Название: Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen
Автор: Henrik Ibsen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788075836106
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Anitra.
Gib mir den Ring da von Deinem Finger!
Peer Gynt.
Nimm, süße Anitra, die ganzen Dinger.
Anitra.
Wie klingt Deine Rede so wonniglich.
Peer Gynt.
O selig, wer so hoch geliebt wird wie ich!
Hinab! Und das Pferd geführt, als Dein Sklav’!
(Reicht ihr die Reitpeitsche und steigt ab.)
So, meine Rose, meine liebliche Blume,
Hier will ich Sand treten zu Deinem Ruhme,
Bis mich ein Sonnenstich gnädiglich traf.
Ich bin jung, Anitra; das hab’ vorm Auge,
Du mußt’s nicht so streng nehmen, wenn ich nichts tauge.
Sieh, neigt nicht just Jugend zu allerlei Tänzchen?
Hätt’ also Dein Geist mehr Schliff und mehr Schwung,
So würdest Du schließen, mein reizendes Pflänzchen, –
Dein Liebster macht Unsinn, – ergo ist er jung!
Anitra.
Ja, Du bist jung. Hast Du nicht noch mehr Ringe?
Peer Gynt.
Da; nimm! Ich bin ein Bock, und ich springe!
Wär’ hier wo Weinlaub, ich setzte mir ‘nen Kranz auf!
Ja, weiß Gott, bin ich jung! Und jetzt sing’ ich mir zum Tanz auf!
(Tanzt und singt.)
Ich bin ein Hahn, ein glückseliger!
Pick’ mich, Du kleine Henne!
Ei! Hopp! Da schau, wie ich renne; –
Ich bin ein Hahn, ein glückseliger!
Anitra.
Du schwitzest, Prophet; Du zergehst mir ja fast!
Reich’ mir vom Gurt dort die baumelnde Last!
Peer Gynt.
Zärtliche Sorg’! Nimm den Beutel für immer!
Liebenden Herzen ist Gold nur ein Schimmer.
(Tanzt und singt wieder.)
Jung Peer Gynt ist ein Tollhans!
Er weiß nicht, auf welchem Fuß er stehn soll.
Pah, sagt Peer, – geh’s, wie’s gehn soll!
Jung Peer Gynt ist ein Tollhans!
Anitra.
Wunderfein tanzt der Prophete gestreng!
Peer Gynt.
Prophet? Dummes Zeug! – Komm, tauschen wir Kleider!
Zieh aus!
Anitra. Dein Gurt und Dein Kaftan ist leider
Zu weit und zu lang und Dein Strumpfwerk zu eng –
Peer Gynt.
Eh bien!
(Kniet nieder.)
Doch schaff’ mir ein heftiges Leid;
Liebenden Herzen ist Leiden köstlich!
Kommen wir dann in mein Schloß, seiner Zeit, –
Anitra.
In Dein Paradies; – liegt’s nochsehr weit östlich?
Peer Gynt.
O, wohl tausend Meilen –
Anitra. Zu weit!
Peer Gynt. Gemach!
Du bekommst auch die Seele, von der ich Dir sprach –
Anitra.
Ich danke; das kommt nicht so sehr in Frage.
Doch Du batst um ein Leid –
Peer Gynt (steht auf.) Ja, zum Teufel! Ein Weh,
Gewaltsam, doch kurz, – so auf zwei, drei Tage!
Anitra.
Anitra gehorcht dem Propheten! – Ade!
(Sie zieht ihm einen tüchtigen Hieb über die Finger und jagt in fliegendem Galopp zurück durch die Wüste.) Peer Gynt (steht eine lange Weile wie vom Blitz gerührt.)
Na, da soll aber doch – – –!
(Dieselbe Stelle. Eine Stunde später.)
(Peer Gynt zieht, bedächtig und nachdenklich, die Türkenkleider aus, Stück für Stück. Zuletzt nimmt er seine kleine Reisemütze aus der Rocktasche, setzt sie auf und steht wieder in seiner europäischen Tracht da.)
Peer Gynt, (indem er den Turban weit von sich fortschleudert.)
Dort liegt der Türke, und hier steh’ ich.
Dieses heidnische Wesen hat einen Stich.
Ein Glück, daß ich’s nur in den Kleidern getragen,
Daß sich’s nicht, wie man sagt, aufs Herz mir geschlagen.
Was wollt’ ich nur eigentlich, frag’ ich mich?
Man tut doch am besten, als Christ zu wandeln,
Zu verschmähn des Pfauenhabits Geprahl,
Zu stützen sein Tun auf Gesetz und Moral,
Man selber zu sein und dafür sich einmal
Einen Nachruf und einen Kranz einzuhandeln.
(Macht einige Schritte.)
Das Dirnchen! – Es hing nur an einem Haar,
Daß ich nicht mehr zur Vernunft erwachte.
Ich will ein Troll sein, sofern mir klar,
Was es war, das mich also von Sinnen brachte.
Na, gut, daß es aus ist! Ein Schritt noch vom Pfade, –
Und ich war lächerlich ohne Gnade.