Название: Semantik für Lehrkräfte
Автор: Christian Efing
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823302728
isbn:
Abb. 221a:
Aufbau einer klassischen (aristotelischen) Definition
Klassisch-aristotelische Definitionen eignen sich hervorragend zur Etablierung von Definitionsleitern und damit zum Aufbau von ganzen terminologischen Systemen. Dies lässt sich an dem folgenden Beispiel gut zeigen: In DIN 2330 (1993), einer terminologischen Grundsatznorm des Deutschen Instituts für Normung e.V. (DIN), werden unter anderem die folgenden drei Termini definiert: Begriff, übergeordneter Begriff und Oberbegriff (die Bezeichnung übergeordneter Begriff bildet hier einen sog. Mehrwortterminus). Diese Definitionen lassen sich systematisiert wie folgt darstellen (vgl. Abb. 221b):
Definiendum | Genus proximum | Differentia specifica |
Begriff | Denkeinheit | die aus einer Menge von Gegenständen unter Ermittlung der diesen Gegenständen gemeinsamen Eigenschaften mittels Abstraktion gebildet wird |
übergeordneter Begriff | Begriff | innerhalb eines hierarchischen Begriffssystems, der auf einer anderen, höheren Hierarchiestufe mehrere Begriffe zusammenfasst |
Oberbegriff | Übergeordneter Begriff | innerhalb eines hierarchischen Begriffssystems, das durch Abstraktionsbeziehungen gekennzeichnet ist |
Abb. 221b:
Definitionen in DIN 2330 (1993), Beispiele
Die Termini sind hier von abstrakter Bedeutung (oben) zu konkreter Bedeutung (unten) dargestellt. Dabei erscheint das Definiendum der Definition eines abstrakten Terminus als Genus proximum im Definiens der Definition eines der nächsten konkreten Termini (also Begriff in der Definition von übergeordneter Begriff und übergeordneter Begriff wiederum in derjenigen von Oberbegriff). Durch diese Identifikation von Definiendum und Genus proximum zweier nahestehender Definitionen entsteht eine Verkettung, die sich in Einzelfällen über viele Abstraktionsstufen ziehen und zu zahlreichen Verästelungen führen kann (zum terminologischen System der DIN-Norm vgl. Abb. 242d).
Neben der klassischen, aristotelischen Definition sind zahlreiche weitere Definitionsarten bekannt, die sich in der Gestaltung des Definiens voneinander unterscheiden (vgl. Abb. 221c). Hierzu zählen mit Blick auf die Gestaltung des Definiens die unsystematische Aufzählung von Merkmalen, die für das zu definierende Element charakteristisch sind (explikative Definition), die Angabe von entsprechenden Beispielen (exemplarische Definition), Hinweise zum Verfahren oder zur Herstellung des zu Definierenden (genetische oder operationale Definition), die Angabe von anderen Wörtern, die ebenfalls die Bedeutung des Definiendums aufweisen (Synonymendefinition), oder von solchen, deren Bedeutung mit dessen Bedeutung in einem mehr oder weniger genauen Zusammenhang stehen (wortassoziative Definition). Im Hinblick auf die Wahl des Definitors sind darüber hinaus die Definition, die sich auf eine bestimmte Sache, und solche, die sich auf einzelne Bezeichnungen selbst beziehen, zu unterscheiden (Real- und Nominaldefinition).
Definitionstyp | Verfahren | Beispiel |
Aristotelische Definition | Angabe von Genus proximum und Differentia specifica | Linguistik ist die Wissenschaft von der Sprache. |
Explikative Definition | Angabe von Merkmalen | Linguistik beschäftigt sich mit Wortschatz und Grammatik. |
Exemplarische Definition | Angabe von Beispielen | Linguistik besteht aus Semantik, Syntax und Pragmatik. |
Genetische oder operationale Definition | Hinweise zum Verfahren oder zur Herstellung | Linguistik wird durch qualitative oder quantitative Untersuchung von Sprache betrieben. |
Synonymendefinition | Angabe von Wörtern mit gleicher Bedeutung | Linguistik ist Sprachwissenschaft. |
Wortassoziative Definition | Angabe von Wörtern mit verwandter Bedeutung | Linguistik hat zu tun mit Grammatik und Wörterbüchern. |
Realdefinition | Bezug auf eine festzulegende Sache | Linguistik ist die Wissenschaft von der Sprache. |
Nominaldefinition | Bezug auf eine festzulegende Bezeichnung | Linguistik bezeichnet die Wissenschaft von der Sprache. |
Abb. 221c:
Definitionsarten im Überblick
Zu den wichtigsten Typen unzureichender oder fehlerhafter Definitionen gehören solche, in denen das Definiens im Definiendum erscheint (Zirkeldefinitionen), Definitionen mit echten Verneinungen, die keine Angabe darüber machen, was unter dem Definiendum selbst zu verstehen sein soll, sowie solche mit einer zu engen oder solche mit einer zu weiten Festlegung der Gattung, sodass deren Extension entweder zu klein oder zu groß ausfällt (vgl. Abb. 221d).
Definitionsfehler | Verfahren | Beispiel |
Zirkeldefinition | Angabe des Definiens im Definiendum | Linguistik ist linguistische Forschung. |
Echte Verneinung | Ausschluss durch Negation | Linguistik ist nicht Hermeneutik. |
Zu enge Definition | Angabe einer zu kleinen Gattung | Linguistik ist die quantitative Erforschung von Sprache. |
Zu weite Definition | Angabe einer zu großen Gattung | Linguistik ist die Beschäftigung mit Sprache. |
Abb. 221d:
Fehlerhafte Definitionen im Überblick
Übung 221a