Die Sehnsucht der Kormorane. Silvija Hinzmann
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Название: Die Sehnsucht der Kormorane

Автор: Silvija Hinzmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: wtb Wieser Taschenbuch

isbn: 9783990471104

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СКАЧАТЬ Hinterzimmer des Ladens, das als Warenlager und Kaffeeküche diente, Mokka schlürften und rauchten.

      »Jetzt bleib aber auf dem Teppich«, hatte Prohaska amüsiert erwidert, als Ivo sich wieder einmal ausmalte, wie reich sie werden könnten, wenn Joe als der beste Portraitfotograf im Land, ja in ganz Europa, berühmt würde und ihn die Reichen und Schönen, oder Filmstars aus Hollywood, die mit ihren dicken Autos und Jachten nach Rovinj kamen, engagierten. Oder das englische Königshaus selbst riefe nach ihm. Prohaska hatte schallend gelacht und versprach, mit aller ihm zur Verfügung stehenden Geisteskraft an seiner Aura und dem Image zu arbeiten.

      »Aber die Sache mit dem englischen Königshaus kannst du vergessen. Erstens hat die Queen ihren eigenen Hoffotografen, und zweitens bin ich nicht interessiert.«

      Er hatte den Satz leicht durch die Nase gesprochen, eine Augenbraue gehoben und dabei eine unsichtbare Fussel von seinem Jackenärmel geschnippt.

      Ivos Herz schlug zwar in alter Familientradition links, aber insgeheim bewunderte er den englischen Hochadel und dessen unermesslichen Reichtum. Schade fand er nur, dass sich die Engländer derzeit vom Kontinent distanzierten und aus der Europäischen Union aussteigen wollten, die ihr Premier Churchill nach dem Zweiten Weltkrieg doch selbst angeregt hatte.

      Nachdem sich Bello im Garten ausgetobt hatte, rannte er in die Küche und schlabberte sein Futter in Windeseile auf. Prohaska ging ins Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Aber kaum, dass er sich eingeseift hatte, klingelte sein Handy, das auf dem Toilettendeckel lag. Prohaska ließ es einfach klingeln. Eine Minute später lärmte das Ding schon wieder.

      Prohaska drehte das Wasser ab und meldete sich.

      »Hey, guten Morgen, habe ich dich etwa geweckt?«, fragte Ivo gut gelaunt.

      »Nein, nein, ich war nur schnell unter der Dusche.« Prohaska stieg aus der Duschkabine und wickelte sich in ein Handtuch ein. »Was gibt es?«

      »Du hast einen neuen Auftrag.«

      »Schön, aber hat es nicht Zeit bis später?«

      »Klar, ich war nur neugierig, wie lange du schläfst.«

      »Ich bin seit Stunden auf. Was ist es für ein Auftrag?«

      »Eine Frau hat angefragt, ob du zwei oder drei Tage Zeit hättest, eine Gruppe von Geschäftsleuten zu begleiten. Sie kommen übermorgen nach Pula und wollen sich nach dem offiziellen Teil Istrien ansehen. Nur die wichtigsten Orte. Du kannst die Route selbst bestimmen und sollst dabei Fotos für ihre Webseite machen.«

      »Aha, und wie kommt die ausgerechnet auf mich?«

      »Ein Bekannter, der mal hier auf Urlaub war, hat dich empfohlen. Aber du kannst die Leute selbst fragen, wenn sie da sind. Ich habe ihr jedenfalls einen angemessenen Tagessatz genannt, plus Spesen und eventuelle Übernachtungskosten. Die Frau sagte, wenn alles zu ihrer Zufriedenheit läuft, sei das okay.«

      Prohaska sagte nichts dazu.

      Er trocknete sich ab und ging ins Schlafzimmer. Je länger er Ivo zuhörte, desto weniger Lust hatte er, mit irgendwelchen Geschäftsleuten durch die Gegend zu fahren und den Fremdenführer zu spielen. Andererseits, sagte er sich, während er Unterwäsche und Socken aus dem Schrank kramte und sich anzog, könnten sie das Geld gut gebrauchen.

      »Wann kommen sie denn genau an und wo treffe ich sie?«

      »Sie schickt mir noch die Infos und Kontaktdaten per E-Mail. Ach ja, ihr schien es sehr wichtig zu sein, dass du ein korrektes Deutsch sprichst.«

      Prohaska lachte. »Sonst noch Wünsche?«

      »Das hat sie mir nicht verraten. Aber ehrlich gesagt, ich habe sie auch nicht gut verstanden.«

      »Wieso?«

      »Sie hatte einen starken Akzent und mein Deutsch ist leider etwas eingerostet.«

      »Das kommt davon, weil du dich immer auf mich verlässt. Ich bin doch kein Dolmetscher«, sagte Prohaska und kicherte.

      »Du kannst gut lachen.«

      Prohaska ließ sich auf die Bettkannte fallen.

      »War’s das? Ich muss mich anziehen. Wir sehen uns ja nachher.«

      »Warte kurz! Hast du schon die Nachrichten gehört?«

      »Nein, noch nicht.«

      »Letzte Nacht ist in Ičići ein Haus abgebrannt.«

      »In Ičići?«, fragte Prohaska. Das Küstenstädtchen lag auf der Ostseite von Istrien, ein paar Kilometer von Opatija entfernt. »Das ist zwar schlimm, aber wieso interessierst du dich dafür?«

      Ivo überhörte die Frage geflissentlich und sprach weiter.

      »Die Feuerwehr hat immer noch Probleme, die Glutnester einzudämmen. Wenn da erst einmal der Wald brennt, dann gute Nacht.«

      »Hoffentlich gab es keine Verletzten.«

      »In den Trümmern wurde ein Toter gefunden beziehungsweise das, was von ihm übriggeblieben ist. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.«

      Prohaska zog sich an und ging in die Küche.

      »Und warum erzählst du mir das?«

      Ivo räusperte sich.

      »Nun, ich dachte, du könntest vielleicht hinfahren und …«

      »Ich soll was?«

      »… und ein paar Fotos machen. Die könntest du den Zeitungen anbieten.«

      »Bist du verrückt geworden? Die haben ihre Fotografen, außerdem sind es hundert Kilometer von hier nach …«

      »Zweiundachtzig.«

      »Von mir aus, man braucht trotzdem über eine Stunde. Und da es dort noch brennt, wie du gesagt hast, ist das Gelände bestimmt gesperrt. Man kann da nicht einfach reinlatschen und fotografieren. Und außerdem, ich bin kein Paparazzo!«

      »Jetzt reg’ dich nicht gleich so auf. Ich dachte nur, bevor du dich in deinem Dorf zu Tode langweilst, wäre das eine gute Möglichkeit …«

      »Ivo, vergiss es, okay? Ich langweile mich nie. Und falls du dringend Geld brauchst, sag es einfach, du führst doch die Buchhaltung.«

      »Mensch, es geht doch nicht darum, und die Buchhaltung ist auf dem neuesten Stand. Ich dachte nur …«

      »Schon gut, du weißt, wie ich das gemeint habe«, sagte Prohaska versöhnlich.

      »Kein Problem.«

      »Okay, dann bis später.«

      »Ach ja, heute sind wieder mal verstärkte Verkehrskontrollen angesagt, also fahr nicht zu schnell.«

      »Was du so alles weißt am frühen Morgen.«

      »Früh? Es ist fast halb zehn, und es kam vorhin im Radio.«

      »Danke für den СКАЧАТЬ