Semantik für Lehrkräfte. Christian Efing
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Название: Semantik für Lehrkräfte

Автор: Christian Efing

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: narr studienbücher

isbn: 9783823302728

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      Abb. 212b:

      Faktoren (sprachlicher) Kommunikation nach Roman Jakobson (1960/79: 88)

      Gegenüber jedem dieser sechs Faktoren erfüllt das sprachliche Zeichen nun jeweils eine kommunikative Funktion, die den drei Funktionen in Bühlers Organonmodell partiell entsprechen (vgl. Abb. 212c): Eine emotive Funktion gegenüber dem Sender (analog der Ausdrucksfunktion), eine konative Funktion gegenüber dem Empfänger (Appellfunktion), eine referentielle Funktion in Bezug auf den Kontext (Darstellungsfunktion), eine metasprachliche Funktion hinsichtlich des Kodes (der durch die konkrete Verwendung von Zeichen seinerseits zum Ausdruck kommt), eine phatische Funktion bezüglich des Kontakts (der durch die Kommunikation hergestellt bzw. erhalten wird) sowie eine poetische Funktion im Hinblick auf die Mitteilung (die durch die Art und Weise ihrer Gestaltung wirkt) selbst. Insbesondere die poetische Funktion ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung, da sie Ausdruck einer eigenen ästhetischen Konzeption ist, die als Autoreflexivität von Kunstwerken bekannt geworden ist. Diese Ästhetikkonzeption stellt bis heute ein wichtiges Bindeglied zwischen Sprach- und Literaturdidaktik dar, das insbesondere zur Interpretation von Lyrik herangezogen wird.

      Abb. 212c:

      Funktionen (sprachlicher) Kommunikation nach Roman Jakobson (1960/79: 94)

      Bei der Betrachtung eines Gedichts – etwa über den einsetzenden Frühling – zum Beispiel kommen letztlich alle sechs Funktionen ins Spiel: Die Autorin bzw. der Autor bringt emotiv ihre bzw. seine Freude über das referentiell vorgetragene, neu erwachende Leben zum Ausdruck und wirkt dabei auf die Lesenden konativ als Aufforderung zur Mitfreude. Damit entsteht eine phatische Verbindung zwischen dem Schreibenden und den Lesenden. Mit der Art und Weise, über den Frühling zu schwärmen, wird Sprachgebrauch im Allgemeinen metasprachlich bekräftigt und im Speziellen poetisch zum Gegenstand der Betrachtung selbst (und somit ggf. eines ganz eigenen künstlerischen Genusses).

      2.1.3 Weitere semantische Grundbegriffe

      Im Rahmen der Beschreibung und Erörterung semantischer Erscheinungen haben sich einige weitere grundsätzliche Begriffspaare etabliert, die im Folgenden unabhängig von weiteren konzeptionellen Überlegungen eingeführt werden:

       Semasiologie vs. Onomasiologie

       Denotation vs. Konnotation

       Sinn vs. Bedeutung

       Referenz vs. Bedeutung

       Intension und Extension

       Objekt- und Metasprache

      Die Unterscheidung zwischen Semasiologie und Onomasiologie basiert auf einem bilateralen Zeichenmodell wie etwa demjenigen von Ferdinand de Saussure (vgl. Abb. 213a). Mit den beiden Begriffen werden zwei verschiedene Fragerichtungen semantischer Analysen bezeichnet: Unter Semasiologie (von altgriechisch σημασία semasía ‚Bedeutung‘) wird dabei die Fragerichtung nach der Bedeutung eines gegebenen Ausdrucks verstanden, unter Onomasiologie (von altgriechisch ὀνομάζειν onomazein ‚benennen‘ bzw. ὄνομα onoma ‚Name‘) diejenige nach dem Ausdruck für eine gegebene Bedeutung.

      Abb. 213a:

      Onomasiologie und Semasiologie am Beispiel des Zeichenmodells von de Saussure

      Übung 213a

      Diskutieren Sie verschiedene didaktische Situationen, in welchen einer semasiologischen bzw. einer onomasiologischen Fragerichtung gefolgt wird.

      Übung 213b

      Die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren lässt Pippi Langstrumpf und deren Freundinnen und Freunde ein semantisches Abenteuer mit dem „Spunk“ erleben (vgl. Astrid Lindgren: Pippi im Taka-Tuka-Land. Deutsch von Cäcilie Heinig. Hamburg 1951, S. 41ff.): Ordnen Sie hier die semasiologische und die onomasiologische Fragerichtung zu und diskutieren Sie deren Didaktisierung im Rahmen des Deutschunterrichts der Sekundarstufe I.

      Die Unterscheidung zwischen Denotation und Konnotation bezieht sich auf zwei Aspekte von Bedeutungen selbst. Dahinter verbirgt sich die Beobachtung, dass bestimmte Wörter wie etwa Hund und Köter zwar dasselbe bezeichnen, dieses aber unterschiedlich bewerten: Das Tier, das im Lateinischen als canis bezeichnet wird (die semasiologische Angabe lateinischer Äquivalente stellt insbesondere in mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Wissenschaftstexten ein beliebtes Mittel der Angabe von Bedeutungen dar), wird im Deutschen neutral als Hund bezeichnet, während mit dem Ausdruck Köter eine negative Beurteilung verbunden ist. Die sachliche Bedeutungskomponente wird dabei als Denotation (von lateinisch denotare ‚bezeichnen‘) bzw. als denotative Bedeutung bezeichnet, die wertende als Konnotation (aus dem lateinischen Präfix con- ‚mit-, zusammen-‘ und notatio ‚Anmerkung‘) bzw. als konnotative Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass sich konnotative Bewertungen nicht auf subjektive Einschätzungen beziehen (etwa einer einzelnen Person, die einmal schlechte Erfahrungen mit einem bissigen Hund gemacht hat), sondern auf intersubjektive Einstellungen (die von den Mitgliedern einer Sprachgemeinschaft geteilt werden).

      Die Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung geht zurück auf Gottlob Frege (1892), der sie anhand der Wörter Morgenstern und Abendstern recht anschaulich erläutert: Beide Wörter beziehen sich jeweils auf den Planeten Venus, der schon in der abendlichen oder noch in der morgendlichen Dämmerung am Firmament zu erkennen ist und somit entweder als früher Stern am Abend oder als später Stern am Morgen erscheint. Den tatsächlichen Bezugsgegenstand (hier also die Venus) nennt Frege nun (ein wenig ungewöhnlich) die Bedeutung, die Art und Weise, wie dieser sprachlich vermittelt erscheint (entweder als Stern am Morgen oder als solcher am Abend) den Sinn des Ausdrucks. Die Wörter Morgenstern und Abendstern weisen hiernach somit dieselbe Bedeutung, jedoch jeweils einen eigenen Sinn auf.

      Die klassische Definition von Zeichen lautet: „Aliquid stat pro aliquo“ bzw. „Etwas steht für etwas anderes“. Nach Peirce sind dabei drei Zeichentypen zu unterscheiden:

       Index (indexikalisches Zeichen): Hier besteht ein Sachzusammenhang zwischen dem Zeichen und dem, worauf es hinweist (etwa Rauch, der auf ein Feuer zurückgeht, oder Fieber, das auf eine Infektion schließen lässt);

       Ikon (ikonisches Zeichen): In diesem Fall herrscht ein Ähnlichkeitsverhältnis zwischen einem Zeichen und dem, worauf es sich bezieht (zum Beispiel Piktogramme bei Verkehrsschildern wie Bahnübergang und Überholverbot oder lautmalerische Wörter wie Kuckuck oder Wauwau);

       Symbol (symbolisches Zeichen): Zwischen einem Zeichen und dem, wofür es steht, kann weder ein Sachzusammenhang noch ein Ähnlichkeitsverhältnis ausgemacht werden; die Verbindung ist ausschließlich arbiträr (willkürlich) und (sozial) konventionalisiert (dies ist bei vielen Verkehrsschildern wie etwa bei Halteverbot und Vorfahrt der Fall, aber auch bei der Großzahl natürlich-sprachlicher Wörter).

      Übung 213c

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