Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Helen Perkins
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Название: Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman

Автор: Helen Perkins

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Chefarzt Dr. Norden Staffel

isbn: 9783740976828

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СКАЧАТЬ spät, doch sie brauchte ihren Schlaf. Der nächste Tag würde ganz sicher nicht leicht werden, auch für sie nicht.

      *

      Die Pension Mecking am Stachus war ein schmalbrüstiges, unauffälliges Haus in einer ebenso unauffälligen Seitenstraße. Lisa hatte sie eher durch Zufall entdeckt und war gleich sicher gewesen, dass sie sich für ihre Flucht eignete. Trotzdem achtete sie darauf, keine direkten Spuren zu hinterlassen. Sie ließ das Taxi zwei Straßen früher anhalten und schleppte ihre Koffer dann selbst zur Pension. Außer Atem und bis aufs Äußerste angespannt erreichte sie ihr Ziel.

      Die gepflegte Dame in mittleren Jahren hinter der Rezeption begrüßte sie freundlich. Lisa meldete sich unter ihrem Mädchennamen an. Alles ging glatt. Als der Hausbursche ihre Koffer aufs Zimmer brachte, fragte sie nach ihrem Bruder.

      »Herr Hansen hat ein Zimmer vorbestellt«, gab die Dame freundlich Auskunft.

      »Er ist noch nicht hier? Ich dachte…«

      »Bis jetzt ist er nicht angekommen. Soll ich Ihnen vielleicht Bescheid geben, wenn er eincheckt?«

      Lisa bemerkte den leicht ironischen Unterton in ihrer Stimme und fühlte sich bemüßigt, richtig zu stellen: »Herr Hansen ist mein Bruder. Es geht um eine Familienangelegenheit.«

      »Ah, verstehe. Möchten Sie morgen geweckt werden?«

      »Nicht nötig, vielen Dank.« Sie gab ein großzügiges Trinkgeld und hoffte, sich damit auch das Schweigen der Dame erkauft zu haben. Zumindest so lange, bis Mark sie am nächsten Morgen abholte. Dass er noch nicht angekommen war, beunruhigte Lisa. Sie kannte Mark gut genug, um zu wissen, dass er stets Wort hielt. Er hatte ihr gesagt, dass er an diesem Abend bereits nach München kommen und in der Pension einchecken wolle. Wieso war er noch nicht hier? Sie beschloss, ihn später anzurufen, um zu erfahren, was los war. Vermutlich war er einfach aufgehalten worden, und es gab einen harmlosen Grund dafür.

      Torben schaute sich im Zimmer neugierig um und war viel zu munter, um schlafen zu gehen. Lisa brauchte eine Weile, bis sie ihn so weit beruhigt hatte, dass ihm die Augen zufielen. Immerhin war seine Schlafenszeit längst überschritten.

      Als der Junge endlich im Bett lag, trat sie kurz auf den Gang, um Mark anzurufen, erreichte aber nur die Mailbox. Sie hinterließ eine Nachricht und kehrte dann gleich ins Zimmer zurück, denn sie wollte kein Aufsehen erregen oder die Aufmerksamkeit eines neugierigen Gastes auf sich lenken, der sich später an sie erinnerte. Denn dass Kai die Pension über kurz oder lang ausfindig machen würde, daran bestand für Lisa nicht der geringste Zweifel …

      In dieser Nacht fand die junge Frau keinen Schlaf. Sie wanderte voller Angst und Unruhe in dem kleinen Zimmer auf und ab, lauschte auf Torbens gleichmäßige Atemzüge und wünschte sich nur, dass Mark endlich bei ihr wäre.

      Als es hell wurde, hielt es Lisa nicht länger in dem Zimmer, das ihr zunehmend wie eine Falle vorkam. Sie ging hinüber ins Badezimmer und versuchte noch einmal, ihren Bruder anzurufen. Wieder nur die Mailbox. Nun war sie überzeugt, dass etwas nicht stimmte. Panik fiel sie an wie ein wildes Tier. Tapfer kämpfte sie das Gefühl nieder, bemühte sich krampfhaft, wieder ruhig zu werden, nicht die Nerven zu verlieren. Was sollte sie tun?

      Es gab niemanden, den sie anrufen, niemanden, an den sie sich wenden konnte. Sobald Kai erfuhr, dass sie ihn verlassen hatte, durfte sie auch zu Elfriede Kramer keinen Kontakt mehr aufnehmen. Was sollte sie nur tun?

      Das Einzige, was ihr blieb, war abzuwarten. Mark würde kommen, darauf baute sie fest. Er hatte sie noch nie im Stich gelassen. Sie musste nur die Nerven behalten und abwarten.

      Als Lisa schließlich in ihr Zimmer zurückkehrte, saß Torben wach im Bett und schaute sie unsicher an. »Wo sind wir, Mama? Was machen wir hier? Muss ich denn nicht zur Schule?«, quengelte er unleidlich. »Hier gefällt es mir gar nicht …«

      »Wir fahren nach Ulm, Onkel Mark besuchen. Das habe ich dir doch gestern schon erklärt. Du hast ein paar Tage schulfrei. Freust du dich denn gar nicht darüber?«

      »Ich wäre lieber zu Hause, da ist es viel schöner.«

      »Aber bei Onkel Mark ist es auch schön. Und du magst ihn doch, nicht wahr?«

      »Ja, er ist nett.«

      Torben blinzelte scheu zu seiner Mutter auf, die sich neben ihn aufs Bett gesetzt hatte. »Warum hat Papa das gemacht? Tut es sehr weh?«, fragte er leise.

      »Wir haben uns gestritten, so was kommt vor. Aber damit ist nun Schluss, ein für alle Mal, das verspreche ich dir.«

      »Wirklich? Wird Papa dich nie wieder hauen?«

      »Er wird es nicht können, weil wir nicht mehr zu ihm zurück gehen. Mama und Papa lassen sich scheiden, Torben. Jetzt gibt es nur noch uns beide. Wir halten fest zusammen, dann wird alles gut. Und wir lassen nicht mehr zu, dass uns einer schlecht behandelt. Nie wieder.«

      Torben schwieg eine Weile, dann stellte er fest: »Das ist gut. Wir halten fest zusammen!«

      »Ja, das tun wir.« Lisa drückte ihren Sohn und küsste ihn auf die Stirn, dann bestimmte sie: »Jetzt wird aber aufgestanden, dann frühstücken wir. Und bald wird Onkel Mark uns abholen.«

      »Au fein!« Der Bub war nun wieder ganz munter, hüpfte aus dem Bett und ließ sich sogar ohne Widerrede waschen. Beim Frühstück in dem kleinen Speisesaal der Pension plapperte Torben dann unbekümmert und schien sich schon sehr auf das Wiedersehen mit seinem Onkel zu freuen.

      Lisa hingegen blieb einsilbig. Immer wieder wanderte ihr Blick über die wenigen Tische in dem nicht sonderlich großen Raum. Sie maß jeden anderen Gast mit Argusaugen, immer die Frage im Hinterkopf, ob sie schon entdeckt worden waren. Sie wusste natürlich, dass das unmöglich war. Doch das Martyrium, das sie in ihrer Ehe durchlitten hatte, ließ Kai in ihrem Kopf zu einer Art Pate werden, der wie ein großer, dunkler Schatten über der ganzen Stadt lag, der alles wusste und kontrollierte.

      Sie versuchte mit aller Kraft, ihre Ängste in den Griff zu bekommen, um keinen Fehler zu begehen, der ihre Flucht im letzten Moment vereitelte. Um nichts in der Welt wollte sie noch einmal einen Fuß in die alte Villa setzen.

      Doch je länger sie mit Torben hierblieb, umso größer wurde die Gefahr, dass Kai sie letztendlich doch wieder ausfindig machte und zurückholte. Und dass er sie bestrafte. Ihr Herz klopfte angstvoll bei diesem Gedanken. Das durfte einfach nicht geschehen! Nicht dieses Mal! Wenn nur Mark endlich eintraf. Wo mochte er bloß sein?

      *

      »Monitor anschließen, Blutdruck, EKG, Sättigung. Wir brauchen in den nächsten zehn Minuten eine Schädel- und Wirbelsäulen CT, geben Sie oben Bescheid, presto.« Dr. Erik Berger, Leiter der Notfallambulanz in der Münchner Behnisch-Klinik, untersuchte die Kopfwunde des Bewusstlosen, der gerade gebracht worden war. Schwester Anna ging ihm zur Hand, reichte ihm geduldig und präzise jedes Instrument, das er mit kurzen, bellenden Befehlen verlangte. Als ihre Kollegin Schwester Inga sagte: »Dr. Heinrich ist noch im Haus. Sollen wir …«, reagierte er unwirsch.

      »Jetzt nicht.« Dr. Bergers eisblaue Augen streiften sie mit einem unwilligen Blick, der zugleich Zurechtweisung war. »Verdammt noch mal …«

      Schwester Inga biss sich auf die Lippen. Sie konnte es nicht leiden, wenn ihr Chef verbal entgleiste. Das war bei ihm leider Dauerzustand und begleitete fast immer seine ansonsten brillante Arbeit. Angesichts der späten Stunde und der Tatsache, dass der Notfallmediziner bereits СКАЧАТЬ