Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl. Jan Quenstedt
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СКАЧАТЬ diese Methodik durch die Einbeziehung der Perspektive der Geschlechterdifferenz. Ihrer Untersuchung legt Hentschel dabei ein heuristisches Bedeutungsspektrum zugrunde, das den Ergebnissen von Collins entspricht und ggf. eine Kritik bzw. Erweiterung erfahren kann.8

      Hentschel kommt zu dem Schluss, dass Collins grundsätzlich zuzustimmen sei, das Charakteristikum des Lexems aber im Verständnis als „BeauftragungBeauftragung“ zu sehen sei. Konkret ergebe sich „durch die BeauftragungBeauftragung eine Beziehungskonstellation zwischen Auftraggeber, Beauftragtem und Adressaten der BeauftragungBeauftragung, bei der ein DiakonosDiakonos mit der Ausführung seines Auftrages in der Regel doch – zwischen Auftraggeber und Adressaten – vermittelnd tätig ist.“9 Mit dieser BeauftragungBeauftragung sei ein gewisses Maß der Partizipation der ausführenden Person an der AutoritätAutorität der Auftraggeber verbunden.10 Grundsätzlich sei nicht davon auszugehen, dass das Lexem niedere Arbeiten bzw. den TischdienstTischdienst bezeichne, wie es Beyer herausgestellt hat. Auch ein Statusgefälle zwischen den Akteuren sei nicht zwangsläufig damit verbunden. Zugleich sei auch nicht ausgeschlossen, dass auch karitative Tätigkeiten unter dieser Wortgruppe subsumiert werden könnten. Hentschel legt aus diesem Grund einen Fokus auf die Betrachtung der impliziten und expliziten Beziehungskonstellationen. Ferner werde bereits aus diesen knappen Punkten deutlich, dass das Lexem als ein „schillernder Begriff“ zu verstehen sei, „dessen konkrete Verwendung und Textbedeutung jeweils einer sorgfältigen Untersuchung“11 bedürfe.

      3.3.1.2 διακονέω κτλ. bei Paulus

      Das zweite Kapitel in Hentschels Monographie widmet sich der Untersuchung der Bedeutung des Lexems in der paulinischen Briefliteratur. Auch hier sei davon auszugehen, dass sich das BedeutungsspektrumBedeutungsspektrum aus einer engen Korrelation von situativem und literarischem Kontext heraus ergebe.1 Verdeutlicht wird diese Vermutung anhand der durchgeführten Untersuchung der Belegstellen im genannten Textcorpus, die Hentschel zu dem Schluss führt, dass PaulusPaulus διακονέω und seine Derivate im Rahmen des üblichen antiken BedeutungsspektrumsBedeutungsspektrum verwende und damit „die Ausführung von Aufgaben unterschiedlicher Art, die auf eine BeauftragungBeauftragung zurückgeführt werden und häufig eine VermittlungVermittlung- bzw. Botentätigkeit beinhalten“2, bezeichne. Mit dieser Feststellung ist ein Widerspruch zu Beyer gegeben, der die christliche Entwicklung der Begriffsverwendung abgehoben von der in der jüdischen bzw. hellenistischen Welt sieht.3

      Interessant erscheint der Umstand, dass laut Hentschel die mit dem Lexem bezeichneten Tätigkeiten von PaulusPaulus nicht als Dienste verstanden werden. Vielmehr handele es sich um „offizielle BeauftragungenBeauftragung, denen in Bezug auf die Adressaten durchaus eine besondere AutoritätAutorität eigen ist,“4 und die als delegierte AutoritätAutorität zu verstehen sei. Zu diesen BeauftragungenBeauftragung gehörten verschiedene mehr oder minder angesehene Aufgaben innerhalb der Gemeinde. Diese Einsicht gewinnt sie aus ihrer Lektüre von 1Kor 12,51Kor 12,5. Im speziellen Fall werden die Aufgaben bzw. BeauftragungenBeauftragung als GnadengabenGnade bezeichnet, deren Ursprung im freien Willen Gottes gründe.5 Somit bleibe den Empfängerinnen und Empfängern der GabenGaben einerseits ein autonomer Umgang mit ihnen verwehrt, andererseits auch ein elitäres Statusdenken, das einige Gaben höher bewerte als andere.6 „Ausgehend von einem weiten Verständnis von διακονία im Sinne von BeauftragungenBeauftragung ergibt sich ein sinnvoller Bezug zwischen unterschiedlichen BeauftragungenBeauftragung und dem einem κύριος als Auftraggeber, ohne dass durch den Kontext eine inhaltliche Bestimmung des Auftrages gegeben wird.“7 Deutlich werde, dass den Gaben ein Auftrags- und Verpflichtungscharakter eigen sei, der seinen Ausdruck in der VerantwortungVerantwortung der beauftragten Person gegenüber ihrem bzw. seinem Herrn finde. Deswegen eigne sich die Begrifflichkeit zur Bezeichnung von Formen der Mitarbeit innerhalb der christlichen Gemeinde, weil sie „auch das zugehörige Beziehungsgefüge zwischen Auftraggeber, Beauftragtem und Adressaten beleuchte […]“8 und anschaulich werde, dass Gott der Herr der Gemeinde sei, während es dennoch FunktionsträgerFunktionsträger innerhalb der Gemeinde gäbe, die AutoritätAutorität und Weisungsbefugnis besäßen. Damit werde zugleich die Unterscheidung einsichtig, dass zwar nicht alle Gemeindeglieder zur Diakonia berufen seien, jedoch jegliche Form der innergemeindlichen Mitarbeit als „[…] Diakoniai – als wichtige und verpflichtende BeauftragungenBeauftragung – verstanden werden [kann] (1Kor 12,51Kor 12,5). In diesem Rahmen, und nur in diesem Sinn können auch karitative Tätigkeiten als Diakoniai, als Aufträge und nicht als Dienst bezeichnet werden.“9 Diese Differenzierung zwischen Auftrag und Dienst ergebe sich u.a. aus der skizzierten Lesart von 1Kor 12,51Kor 12,5 und trage der in dieser Perikope eruierten Verankerung der BeauftragungenBeauftragung im freien Willen Gottes Rechnung. Mit der Nichtverwendung des Lexems zur Bezeichnung des TischdienstsTischdienst bei Paulus sei auch deutlich, dass damit kein niedriger Status der handelnden Person bezeichnet werde und nicht auf eine demütige Gesinnung des aktiven Subjekts zu schließen sei: „Dies entspricht der profangriechisch üblichen Wortverwendung, die nicht auf den Status oder die Gesinnung der Subjekte, sondern auf den Auftrag zielt.“10 Und Hentschel führt weiter aus: „Ansonsten verwendet Paulus das Lexem nicht für im heutigen Wortsinn diakonische, d.h. karitative Aufgaben. […] Die vom BedeutungsspektrumBedeutungsspektrum her mögliche, in der Antike belegte Verwendung des Lexems für die Aufwartung bei Tisch oder die Ausführung von Aufträgen im Haushalt konnte bei Paulus nicht nachgewiesen werden.“11

      In Entsprechung dazu diene PaulusPaulus der Begriff „DiakonosDiakonos“ als Bezeichnung seiner missionarisch Mitarbeitenden und als Selbstbezeichnung seiner Tätigkeit bzw. seiner Rolle „als von Gott beauftragter und autorisierter Botschafter des Evangeliums […], so dass diese Textbedeutung des Lexems in der Nähe des Aposteltitels anzusiedeln ist.“12 Damit bezeichne der Begriff eine auf eine Anweisung zurückzuführende Aufgabe und deren zuverlässige Ausführung, „so dass Paulus unter Verwendung damit gerade die Art und Weise seiner Missionstätigkeit, seine – evangeliumsgemäße – Vermittlerrolle zwischen Auftraggeber und Adressaten erläutern kann.“13 Da davon auszugehen sei, dass für die VerkündigungVerkündigung des Evangeliums eine gewisse Bildung sowie eine zuverlässige Ausführung des Auftrags notwendig seien, sei es nachvollziehbar, dass sich aus dem entsprechend beauftragten und begabten Personenkreis innerhalb der Gemeinde über einen längeren Zeitraum amtsähnliche Strukturen herausbilden würden. Dabei sei das Lexem besonders gut für die Bezeichnung der Evangeliumsverkündigung geeignet, „da sowohl der Inhalt der Aufgabe als auch der Bezug zum Auftraggeber ausgedrückt werden kann,“14 und der Dienst von Männern wie auch der von Frauen mit dem Lexem bezeichnet werden könne.

      3.3.1.3 διακονέω κτλ. im Lukasevangelium

      Nach Hentschel biete sich im Lukasevangelium ein im Vergleich zur paulinischen Literatur verändertes Bild in Bezug auf Gebrauch und Bedeutung des Lexems.1 Erneut erkennt Hentschel ein breites Spektrum an Bedeutungsnuancen.2 Jedoch komme – in Erweiterung zur Verwendung in den ProtopaulinenProtopaulinen – bei Lukas auch der TischdienstTischdienst in den Blick, der zunächst von Frauen für Jesus verrichtet werde (vgl. Lk 4,39Lk 4,39; Lk 10,40Lk 10,40). Dieser könne im weiteren Sinne als materielle Unterstützung verstanden werden; ein darüber hinausgehendes Verständnis als beauftragte Zeuginnen sei im Anschluss an Lk 8,2f.Lk 8,2f. jedoch auszuschließen.3 Somit könne beispielsweise die Erzählung von Maria und Martha (Lk 10,38–42Lk 10,38–42) als Kritik an einem gemeindeleitenden Engagement von Frauen gelesen werden, weil der Gebrauch des Lexems in der Apostelgeschichte zeige, dass auch Funktionen der GemeindeleitungGemeindeleitung unter dieser Begrifflichkeit subsumiert werden können: „Unter dieser Voraussetzung könnte die kurze Erzählung [von Maria und Martha, JQ] als eine paradigmatische Szene gelesen werden, die transparent ist für eine Gemeindesituation und dabei indirekt die aktive Mitarbeit von Frauen in GemeindeleitungGemeindeleitung und VerkündigungVerkündigung kritisiert.“4 Die Begrifflichkeit des TischdienstsTischdienst besitze so eine gewisse Transparenz für Aufgaben und Arbeiten innerhalb der Gemeinde. Für Hentschel führt diese Erkenntnis zur der These, „dass es für Lukas einen entscheidenden Unterschied macht, ob die Subjekte der mit διακονέω κτλ verbundenen Tätigkeiten Männer СКАЧАТЬ