Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Helen Perkins
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Название: Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman

Автор: Helen Perkins

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Chefarzt Dr. Norden Staffel

isbn: 9783740976828

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      Dr. Berger hatte es wohl bemerkt. »Keine Abmahnung?«, hakte er nach, während er die stark blutende Platzwunde an Mark Hansens Hinterkopf behandelte. »Sie lassen nach. Müde?«

      »Ich hole den Patienten ab, wenn Sie so weit sind«, war alles, was sie erwiderte. Es waren nicht nur Dr. Bergers Kraftausdrücke, die Schwester Inga gegen den Strich gingen. Sie mochte es auch nicht, wenn er locker daher redete, während er einen Patienten in kritischem Zustand versorgte. Und der junge Mann auf der Behandlungsliege war in sehr kritischem Zustand.

      »Blutdruck 80 zu 40, sackt ab«, mahnte Schwester Anna. »Die Sättigung liegt unter vierzig. EKG-Linien alle unter Niveau. Der Blutverlust war sehr hoch.«

      »Ich werde den Verdacht nicht los, dass er noch mehr abbekommen hat«, murmelte Dr. Berger konzentriert. »Der Kollege Heinrich soll ihn mal ganz durchleuchten. Ich will nichts übersehen. Die subkutane Einblutung ist erheblich. Da könnte sich ein Ödem bilden, das müssen wir im Auge behalten.«

      Wenig später war Mark Hansen so weit stabilisiert, dass Schwester Inga ihn hinauf zur Radiologie bringen konnte. Noch immer war der Verletzte ohne Bewusstsein. Man kannte weder seinen Namen noch wusste jemand, was ihm zugestoßen war. Außer dem, was rein äußerlich sichtbar war und darauf hinwies, dass er zum Opfer eines Überfalls geworden war. Was sich in dieser Nacht tatsächlich abgespielt hatte, das sollte allerdings noch eine ganze Weile im Unklaren bleiben …

      Dr. Nils Heinrich, der Chef der Radiologie, untersuchte Mark Hansen gründlich. Bald stand fest, dass er keine inneren Verletzungen hatte, sein schlechter Zustand einzig auf das Schädel-Hirn-Trauma zurückzuführen war, das der Schlag ausgelöst hatte. Dr. Heinrich riet dazu, ihn auf die Intensivstation zu verlegen, denn die Einblutung unter der Schädelhaut, von der Dr. Berger gesprochen hatte, war schwer zu stillen.

      So wurde der junge Ingenieur noch in dieser Nacht auf Intensiv verlegt, wo sein Zustand permanent überwacht werden konnte. Bis zum Morgen kam Mark nicht zu sich. ­Seine Vitalwerte stabilisierten sich, doch sein Allgemeinzustand blieb schlecht.

      Dr. Daniel Norden, der Chefarzt und Leiter der Behnisch-Klinik, erfuhr am nächsten Morgen von dem Fall. Er besprach die Details bei der täglichen Visite mit dem Intensivmediziner Dr. Schulz.

      »Diese Einblutung macht uns Sorgen«, sagte er zu Dr. Norden und wies auf eine Stelle des Monitors, die dunkel aussah. Es handelte sich um die CT-Aufnahmen, die Dr. Berger noch in der vorigen Nacht angefertigt hatte. Dr. Norden betrachtete sie aufmerksam, dann sagte er: »Das sieht nach einem Ödem aus.«

      »Wir haben die Blutung gestoppt, aber der Pfopf ist ziemlich groß. Bei dem jetzigen Zustand des Patienten verbietet sich eigentlich eine operative Entfernung.«

      »Warten wir, bis die Schwellung abklingt.«

      Dr. Schulz nickte. »Das scheint mir momentan auch die einzige Option zu sein.«

      »Sagen Sie mir Bescheid, wenn der Patient zu sich kommt«, bat der Chefarzt noch, dann ging es weiter zum nächsten Bett.

      Dr. Daniel Norden nahm sich für jeden Patienten die Zeit, die nötig war, um den Fall ganz zu erfassen und seiner Pflicht als Mediziner gerecht zu werden. Er hatte dadurch schon oft den Unmut seiner Kollegen auf sich gezogen, doch das nahm er in Kauf. Er war Arzt mit Leib und Seele und engagierte sich immer voll und ganz. Nur so sah er in seinem anspruchsvollen und sehr anstrengenden Beruf einen wirklichen Sinn.

      Als der Chefarzt der Behnisch-Klinik eine ganze Weile später in sein Büro zurückkehrte, warteten dort zwei Besucher auf ihn. Katja Baumann, Dr. Nordens Assistentin, hatte sie bereits mit Kaffee versorgt und sagte nun halblaut zu ihrem Chef: »Kripo. Es geht um den Mann, der letzte Nacht im Hauptbahnhof ausgeraubt worden ist.«

      Dr. Norden nickte, wandte sich an die Besucher und drückte beiden die Hand. »Kommen Sie in mein Büro.«

      »Kommissar Müller, das ist mein Kollege Schindler«, stellte der untersetzte Mann in Jeans und Lederjacke sich vor.

      »Setzen Sie sich«, bat Dr. Norden.

      Der Jüngere der beiden, ein sportlicher Typ mit dichtem, blondem Haar und Sommersprossen, hatte seinen Kaffee mitgebracht und suchte nun nach einer Möglichkeit, die Tasse abzustellen. Etwas verschämt schob er sie auf die äußerste Kante von Dr. Nordens Schreibtisch, der wissen wollte: »Was kann ich für Sie tun, meine Herren?«

      »Wir haben keine Anhaltspunkte, was den Überfall angeht«, gab Kommissar Müller zu. »Der Geschädigte hatte keine Papiere mehr, nichts, was auf seine Identität schließen lässt. Die Überwachungsbänder aus dem Bahnhofsgebäude bringen uns da auch nicht weiter. Können Sie uns sagen, wie sein Zustand ist, Herr Doktor? Eventuell, wann wir mit ihm reden dürfen?«

      »Er liegt auf der Intensivstation und ist noch ohne Bewusstsein. Ich kann leider keine Prognose abgeben. Es tut mir leid, aber momentan kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«

      Die Polizisten wechselten einen betretenen Blick, dann erhob der Kommissar sich und bat: »Geben Sie uns Bescheid, wenn der Mann vernehmungsfähig ist. Auf dem Video sind die Angreifer nicht zu identifizieren. Wir sind auf seine Aussage angewiesen, er hat sie ja vermutlich genau gesehen.«

      »Es waren demnach mehrere?«

      »Ja, drei, wie es aussieht, junge Kerle. Sie sind sehr brutal vorgegangen, wir schätzen, dass sie der Drogenszene zuzurechnen sind. Je eher wir sie festnehmen können, umso besser. Solche Typen leben von Beschaffungskriminalität. Es wird vermutlich nicht lange dauern, bis sie wieder zuschlagen.«

      »Ich melde mich bei Ihnen«, versprach Dr. Norden, dann verabschiedeten die Polizisten sich.

      Katja Baumann brachte frischen Kaffee und die Post. »Schlimm, nicht wahr? Manchmal kommt es mir so vor, als ob man nirgends mehr seines Lebens sicher wäre.«

      Daniel Norden seufzte. Er warf einen Blick auf das Foto seiner Zwillinge, das neben dem seiner Frau Fee auf seinem Schreibtisch stand. Sie waren eben neunzehn geworden, wohl geratene Abiturienten mit vielerlei Plänen und Ideen im Kopf. Mit ein bisschen weniger Glück hätte alles auch ganz anders sein können. Er dankte dem Schicksal im Stillen, dass es nicht so war. »Es ist nicht schlecht, wenn man ab und zu an die harte Realität erinnert wird«, sinnierte er, während er die Post überflog. »Es gibt einfach zu viele soziale Schieflagen in unserer Gesellschaft. Ein Grund mehr, nicht nur die medizinischen Aspekte eines solchen Falles zu sehen.«

      *

      »Wo ist meine Frau?« Kai Wagner stand in der offenen Tür zur Küche, wo Elfriede Kramer gerade damit beschäftigt war, sein Frühstück zu richten. Die Haushälterin warf ihm einen kurzen Blick zu und fand ihre Vermutung bestätigt. Sie schob das Tablett mit dem Frühstück beiseite und nahm eine Packung Aspirin aus einem der Hängeschränke. Der Unternehmer war weiß wie die Wand, er hatte es am gestrigen Abend wieder einmal übertrieben.

      Seit er mit Lisa verheiratet war, hatte er sich seltener solche intensiven Absacker gegönnt. Früher war das häufig vorgekommen. Kein Wochenende, an dem Kai Wagner nicht zumindest einen Vollrausch gehabt hatte.

      Elfriede Kramer füllte ein Glas mit Wasser und stellte es auf den Küchentisch. Daneben legte sie die Tabletten. »Sie sollten wieder ins Bett gehen«, riet sie ihm mit ruhiger Stimme. »Sie sehen aus wie der Tod.«

      »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Ich bin nicht blind, ich weiß, was los ist. Lisa hat ihre Sachen und den Jungen mitgenommen. Wo ist sie?«

      »Ich СКАЧАТЬ