Weiter als der Ozean. Carrie Turansky
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Название: Weiter als der Ozean

Автор: Carrie Turansky

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961224623

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СКАЧАТЬ und Mrs Frasiers Sohn.“

      Lauras Magen zog sich zusammen. „Wird er hier wohnen?“

      „Hoffentlich. Sieht er nicht einfach umwerfend aus?“ Millie beugte sich näher zu ihr herüber und lächelte verträumt. „Er wird eines Tages der Herr von Bolton sein.“

      Laura biss sich auf die Lippe und spähte erneut durch den Spalt. Mrs Frasier hatte erwähnt, dass sie eine verheiratete Tochter und einen Sohn habe. Aber sie hatte gesagt, der Sohn lebe in London und sie bekomme ihn seltener zu Gesicht, als ihr lieb sei. „Was weißt du über ihn?“, flüsterte Laura.

      „Er ist vierundzwanzig. Und er wird mal Anwalt werden. Ist gerade noch in Ausbildung.“

      Lauras Schultern verspannten sich. Wie lange würde er auf Bolton bleiben? War er ein anständiger Mann? Oder war er gefährlich, so wie Simon Harrington? Sie betrachtete forschend Andrew Frasiers Gesicht und versuchte, hinter sein Lächeln zu blicken. Aber es war unmöglich, seinen wahren Charakter zu erkennen.

      Sie musste sehr vorsichtig sein und ihm sicherheitshalber lieber aus dem Weg gehen.

      Andrew reichte dem Butler seinen Hut und Mantel. „Es ist so schön, dich zu sehen, Mutter.“ Seine Stimme drang gut vernehmlich an ihre Ohren.

      Mrs Frasier strahlte. „Was für eine freudige Überraschung! Ich habe dich erst nächste Woche erwartet.“

      „Unsere Geschäfte waren früher erledigt als erwartet, und als wir hörten, dass in zwei Tagen ein Schiff ausläuft, beschlossen wir aufzubrechen, damit wir rechtzeitig zu Ostern zu Hause wären.“

      „Das freut mich sehr. Wir haben dich so vermisst, Andrew.“

      „Ihr habt mir auch gefehlt.“

      Mrs Frasier hakte sich bei ihm unter. Er tätschelte ihre Hand, und gemeinsam schlenderten sie in Richtung Salon.

      Laura wandte sich an Millie. „Das klingt, als wäre er verreist gewesen.“

      Millie nickte. „Er war zwei Monate in Italien.“

      Laura bekam große Augen. „Italien? Oh, meine Güte.“

      „Ja. Klingt das nicht aufregend?“

      „Was hat er dort gemacht?“

      „Er hat einen anderen Anwalt bei dessen Geschäften begleitet.“ Millie kniff die Augen zusammen und tippte sich nachdenklich ans Kinn. „Ich glaube, er heißt Mr Dowd. Er ist derjenige, der Mr Frasier zum Anwalt ausbildet.“

      „Warum nimmt Andrew Frasier eine Arbeitsstelle an, wenn er der künftige Erbe von Bolton ist?“

      Millie zuckte die Schultern. „Sein Vater könnte noch zwanzig bis dreißig Jahre leben. Vermutlich will er etwas Sinnvolles mit seinem Leben anfangen.“

      „Trotzdem klingt es sonderbar, dass jemand in seiner Position nach London geht und in einer Anwaltskanzlei arbeitet.“

      „Nicht alle Männer mit Vermögen lieben Müßiggang“, sagte Millie mit einem altklugen Nicken.

      „Das stimmt wahrscheinlich.“ Laura warf einen Blick zur Tür, durch die Mrs Frasier und ihr Sohn verschwunden waren. „Mich würde interessieren, ob er nur über Ostern hier ist oder ob er plant, länger zu bleiben.“

      Millie grinste, und ein verträumter Blick trat in ihre Augen. „Ich hoffe, er bleibt sehr lange hier.“

      Ein Schauer lief über Lauras Rücken. Falls Andrew Frasier tatsächlich plante, auch nach Ostern auf Bolton zu bleiben, müsste sie sich womöglich bald eine neue Stelle suchen.

      „Was machen Sie hier?!“ Mr Sterling kam die Treppe herunter und trat mit einem tadelnden Stirnrunzeln zu ihnen.

      Laura hielt die Luft an und richtete sich auf. „Nichts, Sir.“

      Er kniff streng die Augen zusammen. „Die Dienstboten auf Bolton gehen ihren Pflichten nach und belauschen nicht die Familie. Ist das klar?“

      „Ja, Sir“, antworteten Millie und Laura wie aus einem Munde.

      „Gehen Sie an Ihre Arbeit. Ich will Sie nie wieder untätig auf der Dienstbotentreppe herumlungern oder durch einen Türspalt spähen sehen!“

      „Ja, Sir.“ Laura verstärkte den Griff um den Kleiderbügel und das Kleid und stieg die Treppe hinauf.

      Millie holte sie rasch ein und schmunzelte leise: „Mr Sterling ist so ein alter Dudelsack.“

      „Lass ihn das bloß nicht hören.“ Mr Sterling und Mrs Ellis standen allen Dienstboten im Haus vor. Er konnte ihr jederzeit kündigen und sie fortschicken, wenn er mit ihrer Arbeit oder mit ihrem Verhalten nicht zufrieden war. Es war besser, den Mund zu halten, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und ihre Vorgesetzten mit Respekt zu behandeln.

      „Ob Mr Andrew Frasier wohl eine Freundin hat?“

      „Millie, das geht uns nichts an. Es würde ihm bestimmt nicht gefallen, wenn zwei Zimmermädchen Spekulationen über seine persönlichen Angelegenheiten anstellen.“

      „Vermutlich nicht“, pflichtete ihr Millie mit einem schelmischen Grinsen bei. „Aber ein wenig Träumen wird wohl noch erlaubt sein.“

      

      „Heute Morgen ist ein Brief für Sie angekommen.“ Mrs Ellis hielt Laura den dünnen hellgrauen Umschlag hin. Sie schaute Laura durch die Drahtbrille auf ihrer Nasenspitze an. Ihr silbern durchzogenes Haar war in der Mitte gescheitelt und zu einem kleinen strengen Knoten zurückgezogen.

      „Danke, Madam.“ Laura nahm den Brief und steckte ihn in ihre Schürzentasche. Sie trank schnell ihren Tee, stand vom Tisch auf und huschte aus dem Aufenthaltsraum. Erneut schob sie die Hand in ihre Schürzentasche, legte die Finger um den Brief und schritt durch den Gang im Untergeschoss. In der Hoffnung auf ein wenig Sonnenschein und ein paar ungestörte Minuten, in denen sie den Brief lesen konnte, schob sie die Tür auf und trat ins Freie.

      Der Duft von frisch gemähtem Gras und Frühlingsblumen begrüßte sie, als sie auf die Terrasse hinter dem Haus trat. Sie schlenderte über den Kiesweg um die Seite des Hauses herum und betrat den Garten, der von einer Stechpalmenhecke umgeben war. Gelbe und weiße Narzissen mit silbergrünen Blättern nickten im leichten Frühlingswind mit ihren Köpfen. Rosa, rote und gelbe Tulpen säumten die Blumenbeete mit dem federförmigen grünen Farn. Der blühende Pflaumenbaum sah aus wie eine rosa Wolke über dem Weg.

      Laura setzte sich im Schatten einer Stechpalme auf die Steinbank und riss den Umschlag vorsichtig auf. Sie zog den Brief heraus und war überrascht. Normalerweise schrieben ihr Mama und Katie, aber diese Handschrift war ihr unbekannt. Sie drehte den Brief um und entdeckte am Ende Mrs Grahams Unterschrift. Ihre Schultern verspannten sich.

      Liebe Laura,

      ich muss Dir leider mitteilen, dass es Deiner Mutter in den letzten Wochen nicht gut ging und sie sehr krank ist. Katie und Garth haben ihr Möglichstes getan, um sich um sie zu kümmern, und ich habe sie auch fast jeden Tag besucht. Aber sie bekam hohes Fieber und wurde immer schwächer. Deshalb haben mein Mann und ich sie am Freitagabend ins St.-Josef-Krankenhaus gebracht.

      Lauras СКАЧАТЬ