der Weltliteratur
isbn: 9783843804332
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In seiner Jugend hat der Tulpenbaum oder Liriodendron tulipiferum, die prächtigste Erscheinung der amerikanischen Wälder, einen auffallend glatten Stamm und erreicht oft eine bedeutende Höhe ohne Seitenäste. Im reiferen Alter wird aber seine Rinde rissig und uneben und viele kurze Äste erscheinen an dem Stamm. Daher war auch in diesem Falle die Schwierigkeit des Kletterns mehr scheinbar als wirklich. Indem er sich mit Armen und Knien so fest wie möglich an den riesigen Zylinder drückte, mit den Händen nach vorstehenden Stümpfen griff und auf anderen die nackten Zehen ruhen ließ, wand sich Jupiter bis auf den ersten großen Ast, nachdem er allerdings ein- oder zweimal mit großer Not der Gefahr des Abstürzens entgangen war. Er schien jetzt die ganze Aufgabe in der Hauptsache für erledigt zu halten. Das Gefährliche an dem Unternehmen war jedenfalls vorbei, obgleich der Kletterer sich nunmehr sechzig oder siebzig Fuß über dem Erdboden befand.
„Welchen Weg müssen ich jetzt gehen, Massa Will?“, fragte er.
„Jetzt steige den stärksten Ast hinauf – den hier auf dieser Seite“, sagte Legrand.
Der Neger gehorchte ihm unverzüglich und offenbar ohne viel Mühe. Er stieg höher und höher, bis man in dem dichten Laubwerk, das ihn umgab, keinen Schimmer mehr von seinem breiten Körper sah. Nach einer Weile hörte man seine Stimme wie eine Art Hallo.
„Wie viel weiter sollen ich klettern?“
„Wie hoch bist du?“, fragte Legrand.
„Ich so hoch sein“, antwortete der Neger, „dass ich sehen den Himmel von dem Ast.“
„Kümmere dich nicht um den Himmel, sondern höre, was ich dir sage. Sieh hinunter und zähle die Äste, die an dieser Seite unter dir sind. An wie viel Ästen bist du vorbeigeklettert?“
„Eins, zwei, drei, vier, fünf – ich sein an fünf Ästen vorbei, Massa, an dieser Seite.“
„Dann steige einen Ast höher.“
Einige Minuten darauf hörte man wieder seine Stimme, er rief, dass er den siebten Ast erreicht habe.
„Nun, Jup“, rief Legrand, augenscheinlich sehr erregt, „möchte ich, dass du dich auf dem Ast so weit wie möglich herausarbeitest. Wenn du etwas Ungewöhnliches siehst, teile es mir mit.“
Wenn ich bisher noch ein wenig an meines Freundes Geistesverwirrung gezweifelt hatte, so war das jetzt endgültig vorbei. Es gab keine andere Möglichkeit, als ihn für wahnsinnig zu halten, und ich machte mir ernsthafte Sorgen, wie ich ihn nach Hause bringen sollte. Während ich noch nachdachte, was am besten zu tun sei, hörten wir wieder Jupiters Stimme.
„Ich sehr fürchten, auf diesem Ast weit vorzugehen – er vollständig abgestorben sein.“
„Sagtest du, der Ast wäre abgestorben, Jupiter?“, fragte Legrand mit zitternder Stimme.
„Ja, Massa, er tot wie ein Türnagel – ganz bestimmt – sein Leben vorbei.“
„Was in Himmels Namen soll ich nun anfangen?“, fragte Legrand anscheinend in höchster Verzweiflung.
„Anfangen?“, sagte ich erfreut, weil ich eine Gelegenheit fand, mich einzumischen. „Natürlich nach Hause gehen und sich zu Bett legen. Kommen Sie mit, seien Sie vernünftig. Es ist sehr spät, und denken Sie an Ihr Versprechen.“
„Jupiter“, schrie er, ohne mich im Geringsten zu beachten, „kannst du mich hören?“
„Ja, Massa Will, ich Sie hören ganz deutlich.“
„Untersuche einmal genau das Holz mit deinem Messer und sage mir, ob du es für sehr morsch hältst.“
„Es sein sicher morsch, Massa“, antwortete der Neger etwas später, „aber doch nicht so morsch, als ich gedacht haben. Allein können ich mich sicher etwas hinauswagen.“
„Allein? – Was meinst du damit?“
„Nun, ich meinen das Käfer. Es sein sehr schweres Käfer. Wenn ich ihn zuerst fallen lassen, dann der Ast werden nicht brechen vom Gewicht von einem Nigger.“
„Du verdammter Schurke!“, rief Legrand, offenbar sehr erleichtert. „Was soll das heißen, dass du mir solchen Unsinn erzählst? Wenn du dich unterstehst, den Käfer fallen zu lassen, schlage ich dir den Schädel ein. Gib acht, Jupiter, hörst du, was ich sage?“
„Ja, Massa brauchen armen Nigger nicht so anzubrüllen.“
„Nun, dann pass auf! Wenn du dich, so weit du es für sicher hältst, auf den Ast hinauswagst und den Käfer nicht fallen lässt, werde ich dir einen Silberdollar schenken, sobald du herabkommst.“
„Ich gehen vor, Massa Will“, antwortete der Neger sehr bereitwillig. „Ich jetzt ganz am Ende sein.“
„Ganz am Ende?“ Legrand schrie jetzt förmlich. „Sagtest du, dass du am Ende des Astes bist?“
„Fast am Ende – oh, oh, oh! Barmherziger Gott, was sein auf dem Ast?“
„Nun?“, rief Legrand höchst entzückt, „was gibt es da?“
„Es sein nur ein Schädel – jemand seinen Kopf auf dem Ast gelassen und die Krähen alles Fleisch davon gegessen.“
„Ein Schädel, sagst du? – Sehr gut! – Wie ist er an dem Ast befestigt? Was hält ihn fest?“
„Wahrhaftig, Massa, ich müssen sehen. Aber dies sein merkwürdig – da sein ein sehr dicker Nagel in dem Schädel, der ihn an dem Zweig festhalten.“
„Und nun, Jupiter, tu genau, was ich dir sage. Hörst du mich?“
„Ja, Massa.“
„Also, gib acht. Suche das linke Auge des Schädels.“
„Hm, ja! Aber er haben ja kein linkes Auge mehr.“
„Verfluchter Dummkopf! Du weißt doch, was deine rechte und was deine linke Hand ist?“
„Ja, ich das wissen – ich das alles wissen – mit linker Hand ich spalten Holz.“
„Natürlich, denn du bist linkshändig! Und dein linkes Auge ist auf derselben Seite wie deine linke Hand. Jetzt, denke ich, kannst du das linke Auge von dem Schädel finden, oder vielmehr den Platz, wo es gesteckt hat. Hast du es gefunden?“
Hier folgte eine lange Pause. Endlich fragte der Neger: „Sein das linke Auge von dem Schädel auf derselben Seite, wo die linke Handseite von dem Schädel gewesen? Denn das Schädel haben überhaupt keine Hand – aber das machen nichts. Ich nun das linke Auge gefunden – hier sein das linke Auge. Was sollen ich machen mit ihm?“
„Lass den Käfer hindurchfallen, so weit die Schnur reicht. Aber nimm dich in acht, dass du die Schnur festhältst.“
„Alles getan, Massa Will. Sehr leichte СКАЧАТЬ