Die Sehnsucht der Kormorane. Silvija Hinzmann
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Название: Die Sehnsucht der Kormorane

Автор: Silvija Hinzmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: wtb Wieser Taschenbuch

isbn: 9783990471104

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СКАЧАТЬ zerstört« waren mehrere Fotos zu sehen. Vom Gebäude standen nur noch die verrußten Mauern. Auf der Erde lag eine dicke Schicht Asche. Verkohlte Baumstämme. Feuerwehrleute in Aktion, Löschfahrzeuge und mehrere Polizeiautos.

      »Sieht nicht gut aus«, sagte Prohaska. »Lies doch vor, aber nur das Wichtigste.«

      Ivo drehte den Bildschirm wieder zu sich.

      »Also, das Haus gehört Miroslav H., fünfundvierzig Jahre alt, Betreiber der Strandbar Plavi kormoran in Opatija. Der Geschäftsführer des Lokals sagte, Miroslav sei gestern Abend kurz vor Mitternacht nach Hause gefahren, und weil er seitdem nicht erreichbar war, geht man davon aus, dass er in dem Feuer umgekommen ist. Hier steht außerdem, dass er, nein, seine Schwester ein Fitnessstudio betreibt. Und weißt du, wie es heißt?«

      »Du wirst es mir gleich sagen.«

      Ivo grinste. »Pure Life.«

      »Interessant.«

      »Ja, finde ich auch. In solchen Länden kann man viel Geld machen, außerdem ist es doch bekannt, dass man dort kriegt, was das Herz begehrt. Drogen, Sex und was weiß ich, was noch alles.«

      Prohaska zog die Augenbrauen zusammen und schüttelten den Kopf.

      »Es muss ja nicht überall so schlimm zugehen. Die meisten Leute, die regelmäßig Sport treiben, machen das aus gesundheitlichen Gründen. Natürlich gibt es auch solche, da gebe ich dir recht.«

      »Von mir aus. Aber schau dir den Wahnsinn an. Jeder will einen perfekten Körper. Die Frauen lassen sich den Busen verkleinern oder vergrößern, die Falten liften, die Nase oder Lippen korrigieren, und die Männer trainieren, um einen Waschbrettbauch und Muskelpakete wie der junge Arnold Schwarzenegger zu bekommen. Und viele von ihnen schlucken irgendwelche Pillen, damit es schneller geht.«

      »Das ist wahr, aber der Sport ist trotzdem wichtig für Körper und Seele.«

      »Ja, aber doch alles in Maßen. Wo bleiben da die normalen Leute wie du und ich?«

      »Hey, einen Moment«, lachte Prohaska. »Mein Körper ist fast perfekt, abgesehen von ein paar Schrammen.«

      »Der Mensch ist keine Maschine und muss seine Schwächen und Fehler akzeptieren.«

      »Und jeder sollte die Freiheit haben, so zu leben, wie er möchte.«

      »Amen«, sagte Ivo. »Mir stinkt es nur, dass uns die Werbung einreden will, perfekt sein zu müssen. Das ist doch total bescheuert!«

      Sie philosophierten noch eine ganze Weile über die menschliche Natur, Dummheit, Schwächen und Stärken und landeten bei der allgemeinen Lage im Land und in der Welt. Und kamen wie immer zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis.

      »Die Reichen und Korrupten kriegen den Hals nicht voll und die einfachen Leute werden noch ärmer, als sie es ohnehin schon sind. Was nützt es den Jungen, zu studieren, wenn sie danach keinen Job bekommen und ihre Alten keine Beziehungen oder kein Geld haben, um jemanden zu schmieren, der ihren Kindern eine Anstellung verschafft? Es ist unerträglich, wie korrupt und gewissenlos unsere Gesellschaft geworden ist. Egoisten, wo man hinschaut. Früher gingen die Männer in die Fremde, und wenn sie es sich leisten konnten, holten sie ihre Frauen und Kinder nach. Generationen von Gastarbeitern haben die westliche Wirtschaft hochgebracht. Und heute? Sie nehmen ihre Familien gleich mit. Es gibt Gegenden, wo ganze Dörfer fast leer sind und nur noch die Alten geblieben sind. Ach, hier geht alles den Bach runter und die Ganoven stopfen sich auf Kosten der Allgemeinheit die Taschen voll.« Ivo winkte genervt ab. »Aber, was reg’ ich mich eigentlich auf?«

      Prohaska deutete auf den Laptop.

      »Steht da etwas über die Brandursache?«

      »Nein, aber ich wette, dass er mit einer brennenden Kippe eingeschlafen ist.«

      Oder es hat jemand nachgeholfen, dachte Prohaska, doch laut sagte er: »Ich nehme an, dass sie in der Pressekonferenz auch nicht viel sagen werden und erst einmal den üblichen Aufruf an die Bevölkerung richten. Vielleicht hat jemand etwas Verdächtiges gesehen.«

      »Ja, klar, da soll wie immer die Bevölkerung helfen. Die sollen lieber ihre Arbeit machen«, echauffierte sich Ivo.

      »Das tun sie bestimmt.«

      Ivo klappte den Laptop zu und klatschte in die Hände.

      »Wie wär’s jetzt mit einem Kaffee?«

      »Das wollte ich gerade vorschlagen.«

      Sie gingen ins Hinterzimmer, in dem sich auf einer Seite eine Küchenzeile, ein Kühlschrank und ein Tisch mit zwei Hockern befanden. An der anderen Wand standen Metallregale, die als Warenlager dienten.

      Prohaska füllte frisches Wasser in Bellos Napf, öffnete das Fenster, von dem man in den schmalen Innenhof zwischen den Häusern sehen konnte, bot Ivo eine Zigarette an, gab ihm Feuer und steckte sich selbst eine an.

      »Ich bin sehr gespannt, was bei der Ermittlung herauskommt«, nahm Prohaska den Faden wieder auf, während Ivo den Kaffee kochte.

      »Ach, jetzt auf einmal?«

      »Ist nur eine alte Gewohnheit. Denn, falls es sich herausstellen sollte, dass der Brand doch kein Unfall gewesen ist …«

      »… läuft jetzt ein Mörder frei herum.«

      »So ist es, und das würde mir gar nicht gefallen.«

      Ivo füllte die Tassen, stellte sie auf den Tisch und setzte sich.

      »Sehe ich da etwa ein gewisses Glitzern in deinen Augen?«

      »Was für ein Glitzern?«

      »Na, das Jagdfieber.«

      »Unsinn, ich denke nur laut nach.«

      »Ja, natürlich.«

      Prohaska lehnte sich zurück und starrte vor sich hin.

      »Ich kenne das Lokal Plavi kormoran«, sagte er.

      »Ich auch, vom Hörensagen.«

      »Ich war schon mal da.«

      »Davon hast du mir nichts erzählt.«

      »Es gab auch nichts zu erzählen, aber jetzt doch im Nachhinein …«, Prohaska blies den Rauch in kleinen Kringeln weg. »Es war Ende März oder Anfang April. Ich war auf der UËka unterwegs, bin am Nachmittag nach Opatija gefahren und habe in einem Lokal einen Kaffee getrunken.«

      »Im Plavi kormoran

      »Ich meine ja. Das Lokal und die Terrasse waren voll mit Leuten, die Musik ziemlich laut, deshalb bin ich auch nicht lange geblieben. Kurz nachdem ich bestellt hatte, setzten sich zwei Männer an den Nebentisch, der gerade frei geworden war. Irgendwie passten sie nicht recht zum Publikum. Sie sprachen Bayrisch oder Österreichisch, ich kann das bis heute nicht recht unterscheiden, und ich beachtete sie zunächst auch nicht. Erst als einer von ihnen sehr laut zwei Kaffee bestellte und den Kellner in fließendem Kroatisch fragte, ob Fritz, sein Chef, da sei, sie müssten ihn sofort sprechen, habe ich zu ihnen rübergeschaut. Sie sahen nicht unbedingt vertrauenswürdig СКАЧАТЬ