Название: Davidstern und Lederball
Автор: Dietrich Schulze-Marmeling
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783895338809
isbn:
Werner Skrentny
»Unendlich viel zu verdanken« – Jüdische Traditionen im Fußball-Süden
Es gibt zahlreiche Fußballvereine, die bis 1933 jüdische Funktionäre und Gönner besaßen – eine Tatsache, die in den offiziellen Vereins- und Verbandsgeschichten eher als Marginalie oder gar nicht behandelt wird. Meist waren es Fußball-Pioniere bzw. die so genannten Stadtvereine, die geprägt waren von Aktiven und Funktionsträgern aus der Ober- und Mittelschicht – von Kaufleuten und Ärzten beispielsweise. Der nachstehende Beitrag benennt einige der Vereine, die jüdische Wurzeln hatten, wobei die lokale Forschung teils Wesentliches zutage brachte.
Einige der jüdischen Fußball-Repräsentanten der frühen Jahre sind in diesem Buch erwähnt, dazu gezählt werden muss auch »der jahrelange Führer des Hamburger und darüber hinaus des norddeutschen Fußballsports, unser Glaubensgenosse Paul Koretz« (»Israelitisches Familienblatt« 8.9.1926), der im Alter von 42 Jahren in Hamburg verstarb. Paul Koretz war 20 Jahre lang Vorsitzender des renommierten SC Victoria Hamburg, außerdem Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NFV). Koretz stammte aus Österreich.
Süd-Elite fordert »Entfernung der Juden«
Dieser Beitrag allerdings hat vorrangig die süddeutsche Fußballszene zum Thema, Anfang des 20. Jahrhunderts das eigentliche Zentrum der deutschen Fußballbewegung. Die führenden Klubs der Region hatten sich um den 9. April 1933 in einer Art von vorauseilendem Gehorsam »freudig und entschieden« zur NS-Machtübernahme bekannt und versprochen, sich »insbesondere in der Frage der Entfernung der Juden aus den Sportvereinen« zu engagieren. Unterzeichnet hatten das Schreiben aus Bayern der FC Bayern München, 1860 München, 1. FC Nürnberg, SpVgg Fürth, aus Hessen Eintracht Frankfurt, FSV Frankfurt, aus Baden Phönix Karlsruhe, Karlsruher FV, SV Waldhof, aus Württemberg Stuttgarter Kickers, Union Böckingen und aus der bayerischen Pfalz FC Kaiserslautern und FC Pirmasens.
Warum gerade diese Vereine die Erklärung abgaben, erschließt sich aus einem Blick auf das Fußballgeschehen zu der Zeit: Alle genannten Klubs spielten damals in zwei Gruppen um die Südmeisterschaft. Was allerdings noch niemandem auffiel: Aus diesem illustren Kreis hatten zwei Endrunden-Teilnehmer nicht unterschrieben, nämlich Wormatia Worms und der FSV Mainz 05. Waren deren Vertreter nicht erreichbar gewesen oder wollten sie nicht unterzeichnen?
Zu Mainz wäre im Übrigen anzumerken, dass noch am 15.3.1933 (laut Meisl/Pinczower) der Jude Jack Koronczyk, insgesamt 25 Jahre als Referee tätig, von etwa hundert Schiedsrichtern zum Vorsitzenden der Schiedsrichter-Vereinigung Mainz gewählt wurde. Koronczyk war in ca. 500 Spielen Unparteiischer und leitete auch Begegnungen um die СКАЧАТЬ