Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl. Jan Quenstedt
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СКАЧАТЬ HandelnHandeln, sozial-fürsorglich im Sinne der heuristischen Bestimmung des Konzepts diakonischen Handelns offensichtlich keine Selbstverständlichkeit war, sondern einer Begründung bzw. besonderen MotivationMotivation bedurfte.5 D. h. es ist zu prüfen, inwieweit epigraphische Quellen zu freiwilligen antiken Vereinigungen weiterführende Erkenntnisse in Bezug auf Begründung und Motivation eines derartigen Handelns bieten. Wie das zitierte Graffiti und das beschriebene Wandgemälde stellen auch die Quellen zu den Vereinigungen Momentaufnahmen dar, die vor dem Hintergrund konkreter Umstände entstanden. Daher ist zur Gewinnung belastbarer Erkenntnisse ein Querschnitt von epigraphischen Quellen auszuwählen, darzustellen und in eine Beziehung zu neutestamentlichen Aussagen und Vorstellungen zu bringen. Die Kriterien für die Auswahl der Inschriften wurden bereits in Kapitel II.1.2 genannt. Im Licht dieser Kriterien wurden die bisher erschienenen Bände der Edition „Greco-Roman Associations“6 gesichtet und die darin vorfindlichen Inschriften anhand der aufgestellten Kriterien überprüft. Die Inschriften, die den Kriterien entsprechen, werden im Rahmen dieses Abschnitts genauer untersucht. Die Ordnung dieser Darstellung wird von inhaltlichen und formalen Kriterien geleitet: Die ersten drei Inschriften stellen Vereinigungsstatuten dar (Kapitel II.2.2 bis II.2.4), die weiteren Inschriften bieten Würdigungen einzelner Personen (Kapitel II.2.5 bis II.2.10). Innerhalb dieser beiden Gruppe bzw. Genre sind die einzelnen Inschriften jeweils chronologisch nach ihrer Entstehungszeit angeordnet.

      Für die Analyse der Inhalte der Inschriften ist eine Übersetzung zur inhaltlichen Auseinandersetzung unverzichtbar. Der Darstellung der griechischsprachigen Inschriften ist aus diesem Grund eine Arbeitsübersetzung des Verfassers vorangestellt. Ausnahmen von dieser Regel werden an entsprechender Stelle angemerkt. Wichtig für die Lektüre der Inschriften und ihrer Übersetzungen ist, dass das Layout beider vom Aspekt der Übersichtlichkeit bestimmt wurde und keine Wiedergabe der aufgefundenen Inschrift darstellt. Ergänzungen des Verfassers innerhalb der Übersetzungen werden durch eckige Klammern angegeben und vom Kriterium der Lesbarkeit bzw. des Leseflusses geleitet. Auch ist darauf hinzuweisen, dass die Besprechung textkritischer Varianten vom Untersuchungsgegenstand geleitet und motiviert ist und sie nur thematisiert werden, wenn ihr Ertrag für die inhaltliche und kontextuelle Analyse der Inschrift von Bedeutung ist. Mit Fettdruck hervorgehobene Editionen bezeichnen im Fließtext fernerhin die Quelle der abgedruckten Inschrift. Um die Orientierung innerhalb der Editionen sowie in den Werken PhilonsPhilon von Alexandrien und Flavius JosephusJosephus, Flavius’ zu erleichtern, ist am Ende des Fließtexts ein auf diese Studie zugeschnittenes Abkürzungsverzeichnis zu finden. Ergänzt wird dieses von einem Überblick über textkritische Zeichen innerhalb der Inschriften.

      2.2 Vereinigungsstatut aus Lanuvium

      Die nicht vollständig erhaltene Inschrift über die Vereinigung zur BegräbnisfürsorgeBegräbnisfürsorge aus LanuviumLanuvium ist bereits mehrfach innerhalb anderer Untersuchungen zu freiwilligen antiken Vereinigungen besprochen worden.1 Eine erneute Lektüre und Analyse der Inschrift innerhalb der vorliegenden Studie ist jedoch aufgrund der besonderen Kriterien2 sowie der Untersuchung hinsichtlich des Konzepts diakonischen Handelns ertragreich.

      Zu datieren ist die Inschrift anhand ihrer Selbstaussagen auf das Jahr 136 n. Chr. und erfüllt damit das formulierte Kriterium der zeitlichen Plausibilität.3 Somit könnte sie in Interdependenzen mit frühen christlichen Gemeinden stehen. Zugleich bietet sie einen Einblick in eine gesellschaftliche Gruppe bzw. OrganisationsformOrganisationsform neben den christlichen Gemeinden.

      Die Inschrift stammt aus der Stadt LanuviumLanuvium, rund 34 Kilometer von RomRom entfernt, an der Via Appia und Ausläufern der Albaner Berge gelegen. Mit dieser Ortslage wird auch das formulierte Kriterium des Raums erfüllt.4 Bedeutung erhielt diese Stadt als Geburtsort der Kaiser Antonius Pius und Commodus.5 Das Leben der Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner war von einer Vielzahl an Kulten geprägt, für die es mehr oder minder umfangreiche Quellen und Belege gibt.6 Für das Verständnis der Inschrift bedeutsam ist außerdem die Einordnung des Begriffs „Diktator“: „Finally, she [d.h. die Stadt, JQ] is one of the comparatively few cities in the Roman world where the titles ‚senatus‘ and ‚dictator‘ were used of the local assembly and the chief magistrate, the first being shared with seventy-five or eighty others, the latter with only six or seven Latin and Etruscan towns.“7

      Unter der Kategorie der räumlichen Verortung wurde oben auch darauf hingewiesen, dass innerhalb einer ersten Lektüre der Inschrift aufzuzeigen ist, ob sie Hinweise auf ein sozial-fürsorgliches HandelnHandeln, sozial-fürsorglich bzw. eine Kultur des Helfens bietet.8 Für die vorliegende Inschrift ist dieses Kriterium als erfüllt anzusehen, weil sich die Vereinigung nicht lediglich zu kultischen oder gesellschaftlichen bzw. geselligen Zwecken gründete und zusammenfand, sondern außerdem zum Zweck der BegräbnisfürsorgeBegräbnisfürsorge. Dem Zweck der Vereinigung ist also ein Handeln eigen, das mit den Formen sozial-fürsorglichen HandelnsHandeln, sozial-fürsorglich anderer Gruppen verglichen werden kann. Zunächst ist aber zu untersuchen, unter welchen Bedingungen sich diese Art sozial-fürsorglichen HandelnsHandeln, sozial-fürsorglich vollzog und welcher Personenkreis Nutznießer der Vereinigung und ihres Zweckes werden konnte.

      2.2.1 Text und Übersetzung

      Editionen (in Auswahl): AE 1983,0181AE 1983,0181; CIL XIV 2112CIL XIV 2112; HD000715HD0007151: ILS II/2 7212ILS II/2 7212

      [L(ucio) Ceionio] Commodo Sex(to) Vettuleno Civica Pompeiano co(n)s(ulibus) a(nte) d(iem) V Idus Iun(ias) | [Lanuvii in] templo Antinoi in quo L(ucius) Caesennius Rufus | [patronu]s municipi conventum haberi iusserat per L(ucium) Pompeium | [– – –]um q(uin)q(uennalem) cultorum Dianae et Antinoi pollicitus est se | [conl]aturum eis ex liberalitate sua HS XV (quindecim) m(ilium) n(ummum) usum die | (5) [natal]is Dianae Idib(us) Aug(ustis) HS CCCC(quadringenos) n(ummos) et die natalis Antinoi V K(alendas) | [Dec(embres)] HS CCCC(quadringenos) n(ummos) et praecepit legem ab ipsis constitutam sub tetra | [stylo A]ntinoi parte interiori perscribi in verba infra scripta | [M(arco) Antonio Hiber]o P(ublio) Mummio Sisenna co(n)s(ulibus) Kal(endis) Ian(uariis) collegiumCollegium salutare Dianae | [– – –] et Antinoi constitutum L(ucio) Caesennio L(uci) f(ilio) Quir(ina) Rufo dict(atore) III idemq(ue) patr(ono) | (10) kaput ex s(enatus) c(onsulto) p(opuli) R(omani) | quib[us permissum est co]nvenire collegiumq(ue) habere liceat qui stipem menstruam conferre vo | len[t ad facienda sa]cra in it(!) collegiumCollegium coeant neq(ue) sub specie eius collegi nisi semel in men | se c[oeant stipem con]ferendi causa unde defuncti sepeliantur [quod fa]ust[um fe]lix salutareq(ue) sit Imp(eratori) Caesari Traiano Hadriano Aug(usto) totiusque | (15) [do]mus [Aug(usti)] nobis [n]ostris collegioq(ue) nostro et bene adque(!) industrie contraxerimus ut | [e]xitus d[efu]nctorum honeste prosequamur itaq(ue) bene conferendo universi consentire | debemus u[t long]o tempore inveterescere possimus tu qui novos in hoc collegio | intrare vole[s p]rius legem perlege et sic intra ne postmodum queraris aut heredi tuo controver[si]am relinquas | lexs(!) collegi / | (20) [plac]uit universis ut quisquis in hoc collegiumCollegium intrare voluerit dabit kapitulari nomine | HS C n(ummos) et vi[ni] boni amphoram item in menses sing(ulos) a(sses) V item placuit ut quisquis mensib(us) | contin[ui se]x(?) non pariaverit et ei humanitas acciderit eius ratio funeris non habebitur etiamsi [tes]tamentum factum habuerit | item placuit quisquis ex hoc corpo/re n(ostro) pariatu[s] decesserit eum sequentur ex arca HS | CCC n(ummi) ex qua summa decedent exe | (25) quiari nomine HS L n(ummi) qui ad rogus(!) dividentur exequiae autem pedibus fungentur | item placuit quisquis a municipio ultra milliar(ium) XX decesserit et nuntiatum fuerit eo exire debebunt | electi ex corpore n(ostro) homines tres qui funeris eius curam agant et rationem populo reddere debebunt | sine dolo m[al]o et si quit(!) in eis fraudis causa inventum fuerit eis multa esto quadruplum quibus | [funeraticium] eius dabitur hoc amplius viatici nomine ultro citro sing(ulis) HS XX n(ummi) quodsi longius | (30) [a municipio su]pra mill(iarium) XX decesserit et nuntiari non potuerit tum is qui eum funeraverit testa | [tus rem tabu]lis signatis sigillis civium Romanor(um) VII et probata causa funeraticium eius sa- | [tis dato ampli]us neminem petiturum deductis commodis et exequiario e lege collegi dari | [ei debebit a n(ostro) co]llegio dolus malus abesto neque patrono neque patronae neque d[omino] | (Pag. II) neque dominae neque creditori ex hoc СКАЧАТЬ