Название: Semantik für Lehrkräfte
Автор: Christian Efing
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823302728
isbn:
Ceci n’est pas une pipe (René Magritte, 1928/29)
Das Verhältnis zwischen dem Zeichen einerseits und demjenigen, wofür es steht oder auf das es hinweist, andererseits wird als Referenz bezeichnet. Im semiotischen Dreieck von Ogden und Richards (vgl. Kap. 2.1.1 und Abb. 211b) entspricht dies der rechten Kante zwischen der Bedeutung (Thought or Reference) und den Gegenständen und Sachverhalten der (außersprachlichen) Wirklichkeit (Referent). Referenz als Bezug oder Hinweis eines Zeichens zu etwas anderem, außerhalb des Zeichens, kann auch im Rahmen anderer Zeichenmodelle konzipiert werden.
In engem Zusammenhang mit dem Konzept der Referenz steht die Unterscheidung zwischen Intension und Extension von Zeichen: Unter der Intension eines Zeichens wird dabei dessen begrifflicher Inhalt bzw. dessen Bedeutung verstanden, unter seiner Extension die Gegenstände und Sachverhalte, worauf es sich bezieht. So trägt etwa das Wort Hund die Bedeutung ‚canis‘ und bezieht sich dabei auf die Tiere dieser Art im Allgemeinen oder auf bestimmte Exemplare dieser Tiere im Besonderen. Dabei wird in aller Regel ein umgekehrt proportionales Verhältnis zwischen Intension und Extension angenommen: Je größer die Menge an Bedeutungsmerkmalen (Intension), desto geringer ist die Menge an Referenzgegenständen und -sachverhalten (Extension) und umgekehrt. Um das Beispiel von Hund aufzugreifen: Das Wort Hund hat eine größere Intension als das Wort Tier, da zur Bedeutung von Hund als bestimmter Tierart weitere Merkmale hinzutreten; dafür hat das Wort Tier eine größere Extension als das Wort Hund, da es neben Hunden zahlreiche weitere Tierarten wie Katzen, Meisen oder Schmetterlinge gibt.
Übung 213d
Das wissenschaftliche Objekt der Linguistik ist die Sprache; dabei wird Sprache mit Hilfe von Sprache beschrieben und erläutert. Die Sprache als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen wird als Objektsprache bezeichnet, die Sprache als Mittel wissenschaftlicher Untersuchungen demgegenüber als Metasprache (aus griechisch μετά meta ‚hinter, über‘ – vgl. auch Physik gegenüber Metaphysik). So enthält zum Beispiel die folgende Feststellung sowohl eine objektsprachliche als auch eine metasprachliche Komponente (vgl. Abb. 213c): Der Satz „Fischers Fritz fängt frische Fische“ enthält keinen Artikel. Es gibt eine ganze Reihe an Wörterbüchern und Lexika zur sprachwissenschaftlichen Metasprache, deren Gebrauch angesichts der terminologischen Vielfalt der Linguistik im Allgemeinen und der Semantik im Besonderen angeraten sei (vgl. zum Beispiel: Bußmann 42008; Glück/Rödel 52016).
Metasprache | Der Satz | enthält keinen Artikel. | |
Objektsprache | „Fischers Fritz fängt frische Fische“ |
Abb. 213c:
Objektsprache und Metasprache (Beispiel)
Literatur
2.2 Beschreibung von Bedeutungen
Die Beschreibung von Bedeutungen gehört zu den zentralen Aufgaben einer jeden Semantik. Dabei haben sich zahlreiche verschiedene Modelle und Methoden herausgebildet, die eine solche Bedeutungsbeschreibung theoretisch begründen und praktisch gestalten. Im Folgenden werden vier der einflussreichsten Ansätze präsentiert und jeweils kurz diskutiert: zum Ersten der aus der Fachsprachenlinguistik bekannte Ansatz der Definition von Termini und zum Zweiten das Konzept der Wortfelder sowie deren Darstellung im Rahmen der Merkmalsemantik als Beispiele für eine systematische bzw. strukturalistische Vorgehensweise. Im Weiteren folgen dann mit der Prototypen- und der Stereotypensemantik einerseits wie der Frame- und Skriptsemantik andererseits zwei Ansätze der sog. kognitiven Semantik, wobei sich die ersten beiden auf einzelne Wörter, die letzten zwei auf ganze Wortfelder beziehen.
2.2.1 Definitionen
Ein weit verbreitetes Verfahren der Angabe von Bedeutungen besteht im Aufstellen von Definitionen (Arntz/Picht/Schmitz 72014: 63–74; Roelcke 32010: 60–68). Solche Definitionen treten insbesondere innerhalb der fachlichen Kommunikation in Wissenschaft, Technik und Institutionen in Erscheinung und haben dabei in der Regel keine deskriptive (beschreibende), sondern vielmehr eine präskriptive (vorschreibende) Funktion (vgl. Kap. 2.5.2). Die allgemeine Definitionslehre unterscheidet diverse Typen von Definitionen sowie eine Reihe von Definitionsfehlern, die im Folgenden kurz skizziert werden.
Eine Definition setzt sich in der Regel aus drei Teilen zusammen (vgl. Abb. 221a): dem zu definierenden Element (das Definiendum), dem dieses definierende Element (das Definiens) und dem Element, welches diese beiden miteinander verbindet (der Definitor); im Falle des klassischen Typs der Definition, der auch als aristotelische Definition charakterisiert wird, untergliedert sich das Definiens wiederum in zwei Bestandteile: die Angabe einer übergeordneten Gattung (das Genus proximum) und die Angabe von Merkmalen, welche die betreffende Art gegenüber anderen Arten dieser Gattung unterscheiden (die Differentia specifica).
Dies lässt sich anhand der folgenden Definition leicht erläutern: Linguistik ist die Wissenschaft von der Sprache. Hier stellt das Fachwort Linguistik das Definiendum, also das Element dar, dessen Bedeutung festgelegt werden soll. Das Verb ist verbindet als Definitor dieses Definiendum mit dem Definiens. Und dieses Definiens als der die Bedeutung festlegende Teil der Definition wird durch die Wissenschaft von der Sprache gebildet; dabei stellen das Substativ Wissenschaft und sein Artikel die Angabe der Gattung und die attributive Präpositionalphrase von der Sprache die Angabe der artunterscheidenden Merkmale dar.
Linguistik | ist | die Wissenschaft | von der Sprache | |
Definiendum | Definitor | Definiens | ||
Genus proximum |
Differentia
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