Semantik für Lehrkräfte. Christian Efing
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Название: Semantik für Lehrkräfte

Автор: Christian Efing

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: narr studienbücher

isbn: 9783823302728

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СКАЧАТЬ etwas weiter; den weitesten Außenseiter bildete schließlich bat (die Fledermaus, die kein Vogel ist).

      Abb. 223a:

      „Abstufungen der Vogeligkeit“ (Aitchison 1997: 68)

      Das Ergebnis der Untersuchung belegt nun zweierlei: Aus einer universalistischen Perspektive der kognitiven Linguistik heraus ist zum einen festzuhalten, dass abstrakte Kategorisierungen im menschlichen Denken (auch) als Prototypikalisierungen erfolgen – in diesem Falle durch eine besonders charakteristische Vogelart, das Rotkehlchen. Zum anderen kann aus einer soziokulturellen Sicht heraus festgestellt werden, dass solche Prototypikalisierungen spezifisch für bestimmte sprachliche Gemeinschaften sind – denn in Australien oder China wird das Rotkehlchen sicher nicht im Zentrum der Prototypikalisierung von Vögeln stehen, sondern eine andere Art. Dies gilt bereits für den europäischen Raum: So kommt etwa das Rotkehlchen in dem volkstümlichen Lied „Alle Vögel sind schon da“ von Hoffmann von Fallersleben (1847) gar nicht vor; hier erscheinen vielmehr „Amsel, Drossel, Fink und Star“ an erster Stelle.

      Amsel, Drossel, Fink und Star, aber auch Rotkehlchen und Spatz ähneln sich, sodass ihnen als mehr oder weniger zentrale Vertreter des Prototyps Vogel gemeinsame Eigenschaften zugeschrieben werden können. Eine standardisierte Beschreibung solcher Eigenschaften, die für eine bestimmte Kategorie oder natürliche Art charakteristisch bzw. normal sind, wird als Stereotyp bezeichnet (vgl. Putnam 21990: 41). Im vorliegenden Fall läuft dies insbesondere auf Merkmale wie [klein], [fliegt], [singt] und [gefiedert] hinaus. Diese Merkmale haben nun einen ganz anderen epistemologischen Status als die Seme der Merkmalsemantik: Sie stellen keine sprachwissenschaftlichen Konstrukte zur Unterscheidung von lexikalischen Einheiten eines Wortfelds dar, sondern sind Kriterien einer nach Putnam operationalen Definition, die zur Klärung beitragen, ob ein gegebener Gegenstand zu einer bestimmten Klasse bzw. Kategorie gehört oder eben nicht.

      Zusammengefasst lässt sich der Zusammenhang zwischen Prototyp und Stereotyp wie folgt darstellen (vgl. Abb. Abb. 223b): Ein Prototyp stellt den idealen Vertreter einer Kategorie dar (diese Kategorie kann auch als Gattung oder als Hyperonym bezeichnet werden; vgl. Kap. 2.4.2) – hier repräsentiert durch eine einfache Zeichnung, die für einen echten Vogel steht (ggf. eine einzelne Amsel). Dieser Prototyp wird nun durch Vertreter verschiedener Subkategorien mehr oder weniger ideal repräsentiert (diese sind dann entsprechend als Arten oder als Hyponyme zu bezeichnen) – in diesem Falle beispielsweise durch solche von Amsel, Drossel, Fink und Star. Diesen ideal-typischen Vertretern sind nun einige charakteristische Merkmale eigen – hier also etwa [klein], [fliegt], [singt] und [gefiedert]: Diese bilden gemeinsam den Stereotyp, der dem Prototyp entspricht. Zuletzt sind einige weitere Merkmale anzusetzen, die den Vertretern bestimmter Subkategorien zukommen – im Falle der konkreten Amsel zum Beispiel [schwarz] und [gelbe Augen].

Prototyp: Vogel (Hyperonym)
Typische Vertreter (Hyponyme) Amsel, Drossel, Fink und Star
Stereotyp: Charakteristische Merkmale [klein], [fliegt], [singt] und [gefiedert]
Weitere Merkmale eines Referenten – etwa Amsel [schwarz] und [gelbe Augen]

      Abb. 223b:

      Prototyp und Stereotyp (in Anlehnung an Schwarze 1996: 718f.)

      Übung 223a

      Diskutieren Sie (im Kurs oder in anderer Gemeinschaft) Prototypen und Stereotypen anderer Kategorien – zum Beispiel von Baum, Möbel oder Trinkgefäß. Wie verhalten sich in diesem Zusammenhang Abstrakta wie Vernunft, Freiheit oder Demokratie?

      2.2.4 Frame- und Skriptsemantik

      Die Bedeutung eines Wortes erschließt sich nicht allein im Hinblick auf deren Relation zu Bedeutungen anderer Wörter, sondern ist darüber hinaus auch abhängig von einem entsprechenden Weltwissen der Sprachverwendenden. Dieses Weltwissen wiederum ist nach der Auffassung der kognitiven Semantik in mehr oder weniger komplex strukturierten Szenarien organisiert, die zum Beispiel als Frames oder Skripts charakterisiert werden.

      Der semantische Terminus Frame geht zurück auf Charles Fillmore und gilt als Weiterentwicklung der sog. Kasusgrammatik. Er bezeichnet die mentale Repräsentation einer (aus wiederholter Erfahrung bekannten) stereotypen Situation, deren Elemente in einer bestimmten Beziehung zueinander stehen und somit jedem Ausdruck für ein solches Element eine eigene semantische Rolle in Bezug auf diese Gesamtsituation zuweisen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist ein Frame, der als „Kommerzielle Transaktion“ bezeichnet werden kann. Dieser Frame umfasst zum einen mindestens die folgenden Elemente, die als Verkäufer, Käufer, Ware, Preis und Geld bezeichnet werden und mit einem Vorgang zusammenhängen, der mit den Verben kaufen und verkaufen erfasst wird. Zum anderen umfasst er Relationen, die zwischen diesen Elementen bestehen: Hierzu gehört etwa aus der Perspektive des Verkäufers, dass dieser eine Ware besitzt und diese zu einem bestimmten Preis an den Käufer abtritt; aus der Sicht des Käufers erhält dieser die Ware von dem Verkäufer gegen eine bestimmte Geldsumme.

      Dieses Beispiel macht deutlich, dass die Bedeutung der einzelnen Wörter jeweils nicht allein in ihrer Relation innerhalb des Rahmens bzw. Frames besteht, sondern sich darüber hinaus auch aus deren Perspektivierung ergibt; im vorliegenden Falle manifestiert sich diese Perspektivierung auf die Verben kaufen bzw. einkaufen einerseits und verkaufen andererseits. Die Frame-Semantik geht davon aus, dass mit dem Gebrauch eines Wortes jeweils mindestens ein solcher Frame mental aktiviert und damit der Gebrauch anderer Wörter dieses Frames gesteuert wird. Ein Frame weckt somit bestimmte Vorstellungen bei der Produktion und Rezeption von Texten und bedingt somit eine bestimmte kommunikative Erwartungshaltung.

      Das Konzept eines Frames bezieht sich seiner kasusgrammatischen Herkunft entsprechend auf einen mehr oder weniger eng begrenzten Vorgang, der sich (mit Blick auf diverse syntaktische Aktanten bzw. verschiedene Beteiligte an einem bestimmten Vorgang) durch wenige zentrale Verben (wie kaufen und verkaufen oder nehmen und geben) charakterisieren lässt. Im Unterschied hierzu öffnet sich das Konzept Skript einem größeren und dabei ebenfalls mental repräsentierten Vorgangs- oder Handlungszusammenhang. Ein bekanntes Beispiel hierfür stellt das sog. „Restaurant“-Skript dar, in welchem Gastraum, Küche, Gäste, Service-Personal, Küchenpersonal, Menü-Folgen, Gerichte und Getränke usw. sowie eine Vielzahl entsprechender Vorgänge und Tätigkeiten wie kochen, servieren, essen, trinken, bezahlen usw. zusammengefasst sind und durch entsprechende Wörter zum Ausdruck gebracht werden.

      Übung 224a

      Beschreiben Sie die Elemente eines Skripts, das als „Persönliche Begegnung“ beschrieben werden kann und in dessen Zentrum das Verb (jemanden oder sich) treffen steht.

      Wie Frames wecken auch Skripts bestimmte Vorstellungen bei der Produktion СКАЧАТЬ