Unsere Liebe ist unsere Macht. Sharon MCErlane
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Читать онлайн книгу Unsere Liebe ist unsere Macht - Sharon MCErlane страница 17

Название: Unsere Liebe ist unsere Macht

Автор: Sharon MCErlane

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия: Die Lehren der Großmütter

isbn: 9783890603421

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СКАЧАТЬ »Wolf«, sagte ich, als er mein Gesicht ableckte, »ich dachte, das könnte der Grund sein, warum du in meinen Träumen erschienen bist. Ich dachte, du wolltest vielleicht mit mir arbeiten. Als D. mich angriff«, sagte ich, »und du erschienst, dachte ich, du wärst vielleicht gekommen, um mich zu beschützen.« »Ja«, sagte er, »und es gibt noch andere. Du ziehst Eifersucht auf dich.«

      Wir setzten uns auf, lehnten uns aneinander und blickten hinaus über eine Landschaft wie im Südwesten (der USA), und weil wir oben auf einer Hochebene saßen, konnten wir weit in die Ferne sehen. »Schau!« sagte er. Ich schaute, aber seine Augen waren schärfer als meine, und es dauerte eine Weile, bis ich sah, was er sofort gesehen hatte. In der Ferne rannten Tiere umher. Sie schienen überall zu sein. Ich beobachtete, wie die Rudel innehielten, als eine Einheit weiterliefen und dann wieder innehielten. »Rudel!« sagte ich, verblüfft von ihrer großen Zahl und der Art, wie sie sich fortbewegten: nie als Individuen, sondern immer als Einheit. Dann bemerkte ich, dass einige von ihnen aufrecht gingen und wohl keine Tiere waren. Waren es Menschen?

      »Der Schleier zwischen dieser Wirklichkeit und der Alltagswirklichkeit wird für dich immer dünner«, sagte Wolf. »Deshalb sind deine Visionen nicht mehr so dramatisch wie früher. Du bist nicht mehr nur zeitweise im interdimensionalen Kontakt«, sagte er, »du bist die ganze Zeit verbunden.« Ich war mir nicht sicher, was er meinte, aber ich wollte so viel wie möglich von ihm lernen, also sagte ich: »Unterweise mich, Wolf, bring es mir bei!« »Ich bin Lehrer«, wiederholte er. »Pass auf.«

      Die Rudel näherten sich einander, schnüffelten, umkreisten sich vorsichtig und schauten sich an. »So ist es nun mal«, sagte Wolf. »Jeder sucht nach einer Position, sucht nach seinem Vorteil, bewacht eifersüchtig und erkundet gleichzeitig zaghaft. Sie suchen die Zustimmung der anderen, aber sie vertrauen nicht.« Als ich das hörte, fragte ich mich, ob ich so war. Vielleicht war ich zu vertrauensselig. Vielleicht sollte ich wachsamer sein und mich besser schützen. War es das, was er mir zeigen wollte? »Nein«, knurrte er und beantwortete meine unausgesprochene Frage. »Kümmere dich nicht darum, dich selbst zu schützen. Ich werde das tun. Schau einfach zu.«

      Er bewegte mich, vorzutreten, und dann, als er auf Höhe meiner linken Schulter war, ging er nicht einfach, sondern schritt stolz neben mir her. Bei diesen Bewegungen durchlief der vertraute Schauder des Wiedererkennens meinen Körper. »Wolf weiß, wie man beschützt und bewacht«, sagte ich, »hier kennt er sich aus, und er weiß, wie man wohlbehalten bleibt. Er wird auf mich aufpassen.« Mit strahlenden Augen und heraushängender Zunge lächelte Wolf sein Wolfslächeln. »Ich möchte, dass du dich auf mich verlässt«, sagte er. »Ohne mich ist es zu gefährlich für dich, aber mit mir wird sich alles regeln. Er hat mich geschickt«, sagte er und meinte den heiligen Mann. »Du sollst mich die ganze Zeit bei dir behalten.«

      Er wies auf die sich langsam sammelnden Rudel in der Ferne, und als ich hinsah, wurde ich mir des Misstrauens bewusst, das sie beherrschte. »Dieses Misstrauen ist das, was wir auf der Erde ›die Suche nach der Nummer eins‹ nennen«, sagte ich. »Das ist hier so üblich, etwas, wonach viele sich richten.« »Aber du musst dich nicht danach richten«, antwortete Wolf. »Du kannst diese Art zu sein beobachten; es ist tatsächlich gut für dich, dir ihrer bewusst zu sein«, fügte er hinzu, »aber du musst sie nicht übernehmen.« »Danke, Wolf«, sagte ich voll Dankbarkeit für seine Bereitschaft, mein Beschützer zu sein. »Weil er diese Art zu leben so gut kennt, werde ich mit ihm an meiner Seite geschützt sein«, seufzte ich erleichtert.

      »Gibt es noch mehr, was ich jetzt lernen soll?« fragte ich ihn. »Nein«, sagte er, machte daraufhin einen Luftsprung, rannte umher und raste hierhin und dorthin. Als er sich um sich selber drehte, seinen Schwanz jagte und Purzelbäume schlug, war er so hinreißend, so überaus lustig, dass ich vor Lachen brüllte. »Ich liebe dein Fell, Wolf«, sagte ich. »Ich liebe deinen kantigen Körper und dein füchsisches Gesicht. Allerdings viel größer als ein Fuchsgesicht«, korrigierte ich mich, »du hast einen tieferen und kraftvolleren Blick. – Oh«, rief ich aus, »jetzt weiß ich es: Ich identifiziere mich mit dir. Ich habe die gleiche Sehnsucht, die ich in deinem Gesicht sehe, Wolf. Du bist weise; du weißt, dass es im Leben mehr gibt, als man auf den ersten Blick sieht, und du willst dieses ›Mehr‹. Und mein Körper ist auch schmal, genau wie deiner.« »Wir passen zusammen«, sagte er.

      Ich lehnte mich an ihn und ruhte mich aus. Wolf ist majestätisch; er ist auch bedrohlich, wenn es sein muss. Als er zum ersten Mal in meinen Träumen auftauchte, wusste er, wie er meine Aufmerksamkeit erregen konnte – er machte mir Angst. In beiden Träumen biss mich Wolf, im ersten war er es selbst, im zweiten Wolfswelpen; nicht fest, aber fest genug, um mich zu erschrecken und sicher zu sein, dass ich mich an das Gefühl erinnerte, wenn ich erwachte.

      »Danke, dass du zu mir gekommen bist«, sagte ich. »Ich bin mir nicht immer bewusst, dass ich Schutz brauche. Es ist mir nicht so recht klar, und ich denke wohl auch nicht gerne darüber nach.« »Pass auf«, sagt er, und das war alles. Wieder spürte ich ihn hinter meiner linken Schulter, er stellte sich hinter mein Herz. Hier würde er auf mich aufpassen. »Aha«, dachte ich. »Ich sehe, wie es sein wird.« Er war jetzt so nah, dass wir fast verschmolzen, aber wann immer es nötig war, löste er sich ein wenig – gerade genug, um zu sehen und gesehen zu werden. »Danke, Wolf«, sagte ich. »Vielen Dank.«

       »Gift kommt aus vielen Leben.«

      Die Tiergeister sind überaus mitfühlend und geben uns viel – auf eine Weise, die weit über unser Verständnis hinausgeht. Und im Gegensatz zum Menschen sind sie selbstlos und mächtig zugleich. Sobald Wolf mich seines Schutzes versichert hatte, war ich meine Unschlüssigkeit los, denn ich wusste, dass er mich sowohl in der alltäglichen als auch in der nichtalltäglichen Wirklichkeit beschützen würde.

      Kurz nach dieser Begegnung begann ich, mehr Zeit mit den mitfühlenden Tiergeistern zu verbringen als mit den Großmüttern. Das war eine Veränderung, denn in den Monaten vor Wolfs Erscheinen war ich so begierig darauf gewesen zu erfahren, was die Großmütter mir beizubringen hatten, dass ich immer weniger in die Untere Welt gegangen war. Ich war zu lernbegierig, wie sich herausstellte, denn indem ich die Hilfe der mitfühlenden Tiergeister ignorierte und mich stattdessen beeilte, immer mehr zu lernen, begann meine Gesundheit zu leiden, und bevor ich es recht wahrnahm, waren da wieder Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit und Müdigkeit – nur weil ich schneller lernen wollte. Wie meine Freundin Katy gesagt hätte: »Du bist zu sehr yang.«

      Von Anfang an hatten mir die Großmütter gesagt: »Für jedes Mal, da du zu uns kommst, um zu lernen, gehe drei Mal zu den Tiergeisthelfern der Unteren Welt, um zu heilen.« Weil ich viele Jahre lang unter körperlichen Schmerzen gelitten hatte, hörte ich auf sie – aber nur, bis sich mein Gesundheitszustand verbessert hatte. Als ich mich besser fühlte, »vergaß« ich, wie wichtig die Untere Welt war, und hätte wohl noch lange so weitergemacht, die Tierwelt außer acht lassend, wenn nicht Wolf da gewesen wäre – und Bär, der etwa zur gleichen Zeit in meinen Träumen auftauchte. Nacht für Nacht kam Bär, und als er schließlich zweimal in einer Nacht erschien, konnte ich ihn nicht mehr beiseiteschieben. Er würde so lange drängen, bis ich ihn besuchen kam.

      Als ich durch meine Öffnung zur Unteren Welt tauchte, rief ich ihn den ganzen Weg den Tunnel hinab, und als ich den Ort erreichte, an dem er sich immer zeigte, sagte ich: »Bär, ich bin hier. Du hast gerufen, und ich bin gekommen.« Ich sah auf, und da war er. Er stand auf zwei Beinen, und als er auf mich zukam, überragte er mich. Ich hatte vergessen, wie groß er war, und als ich auf seine massige Gestalt blickte, sagte ich: »Zumindest glaube ich, dass du mich gerufen hast, Bär.« Je länger ich ihn ansah, desto mehr fragte ich mich, ob ich mich vielleicht geirrt hatte. Vielleicht war dieser nächtliche Besucher nicht mein Bär gewesen. Vielleicht war es nur eine Traumgestalt. »Warst du es, der…« begann ich, aber bevor ich ausreden konnte, packte er mich im Nacken und knurrte vor sich hin, dann trabte er durch den Wald, wobei ich wie ein Junges aus seinem Maul baumelte.

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