Weiter als der Ozean. Carrie Turansky
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Читать онлайн книгу Weiter als der Ozean - Carrie Turansky страница 7

Название: Weiter als der Ozean

Автор: Carrie Turansky

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961224623

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СКАЧАТЬ bekommen hatte, allein lassen? War Liebeskummer oder eine schmerzhafte Familienangelegenheit der Grund für ihre Tränen?

      Wie auch immer, ein mitfühlendes Wort konnte nicht schaden. Er bog um die Hecke und trat auf die junge Frau zu.

      2

      Auf dem knirschenden Kies näherten sich Schritte. Laura hob den Blick und atmete scharf ein. Andrew Frasier kam auf sie zu. Sie stand schnell auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Wie grauenhaft, dass er sie dabei ertappte, wie sie in seinem Garten weinte! Was musste er nur von ihr denken? Noch schlimmer, was würde er seiner Mutter erzählen?

      Er verlangsamte seine Schritte und blieb zwei Meter vor ihr stehen. „Es tut mir leid, wenn ich Sie störe.“ Er betrachtete sie mit einem vorsichtigen Blick. „Ich ging spazieren und dachte, ich hörte jemanden hinter der Hecke.“ Er warf einen kurzen Blick zur Hecke und richtete ihn dann wieder auf sie. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“

      Sie schniefte und richtete sich auf. „Ja, Sir. Mir geht es gut. Danke.“ Ihre Nase war bestimmt ganz rot, und die Tränen glänzten wahrscheinlich immer noch in ihren Augen.

      Er betrachtete sie einen Moment länger, und sein Blick wurde sanfter. „Ich bin Andrew Frasier, Mr und Mrs Frasiers Sohn. Und Sie sind …?“

      „Laura McAlister, Sir.“ Sie machte einen hastigen Knicks. „Mrs Frasiers Kammerzofe.“

      „Ah, ja.“ Sein Blick wanderte zu dem Brief in ihrer Hand. „Sie wirken aufgewühlt. Haben Sie schlechte Nachrichten bekommen?“

      Die Hitze stieg ihr in die Wangen, und sie hob das Kinn. „Mir geht es gut, Sir. Es besteht kein Grund zur Sorge.“ Sie war zwar Dienstbotin, aber das bedeutete nicht, dass sie ihm ihre persönlichen Angelegenheiten verraten musste.

      Sein Blick blieb unverwandt auf ihr ruhen. „Ich wollte Ihnen nur ein offenes Ohr und meine Unterstützung anbieten, falls ich Ihnen helfen kann.“

      Seine freundliche Antwort überraschte Laura. Sie schluckte. Er schien nett zu sein, aber er war ein vermögender Mann, er würde eines Tages dieses Anwesen erben. Wie konnte er verstehen, wie es war, von morgens bis abends zu arbeiten, um die Familie über Wasser zu halten, weit weg von ihnen zu sein und sich jeden Tag Sorgen um sie zu machen?

      Trotzdem könnte es tröstlich sein, jemandem zu erzählen, was passiert war. Sie hob langsam den Kopf und sah ihm in die Augen. „Meine Mutter ist sehr krank. Sie wurde ins St.-Josef-Krankenhaus in London gebracht. Ich habe einen Bruder und zwei Schwestern, die zu jung sind, um allein zu leben. Die Polizei hat sie in ein Kinderheim gebracht.“

      Er runzelte die Stirn. „Das tut mir leid. Das klingt sehr ernst.“

      Neue Tränen schossen ihr in die Augen. Sie wandte den Kopf ab. Sie war es nicht gewohnt, von den Menschen, für die sie arbeitete, Mitgefühl zu bekommen. Mrs Frasier war keine unfreundliche Herrin, aber sie war mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt und hatte Laura nie nach deren Familie gefragt.

      Sie senkte wieder den Blick auf den Brief, und eine Ahnung von großer Dringlichkeit stieg in ihr auf. „Ich muss nach London. Ich muss meine Mutter besuchen und sehen, was ich für meine Geschwister tun kann. Aber ich bin nicht sicher, ob Mrs Frasier das erlaubt. Ich will meine Stelle nicht verlieren.“

      Er trat einen Schritt näher.

      Laura erstarrte, ihre Hand umklammerte den Brief.

      „Wenn meine Mutter von diesen Umständen hört, wird sie Ihnen sicher erlauben, sich um Ihre Familie in London zu kümmern. Ihre Stelle wäre dadurch gewiss nicht gefährdet.“

      Sie schaute ihm forschend ins Gesicht und rang mit sich, ob sie ihm glauben sollte.

      „Ich könnte mit ihr sprechen, wenn Sie möchten.“

      Warum schlug er so etwas vor? Ihr fiel eine mögliche Antwort ein, und ein kalter Schauer lief über ihren Rücken. „Nein, ich … ich will Ihnen keine Unannehmlichkeiten machen.“ Was noch wichtiger war: Sie wollte nicht in seiner Schuld stehen.

      „Das sind keine Unannehmlichkeiten. Ich bin Anwalt. Ich bin es gewohnt, für andere zu sprechen.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Ich kann sehr überzeugend sein, besonders gegenüber meiner Mutter.“

      Seine Worte klangen ehrlich, und sie war versucht, auf seinen Vorschlag einzugehen. Aber wie sollte sie sicher sein, dass er nicht wie Simon Harrington war? Vielleicht bot er seine Hilfe nur an, um ihr Vertrauen zu gewinnen und sie zu verleiten, ihre Vorsicht über Bord zu werfen?

      Er betrachtete sie noch einen Moment länger. „Was sagen Sie dazu?“

      „Ich weiß nicht, wie lange ich in London bleiben muss. Die Vorstellung, dass meine Geschwister gezwungen sind, in einem Kinderheim zu wohnen, ist für mich unerträglich.“

      „Meine Mutter ist eine mitfühlende Person, besonders wenn es um die Not von Kindern geht. Sie wird das bestimmt verstehen.“ Er zog die Brauen hoch und beobachtete sie erwartungsvoll.

      Wenn die Bitte von ihrem Sohn käme, wäre Mrs Frasier vielleicht eher gewogen, Laura zu erlauben, sich für längere Zeit frei zu nehmen. Dann könnte sie nach London fahren und ihrer Familie helfen, ohne befürchten zu müssen, dass sie ihren Arbeitsplatz verlor. Und sie wäre auch weit genug von Andrew Frasier weg und müsste sich keine Sorgen machen, dass sie ihm gegenüber zu irgendetwas verpflichtet war.

      Sie hob den Blick. „Einverstanden. Wenn Sie mit ihr sprechen, wäre ich Ihnen dafür sehr dankbar.“

      „Das tue ich sehr gerne.“ Er überlegte einen Moment. „Ich bewundere Ihre Hingabe an Ihre Familie“, sagte er dann, griff in seine Tasche und zog eine Visitenkarte heraus. „Das ist die Adresse unserer Kanzlei in London. Dort bin ich ab Dienstag wieder zu erreichen. Falls Sie Hilfe brauchen, scheuen Sie sich bitte nicht, zu mir zu kommen.“

      Laura warf einen Blick auf die Visitenkarte. Sie hatte kein Geld, um einen Anwalt zu bezahlen. Was würde er als Gegenleistung für seine Dienste von ihr erwarten? Der Stein in ihrem Magen war sofort wieder da.

      „Ich habe Kontakte zu Leuten, die Kinderheime leiten“, fuhr Andrew fort, während er ihr immer noch die Visitenkarte hinhielt. „Meine Familie hat Dr. Barnardo unterstützt, und ich habe einige Veranstaltungen von ihm besucht. Vielleicht könnte ich herausfinden, wie es um Ihre Geschwister steht.“

      Diese Bemerkung bewog sie, in seinen Vorschlag einzuwilligen. Sie streckte langsam die Hand aus und nahm seine Karte. Es war vielleicht ein Fehler, aber sie würde fast alles tun, um ihren Geschwistern zu helfen. Sie warf einen Blick auf die Adresse, aber der Straßenname sagte ihr nichts. Zweifellos befand sich seine Kanzlei in einem Stadtviertel, in das sie normalerweise nicht kam.

      Sie bedankte sich murmelnd und steckte die Karte in ihre Schürzentasche. „Ich muss jetzt wieder an die Arbeit gehen.“

      Er nickte. „Meine Mutter hat gerade Besuch, aber sobald sie wieder allein ist, werde ich mit ihr sprechen. Dann können Sie hoffentlich Ihre Taschen packen und noch heute nach London aufbrechen.“

      „Danke, Sir.“ Sie machte einen Knicks und marschierte auf den Dienstboteneingang zu.

      Andrew Frasier schien ein anständiger Mann mit ehrbaren Absichten zu sein, aber das hatte sie von Simon Harrington am Anfang auch gedacht. Um ihr Vertrauen zu gewinnen, wäre mehr nötig als ein СКАЧАТЬ