Abseits. Thorsten Fiedler
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Название: Abseits

Автор: Thorsten Fiedler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Offenbach-Krimi

isbn: 9783947612970

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СКАЧАТЬ wir nichts erfahren, sie sind vor zwei Jahren ums Leben gekommen. Und Geschwister hat Frau Gerber auch nicht.“

      Adi beauftragte Lars, den neuen Kollegen, Freunde und Freundinnen des Mädchens zu befragen und alle Möglichkeiten des Presseapparats auszuschöpfen. „Ich möchte, dass Radiosender und Zeitungen uns bei der Suche helfen. Wir werden Belohnungen ausloben für jeden sachdienlichen Hinweis. Die Technikabteilung soll versuchen, das Handy zu orten.“

      Sina wollte noch einmal von Frau zu Frau mit der Gattin des Toten sprechen. Rüdiger Salzmann bot sich an, die Sichtung des Computers zu übernehmen, den sie in der Wohnung gefunden hatten.

      Danach ging es um den Fall des Abteilungsleiters der Bank, dem die Beamten keine hohe Priorität einräumten, da die Beweislage ziemlich eindeutig schien.

      Zudem kamen noch einige ältere Fälle, die auf den Schreibtischen der Beamten lagen, zur Sprache. Die neue Luxusresidenz namens „Seerosenweiher“ hatte vor einigen Monaten gebrannt und es gab Hinweise auf Brandstiftung. Ein anderer Vorfall, der Hessberger intensiv beschäftigte, hatte sich vor einem halben Jahr ereignet. Im Oktober 2019 hatte ein Telefon- und Computerausfall das Polizeipräsidium in Offenbach lahmgelegt. Die Zentrale war nur über Handys zu erreichen gewesen und Notrufe mussten auf die Leitstelle in Frankfurt umgeleitet werden. Erst am Abend war die Anlage wieder einsatzfähig gewesen. Hessberger hatte ernsthafte Bedenken, dass es vielleicht jemand auf die polizeilichen Daten abgesehen hatte. Die Anlage war zwar inzwischen mehrfach ohne Ergebnis überprüft worden, doch er war nicht der Typ, der an Zufälle glaubte.

      Alle diese Fälle spiegelten den normalen Polizeialltag wider, ganz im Gegensatz zu den krassen Vorfällen, die das komplette Polizeipräsidium Südosthessen zuvor monatelang in Atem gehalten hatten.

      Auch wenn das große Prickeln fehlte, das sich nur bei wirklich außergewöhnlichen Verbrechen einstellen wollte, gingen sämtliche Kollegen des Teams mit Feuereifer an die Arbeit, insbesondere die bislang erfolglose Suche nach Steffi Gerber bereitete ihnen Kopfzerbrechen und hinterließ ein flaues Gefühl im Magen.

       VIER

      Lehrer Zenker hatte auf seinem Rechner mehrere Ordner mit freizügigen Bildern von Steffi Gerber, aber auch von einem anderen Mädchen angelegt. Rüdiger Salzmann stand von seinem Schreibtischstuhl auf, ging zur Tür seines Büros und schloss sie. Das tat er nur sehr selten, aber schon bei der ersten schnellen Sichtung des Materials hatte er festgestellt, dass es viele Bilder zu überprüfen gab, bei denen man besser im geschlossenen Raum agierte.

      Er wunderte sich darüber, wie die Ordner benannt waren. Es wirkte, als habe Steffi die Ordner selbst beschriftet nach dem Muster: „Steffi/privateBilder/12/2018“. Und es gab für jeden Monat einen neuen Ordner.

      Die Bilder wirkten fast alle, als seien sie von einem professionellen Fotografen erstellt worden. Hatte Steffi die Bilder etwa selbst gemacht oder machen lassen und sie dann Klaus Zenker gegeben? Oder hatte der Lehrer die Bilder aufgenommen? Hatte er das Mädchen dazu gezwungen? Gegen Letzteres sprach die Tatsache, dass das Mädchen für den Fotografen zu posieren schien und dass sich auch etliche offensichtliche Selfies unter den Fotos befanden.

      Irgendwie wurde Salzmann daraus nicht schlau. Vielleicht hatte Adi doch nicht ganz unrecht. Vielleicht handelte es sich um eine Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin. Da Steffi Gerber volljährig war, wäre dies zumindest nicht strafbar gewesen. Die Fahndung nach ihr lief immer noch auf Hochtouren. Die Zeitungen berichteten fast täglich über das verschwundene Mädchen, viele Radiosender waren eingebunden und verfügbare Polizisten gingen in einem großen Radius rund um den Offenbacher Schlachthof von Haus zu Haus und befragten die Anwohner.

      Das Mädchen war nun bereits seit sechs Tagen verschwunden …

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      Sina Fröhlich hatte zwar kein gutes Gefühl dabei, nach Oberursel zu fahren, aber sie wollte endlich Gewissheit haben. Die Klinik Hohe Mark war unter anderem dafür bekannt, Depressionen und Traumafolgestörungen zu behandeln.

      An diesem Ort versuchte die Gerichtsmedizinerin Clarissa Wegner, die schlimmen Folgen einer brutalen Vergewaltigung durch einen Serienmörder zu überwinden. Mehr tot als lebendig war sie damals am Ufer des Mains aufgefunden worden. Dass sie überhaupt überlebt hatte, grenzte an ein Wunder. Das Ganze hatte sich im Mai 2019 ereignet, seitdem wurde Clarissa in unterschiedlichen Kliniken behandelt.

      Sina war ziemlich angespannt, sie wusste überhaupt nicht, wie sie das Gespräch beginnen sollte. Im Prinzip wollte sie sich einfach als Kollegin ausgeben, doch vielleicht hatte Adi ja von ihr erzählt und Clarissa wusste Bescheid über die damals beginnende Beziehung. Vielleicht war es besser, einfach wieder umzukehren. Doch schließlich gab sie sich einen Ruck und ging Richtung Fahrstuhl. Bevor sie einstieg, kaufte sie am Klinik-Kiosk eine Illustrierte.

      Clarissa Wegner hatte ein Einzelzimmer. Auf Sinas Klopfen folgte ein leises „Herein“.

      Sina steckte den Kopf durch die Tür. „Hallo Frau Wegner. Mein Name ist Sina Fröhlich. Ich bin eine Kollegin von Adi Hessberger. Darf ich reinkommen?“

      Clarissa setzte sich im Bett auf. „Oh, ich bekomme nicht oft Besuch … Aber gerne.“

      Sina betrat das Zimmer und schaute sich um. Der Raum war etwas größer, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Die Wände waren in einem warmen Braunton gestrichen. Neben dem Bett gab es einen kleinen Besuchertisch mit zwei Stühlen, eine Stereoanlage und einen großen Fernseher. Im hinteren Bereich schloss sich ein großes, hell gefliestes Badezimmer an.

      „Schön haben Sie es hier.“

      „Wollen wir uns nicht duzen?“

      „Natürlich, gern, ich bin Sina.“

      „Clarissa. Was führt dich zu mir? Äh, wenn du magst … Es gibt Kaffee und Tee für Besucher auf dem Gang. Ich würde auch eine Tasse Kaffee nehmen.“

      Mit zwei Bechern und einer Ladung Zuckertüten kam Sina wieder zurück. Mittlerweile lag die Patientin nicht mehr im Bett, sondern hatte sich an den kleinen Tisch gesetzt. „Wie geht es Adi und seinen Kollegen?“

      Sina überlegte, wie sie am besten anfangen sollte. „Adi geht es gut. Im Prinzip redet er den ganzen Tag nur über den OFC, ja, und Rüdiger hat ein paar Kilo zugenommen.“

      „Und der Rest, der vom damaligen Team übrig geblieben ist?“

      Sina legte ihr die Hand auf den Arm und sagte mit beruhigender Stimme. „Allen geht’s gut, auch wenn sie permanent überlastet sind. Aber gestern hat schon ein neuer Kollege angefangen.“

      „Wenn ich nur ans Präsidium denke, fange ich schon wieder an zu zittern.“

      „Sollen wir lieber über etwas anderes sprechen? Ich möchte nicht, dass du dich aufregst.“

      Doch Clarissa wollte unbedingt über die Geschehnisse von damals sprechen. „Es ist einfach schlimm, dass ich manche Dinge nur vom Hörensagen kenne, und die eigene Erinnerung spielt mir manchmal Streiche. Mein Psychologe nennt es den körperlichen Schutzschild, der verhindert, dass ich verrückt werde. Doch diese Geschehnisse sind ein Teil meines Lebens, auch wenn ich mir wünschte, dass dieser grausame Teil nie stattgefunden hätte. Wie wäre es, wenn du mir erzählst, was sich ereignet hat, während ich in der Klinik lag? Im Gegenzug berichte ich über die Zeit, als du im Koma lagst.“

      Sina СКАЧАТЬ