Название: Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор: Hans Kneifel
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Atlan classics Paket
isbn: 9783845347400
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Um sein trostloses Leben fristen zu können, musste er etwa alle zehn Tage diesen beschwerlichen Weg zurücklegen, mehrere Kilometer weit. Er brauchte Wasser, und das gab es in der Stadt nicht mehr, seit das große Chaos begonnen hatte. Entweder war das Wasserwerk zerstört worden oder seine Automatik ausgefallen, die Leitungen gaben jedenfalls keinen Tropfen mehr her. Nur am Stadtrand gab es einen artesischen Brunnen, der immer noch sprudelte, im Garten einer einst begüterten Familie, die nun auch verschollen war.
Der Alte hatte mit dem Gedanken gespielt, dorthin umzuziehen, das hätte ihm diese Ungelegenheiten erspart. Doch gerade die Villen der Reichen waren das bevorzugte Ziel der Plünderer gewesen und würden es wohl wieder sein, falls diese irgendwann zurückkehrten. Nein, da blieb er lieber in seinem Versteck, das er sich mit viel Mühe eingerichtet hatte.
Zum einen lag es in der Nähe seiner früheren Wohnung, zum anderen gab es unweit davon einen Lagerkeller, in dem sich noch ein großer Vorrat an Konserven befand. Der Laden darüber war ausgeplündert und zerstört worden, den Eingang zum Keller hatten die Chaoten aber offenbar übersehen. Was der Alte sonst brauchte, um nicht auf lebensnotwendige Vitamine verzichten zu müssen, zog er selbst heran, und so hatte er wenigstens etwas zu tun. Mit Pflanzen kannte er sich aus, denn er hatte in seiner Jugend auf einer Farm gearbeitet, bis diese dann automatisiert worden war.
Seine Wegstrecke führte kreuz und quer, denn er war bemüht, die relativ freien Hauptstraßen zu vermeiden, auf denen er weithin zu sehen gewesen wäre. Zu frisch war noch die Erinnerung an die Jagd auf alle Stadtbewohner im Verlauf der Kämpfe jeder gegen jeden – er wollte ihr nicht nur entkommen sein, um nun durch Leichtsinn schließlich auch noch eingefangen zu werden.
Jetzt bedauerte er es oft, nicht wenigstens ein Telepath der schwächsten Stufe zu sein. Dann hätte er die Möglichkeit gehabt, die Gedanken anderer aufzufangen, die vielleicht gleich ihm dem Verhängnis entronnen waren. Zwar hätte er sich gehütet, Kontakt zu ihnen aufzunehmen, denn er traute niemand mehr, aber es hätte seine Einsamkeit wenigstens etwas gemildert.
Er hätte viel darum gegeben, wieder einmal mit anderen reden zu können, wieder den Klang einer fremden Stimme zu hören!
Zuweilen, wenn er das Alleinsein gar nicht mehr ertragen konnte, hatte er sich auf den Weg ins Stadtinnere gemacht. Natürlich mit der gebotenen Vorsicht, um nicht entdeckt zu werden, aber auch umsonst. Nirgends in den einst so belebten Straßen, auf denen oft auch seltsame fremde Wesen von anderen Planeten zu sehen gewesen waren, hatte sich auch nur das geringste Anzeichen von Leben gezeigt.
Sicher, die Fremden waren meist gleich zu Anfang geflohen, noch ehe das umfassende Chaos begann. Die plötzliche Panik hatte sie als erste erfasst, die Händler hatten ihre Waren im Stich gelassen und waren hinaus zum Raumhafen gerast. Von dort starteten dann die Raumschiffe in rascher Folge, die Daila blieben allein auf Cirgro zurück.
Nun aber war auch von ihnen nirgends mehr etwas zu entdecken, die Jäger hatten offenbar alle aufgespürt und verschleppt. Wohin, das wusste der einsame Mann nicht, doch eines stand für ihn fest:
Er war ganz allein zurückgeblieben – in Raybon gab es außer ihm kein intelligentes Lebewesen mehr ...!
Doch daran dachte der Alte jetzt nicht, er hatte andere Probleme. Um sein Asyl zu erreichen, musste er eine Strecke überwinden, die voll von den Trümmern zerschossener Häuser war. Einzige Alternative dazu war ein großer Umweg über zwar freie, aber breite Straßen ohne Deckungsmöglichkeit, und davor scheute er zurück.
Er rastete noch einmal, setzte sich wieder auf einen Behälter und versuchte, neue Kräfte zu sammeln. Doch die Sonne meinte es nach dem Regen in der Nacht etwas zu gut, die Luft war feucht und schwül, und das machte ihm zu schaffen.
Schon der erste Haufen von Trümmern überforderte seine müden Beine, die schwere Last zog ihn unbarmherzig zurück. Er schaffte den steilen Aufstieg trotz aller Anstrengung nicht, sein Herz begann wie wild zu rasen, und fast wäre er gestürzt. Das konnte er gerade noch vermeiden, er bewegte sich stolpernd wieder rückwärts und legte keuchend eine weitere Pause ein.
Dann erkannte er endgültig, dass es diesmal so nicht ging.
Er besaß zwar noch eine letzte Stärkungskapsel, doch die hatte er als eiserne Reserve in seiner Unterkunft gelassen. Die erste hatte ihm nur bis hierher geholfen, nun ebbte ihre Wirkung ab und sein Alter machte sich deutlich bemerkbar. Ihm blieb also nichts weiter übrig, als den längeren, dafür aber bequemen Weg zu nehmen, ungeachtet des möglichen Risikos.
Er wartete noch eine Weile, bis er sich wieder kräftig genug fühlte, nahm dann die Wasserbehälter wieder auf und begab sich auf den Weg zurück. Auf der Hauptstraße kam er dafür nun zügig vorwärts, bog bald darauf in eine andere ein und wechselte nach einer kurzen Rast nochmals die Richtung.
Dann hatte er es fast schon geschafft, nur zweihundert Meter trennten ihn noch von seinem Ziel. Er atmete auf, dann setzte er die Behälter nochmals ab und massierte die Druckstellen an seinen Händen. Nun war er sicher, dass ihm nichts mehr geschehen konnte, er lächelte flüchtig und setzte sich wieder in Bewegung.
Doch kaum zehn Sekunden später hörte er hinter sich ein fremdes Geräusch! Es war nicht besonders laut, aber die absolute Stille über der Stadt machte es weithin hörbar.
Der Alte fuhr panikerfüllt zusammen, sein Lächeln gefror zu einer Grimasse der Angst. Er blieb stehen und sah über die Schulter zurück, und dann begann er zu zittern.
Nein, er hatte sich nicht getäuscht – von dort her näherte sich ihm ein Fahrzeug! Es war zwar nicht besonders schnell, aber schnell genug, um ihn mit seiner Last bald einzuholen. Was sollte er nun tun?
Er zweifelte nicht daran, dass da die Jäger kamen, um auch ihn noch zu fangen und zu verschleppen, wenn nicht gar umzubringen. Gehetzt sah er sich nach einem Versteck um, aber gerade hier gab es keines. Die Straßenmitte war wohl frei, doch die Häuser auf beiden Seiten lagen in Trümmern, alle Eingänge waren blockiert ...
Er wählte den einzigen Ausweg, der ihm noch blieb, ließ beide Behälter fallen und lief los, so schnell ihn seine müden Beine trugen. Wenn es ihm gelang, rechtzeitig die nächste Querstraße zu erreichen, hatte er noch eine Chance.
Dort sah es zwar auch wüst genug aus, aber eben das war sein Vorteil. Das Fahrzeug der Jäger musste im Schutt steckenbleiben, und das würde sie gerade so lange aufhalten, dass er durch eine Lücke im Mauerwerk verschwinden konnte. In dieser Straße kannte er sich aus, hier hatte er einst gewohnt, ehe er in sein Versteck umgesiedelt war.
Die Angst trieb ihn voran, und er holte das letzte aus seinem ermatteten Körper heraus.
*
Mein Karren hielt wider Erwarten durch, der Elektromotor surrte ruhig vor sich hin. Bald lag der Raumhafen hinter mir, die Straße führte zunächst durch Ödland, und hinter diesem lagen beiderseits ausgedehnte Felder.
Von der Agrarwirtschaft auf Cirgro verstand ich natürlich nichts, aber trotzdem erkannte ich schnell, dass hier nichts so war, wie es eigentlich sein sollte. Die fremden Gewächse waren zum Teil wild ins Kraut geschossen, andere Kulturen wieder bereits verwelkt, alle Ordnung war dahin. In einiger Entfernung sah ich Maschinen stehen, deren Metallteile dick von Rost überzogen waren, und das ergänzte das trostlose Bild.
Um diese Felder hatte sich offenbar niemand mehr gekümmert, seit damals über dem Planeten СКАЧАТЬ