Wüstenfeuer. Katherine V. Forrest
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Читать онлайн книгу Wüstenfeuer - Katherine V. Forrest страница 9

Название: Wüstenfeuer

Автор: Katherine V. Forrest

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783959172103

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СКАЧАТЬ den Tisch, wenn auch seltener in den letzten Jahren, und er wischte ihre gleichbleibende und beharrliche Beteuerung, dass sie ihm keine Erkenntnisse oder Beweise vorenthalten hatte, stets beiseite. Sie hatte keine andere Wahl, als zu mauern, wie sie sich selbst beschönigend versicherte, um nicht das Wort Lüge benutzen zu müssen. Sie konnte ihren Eid nicht brechen, über die internationalen Auswirkungen zu schweigen, die einen CIA-Officer aus dem Ruhestand geholt und verdeckt, aber tief in den Fall involviert hatten.

      Verkompliziert wurde die Situation noch dadurch, dass Cameron während der Ermittlungen im Fall Layton Vertrauen in sie gesetzt hatte, indem er ihr anbot, ihr bei einem Stalker und dessen zunehmende Drohungen gegen seine Frau – bei der es sich um Aimees enge Freundin Marcie handelte –, zu helfen, als klar wurde, dass die legalen Mittel, Frauen wie Marcie Grissom zu schützen, nicht greifen würden. Kate erinnerte sich gut an seinen an die Nieren gehenden Bericht von einem grausamen Doppelmord mit anschließendem Suizid in Victorville – ein gewalttätiger Ehemann war mit der Heckenschere auf seine Frau losgegangen, die sich in der Vergangenheit mehrfach hilfesuchend an die Polizei gewandt hatte. Anschließend hatte er eine Schrotflinte auf seinen Sohn gerichtet und sich dann selbst erschossen. Dieser Fall mochte Cameron die Rechtfertigung für sein Handeln in sich möglicherweise ähnlich entwickelnden Umständen bieten, aber seine Lösung für Marcie Grissoms Problem und die Rolle, die Kate dabei spielte, hatten ihren grundlegenden Kodex als Polizistin derart erschüttert, dass es Monate, ja Jahre auf ihrem Gewissen lag. Heute, das gestand sie sich inzwischen ein, würde sie vielleicht nicht mehr eine derart rigide moralische Haltung an den Tag legen, aber das war nicht mehr von Belang. Ihr Missmut im Anschluss an Camerons Einschreiten war unübersehbar gewesen und hatte sie sein bedingungsloses Vertrauen gekostet.

      Cameron setzte sich oder seine unorthodoxen Methoden – die er selbst als »pragmatisch« bezeichnete – nicht im Entferntesten mit den schmutzigen Cops in Rampart gleich, die er verächtlich »Schlägertypen, die auf Schlägertypen mit Drogen losgehen« nannte. Und sie war sich ziemlich sicher, dass er gemeinsam mit einem oder mehreren Kollegen ähnliche »pragmatische« Lösungen auf andere Probleme anwandte, die sich den Möglichkeiten der Strafverfolgung entzogen.

      Sie warf einen Blick zu Camerons RAV4 hinüber. Wo immer er stecken mochte – warum hatte er nicht seinen Wagen genommen? Ein keinesfalls abwegiger Grund für seine mangelnde Reaktion auf Walcotts Nachrichten und ihre eigenen konnte sein, dass er sich auf einer »pragmatischen« Mission befand und keinen identifizierbaren Wagen hatte nehmen wollen. Und irgendwas war dabei schiefgegangen.

      Es war auch möglich, versuchte Kate sich zu beschwichtigen, dass es irgendwas mit seiner Familie zu tun hatte. Seine Polizeikarriere hatte in Victorville, seinem Heimatort, begonnen, und er hatte dort immer noch einen Kumpel beim Police Department, mit dem er manchmal campen ging – einen hageren, tiefgebräunten, wortkargen Typen, an den sie sich vage von einem Barbecue bei Joe im Garten erinnerte und den er schlicht Dutch genannt hatte. Dutch schien der einzige verbliebene Freund in Victorville zu sein, und Joe hatte angedeutet, gute Gründe gehabt zu haben, die Wüstenstadt zu verlassen. Genauere Auskünfte hatte er nicht geben wollen, nicht einmal als Kate ihr Verhörgeschick hatte spielen lassen – seine Antworten blieben einsilbig und gingen über »öde« oder »keinen Grund zu bleiben« oder ein wegwerfendes Achselzucken nicht hinaus.

      Falls er außer einem Bruder, zu dem er keine enge Beziehung zu haben schien, und einer Schwester, die nach ihrer Scheidung aus Phoenix nach Victorville zurückgekehrt war, noch weitere Familie hatte, so wusste Kate nichts davon. An die Namen seiner Geschwister erinnerte sie sich nur, weil sie so schlicht waren – es waren allesamt einsilbige Namen, die mit J begannen: Jack, Jean und Joe. Jean war die einzige Verwandte, die er mehr oder weniger regelmäßig erwähnte, und gewöhnlich schüttelte er bloß den Kopf darüber, dass seine Schwester ebenso wie er dazu neigte, Beziehungen einzugehen, die sich als ungut erwiesen. Von seinen Eltern sprach er kaum jemals, außer um festzustellen, dass er sie zu früh verloren hatte – eine Gemeinsamkeit, die er mit Kate teilte. Auf dem Kaminsims, zu dem die Putzfrau gegangen war, um sich das Foto von Cameron und ihr selbst anzusehen, stand ein formelles Porträt dieser Eltern, aufgenommen in ihren Vierzigern vermutlich, und ein weiteres von den Eltern mit ihren drei noch jungen Kindern Joe, Jack und Jean, die auf einer Felsformation herumkletterten, und dann noch eines von dem zwölfjährigen Joe, neben dem sein Vater kniete, einen Arm um ihn gelegt, vor einer rostfarbenen Hütte in der Wüste. Als Junge hatte Cameron davon geträumt, Geologe oder Paläontologe zu werden, erinnerte Kate sich.

      Sie hatte ihn niemals im Zeichen ihrer Freundschaft mit seiner Zurückhaltung oder seinem ausweichenden Verhalten, was seine Familie und seinen Heimatort Victorville anging, konfrontiert, und jetzt überlegte sie, ob sie die Bezeichnung »Freundin« überhaupt verdiente, geschweige denn »enge Freundin«. Jetzt, wo es wirklich darauf ankommen mochte, hatte sie wenig, auf das sie zurückgreifen konnte.

      Da war seine Ex-Frau Janine, die immer noch an der Polizeiakademie unterrichtete, aber schon seit fünf Jahren nicht mehr zu Camerons Leben gehörte. Kate war Janine anfangs mehrmals begegnet; sie hatte sie als sehr freundlich erlebt, wenngleich auf eine distanzierte Weise, und sie fand, dass man, wenn man die Camerons kennenlernte, sie leicht für Bruder und Schwester halten konnte. Kate bewunderte Janines kühles Nicole-Kidman-Gebaren, ihre hochgewachsene, biegsame Gestalt mit den kleinen Brüsten, das schwere dunkelgoldene Haar, das sie zu einem schlichten French Twist hochgesteckt hatte. Die Camerons waren kinderlos – aus freiem Willen, hatte Kate stets angenommen; sie hatte nie gehört, dass Joe den Wunsch hegte, Vater zu werden. Und sie hatte nie die erstaunlich abgeklärte Reaktion vergessen, als sie ihre Besorgnis wegen der Kinder geäußert hatte, die in den La Brea Tar Pits mit dem Anblick der Leiche des ermordeten Herman Layton konfrontiert gewesen waren: »Ein toter Fremder ist für Kinder ein schmerzloser Weg, der Realität des Todes zu begegnen.« Eine der vielen rätselhaften Reaktionen, von denen sie im Nachhinein wünschte, sie hätte sie näher ergründet.

      Die Camerons waren vierzehn Jahre verheiratet gewesen, als Joe entdeckte, dass Janine seit sechs Jahren eine Affäre mit einem Lehrerkollegen an der Polizeiakademie hatte. Er war vor Wut außer sich gewesen – weniger wegen Janines Untreue an sich (er selbst hatte ein, zwei Affären gehabt, hatte er Kate betrunken gestanden), als vielmehr wegen der Tatsache, dass sie ihn über viele Jahre lang komplett hintergangen hatte. »Ich bin ein Cop – ein gottverdammter Ermittler!«, hatte er in der Bar getobt, in die sie ihn begleitet hatte, um sich in schwesterlicher Solidarität mit ihm zu besaufen. Am Ende jenes Abends waren sie so sternhagelvoll gewesen, dass der Barkeeper Aimee angerufen hatte, damit sie die beiden abholte.

      Sie wusste außerdem, dass Cameron in der Abteilung Gewaltprävention und Opferschutz des LAPD gewesen war, allerdings nur für »ein, zwei Minuten«, wie Joe es genannt hatte, weil er sich dort wie ein Berater vorgekommen war, nicht wie ein Cop. Und weil die Opfer diejenigen waren, die ihr Leben wie im Knast verbrachten, während die Täter frei herumliefen, weil Leben und Träume der Opfer zerstört waren, während sich die Männer, die glaubten, diese Frauen gehörten ihnen, jede Menge Rechtfertigungen einfallen ließen, um die Frauen zu terrorisieren.

      Als Kate aufblickte, stellte sie überrascht fest, dass das Auto von Marvel Maids verschwunden war. Sie war so tief in ihre Rückschau versunken gewesen, dass sie das nicht mitbekommen hatte.

      Sie startete den Motor und ließ den Wagen hügelab rollen, um neben Joes RAV4 zu parken. Besser, man hielt sie für eine Besucherin als für eine Einbrecherin.

      Sobald sie Camerons Grundstück erneut betreten hatte, überprüfte sie als Erstes den Briefkasten – leer. Dann verschaffte sie sich Einlass durch die Hintertür. Sie zog den Klebestreifen ab und ließ den Riegel schnappen; den zusammengeknüllten Klebestreifen steckte sie in die Tasche. Sie straffte die Schultern, holte tief Luft und betrat das Haus.

      Sie und Cameron hatten gemeinsam viele Hausdurchsuchungen durchgeführt, aber diese fühlte sich seltsam an, sehr seltsam und eindeutig falsch. Sie war im Begriff, in das Haus und das Privatleben ihres ehemaligen Partners einzudringen, und zwar ohne sein СКАЧАТЬ