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СКАЧАТЬ vor der Aufgabe, die er in jugendlichem Eifer übernommen hatte. Das Kind aber empfand Angst vor ihm, der als erster ihre Mutter besiegt hatte, und mit dieser Angst gingen sie beide an ihre erste Unterrichtsstunde.

      Er hatte jedoch bald den Eindruck, daß sie von Tag zu Tag an Klugheit und Wissen gewann, und seine Gespräche mit ihr nahmen manchmal ganz von allein eine höchst seltsame Wendung. Oft führte er ihr Gestalten aus der Bibelund Weltgeschichte vor Augen, indem er darauf hinwies wozu sie von Gott berufen worden waren. Er verweilte bei Saul, der in blindwütigem Eifer durch die Welt trieb, und bei dem Knaben David, der die Herde seines Vaters hütete, bis Samuel zu beiden kam und die Hand des Herrn auf sie legte. Dieses Berufensein offenbarte sich jedoch am stärksten, als der Herr selbst auf Erden wandelte, bei den Fischern am Meer rastete und seine Stimme unter ihnen erhob. Und der ärmste unter ihnen folgte ihm nach – zu Not und Tod, doch stets voller Freudigkeit, denn das Gefühl, berufen zu sein, hilft uns über alle Widrigkeiten hinweg.

      Dieser Gedanke ließ sie nicht los, und schließlich hielt sie es nicht länger aus, sie mußte ihn nach ihrer Berufung fragen. Er sah sie an, bis sie rot wurde, und erwiderte dann, daß man nur durch Arbeit zu seiner Berufung finde. Sie könne klein und bescheiden sein, berufen aber sei jeder.

      Nun überkam sie ein großer Eifer, der ihre Arbeit mit der Kraft eines Erwachsenen antrieb, er durchglühte ihre Spiele und ließ sie abmagern. Abenteuerliche Sehnsüchte erwachten in ihr. Sie wollte sich das Haar abschneiden, sich als Junge verkleiden und in die Welt hinausziehen, um Heldentaten zu vollbringen! Doch als ihr Lehrer eines Tages sagte, sie habe so schönes Haar, wenn sie es nur flechten würde, fand sie Gefallen daran und verzichtete ihrem langen Haar zuliebe auf allen Heldenruhm.

      Seitdem war ihr mehr als früher daran gelegen, ein Mädchen zu sein, und ihre Arbeit schritt, von wechselnden Träumen umschwebt, ruhiger voran.

      Drittes Kapitel

      Hans Ødegaards Vater war als junger Bursche aus dem Kirchspiel Ødegaard im Bistum Bergen ausgewandert. Fremde hatten sich seiner angenommen, und nun war er ein gelehrter Mann und strenger Prediger. Und überdies ein unnachsichtiger Mann, nicht so sehr in seinen Worten als vielmehr in seinen Taten, denn „er merkte sich alles gut“, wie es hieß. Dieser Mann, der durch Zähigkeit erreicht hatte, was er wollte, sollte dort scheitern, wo er es am wenigsten erwartete und wo es ihn am meisten schmerzte.

      Er hatte drei Töchter und einen Sohn. Dieser Sohn, Hans, war die Leuchte der Schule. Der Vater kümmerte sich selbst um seine Erziehung und hatte täglich seine Freude an ihm. Hans besaß einen Freund, dem er half, ihm in der Schule ebenbürtig zu werden, und der ihn deshalb nach seiner Mutter über alles in der Welt liebte. Zusammen gingen sie zur Schule und zusammen zur Universität. Zusammen legten sie die beiden ersten Examen ab, und zusammen sollten sie nun mit demselben Studium beginnen. Eines Tages, als sie gerade einen Studienplan abgesprochen hatten und gutgelaunt die Treppe hinuntergingen, warf sich Hans in einer Anwandlung von Übermut und Ausgelassenheit dem Freund auf den Rücken, der jedoch so unglücklich fiel, daß er ein paar Tage später an den Folgen dieses Sturzes verschied. Der Sterbende bat seine Mutter, die Witwe war und nun ihr einziges Kind verlor, ihm zuliebe Hans an Sohnes Statt anzunehmen. Die Mutter starb fast gleichzeitig mit ihrem Sohn, in ihrem Testament aber hatte sie Hans Ødegaard zum Erben ihres sehr beträchtlichen Vermögens ernannt. Es dauerte fast ein Jahr, bevor sich Hans von diesem Schlag erholen konnte. Eine längere Auslandsreise versetzte ihn wenigstens in die Lage, daß er sein Theologiestudium zum Abschluß bringen konnte. Er war jedoch nicht zu bewegen, sein Amt anzutreten.

      Der Vater hatte seine ganze Hoffnung darauf gesetzt, den Sohn einst als Vikar an seiner Seite zu sehen. Doch nun war der nicht zu überreden, auch nur ein einziges Mal auf die Kanzel zu steigen. Er gab immer die gleiche Antwort: er fühle sich nicht berufen. Dies war für den Vater eine bittere Enttäuschung, die ihn um Jahre altern ließ. Er war erst spät zu Amt und Würden gelangt und bereits ein alter Mann, der hart und stets mit jenem Ziel vor Augen gearbeitet hatte. Nun lebte sein Sohn mit ihm unter einem Dach, bewohnte im ersten Stock eine Reihe prachtvoll eingerichteter Zimmer. Darunter aber, in seinem kleinen Arbeitszimmer, saß beim Schein der Lampe, die ihm in die Nacht des Alters hinüberleuchtete, der unermüdlich arbeitende betagte Pfarrer. Nach dieser Enttäuschung konnte und wollte er weder fremde Hilfe annehmen, noch mochte er sich dem Wunsch seines Sohnes fügen und sein Amt niederlegen. Darum kannte er weder im Sommer noch im Winter Ruhe. Der Sohn dagegen unternahm jedes Jahr eine längere Auslandsreise. Wenn er zu Hause war, verkehrte er mit niemandem, saß nur während der Mahlzeiten mehr oder minder schweigsam am Tisch des Vaters. Forderte ihn aber jemand zu einem Gespräch heraus, stieß er schon bald auf eine so überlegene Klarheit und einen solchen Wahrheitseifer, daß die Unterhaltung stets in Gefahr geriet. Er ging nie in die Kirche, gab jedoch mehr als die Hälfte seiner Einkünfte für wohltätige Zwecke aus, und stets mit den genauesten Vorschriften für ihre Verwendung.

      Diese Wohltätigkeit unterschied sich in ihrer Großartigkeit so sehr von den kleinlichen Gewohnheiten des Städtchens, daß sie alle überwältigte. Nimmt man dazu noch seine Zurückgezogenheit, seine ständigen Auslandsreisen und die Scheu aller, mit ihm zu reden, dann begreift man vielleicht, daß er in den Augen der Leute zu einem reichlich mystischen Wesen geworden war, dem man alle möglichen geheimnisvollen Fähigkeiten zuschrieb. Als sich dieser Mann herabließ, das Fischermädchen in seine tägliche Fürsorge miteinzubeziehen, war es geadelt.

      Nun wollte sich jeder ihrer annehmen, besonders die Frauen. Eines Tages erschien sie in allen Farben des Regenbogens gekleidet. Sie hatte alles, was sie geschenkt bekommen hatte, angezogen und glaubte nun so recht nach seinem Geschmack zu sein, da er doch wollte, daß sie immer nett und ordentlich aussah. Aber kaum hatte er sie erblickt, da untersagte er ihr sogleich, je wieder etwas anzunehmen. Er nannte sie eitel und töricht, sie setze sich keine rechten Ziele und habe an Narrenstreichen ihre Freude. Als sie am nächsten Morgen mit verweinten Augen kam, nahm er sie auf einen Spaziergang vor die Stadt mit. Nun erzählte er ihr von David, so wie er oft bald diese, bald jene Gestalt herausgriff und ihr Bekanntes in neuem Licht darstellte. Zuerst schilderte er David in seiner Jugend: schön und stark, voll sorglosen Glaubens. Deshalb habe er auch, noch bevor er erwachsen war, im Triumphzug mitmarschieren dürfen. Der Hirte wurde zum König ernannt, er, der in Höhlen gewohnt hatte, erbaute schließlich Jerusalem. In prächtige Gewänder gekleidet, saß er mit der Harfe zu Sauls Füßen und spielte für den kranken König. Als er aber selbst ein kranker König war, sang und spielte er, in das Lumpengewand der Reue gehüllt, für sich allein. Als er sein großes Werk vollendet hatte, ruhte er in Sünden aus. Da erschien der Prophet und mit ihm die Strafe, und David wurde wieder zum Kind. Er, der es vermocht hatte, das ganze Volk des Herrn zum Lobgesang zu erheben, lag nun selber gebrochen zu Füßen des Herrn. Wann aber war er am schönsten: als er im Schmuck der Siegerkrone zu seine eigenen Liedern vor der Bundeslade hertanzte oder als er im stillen Kämmerlein um Gnade flehte vor der strafenden Hand?

      In der Nacht nach diesem Gespräch hatte Petra einen Traum, den sie ihr Leben lang nicht vergaß: Sie saß auf einem weißen Pferd im Triumphzug, während sie gleichzeitig in Lumpen vor dem Pferd hertanzte.

      Einige Zeit danach ging Pedro Ohlsen, der sich ihr, wie sie bemerkt hatte, seit jenem Tag in seinem Garten immer wieder zu nähern versuchte, dicht an jener Stelle am Waldrand oberhalb der Stadt vorüber, wo sie saß und ihre Hausaufgaben erledigte. Mit einem seltsamen Lächeln flüsterte er ihr ein „Guten Abend!“ zu. Obgleich inzwischen Jahre vergangen waren, stand das Verbot der Mutter, niemals wieder mit ihm zu reden, noch so lebendig vor ihr, daß sie nicht antwortete. Trotzdem kam er Tag für Tag immer auf die gleiche Weise und stets mit dem gleichen Gruß dort vorbei. Zuletzt vermißte sie ihn, wenn er einmal nicht kam. Bald stellte er im Vorbeigehen eine kurze Frage, bald wurden daraus zwei, und schließlich erwuchsen daraus Gespräche. Nach einem solchen Gespräch ließ er eines Tages einen Silbertaler in ihren Schoß gleiten und lief dann sogleich seelenvergnügt davon. Nun verstieß das sowohl gegen das Verbot der Mutter, mit ihm zu reden, als auch gegen das Ødegaards, von irgend jemandem Geschenke anzunehmen. Das erste СКАЧАТЬ