Die Sehnsucht der Kormorane. Silvija Hinzmann
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Название: Die Sehnsucht der Kormorane

Автор: Silvija Hinzmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: wtb Wieser Taschenbuch

isbn: 9783990471104

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      Zwei

      Der schwarze Audi A8 rollte leise an den Straßenrand und hielt neben einem ausladenden Busch. Viktor schaltete den Motor aus und sah zu Karlović, der seine Zigarette im Aschenbecher zerquetschte und sich die Sturmmaske überstülpte. Die andere warf er Viktor zu und nickte.

      Widerwillig zog Viktor das Ding an. Es war nicht richtig, dass sie hier waren, sagte er sich zum wiederholten Mal. Was sollte diese Aktion mitten in der Nacht? Die Sache ging ihn im Grunde nichts an. Wenn Karlović eine Rechnung zu begleichen hatte, dann sollte er sie mit dem anderen wie ein Mann klären und nicht wie ein Feigling.

      Sie stiegen aus und rannten zum Schotterweg, der zum Haus führte. Viktor sah zu den Häusern weiter oben am Berghang und hoffte insgeheim, dass etwas passierte und sie gezwungen wären, die Sache abzubrechen. Er würde kein Wort darüber verlieren, niemals. Zu bescheuert das Ganze. Wie in einem Actionfilm, nur dass Karlović nicht Bruce Willis war, sondern ein Angeber, der andauernd von irgendwelchen Geschäften und einer Menge Kohle faselte, die er bald besitzen würde. Und natürlich würde Viktor ein Honorar für seine kleine Gefälligkeit bekommen, ist doch Ehrensache.

      Viktor wollte aber kein Geld. Er hatte sich dazu nur überreden lassen, weil er den Mann, der in dem Haus da schlief, nicht ausstehen konnte. Aber ihn mitten in der Nacht zu überfallen, war idiotisch, nein, es war kriminell, und sie würden irgendwann dafür bezahlen müssen. Es wäre besser, umzukehren. Soll doch der Idiot zusehen, wie er in die Stadt zurückkam.

      Im Gebüsch zirpte ein Zikadenmännchen und verstummte gleich wieder, da es keine Antwort bekam. Nachtfalter schwirrten im gelblichen Licht einer Straßenlaterne. Der Junimond verbarg sich hinter einer zerzausten Wolke. In den Lorbeerhecken raschelte der Wind und trug den Duft von Wildkräutern mit sich. In der Ferne glänzte silbern das Meer. Doch für den nächtlichen Zauber hatten die zwei maskierten Männer weder Interesse noch Zeit. Als sie auf den leicht abschüssigen Weg bogen und im Schatten der Zypressen weiterschlichen, zeichnete sich das Steinhaus am Ende der Allee ab.

      »Mensch, pass auf«, knurrte Karlović, als Viktor auf einen trockenen Ast trat.

      So ein schönes Haus hätte er auch gerne gehabt, dachte Viktor, während er die mit vier Marmorsäulen gesäumte halbrunde Treppe vor der Eingangstür betrachtete. Bis vor einem Jahr noch war es mehr oder weniger eine Ruine gewesen, an deren Mauern Eidechsen herumhuschten und Efeu und Flechten wucherten. Aber mit Geld lässt sich bekanntlich alles machen. Nicht, dass er neidisch gewesen wäre, aber manche Menschen schafften es einfach besser als andere, sich so etwas zu leisten. Und er gehörte eindeutig zu den anderen.

      Karlović blieb abrupt stehen.

      »Was ist da los?«

      »Was meinst du?«

      »Na da, im Erdgeschoss ist doch jemand, aber er kann uns nicht gesehen haben, wir sind zu weit weg«, flüsterte Karlović.

      »Vielleicht solltest du die Sache lieber abblasen«, schlug Viktor vor.

      »Kommt gar nicht infrage.«

      Viktor drückte sich hinter eine Zypresse, die wie eine schwarze Lanze in den Nachthimmel ragte. Die Wolke löste sich auf und gab den Mond frei.

      Im Haus ging das Licht aus.

      »Ich gebe ihm zwei Minuten«, flüsterte Karlović.

      »Ich warte aber unten.«

      »Hast wohl Schiss, was?«

      »Hab ich nicht.« Viktor gab sich Mühe, seine Stimme fest klingen zu lassen, aber sie bebte trotzdem. Er biss sich auf die Unterlippe und schwor sich, sobald diese Aktion vorbei war, würde er sich aus dem Staub machen. Karlović konnte ihn mal, mit dem wollte er nie mehr etwas tun haben. Der würde ihn noch tiefer in den Sumpf hineinziehen. »Das ist doch verrückt.«

      »Ach, der Bub macht sich in die Hose«, höhnte Karlović.

      »Blödmann«, murmelte Viktor.

      Karlović fuhr herum und kam mit seinem nach Schweiß und Zigarettenrauch riechenden Schädel ganz dicht an Viktor heran.

      »Was hast du gesagt?«

      »Nichts. Ich mache so etwas zum ersten Mal.«

      »Und? Da musst du durch. Und merkt dir eins: Erst wenn ich sage, dass du unten bleiben sollst, bleibst du unten, klar?«

      »Ich bin ja nicht taub.«

      Karlović murmelte etwas und schaute wieder zum Haus.

      Als plötzlich die Tür aufging, hätte Viktor beinahe aufgeschrien.

      »Wer zum Teufel ist das?«, fragte Karlović aufgebracht.

      »Keine Ahnung«, erwiderte Viktor, doch er wusste, wer da zum Schuppen rannte.

      »Miro ist es nicht«, sagte Karlović.

      »Das war’s dann«, sagte Viktor und riss sich die Maske herunter.

      Noch bevor Karlović etwas sagen konnte, fuhr ein dunkler Wagen so schnell vorbei, dass ihnen die Kieselsteine um die Ohren flogen.

      »Mann, der haut mit Miros Wagen ab!«

      »Wird wohl seine Gründe haben«, bemerkte Viktor trocken.

      Karlović drehte sich zu ihm um.

      »Zieh das Ding an!«

      »Die brauche ich nicht mehr, außerdem krieg’ ich keine Luft.«

      »Anziehen. Sofort!«

      Viktor stülpte sich die Maske wieder über. Karlović zog die Waffe aus dem Hosenbund und schraubte den Schalldämpfer auf den Lauf.

      Viktor wich erschrocken zurück.

      »Was soll das? Ich dachte, du wolltest ihm eine Abreibung verpassen.«

      »Das habe ich vor.«

      Viktor spürte, wie seine Knie nachgaben.

      »Sollten wir nicht lieber versuchen, den Typ einzuholen?«, fragte er, um das Entsetzen zu überspielen, das ihn beim Anblick der Waffe erfasst hatte.

      »Um den kümmere ich mich später. Gib mir den Schlüssel.«

      Viktor fingerte einen Schlüssel aus der Hosentasche.

      Sie schlichen runter zum Haus. Karlović schloss die Haustür auf und ging hinein. Im fahlen Licht des Mondes, das durch die Küchenfenster fiel, zeichneten sich die Konturen der Schränke zu ihrer Rechten, der Garderobe und der Treppe ab, die nach oben führte. Die Tür des Wohnzimmers stand offen.

      Auf einen Wink von Karlović drückte Viktor die Haustür zu und lehnte sich dagegen. Er würde keinen Schritt weitergehen. Dass bei dem Kerl ein paar Schrauben locker waren, wurde ihm mit jeder Sekunde klarer. So einer hatte ihm nichts zu befehlen.

      »Warte hier«, zischte Karlović und schlich wie eine Katze die Treppe hinauf.

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