Abseits. Thorsten Fiedler
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Abseits - Thorsten Fiedler страница 3

Название: Abseits

Автор: Thorsten Fiedler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Offenbach-Krimi

isbn: 9783947612970

isbn:

СКАЧАТЬ Kinder, untadeliger sozialer Hintergrund. Was veranlasste einen Menschen nur, solche Dinge zu tun?

      Und warum war das Haus leer und verlassen? Wo waren die Frau und die Kinder? Ihr Verdächtiger hatte sich nach seiner Vernehmung aus dem Staub gemacht. Die anonymen Hinweise hatten für eine Festnahme nicht ausgereicht. Jetzt aber hatten sie genug Material, um ihn in Untersuchungshaft zu stecken. Zuallererst mussten sie aber herausfinden, wer das Mädchen war …

       Donnerstag, 23.01.2020, Offenbach, Waldstraße

      Am nächsten Tag standen die Kommissare im Direktorat des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Der Schulleiter wirkte etwas missgelaunt angesichts des Erscheinens der Polizei. Zuerst fing er mit dem Thema Datenschutz an, aber Hessberger ließ ihn gar nicht erst ausreden und zeigte dem verdutzten Rektor kommentarlos die Bilder, die sie am Tag zuvor sichergestellt hatten.

      „Wie kommen Sie an solche Bilder? Das ist Steffi Gerber aus der Dreizehn. Ich schau mal nach, in welchem Kurs sie im Augenblick ist. Ja, hier haben wir es schon, Chemie in Raum 202, im zweiten Stock. Könnten Sie vielleicht noch warten, bis der Unterricht zu Ende ist?“

      „Nein, das können wir nicht!“, antwortete Hessberger kurz angebunden und schon machten sie sich auf den Weg. Zu Sina gewandt sagte er hinter vorgehaltener Hand: „Ich kann dieses überhebliche Pädagogengetue einfach nicht ab. Das macht mich sofort aggressiv.“

      „Wenn du es nicht angesprochen hättest, wäre es mir überhaupt nicht aufgefallen“, entgegnete Sina mit einem frechen Grinsen. Sie kannte Adi einfach zu gut und konnte in ihm lesen wie in einem offenen Buch.

      Der Chemielehrer war zum Glück deutlich aufgeschlossener als der Herr Rektor. „Steffi ist heute nicht zum Unterricht erschienen. Das kam allerdings schon häufiger vor. Die junge Dame hat zwar vielfältige Interessen, Chemie gehört jedoch sicher nicht dazu.“

      Im Sekretariat erhielten sie ohne Umschweife die Adresse der Schülerin. Steffi Gerber wohnte nicht weit von der Schule auf dem Gelände des alten Schlachthofs, eines der schönsten Gebäude, die Offenbach zu bieten hatte. Schon von Weitem konnten sie das Wahrzeichen, den ehemaligen Uhr- und Wasserturm, erkennen. Hessberger war immer wieder begeistert, wenn er vor den imposanten Backsteinfassaden stand. Er hätte sich sehr gut vorstellen können, in diesem Areal zu wohnen, doch die Mietpreise waren ihm einfach zu hoch.

      Sie klingelten mehrfach, doch niemand schien zu Hause zu sein. So machten sie sich unverrichteter Dinge wieder auf den Weg ins Polizeipräsidium Südosthessen.

image

      Rüdiger Salzmann erwartete sie sehnsüchtig, denn im Präsidium ging es drunter und drüber. Die Telefone klingelten in einem fort, und das bei einer äußerst dünnen Personaldecke. Durch einen Serienkiller waren die Mitarbeiter von Hessbergers Abteilung deutlich dezimiert worden, das machte sich jetzt bemerkbar. Zum Glück hatte ihnen die obere Etage für den nächsten Tag einen neuen Kollegen zugesagt. Auch ein neuer Gerichtsmediziner sollte im Laufe der kommenden Wochen seinen Dienst antreten.

      Im Besprechungsraum fasste Rüdiger den Status quo des vorliegenden Falls zusammen.

      „Klaus Zenker, Lehrer an der Albert-Schweitzer-Schule, wurde anonym beschuldigt, seine Schülerinnen sexuell zu belästigen und zu stalken. Bei der Vernehmung hat er uns glaubhaft versichert, diese Aussage entbehre jeglicher Grundlage. Und ganz ehrlich, ich hab’s ihm abgekauft. Nachdem er seine Aussage gemacht hatte, ließen wir ihn laufen, es gab keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln. Ein paar Stunden später gab es einen weiteren anonymen Hinweis, im Haus des Lehrers befände sich umfangreiches Beweismaterial. Das Haus habt ihr dann leer vorgefunden. Bis auf den Keller, der mit einer Alarmanlage gesichert war. Dort fand sich ein Laptop mit Bildern der verschwundenen Schülerin. Es handelte sich dabei um professionell aufgenommene Erotik- beziehungsweise Nacktaufnahmen. Damit ist schon mal klar, dass der anonyme Hinweisgeber recht hatte und Klaus Zenker uns angelogen hat. Jetzt sind beide verschwunden, Schülerin und Lehrer.“

      „Danke für die treffende Zusammenfassung, Rüdiger“, sagte Hessberger. „Sobald der neue Kollege eintrifft, werden wir uns aufteilen. Zuerst befragen wir die Nachbarn von Steffi Gerber und Klaus Zenker. Sollten wir ihn in den nächsten zwei Tagen nicht finden, schreiben wir ihn zur Fahndung aus. Obwohl ich das nur ungern tue, denn wenn wir offiziell gegen ihn vorgehen und am Ende ist er vielleicht doch nicht schuldig, wird er den Makel nie wieder los.“

       ZWEI

       Freitag, 24.01.2020, 5.30 Uhr

      Die Luft im Raum war stickig und abgestanden. An der gegenüberliegenden Wand zeichnete sich sein Schatten ab, der sich unruhig hin- und herbewegte. Immer wieder murmelte er vor sich hin: „Selbst schuld, warum konnten sie auch nicht aufhören?“ Sie würden schon sehen, was sie davon hatten …

       Freitag, 24.01.2020, Leonhard-Eißnert-Park

      Als Adi den Telefonhörer auflegte, schaute er Sina mit betrübten Augen an. „Es gibt Arbeit. Wir müssen zu einem neuen Tatort.“

      Eine Viertelstunde später kamen sie im Leonhard-Eißnert-Park an. Adi verschaffte sich erst einmal einen groben Überblick. Die Wege des beliebten Kletter- und Freizeitparks waren vorschriftsmäßig mit rot-weißen Plastikbändern abgesperrt. Alles wirkte ein wenig trist, die Bäume waren kahl, das welke Gras grau, die Luft dunstig. Die großen Wasserfontänen, im Sommer eine Attraktion des Geländes, waren abgestellt. Der Park und das Verkehrserziehungsgelände, auf dem Hessberger vor vielen Jahren seinen Fahrrad-Führerschein gemacht hatte, waren menschenleer, nur die Kollegen der Spurensicherung zeigten Fleiß bei der Arbeit.

      „Na Jungs, was haben wir hier?“

      „Ein Spaziergänger hat die Polizei benachrichtigt, weil eine Joggerin bewusstlos im Wald lag. Leider konnten wir sie nicht vernehmen, denn der herbeigerufene Rettungswagen hat sie sofort mit ins Krankenhaus genommen. Aber deswegen haben wir euch nicht gerufen. Zuerst dachten wir tatsächlich, es handelt sich nur um eine verunglückte Person, aber dann haben wir das hier gesehen.“ Er zeigte auf eine riesige Eiche. Einen halben Meter über dem Boden baumelte ein männlicher Körper.

image

      Die Kommissare fuhren ins Ketteler-Krankenhaus, um die Aussage der Joggerin aufzunehmen. Adi wusste aus langjähriger Erfahrung, dass es wichtig war, die Zeugen so schnell wie möglich zu vernehmen.

      „Ich fühle mich total unwohl in Krankenhäusern. In der Luft liegt immer ein Hauch von Desinfektionsmitteln, diesen Geruch hasse ich wie die Pest. Findest du nicht auch, dass Krankenhäuser das Gefühl von Siechtum und Tod verströmen?“ Ohne eine Antwort von Sina abzuwarten, ging Adi weiter. Sie fuhren mit dem Aufzug in den dritten Stock und ließen sich dort von einer Schwester das richtige Zimmer zeigen. Der Raum, den sie betraten, erwies sich als großzügiges, lichterfülltes Zimmer.

      Die Frau lag direkt am Fenster. In ihrem Gesicht spiegelte sich Angst, ja Panik wider, zumindest war das Adis Eindruck. Die verlaufene Schminke verlieh ihr einen maskenhaften Ausdruck und unter der großen Bettdecke wirkte sie seltsam verloren.

      „Wie geht es Ihnen?“, fragte er ohne Umschweife. „Sind Sie in der Lage, uns zu erzählen, was genau passiert ist?“

      Wie СКАЧАТЬ