Der Dreißigjährige Krieg. Ricarda Huch
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Название: Der Dreißigjährige Krieg

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962818555

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СКАЧАТЬ bran­den­bur­gi­sche Wap­pen am Tore an­ge­schla­gen, ein Zei­chen, dass der Kur­fürst be­reits dort war oder durch einen Stell­ver­tre­ter von der Haupt­stadt Be­sitz er­grif­fen hat­te. Viel we­ni­ger hät­te es ihn er­bit­tert, wenn ihm spa­ni­sche Waf­fen ent­ge­gen­ge­st­arrt hät­ten, denn die­se hät­ten sei­ne Glau­bens­ge­nos­sen ver­drän­gen kön­nen; wer aber wür­de ihm hel­fen, den ver­hass­ten Ne­ben­buh­ler los­zu­wer­den? Kei­ner von den pro­tes­tan­ti­schen Fürs­ten wür­de ihm dar­in bei­ste­hen, das gan­ze Land un­ge­teilt für sich zu be­hal­ten. Ob­wohl ihm zu­nächst nichts üb­rig­b­lieb, als sich in die Tat­sa­che zu fü­gen, fühl­te er sich all­zu be­lei­digt, um es nicht den Mark­gra­fen Ernst von Bran­den­burg, des Kur­fürs­ten Ver­tre­ter, mer­ken zu las­sen, und es wäre zu ei­nem fol­gen­schwe­ren Zer­würf­nis ge­kom­men, wenn nicht Land­graf Mo­ritz von Hes­sen sich die Ver­mitt­lung hät­te an­ge­le­gen sein las­sen.

      Man möge doch auf ge­le­ge­ne­re Zeit ver­schie­ben, stell­te die­ser bei­den Par­tei­en vor, wie das Land un­ter sei­nen An­spre­chern zu tei­len sei, und jetzt alle Kräf­te dar­auf rich­ten, dass es nicht dem Kai­ser oder Spa­ni­en zu­fal­le. Bei dem Kamp­fe, der sich dar­über ent­spin­nen wer­de, müs­se man ei­nig sein, jetzt sei­en alle Um­stän­de güns­tig, die Habs­bur­ger, die Pest des Rei­ches, sei­en un­ter sich un­ei­nig, im Be­grif­fe, sich sel­ber zu ver­schlin­gen. Der Au­gen­blick sei für die deut­schen Fürs­ten ge­kom­men, sich ihre Un­ab­hän­gig­keit zu er­obern. In dem­sel­ben Sin­ne sprach An­halt, der ge­schäf­tig hin und her flog, um die letz­ten Zu­rüs­tun­gen zu be­trei­ben, da­mit auf ein ge­ge­be­nes Zei­chen die Feu­er an al­len Or­ten zu­gleich auf­flam­men könn­ten.

      In den habs­bur­gi­schen Län­dern be­rei­te­te sich sicht­lich ein großer Um­schwung vor, denn Matt­hi­as und Ru­dolf stan­den sich un­ver­söhn­lich ge­gen­über, und den Sieg da­von­tra­gen muss­te der, dem die Über­macht der Pro­tes­tan­ten zu­fiel. Khlesl und Matt­hi­as konn­ten sich dem nicht ver­schlie­ßen, dass sie der pro­tes­tan­ti­schen Her­ren be­durf­ten und dass die­se sich nicht bil­lig ver­kau­fen wür­den. Zu­erst wa­ren sie mit An­lo­ckun­gen und Vor­spie­ge­lun­gen aus­ge­kom­men; nach­dem aber Ru­dolf Un­garn, Mäh­ren und Ös­ter­reich wirk­lich ab­ge­tre­ten hat­te, ver­lang­te der pro­tes­tan­ti­sche Adel wirk­li­che, mit Brief und Sie­gel be­glau­big­te Zu­ge­ständ­nis­se, na­ment­lich Glau­bens­frei­heit, die Matt­hi­as doch nicht ge­wäh­ren zu dür­fen glaub­te. Der nun­meh­ri­ge Kö­nig von Un­garn wuss­te durch­aus nicht, wie er die­sen ge­wieg­ten, re­de­fer­ti­gen, grund­ge­lehr­ten und vor­ur­teils­lo­sen Her­ren be­geg­nen soll­te. Khlesl hat­te gut sa­gen, nun sol­le er zei­gen, dass er dem er­ha­be­nen Erz­hau­se an­ge­hö­re, er müs­se ihre Dreis­tig­keit durch Ma­je­stät in Schran­ken hal­ten; Matt­hi­as klag­te, es wer­de ihm übel in den Ein­ge­wei­den, wenn er die­se Leu­te nur sähe, der Teu­fel füh­re ih­nen die Zun­ge, sie soll­ten ihm nicht mehr vor die Au­gen kom­men. Hier­von nahm er ein­zig den mäh­ri­schen Baron Zie­ro­tin aus, der denn auch schließ­lich die Ver­hand­lun­gen zu ei­nem Ende brach­te, in­dem er ei­ner­seits den Adel in et­was nach­zu­ge­ben und Matt­hi­as den not­wen­di­gen For­de­run­gen Ge­nü­ge zu leis­ten be­stimm­te.

      Zie­ro­tin war ein klu­ger, fein­ge­bil­de­ter, et­was kränk­li­cher Herr, der nach man­cher­lei Ent­täu­schun­gen ju­gend­li­cher Be­geis­te­rung die auf­ge­reg­ten Kämp­fe sei­ner Zeit mit me­lan­cho­li­schem Zwei­fel ver­folg­te. Er war der An­sicht, dass die Evan­ge­li­schen nicht auf die Gleich­be­rech­ti­gung ih­res Be­kennt­nis­ses drin­gen soll­ten, wenn der Frie­den da­von ab­hän­ge; was ver­schla­ge es ih­nen, ob sie ihre An­dacht in die­ser oder je­ner Kir­che ver­rich­te­ten, ob sie ihre Ge­bei­ne auf die­sem oder je­nem Kirch­hof be­er­dig­ten, an wel­chem Orte sie ih­ren Glau­ben laut be­ken­nen dürf­ten? Wenn sie nur nicht ver­hin­dert wür­den, Gott in ih­rer Wei­se zu die­nen, und nicht ge­zwun­gen, Ab­göt­te­rei zu trei­ben. Woll­ten sie mehr er­rei­chen, müss­ten sie we­ni­ger selbst­süch­tig und ei­nig un­ter­ein­an­der sein. Die Hus­si­ten be­krit­tel­ten die Mei­nun­gen der Böh­mi­schen Brü­der, bei­de hass­ten die Leh­ren der Re­for­mier­ten, und kaum hin­der­te sie die ge­mein­sa­me Ge­fahr, sich ge­gen­sei­tig zu zer­rei­ßen. Wie oft hät­te er ver­sucht, die Her­ren al­ler habs­bur­gi­schen Län­der so zu ver­ei­ni­gen, dass sie einen Kör­per bil­de­ten, der mäch­tig al­len Geg­nern ge­wach­sen wäre; die Ei­fer­sucht der Schle­si­er und Mäh­ren auf Böh­men und Ös­ter­reich hät­te es ver­hin­dert. Sie soll­ten sich mit dem Er­reich­ba­ren be­gnü­gen, da sie das Voll­kom­me­ne zu ver­die­nen nicht fä­hig wä­ren.

      Die un­ge­wöhn­li­che Er­schei­nung des blas­sen Herrn im brau­nen Sam­met­klei­de, des­sen trau­ri­ge Au­gen Über­le­gen­heit und zu­wei­len eine lei­se, zu­rück­ge­hal­te­ne Ver­ach­tung aus­drück­ten und des­sen sanf­te Stim­me eher zö­ger­te als sich auf­dräng­te, ge­wann auf alle sol­chen Ein­fluss, dass sie sich, wenn auch wi­der­wil­lig, füg­ten. Die Her­ren zürn­ten ihm, dass er, von sei­nem frü­he­ren, schär­fe­ren Stand­punkt ab­wei­chend, für Zu­ge­ständ­nis­se stimm­te, und auch Matt­hi­as gab, ohne über­zeugt zu sein, mit be­küm­mer­tem Ge­wis­sen nach.

      In dem­sel­ben Sin­ne sprach sich auch der Beicht­va­ter aus, bei dem Matt­hi­as Trost such­te. Er be­wog den Kö­nig, eine aus­drück­li­che Er­klä­rung ins­ge­heim aus­zu­stel­len, dass er nur ge­zwun­gen den Ket­zern nach­ge­ge­ben habe und den Kampf ge­gen sie zu ge­le­ge­ner Zeit wie­der auf­neh­men wol­le; wo­durch sich denn der zür­nen­de Papst ver­söh­nen ließ.

      Un­ter­des­sen strit­ten auch die böh­mi­schen Her­ren mit­ein­an­der, um eine ge­mein­sa­me For­mel für ihre For­de­run­gen zu fin­den, wor­über es bei­na­he zu voll­stän­di­ger Ent­zwei­ung ge­kom­men wäre. Die Luthe­ra­ner und Utra­quis­ten schrie­ben eine be­stimm­te Klei­dung für ihre Geist­li­chen vor, wäh­rend die Böh­mi­schen Brü­der der An­sicht wa­ren, Fröm­mig­keit sol­le sich durch die Rein­heit des Her­zens und der Sit­ten aus­drücken, und es soll­ten sich des­halb die Geist­li­chen nicht durch äu­ßer­li­ches Ge­wand von der Men­ge un­ter­schei­den. Schon hat­ten die Luthe­ra­ner er­klärt, sich lie­ber von den Ka­tho­li­ken СКАЧАТЬ