Название: Das Babylon-Mysterium
Автор: Daniel Kowalsky
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Lion Daniels
isbn: 9783775175104
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Entsetzt starrte Janina auf die Textnachricht – ihre Augen weiteten sich. Sie konnte nicht glauben, was sie da las. Als ob sie dadurch am Inhalt der Nachricht etwas ändern konnte, las sie diese wieder und wieder.
Doch je häufiger sie die Nachricht las, desto mehr wurde ihr die Tragweite ihrer Fehlentscheidung bewusst. Was hatte sie getan? Das Blut fing in ihrem Hirn an zu klopfen und ihr wurde schwarz vor Augen. Ihr Mund öffnete sich – sie wollte etwas sagen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Der unangenehme Kunststoffgeruch im Zelt wurde noch intensiver als vorher, und es kam ihr so vor, als würden sich plötzlich alle Wände gleichzeitig auf sie zubewegen, um sie zu zerquetschen.
Janina verließ fluchtartig ihr Zelt. Nein, sie hielt die Enge nicht mehr aus – zentnerschwere Schuldgefühle plagten sie.
Fabricio, dieser Schweinehund, er hatte sie nur benutzt! Er hatte ihr Vertrauen missbraucht und ihr alles nur vorgespielt. Die ganze Freundschaft, das gemeinsame Lachen in den Bars in Freiburg, das Vertrauen, das er ihr vorgespielt hatte.
Sie dachte an einen Ausspruch Fabricios zurück: »Du bist etwas Besonderes, Janina. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich dir restlos vertrauen kann. Ich bin zwar noch nicht so weit, aber ganz tief in meinem Herzen spüre ich, dass ich dir irgendwann einmal sogar meine tiefsten Geheimnisse anvertrauen werde.«
Janina Adams hatte sich blenden lassen. Mit ganzer Härte wurde ihr bewusst, dass wirklich alles, was Fabricio ihr um den Mund geschmiert hatte, nur Schauspielerei gewesen war. Alles diente nur dem einen Zweck: Möglichst schnell ihr Vertrauen zu gewinnen, um an die Geheimnisse dieser Forschungsexpedition heranzukommen. Sie konnte nicht fassen, dass jemand so verschlagen sein konnte. Er hatte ihr Vertrauen auf gemeinste Weise missbraucht.
Sie las noch einmal die ersten Zeilen der Nachricht:
»Ansonsten möchte ich dir noch sagen, dass ich dich dafür verachte, dass du so das Vertrauen von Professor Novotny missbrauchst.«
Janina ballte wütend die Faust. Dieser Mistkerl hatte kein Recht, sie zu verachten! Aber spielte das eine Rolle? Sie verachtete sich ja selbst. Denn sie hatte das Vertrauen eines anderen Menschen missbraucht, indem sie diesem Schuft, diesem falschen Freund, heimlich Fotos und Informationen zugeschickt hatte. Sie fühlte sich elend und schuldig. Schwindel überkam sie.
Ganz besonders hatte sie Fabricios spöttischer Hinweis getroffen:
»Und du willst Christ sein!«
Dieser Ausspruch war für sie wie ein Stich in ihr Herz: Ja, sie war Christin – aber was für eine? Sie schämte sich. Seit Jahren spielte der Glaube in ihrem Leben nur noch eine untergeordnete Rolle. »Du Heuchlerin! Du Verräterin! Du Feigling! Wie tief bist du gesunken, Janina?«, flüsterte sie sich verzweifelt selbst zu.
Ihr Blick fiel auf das Zelt des Professors. Sollte sie sich ihm anvertrauen? Sollte sie ihm sagen, was sie getan hatte? Sie schüttelte betrübt den Kopf und lief ziellos in die Nacht hinein, fort vom Lager. Nein, das konnte sie nicht. Sie war einfach noch nicht so weit. Ob sie dem Professor überhaupt jemals wieder in die Augen schauen könnte?
* * *
Immer noch grinsend drehte Fabricio den Zündschlüssel seines Fahrzeugs. Plötzlich wurde es um ihn herum ganz hell. Das Letzte, was er wahrnahm, war ein mächtiger Knall gepaart mit einer unglaublichen Hitze, die ihn umschloss und ihn augenblicklich auslöschte.
Die Explosion der Autobombe war gewaltig und ließ im Umkreis von zweihundert Metern sämtliche Fenster bersten. Aber davon bekam Fabricio nichts mehr mit.
Kapitel 3
In einem Kibbuz in Israel – 13. Juli, 20:00 Uhr
Lionel Abraham Daniels, Jacqueline Arielle Bordeaux, David Grand und Leandro Bugatti saßen zusammen am Esszimmertisch eines von seinem Stil her urtypischen Kibbuz-Hauses und schauten sich betroffen an. Die Nachricht, die Ariel ihnen über eine gesicherte Leitung am Telefon überbracht hatte, beunruhigte sie.
»Lion, auf der Farm ist niemand mehr. Deine Familie ist spurlos verschwunden.«
»Sind sie entführt worden?«, hatte Lion direkt nachgefragt.
Ariels Antwort hatte ausweichend geklungen, so als ob er vermeiden wollte, Lion und die anderen in Panik zu versetzen.
»Meine Freunde bleiben dran und suchen nach Hinweisen. Wir vermuten, sie auf einem Hausboot auf dem Lake Livingston. Also, Lion – bitte keine Schwarzmalerei. Es kann gut sein, dass sie sich nach deinem dramatischen Anruf bei deiner Mutter einfach nur eine Auszeit nehmen wollen, um einer potenziellen Gefahr auszuweichen.«
Doch Lion war klar, dass Ariel selbst nicht an das glaubte, was er sagte. Es gab allen Grund, das Schlimmste anzunehmen; nämlich, dass Lions Familie tatsächlich entführt worden war.
Jackie legte ihren Arm um Lion, der betrübt vor sich hin starrte.
»Vielleicht ist es wahr und deine Familie hat sich vorsorglich einfach abgesetzt, um in Ruhe über die Sache nachdenken zu können.«
»Und warum erreichen wir sie dann nicht? Wie du weißt, habe ich mehrmals probiert, Mum, Dad oder Alina anzurufen, und jedes Mal nur die Mailbox erwischt.«
David zuckte mit den Schultern: »Der See ist ziemlich groß. Ich gehe mal davon aus, dass es nicht überall ein Mobilfunknetz gibt.«
»Oder es könnte auch gut sein, dass die drei ihre Handys ausgeschaltet haben, damit man sie nicht orten kann. Also ich an ihrer Stelle würde so handeln«, ergänzte Leandro beschwichtigend.
Lion schaute auf: »Diese Möglichkeiten habe ich in Gedanken auch alle durchgespielt. Mein Gefühl sagt mir aber, dass sie entführt worden sind. Wenn sie sich abgesetzt hätten, dann hätten sie das ja mir oder Ariel mitteilen können. Haben sie aber nicht!«
»Was heißt das für uns?«, fragte Jackie nach.
»Dass wir der Wahrheit ins Auge schauen müssen!«, murmelte David kapitulierend. »Wenn Lions Befürchtungen stimmen, müssen wir davon ausgehen, dass Gilbert Winter dahintersteckt.«
Leandro seufzte: »Na gut, legen wir die Karten auf den Tisch. Gehen wir mal davon aus, dass Gilbert Winters Leute die Familie Daniels entführt haben. Aber was möchten sie damit erreichen?«
Jackie schaute zu Lion hinüber und sprach das aus, was alle dachten: »Es geht bei der Sache nicht um deine Familie, Lion! Es geht hier einzig und allein um mich. Sie wollen dich aus der Reserve locken. Sie wollen dich dazu zwingen, …«
Jackie schluckte und konnte den Satz nicht vollenden.
Leandro runzelte die Stirn: »Meinst du vielleicht, sie wollen Lion vor die Entscheidung stellen – die Familie Daniels im Tausch gegen dich, Jackie? Ist es das was du sagen wolltest?«
»Ja«, quetschte Jackie gequält heraus. Ihr Kehlkopf war wie zugeschnürt und СКАЧАТЬ