Fettnäpfchenführer Japan. Kerstin und Andreas Fels
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Название: Fettnäpfchenführer Japan

Автор: Kerstin und Andreas Fels

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия: Fettnäpfchenführer

isbn: 9783958892279

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      Die Visitenkartenübergabe als Sub-Ritual ist als zweiter Schritt eingebettet in einen insgesamt dreigeteilten Prozess. Natürlich wird man nicht unbedingt erwarten, dass Sie als gaijin auf Anhieb alles richtig machen. Aber dennoch: Es dauert ohnehin lange genug, bis man Sie im Geschäftsleben vollständig akzeptiert und es wird schon erwartet, dass Sie sich Mühe geben. Versuchen Sie also, einen so guten ersten Eindruck wie möglich zu machen.

       Schritt 1 – Vorstellung

      Stellen Sie sich Ihrem Geschäftspartner mit ebenso schönen wie phantasielosen Worten vor, etwa: »Guten Tag, ich bin Herr/Frau XYZ von der Firma XYZ.« Das Ganze dann auf Englisch, oder noch besser – wenn Sie können – auf Japanisch. Fragen Sie danach, ob Sie Ihre Visitenkarte überreichen dürfen. Keine Sorge, die Antwort wird kaum »Nein« lauten.

       Schritt 2 – Visitenkartenaustausch

      Jetzt geht es los. Machen Sie es wie Herr Hoffmann und besorgen Sie sich ein Etui. Es muss nicht aus Metall sein und auch keine 35 Euro kosten, eines aus Plastik oder Leder tut es auch. Aber eine Organisation über ein Gummiband oder in der Geldbörse aufbewahrte Karten, die eventuell bereits abgeknickte Ecken oder dunkle Ränder aufweisen, sind tabu.

      Auch die beidseitig bedruckte Karte war eine gute Idee von Herrn Hoffmann. Es kommt gut an, wenn die Rückseite der Karten in katakana beschriftet ist. Achten Sie darauf, dass Ihr Titel und die Position in der Unternehmenshierarchie klar erkennbar sind. Der Rangniedrigere oder in unserem Fall der Besucher macht nun den Anfang und übergibt seine Karte zuerst. Falls mehrere Menschen im Raum sind, fängt man bei demjenigen an, der in der Hierarchie am höchsten steht, und arbeitet sich dann schrittweise hinab. Falls Sie keine Ahnung haben, wer Geschäftsführer und wer Praktikant ist, schadet es nichts, wie Herr Hoffmann einfach der Reihe nach vorzugehen. Oder Sie arbeiten sich von alt nach jung vor. Älteren Männern begegnet man in Japan mit sehr viel Respekt, da können Sie also nicht ganz falsch liegen.

      Bei der Übergabe halten Sie die Karten mit beiden Händen jeweils zwischen Daumen und Zeigefinger an den oberen Ecken und drehen sie so, dass Ihr Gegenüber die Karte lesen kann. Die japanische Seite sollte also nach oben und der Text von Ihnen weg zeigen. Daraufhin bekommen Sie nun ebenfalls eine Visitenkarte auf die gleiche Weise angeboten, die Sie an den beiden unteren Ecken mit beiden Händen annehmen.

       KATAKANA

      Nein, hierbei handelt es sich weder um eine Kampfsportart noch um ein Fischgericht, sondern um ein phonetisches Silbenalphabet. Diese Zeichen werden für Fremdsprachen genutzt, im Gegensatz zu hiragana, die für japanische Ausdrücke verwendet werden. Durch die katakana sind Japaner in der Lage, Ihren Namen zumindest auszusprechen, so wie Sie für die Aussprache eines japanischen Namens eine romanisierte Form brauchen. Mit dem Namen in kanji allein, also in sinojapanischen Schriftzeichen mit vielen Lesungsmöglichkeiten, wären Sie ziemlich aufgeschmissen.

       Schritt 3 – Verbeugen und Interesse zeigen

      Als Dank für die empfangene Visitenkarte verbeugen Sie sich nun leicht. Der Rücken bleibt dabei gerade, den Drehpunkt bildet die Hüfte.

      Nun nehmen Sie die Karte und betrachten diese interessiert – selbst wenn es sich um eine japanische Karte handelt und Sie kein Wort lesen können. Halten Sie die Karte mit beiden Händen und versuchen Sie möglichst respektvoll auszusehen. Am besten äußern Sie sogar ein paar anerkennende Worte zum Wohn- oder Firmensitz Ihres Gegenübers.

      Wenn es sich um ein Meeting handelt, können Sie die Karten der Sitzordnung nach auf dem Tisch verteilen, um einen Überblick zu behalten. Aufgrund der Vielzahl der Karten, die Sie in Japan bekommen werden, kann es Sinn machen, sich einige Notizen dazu zu machen. Aber beschriften Sie niemals eine Karte in Anwesenheit Ihrer Geschäftspartner!

      Nach der ausgiebigen Betrachtung der Karte Ihres Gegenübers, verstauen Sie diese sorgfältig in Ihrem Etui. Geschafft!

       Spezial-Tipp

      Ohne Visitenkarte sind Sie in Japan ein Niemand. Aber es geht auch ganz anders. Die Mitsubishi-Feingoldkarte ist der Ferrari unter den Visitenkarten und lädt zum Auftrumpfen ein. Dabei wird die persönliche Visitenkarte auf Recyclingpapier gedruckt und mit einem Gramm Feingold überzogen. Macht Eindruck, kann aber auch nach hinten losgehen. Ferrarifahrer wirken schließlich auch nicht zwingend sympathisch.

      5

       HERR HOFFMANN SCHENKT SICH NACH

       TRINKEN STEHT ÜBER DEM MILITÄR

      Einen leichten Brechreiz bekämpfend sieht Herr Hoffmann zu, wie Herr Morita dem kleinen, gekochten Fisch zuerst den Kopf abbeißt und ihn dann ganz in seinem Mund verschwinden lässt. Samt Gräten, Flossen, Haut ... Herr Hoffmann schaudert. Da nimmt er sich doch lieber eines dieser Fleischbällchen ... Fleischbällchen? Lange kaut er auf dem zähen Kloß herum, der nun eigentlich doch eher nach Fisch als nach Fleisch schmeckt. Und was sind das für längliche, gummiartige Stücke? »Oktopus«, nickt ihm Herr Hashimoto strahlend zu und erhebt seinen Sake-Becher. »Kanpai!«

      Erleichtert prostet Herr Hoffmann ihm zu und spült die letzten Tentakelreste aus seinem Mund.

      Als Herr Hashimoto nach der heutigen Vortragsreihe vorgeschlagen hatte, noch gemeinsam etwas trinken zu gehen, war Herr Hoffmann davon ausgegangen, dass sie vielleicht noch für eine Stunde zusammensitzen würden, aber nun ist es schon halb eins. Zuerst waren sie in einer recht teuren Shot-Bar, danach sind sie dann in dieser Kneipe mit der roten Papierlaterne am Eingang, einem izakaya, gelandet, das gerade mal so groß ist wie ein Wohnzimmer.

      Herr Hashimoto spricht denn auch die Frau hinter der Theke vertrauensvoll mit Mama-san an. Erst wurden sie alle der Reihe nach Mama-san vorgestellt, wobei Mama-san anscheinend eine lustige Bemerkung zu Herrn Hoffmanns Körpergröße machte, der die anderen Anwesenden tatsächlich um mindestens einen halben Kopf überragt. Jedenfalls hatten sie alle gelacht und Herrn Hoffmann auf die Schulter geklopft. Kurz darauf hat sich Herr Hashimoto längere Zeit mit dem Ernst einer militärischen Strategiebesprechung mit Mama-san beraten und dabei für alle bestellt. Das deprimierende Ergebnis sind die Teller, die nun vor ihnen stehen. Die Gruppenbestellung ist übrigens keine unhöfliche Art von Herrn Hashimoto, sich in den Vordergrund zu drängen oder die Rechnung möglichst niedrig zu halten. Im Gegenteil – indem er für alle bestellt, wird niemand in die peinliche Position gebracht, seine Lieblingsspeise aussuchen zu müssen. Denn was, wenn die den anderen nicht schmeckt? Herr Hashimoto hatte also nur die Harmonie im Sinn, als er für alle dasselbe Getränk (Sake) und eine übliche Auswahl an Häppchen ordert, die unter den Anwesenden geteilt werden.

      Zum Glück kann Herr Hoffmann auf diese Weise die shishamo, die Fischchen, großzügig zu Herrn Uchida, seinem Übersetzer, weiterschieben.

      Einträchtig sitzt die Vierergruppe auf den einfachen Holzhockern am Tresen. Herr Uchida, der allerdings schon einen ziemlich betrunkenen Eindruck macht, erklärt Herrn Hoffmann gerade die Bedeutung der weißen Katze mit der erhobenen Pfote, die auf einem kleinen Tischchen am Eingang steht. Ja richtig, diese Katze hatte er schon häufiger in verschiedenen Geschäften und Restaurants gesehen. Laut Herrn Uchida winkt diese maneki neko mit der Pfote Glück СКАЧАТЬ