Wüstenfeuer. Katherine V. Forrest
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Название: Wüstenfeuer

Автор: Katherine V. Forrest

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959172103

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СКАЧАТЬ Spanne von dreißig Jahren hinaus. Man hatte in der angespannten Situation nicht auf sie verzichten können, und der Polizeichef persönlich hatte die Verlängerung ihrer Dienstzeit im DROP-Programm, dem ›Deferred Retirement Option Program‹, befürwortet und unterzeichnet. Doch nach dieser Verlängerung war keine weitere möglich gewesen, und so war Kates Pensionierung im Dezember amtlich geworden.

      Kate musterte Walcotts finstere Miene und griff nach dem einzigen hoffnungverheißenden Strohhalm, der sich ihr bot: »Ich habe den Eindruck, dass die Dinge sich ändern, Captain. Dass die Welt sich schließlich zum Besseren wendet. Ist es nicht wunderbar, dass wir heute einen afroamerikanischen Präsidentschaftskandidaten haben und dass er tatsächlich sogar eine Chance hat?«

      Walcotts Lächeln verscheuchte den Grimm aus ihrem Gesicht. »Das glaube ich erst, wenn ich’s erlebe. Aber ja, man spürt die Hoffnung in der Stadt, Kate. Und im Land.« Sie wandte sich von der Brüstung ab und kehrte in die Wohnung zurück.

      Kate folgte ihr. Sie sah zu, wie Walcott in ihrem Wohnzimmer umherspazierte und die gerahmten Erinnerungen an den Wänden betrachtete. Walcott verschwendete niemals Zeit; sie hatte noch weitere Dinge auf ihrer Agenda. Aber sie ging es gemächlich an und betrachtete kommentarlos die Fotos aus Kates Polizeikarriere – Kate in Uniform bei offiziellen Anlässen, informelle Fotos im Dienstraum ihrer Abteilung, Fotos aus der Los Angeles Times von Kate und ihren Kolleginnen und Kollegen an verschiedenen Tatorten, Beförderungsurkunden, Preise und Auszeichnungen, den kleinen Schaukasten mit dem Replikat von Kates goldener Polizeimarke mit ihrer Dienstnummer, das Aimee vor Jahren für sie hatte anfertigen lassen.

      Walcott sah sie nicht an, als sie fragte: »Seit wann trinken Sie wieder, Kate?«

      Kate fühlte sich augenblicklich in die Enge getrieben. Sie spürte, wie ihr Gesicht zu brennen anfing und heißer Zorn in ihr aufstieg. Cameron. Er hat es ihr gesagt.

      »Wieso?«, fauchte sie. »Ich bin im Ruhestand. Was geht Sie das an?«

      Walcott wandte sich zu ihr um, die Arme vor der Brust verschränkt. »Es gibt Menschen, denen Sie am Herzen liegen, Kate. Außerdem sehen Sie furchtbar aus.«

      »Wie ich aussehe und was ich tue, ist allein meine Sache.«

      »Wo ist Aimee?«

      »Meine Sache.«

      »Hat sie Sie verlassen?«

      Kate hatte Mühe, ihren Zorn im Zaum zu halten und die Frau nicht hochkant hinauszuwerfen. Sie antwortete nicht.

      »Sie haben natürlich recht. Es ist Ihre Sache.«

      Walcott löste die Arme, und einen Augenblick lang dachte Kate, sie würde sie nach ihr ausstrecken. Stattdessen ließ sie sie einfach sinken. »Eines müssen Sie wissen, Kate. Sie genießen hohe Wertschätzung. Man vermisst Sie sehr. Sie gehören immer noch zur Polizeifamilie. Sie sind mir – uns – ebenso wichtig wie Joe Cameron. Viele von uns mögen Sie sehr. Und noch etwas …« Sie griff in ihre Jackentasche. »Kurz nach Ihnen hat uns noch jemand verlassen. Auch sie ist heute frei und niemandem mehr verpflichtet. Sie hat Ihnen schon einmal geholfen. Gut möglich, dass sie erneut dazu bereit ist.«

      Walcott zog eine Visitenkarte aus der Tasche und legte sie auf den Couchtisch. »Danke für Ihre Gastfreundschaft. Ich finde allein hinaus.«

      Als sich die Tür hinter Walcott schloss, war Kate schon auf dem Weg in die Küche. Sie schnappte sich die Flasche Cutty Sark aus dem Schrank, knallte ein Glas auf den Küchentresen, schenkte sich großzügig ein, nahm einen tiefen Schluck und dann noch einen.

      Sie warf einen giftigen Blick auf die geschlossene Wohnungstür. Sie wissen einen Scheiß über mich und die Hölle, in der ich lebe.

      Der Alkohol, der ihr in Mund und Kehle brannte, machte alles leichter und beruhigte sie. Sie nahm das Glas mit und betrat das Zimmer, das Aimees Büro gewesen war. Miss Marple protestierte laut miauend, stolzierte hinaus und verschwand über den Flur in Richtung Wohnzimmer. Kate folgte ihr. Sie nahm die Visitenkarte vom Couchtisch, stellte ihren Drink auf den Beistelltisch neben dem Ruhesessel und legte die Visitenkarte daneben. Schwer ließ sie sich in den Sessel sinken und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Miss Marple sprang auf ihren Schoß; sie begann zu schnurren und stieß mehrmals mit dem Kopf gegen Kates Ellbogen.

      Kate kraulte sie hinter den zarten Ohren und flüsterte: »Miss Marple, du bist nach wie vor das einzige weibliche Wesen, das mich versteht.«

      Dann nahm sie die Visitenkarte und betrachtete eine Weile die weiße Rückseite, ehe sie sie schließlich umdrehte und las, was da in schlichten schwarzen Buchstaben stand:

       Dr. Calla Dearborn

       Approbierte Psychotherapeutin

       Liz. Nr. PSY 705536

       Tel.: 323-555-1954

      2

      Am nächsten Morgen, nachdem der schlimmste Rush-Hour-Verkehr ein wenig abgeflaut war, fuhr Kate ohne große Aufmerksamkeit für ihre Umgebung und mit pochenden Schläfen durch den diesigen Dunst zum Sunset Boulevard und die Fountain Avenue entlang und folgte dann dem sanften Bogen der Hyperion Avenue in Silverlake. Sie parkte den Focus unter einer der Eichen, die das abgeschiedene Haus verbargen, das mitten in einer bewaldeten Enklave von bescheidenen Fachwerkhäusern und Bungalows lag. Das ethnisch bunt gemischte Silverlake mit seiner Nähe zu Downtown war in den vergangenen zehn Jahren zu einem angesagten Wohnviertel geworden, und der Wert der schlichten Häuser war mit dem neuen Prestige ins Unverhältnismäßige gestiegen. Kate unterdrückte die Missbilligung, die sich automatisch einstellte, und rief sich in Erinnerung, dass sie sich geschworen hatte, unausweichlichen Veränderungen mit einer gewissen Flexibilität zu begegnen und sie zu akzeptieren. Zusammen mit den vom Verkehr gnadenlos verstopften Straßen und dem turbulenten politischen Treiben einer vielschichtigen Stadt, war Silverlake nun einmal Teil eines sich beständig entwickelnden Los Angeles, ob Kate der eine oder andere Aspekt nun gefiel oder nicht, und wie Maggie ihr oft gesagt hatte: »Alles verändert sich, Kate. Nichts bleibt, wie es ist.«

      Sie ließ Stevie Nicks »Rhiannon« zu Ende singen, stellte dann das Radio aus und saß einen Augenblick lang einfach nur da, trank ihren großen starken Starbucks-Kaffee, lauschte den Vögeln und dem Ticken des abkühlenden Motors und wartete darauf, dass das Koffein Wirkung zeigte und den Schmerz milderte, der in ihrem Kopf wütete wie Blitzeinschläge. Schließlich gab sie auf, öffnete das Handschuhfach und kramte darin herum, bis sie das Fläschchen Tylenol fand. Sie warf drei Schmerztabletten ein und spülte sie mit dem Rest des Kaffees hinunter.

      »Komm in die Hufe«, murmelte sie vor sich hin. Doch sie rührte sich nicht, saß da wie in einer Art Starre und wartete darauf, dass sich die Willenskraft einstellte, die sie brauchte, um aus dem Wagen zu steigen. Diese Willenskraft aufzubringen schien bei jedem Besuch länger zu dauern.

      Nach all den Jahren, in denen sie auf Mordschauplätzen eingetroffen und ihrer Arbeit souverän und voller Selbstvertrauen nachgegangen war und aus nächster Nähe geschundene, bisweilen zerstückelte Tote in alptraumhaft blutigen Szenarien unter die Lupe genommen hatte – warum fiel ihr das hier jetzt so schwer? Weil aus jenen Menschen bereits alles Leben gewichen war, gab sie sich selbst die Antwort, es waren nur noch die irdischen Hüllen, und ihre Aufgabe, ihre Mission war es, herauszufinden, wer die Verantwortung für diesen ultimativen Raub trug: für das Auslöschen des Lebens und aller Verheißung, die dieses Leben für alle im Umfeld des Mordopfers gehabt hatte. So strapaziös СКАЧАТЬ