Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Helen Perkins
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Название: Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman

Автор: Helen Perkins

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Chefarzt Dr. Norden Staffel

isbn: 9783740976828

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СКАЧАТЬ wenn du nicht gehorchst!«

      Sie war einen Moment lang wie gelähmt. Dann unterbrach sie die Verbindung und schaltete das Handy sofort ab. Sie warf es aufs Bett und starrte es an wie ein giftiges Insekt.

      »Was ist los, Mama?«, fragte Torben sie ängstlich.

      »Ich muss hier raus.« Lisa hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. »Du bleibst auf dem Zimmer, Torben, hast du mich verstanden? Ich bin gleich wieder da.«

      »Aber ich möchte …«

      »Sei lieb und tu, was ich dir sage, bitte!«

      Der Junge zuckte zusammen, denn so herrisch hatte sie noch nie mit ihm gesprochen. Er senkte wortlos den Blick und nickte.

      Lisa stürmte aus dem Zimmer, die Treppe herunter und ins Freie. Die kalte Märzluft, in der ein Hauch von Frost lag, machte ihr den Kopf sogleich frei. Sie zwang sich, logisch nachzudenken. Es war offenkundig, dass Elfriede Kramer nichts vom Verbleib ihres Bruders wusste. Das bedeutete, auch Kai hatte – noch – keine Ahnung von ihrem Plan, nach Ulm zu fahren. Was immer Mark zugestoßen war, ein Unfall oder eine plötzliche Erkrankung, sie durfte sich nicht länger auf ihn verlassen und musste nun selbst handeln. Die einzige Möglichkeit, die ihr bleib, war allein mit Torben nach Ulm zu fahren. Lisa hatte einen Schlüssel zu Marks Wohnung, die ihr momentan wie ein sicherer Hafen erschien. Sie musste München verlassen, noch an diesem Tag. Entschlossen kehrte sie in die Pension zurück und bat die Dame an der Rezeption, ihr die Rechnung fertig zu machen. Diese fragte sie lächelnd, ob sie ihren Aufenthalt in der Pension Mecking denn genossen habe. Lisa schenkte sich eine Erwiderung. Die Dame hätte sie doch nicht verstanden.

      Während Lisa in Windeseile packte und alles für ihre Abreise vorbereitete, erhielt Kai Wagner einen Anruf von Thilo Groß.

      »Sagtest du nicht, dass Lisas Bruder aus Ulm stammt und Mark Hansen heißt?«, wollte er wissen. Und als Kai dies bestätigte, fuhr der Detektiv fort: »Der ist vor zwei Tagen mit dem Intercity nach München gefahren. Er hat das Ticket und die Platzreservierung online bestellt und bezahlt. Außerdem hat er ein Zimmer in einer kleinen Pension nahe dem Bahnhof reserviert.«

      »Und? Hat er sich mit Lisa getroffen?«, fragte Kai ungeduldig.

      »Nein, er ist wie vom Erdboden verschwunden. Eine seltsame Geschichte. Willst du, dass ich dran bleibe?«

      »Mark Hansen ist mir egal. Es geht mir nur um Lisa und den Jungen. Wo sind sie?«

      »In dieser Pension wohnt eine junge Frau, auf die Lisas Beschreibung passt, mit einem kleinen Jungen. Sie hat sich unter dem Namen Marie Hansen eingetragen.«

      »Das ist sie! Marie ist ihr zweiter Vorname.«

      Kai lachte kalt auf. »Gute Arbeit, Thilo.«

      »Und die Geschichte mit ihrem Bruder? Soll ich da nicht …«

      »Wie gesagt, der kümmert mich nicht. Sag mir, wie die Pension heißt, und schick mir die Rechnung. Ich bin dir sehr dankbar.«

      »Keine Ursache. Pension Mecking am Stachus.«

      *

      »Mark Hansen!« Der junge Ingenieur lächelte Dr. Gruber jungenhaft zu. »Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass es sich so gut anfühlt, den eigenen Namen auszusprechen.«

      »Sie sind ein Musterpatient, Herr Hansen. Die ersten Erinnerungen sind viel früher zurückgekommen, als das sonst im Durchschnitt geschieht. Sie sind also Bauingenieur und leben in Ulm. Erinnern Sie sich auch an Ihr letztes größeres Projekt?«

      »Nein, tut mir leid. Ich fürchte, Sie haben mich zu früh gelobt, Frau Doktor. Das schwarze Loch in meinem Kopf klafft nach wie vor. Nur hier und da leuchtet ein kleines Licht.«

      »Herr Hansen, Sie sind ein Poet. Ich dachte immer, Ingenieure wären trockene Typen mit einem Rechenschieber im Kopf.«

      »Und ich habe mir eine Psychologin um einiges älter und weniger hübsch vorgestellt«, parierte er gut gelaunt.

      Amelie lächelte fein. »Wir werden wohl beide unsere Vorstellungen ein wenig überdenken müssen …« Sie machte sich ein paar Notizen, während Mark sie versonnen betrachtete. Amelie Gruber war eine hübsche junge Frau. Sie war klug und warmherzig und hatte einen herrlichen Humor. Er fragte sich …

      »Was geht Ihnen durch den Kopf, Herr Hansen?«, fragte sie nun und lächelte ihn noch immer an.

      »Sie. Ich wüsste gern …«

      »Ich stehe hier aber nicht zur Debatte. Sie sind der Patient, es ist meine Aufgabe, Ihren Kopf wieder zum Funktionieren zu bringen, nichts weiter.«

      »Gar nichts?« Er wirkte so ehrlich enttäuscht, dass es Amelies Herz rührte. Sie musste aufpassen, dieser Mann hatte eine gefährliche Wirkung auf sie. Dabei war es eine ihrer Maximen, sich nie in einen Patienten zu verlieben. Normalerweise hatte sie damit aus nahgeliegenden Gründen auch kein Problem. Menschen mit psychischen Störungen waren eben nur hilfsbedürftig. Bei Mark Hansen aber war alles ganz anders …

      Sie seufzte. »Sie sind hartnäckig. Also, was wollen Sie wissen? Ich gestatte Ihnen eine Frage, damit wir uns wieder auf unsere eigentliche Arbeit konzentrieren können.«

      »Nur eine Frage? Ich weiß nicht, ob das genügt.«

      »Seien Sie froh, dass ich Ihnen diese Frage nicht anrechne …«

      »Also schön. Gibt es einen Mann in Ihrem Leben?«

      »Nein, ich bin Single. Sozusagen mit meinem Beruf verheiratet. Ich hoffe, diese Antwort genügt Ihnen, denn nun sollten wir uns wieder über Sie unterhalten, Herr Hansen.«

      »Ich bin auch nicht gebunden. Es liegt daran, dass ich einen so anspruchsvollen Job habe. Ich komme eigentlich kaum dazu, auszugehen, Bekanntschaften zu schließen …« Er blickte sinnend vor sich hin, bis Dr. Gruber ihn bat, weiterzureden.

      »Ich erinnere mich daran, dass die Firma, für die ich arbeite, Hochtief Schuhmann heißt. Und ich erinnere mich daran, dass meine Eltern beide tot sind.«

      »Haben Sie Geschwister?«

      Mark nickte langsam. »Eine Schwester, ihr Name ist Lisa.«

      »Erzählen Sie mir etwas über Ihre Schwester, Herr Hansen.«

      Mark dachte eine Weile nach, dann schüttelte er leicht den Kopf. »Ich kann mich nicht genau erinnern, es ist irgendwie verschwommen. Sie war verheiratet. Und da ist auch ein Kind, aber ich … kriege das einfach nicht zusammen, tut mir leid.«

      »Das macht nichts. Da ist so viel, woran Sie sich erst wieder neu erinnern müssen. Ihr Kopf leistet Schwerarbeit. Lassen Sie ihm Zeit, überfordern Sie sich selbst nicht, das hat noch nie etwas eingebracht. Ich sehe später wieder nach Ihnen.«

      »Warten Sie, Frau Doktor. Ich weiß jetzt, wie ich heiße und wo ich wohne. Da müsste es doch möglich sein herauszufinden, wieso ich nach München gekommen bin, was ich hier will. Ich habe nämlich die ganze Zeit das Gefühl, etwas Wichtiges zu verpassen.«

      »Ich werde mal mit dem zuständigen Polizisten reden.«

      »Das wäre sehr nett von Ihnen, danke!« Er lächelte СКАЧАТЬ