Название: Wüstenfeuer
Автор: Katherine V. Forrest
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783959172103
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Kate sah Maggie mit gerunzelter Stirn an. Maggie zuckte die Achseln. »Ich habe ihr von dir erzählt. Ich habe ihr gesagt, dass du nicht mehr im Dienst bist.«
»Miss Police Detective, kann ich mit Ihnen reden?«
Kate sah Maggie an und verdrehte die Augen. Dann stand sie auf und ging zu dem anderen Bett hinüber. »Hallo, Alice. Ich heiße Kate. Ich kann Ihnen nicht behilflich sein. Ich bin aus dem Polizeidienst ausgeschieden.«
Alice musterte Kates Khakihosen und das gelbe Poloshirt mit einem Hauch von Anerkennung in den wässrigen blauen Augen. Dann heftete sie ihren Blick auf Kates Gesicht. »Sie müssen jemanden für mich finden. Jonathan Philip Souza. Wie John Philip Sousa, nur dass er Jonathan heißt und dass Souza sich mit Z schreibt.«
»Haben Sie denn keine Familie –«
»Meine Familie will nichts mit ihm zu tun haben. Ich muss ihn aber sehen. Ich muss ihm unbedingt sagen …« Tränen füllten ihre Augen, quollen über und liefen ihr die runzeligen Wangen hinunter. »Ich liebe diesen Jungen. Bitte finden Sie ihn! Sagen Sie ihm, dass seine Tante Alice ihn sehen möchte.«
»Alice, es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte Kate sanft.
Alice wischte ihren Einwand mit einer klauenartigen Hand verächtlich fort. »Was sind Sie denn für eine Detektivin?« Der Ton machte klar, dass sie Kate eigentlich fragte, was für ein Mensch sie war. Sie drehte sich um, wandte Kate den Rücken zu und schaute an die Wand.
»Kate …« Maggie winkte Kate zu sich.
Kate kehrte zu ihr zurück und beugte sich auf Maggies Geheiß zu ihr hinunter. »Bauchspeicheldrüsenkrebs«, flüsterte Maggie ihr ins Ohr. »Sei nachsichtig mit ihr – wer weiß, was für Medikamente sie kriegt.« Maggie legte ihr die Hand auf die Schulter, damit Kate sich noch nicht aufrichtete, und fuhr fort: »Dieser Junge – er ist kein Junge mehr. Er ist fünfunddreißig, und er ist schwul. Seine Familie hat sich von ihm losgesagt, genau wie meine damals – vor vielen, vielen Jahren.«
»Ich weiß nicht, was ich tun –«
»Red keinen Unsinn«, keuchte Maggie. Sie schob Kate mit schwachen Kräften von sich. »Tu’s einfach.«
Kate seufzte.
»Du siehst ziemlich fertig aus«, fuhr Maggie fort und inspizierte sie näher. »Verkatert?«
»Ein bisschen«, gab Kate zu. Dank Tylenol fühlte sie sich schon besser.
»Aimee war gestern Abend hier.«
Kate nickte. Aimee besuchte Maggie, wenn Kate sie nicht besuchte. Einige Tage zuvor war Kate aus dem Hospiz gekommen und hatte gesehen, wie Aimee davonfuhr, als sie bemerkt hatte, dass Kates Focus vor dem Silverlake Haven stand.
»Wenn du das Trinken nicht lässt –«
Kate hob entschieden die Hände. Nicht nötig, dass Maggie ihre Tirade erneut losließ. »Ich muss gehen«, sagte sie. »Ich habe um halb zwölf einen Termin.« Sie tätschelte Maggie die Hand.
Maggie ergriff Kates Hand. »Bitte, Kate, ich möchte, dass das hier zu Ende geht. Bring mir einfach ein paar Pillen. Das ist alles, worum ich dich bitte.«
»Maggie, ich kann das nicht.«
»Du kannst das.«
Kate zog ihre Hand fort und stand auf. Traurig und mutlos wandte sie sich von Maggie ab und ging zur Tür. »Ich komme später noch mal wieder.«
»Miss Police Detective, finden Sie Jonathan Philip Souza!«, rief Alice ihr nach. »Souza mit Z.«
3
Während Kate noch überlegte, wie sie die als Nächstes anstehenden Dinge am besten anging, schlug sie den Weg zu ihrer Wohnung ein, um ein paar Sachen zu holen, ehe sie weiter zu Camerons Haus fuhr.
Im Wohnzimmer nahm sie den Schaukasten von der Wand, der die Nachbildung ihrer Dienstmarke enthielt. Sie löste die Rückwand, während sie sich mit dem Argument zu beschwichtigen suchte, dass es hier um Cameron ging und sie nur im äußersten Notfall Gebrauch von der Polizeimarke machen würde. Im umgekehrten Fall, dachte sie ironisch, würde Cameron nicht die leisesten Bedenken haben – er würde sie auslachen: »Wie – du hast ein Problem damit, dich als die Polizistin auszugeben, die du früher gewesen bist?« Sie löste die Marke von dem blauen Samt, mit dem der Kasten ausgeschlagen war, und wog sie in der Hand – sie hatte sie nie zuvor in den Händen gehalten – und stellte fest, dass sie ein klein wenig schwerer war als das Original.
Im Schlafzimmer stieg sie aus ihrer Khakihose und zog eine geräumige Cargohose an. Sie steckte ihre Brieftasche und ihr Handy in eine der Taschen und ein Notizbuch, einen Stift und einige weitere Dinge in eine andere. Nach den gut vier Monaten außer Dienst war sie immer noch froh, dass sie nie wieder die Schultertasche tragen musste, die sie immer als ›die verdammte Satteltasche‹ bezeichnet und als Cop immer hatte bei sich haben müssen. Sorgsam heftete sie die Dienstmarke in eine der verbliebenen leeren Hosentaschen, um sie nicht aus Versehen herauszuziehen, wenn sie etwas anderes hervorholte. Oder sie – schlimmer noch – verlor. Eine gefälschte Dienstmarke mit ihrer Dienstnummer zu verlieren würde ihr wahrscheinlich größere Scherereien bereiten, als wenn sie dabei erwischt wurde, wenn sie sie benutzte.
»Hab einen schönen Tag, Miss M«, sagte sie leise und streichelte Miss Marple, die sich auf dem Bett zusammengerollt hatte, eine weiße Pfote unter dem Kopf, die Jadeaugen auf Kate geheftet.
Auf dem Weg zu ihrem Wagen verspürte sie eine beschwingende Zielstrebigkeit. Die Sonne hatte den Dunstschleier über der Stadt durchbrochen, und Kates Stimmung blieb heiter, statt in ihre übliche genervte Ungeduld zu verfallen, während sie im dichten Verkehr durch West Hollywood fuhr und den geschäftigen Santa Monica Boulevard entlang. Auf der noch stärker befahrenen Highland Avenue ging es hinauf zur Franklin, wo sie einen halben Block später abbog und den Focus den steil sich hochschlängelnden, aber kaum befahrenen Hillcrest hochjagte. Noch vor halb zwölf kam sie bei Cameron an.
Nur wenige der überwiegend eingezäunten Häuser auf der baumbestandenen Straße hatten Garagen. Camerons schwarzer RAV4 war quer zur Fahrbahn geparkt und belegte eine der beiden Parkbuchten am Zaun zu seinem Grundstück. Daneben stand ein Wagen der Firma Marvel Maids.
Kate fand eine Parkbucht ein Stück weiter oben an der Straße und machte sich zu Fuß auf den Weg zurück zum Haus. Sie setzte ihre Schritte in den Sneakers voller Achtsamkeit, als könnte sie bei einem Fehltritt Gefahr laufen, haltlos bis zum Fuße des Hügels hinunterzupurzeln. Camerons Haus und die Gegend gefielen ihr, aber sie konnte sich nicht vorstellen, auf einer so steilen Hanglage zu wohnen, dass ihr Gleichgewichtssinn fortwährend herausgefordert war. Die Umgebung fühlte sich beinahe surreal an. Hier oben unter den Bäumen und ihrem dichten Blätterwerk, in dem eine Vielzahl von summenden Insekten und zwitschernden Vögeln hausten, befand sich eine ruhige Wohngegend, die nur einen Steinwurf hügelab entfernt war vom wuseligen Hollywood Boulevard und Graumans Chinese Theatre mit seinen Massen von Touristinnen und Touristen, Sightseeing-Bussen und Straßenhändlern, die Souvenirs feilboten und Stadtpläne mit eingezeichneten Routen, die garantiert zu den Häusern der Stars führten.
Mit Absicht ging sie auf dem Weg zum Haus dicht an dem RAV4 СКАЧАТЬ