Название: Das Anthropozän lernen und lehren
Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Pädagogik für Niederösterreich
isbn: 9783706560832
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Wie man sieht, kann man das Thema „Anthropozän“ auch von einer humanistischen Warte aus betrachten. Im Hinblick auf eine ganzheitliche Wirklichkeitserfassung sollte man darauf auch nicht verzichten.
1 Vgl. Übersichtskarte 1:200.000 zum Flächenverzeichnis des östlichen Donaugebietes, Südliches Blatt, Hydrographisches Zentralbüro im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft. Hier sind acht „Ordnungen“ von Flussgebieten unterschieden, die „I. Ordnung“ ist ein „Meeresgebiet“, dann folgen große und kleine Zubringer.
2 Siehe Georg Holzer, Urslawisch, in: Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens. Band 10: Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens, herausgegeben von Miloš Okuka unter Mitwirkung von Gerald Krenn, Klagenfurt/Celovec 2002, 551–557.
3 Siehe Georg Holzer, Landschaft und Siedlung im slavischen Frühmittelalter, in: Namen, Sprachen und Kulturen / Imena, Jeziki in Kulture. Festschrift für Heinz Dieter Pohl zum 60. Geburtstag, herausgegeben von Peter Anreiter, Peter Ernst und Isolde Hausner unter Mitwirkung von Helmut Kalb, Wien 2002, 386–398, nachgedruckt in: Georg Holzer, Namenkundliche Aufsätze (= Innsbrucker Beiträge zur Onomastik, herausgegeben von Peter Anreiter, Band 4), Wien 2008, 107–119.
4 Zu diesem siehe Zdeněk Váňa, Die Welt der alten Slawen, Praha 1983, 105–118 und Bohuslav Chropovský, in: Joachim Herrmann (Hrsg.), Welt der Slawen. Geschichte – Gesellschaft – Kultur, München 1986, 161–182.
5 Siehe Georg Holzer, Slavische Gewässernamen in Niederösterreich: ihre Bildung und ihr Verhältnis zu den Geländenamen, in: Albrecht Greule – Wolfgang Janka – Michael Prinz (Hrsg.), Gewässernamen in Bayern und Österreich. 3. Kolloquium des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung (Regensburg 27./28. Februar 2004) (= Regensburger Studien zur Namenforschung, herausgegeben von Wolfgang Janka und Michael Prinz, Band 1), Regensburg 2005, 95–109: 104–105, nachgedruckt in: Georg Holzer, Namenkundliche Aufsätze, 199–218: 211.
6 Siehe Georg Holzer, Namenkundliche Aufsätze, 127–133.
7 Siehe Georg Holzer, Weiße und schwarze Flüsse, Österreichische Namenforschung 22–23 (1994–95) 35–53, nachgedruckt in: Georg Holzer, Namenkundliche Aufsätze, 9–30.
8 Siehe zum Folgenden (samt Literaturhinweisen) Georg Holzer, Namenkundliche Aufsätze, 291–300.
Alexandra Meyer
Das Anthropozän: Perspektiven aus der Kultur- und Sozialanthropologie und ein Fallbeispiel aus der hohen Arktis
Einleitung
Der Begriff Anthropozän stammt aus der Geologie und wurde vorgeschlagen, um das derzeitige geologische Zeitalter zu benennen, in dem der Mensch eine die Welt grundlegend verändernde Kraft geworden ist: „Considering [the] growing impacts of human activities on earth and atmosphere, and at all, including global, scales, it seems to us more than appropriate to emphasize the central role of mankind in geology and ecology by proposing to use the term ‘anthropocene’ for the current geological epoch” (Crutzen & Stoermer 2000: 17). Um diese Epoche und seine besonderen Herausforderungen zu verstehen, benötigt es daher ein Verständnis des Menschen, Anthropos, als soziales und kulturelles Wesen. Dies ist der Forschungsgegenstand der Kultur- und Sozialanthropologie, die in Diskussionen um das Anthropozän an Relevanz gewinnt.
Eine der deutlichen Auswirkungen der Menschen auf die Geologie und Ökologie ist das durch menschliche CO2-Emissionen veränderte Klima (Crutzen & Stoermer 2000), und der Klimawandel ist in vieler Hinsicht der Inbegriff des Anthropozäns (Rudiak-Gould 2015). Menschliche Aktivität verändert die Atmosphäre, was vielseitige Auswirkungen auf die Umwelt hat und so wiederum die Menschen in diesen Umwelten beeinflusst. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen von und Auffassungen des Klimawandels, insbesondere des Schmelzens bzw. Auftauens der Kryosphäre – Wasser in seinen unterschiedlichen gefrorenen Zuständen.
Obwohl die Arktis oft als unberührte Einöde dargestellt wird, ist sie von mehr als vier Millionen Menschen bewohnt. Zahlreiche Siedlungen – von einfachen Dörfern zu hochmodernen Städten – sowie moderne Infrastruktur sind integrale Bestandteile der arktischen Umwelt (Schweitzer et al. 2017). Der Klimawandel verändert diese Siedlungen und die Lebensbedingungen der Menschen dort auf vielfältige Weise. Dieser Beitrag wird anhand empirischen Materials aus meiner ethnographischen Feldforschung1 in Longyearbyen, Svalbard, ein Fallbeispiel der gesellschaftlichen Auswirkungen und Auffassungen des Klimawandels darlegen.
Klimawandel in der Arktis
Die Kryosphäre bezeichnet Gletscher, Meereseis und Eisschilde auf Land, Schnee und Permafrost (gefrorener Boden). Sie ist das Ergebnis langfristiger, kalter Klimabedingungen und reagiert besonders empfindlich auf Temperaturveränderungen (Bartsch & Meyer 2017: 21). Die Kryosphäre ist eine definierende Charakteristik der arktischen Umwelt. Die Arktis ist gleichzeitig der Ort, an dem der Klimawandel am schnellsten voranschreitet: Hier steigen die Temperaturen derzeit doppelt so schnell wie in den niederen Breiten (Serreze & Barry 2011), und bis 2100 wird eine Erhöhung der Durchschnittstemperatur von bis acht Grad Celsius erwartet (IPCC 2014). Die durch den Klimawandel verursachten Veränderungen der Kryosphäre sind in der Arktis besonders ausgeprägt und miteinander verwoben, und haben vielfältige Auswirkungen auf arktische Gesellschaften (Bartsch & Meyer 2017). Aufgrund der Klimaveränderungen gehen arktische Eisschilde und Gletscher sowie das Meereis zurück, was wiederum das Meer und die Temperaturen auf Land zusätzlich erwärmt (AMAP 2012). Die Temperatur arktischer Permafrostböden ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen (Romanovsky et al. 2010). Die Emissionen, welche die Temperaturen in der Arktis steigen lassen, sind nicht lokal, sondern stammen aus aller Welt. Gleichzeitig beeinflussen die lokalen arktischen Umweltveränderungen das globale Klima, etwa indem auftauender Permafrost massiv Karbondioxid freisetzt (Schuur et al. 2009). So verdeutlichen die Veränderungen der arktischen Kryosphäre die Verwobenheit von Mensch und Natur, lokal und global.
Mensch-Umwelt-Beziehungen und das Anthropozän in der Anthropologie
Die Wechselbeziehungen zwischen dem Menschen und der natürlichen Umwelt ist seit der Herausbildung der Anthropologie eines der Kernthemen des Faches (Dove & Carpenter 2009). Die Debatte über die Rolle der physischen und sozialen Dimensionen in der conditio humana zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Anthropologie. Während umweltanthropologische Analysen lange mit den Kategorien Mensch/Umwelt, Kultur/Natur operierten, wurden sie und ihre Gegenüberstellung im Zuge postmoderner und konstruktivistischer Kritik der 1980/1990er-Jahre СКАЧАТЬ