Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl. Jan Quenstedt
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СКАЧАТЬ Dan 2,22Dan 2,22 Rundfunkandacht im NDR34 Nein Lk 5,1–11Lk 5,1–11 Einsegnungsgottesdienst35 5. Sonntag nach Trinitatis, Reihe I Apg 16,23–34Apg 16,23–34 GottesdienstGottesdienst36 Kantate, Reihe IV Mt 11,28Mt 11,28 „Festpredigt zum 100-jährigen Jubiläum des Krankenpflegevereins Sindelfingen am 29. Juni 2003.“37 Kantate, Reihe I (hier in Auswahl) oder: Wochenspruch für die Woche des 2. Sonntag nach Trinitatis Ex 18,13–27Ex 18,13–27 GottesdienstGottesdienst zum Tag des EhrenamtsEhrenamt am 21. Juni 200238 Nein

      Tab. 9:

      Predigten aus dem Erfahrungsfeld der Diakonie nach Gohde

      Bei den hier gesammelten Predigten ist die Frage nach dem Auswahlkriterium für den Predigttext dann besonders relevant, wenn sich die Predigt nicht am Proprium des entsprechenden Sonntags orientiert. Neun der 38 Predigten legen einen frei gewählten Text aus. Lediglich drei Predigten liegt eine Perikope zugrunde, die einen Beleg für ein Wort des διακον-Stammes bietet und der Predigtreihe I zugeordnet ist. Was aber zeichnet eine Predigt aus, die den Anspruch erhebt, diakonisch zu sein? Oder anders gefragt: Hebt erst der bestimmte Kasus einer Predigt den ihr zugrunde liegenden Text als „diakonisch“ hervor, indem auf seiner Grundlage z.B. Trost gespendet, Klage verbalisiert und HoffnungHoffnung gestiftet wird? Der Titel des Sammelbandes „Predigten im diakonischen Kontext“ legt diese Deutung nahe, ohne sie explizit zu thematisieren.

      1.5 „Diakonie“ und Musik

      Zur Illustration der Wirkungsgeschichte eines der bereits genannten diakonischen Großtextes sei an dieser Stelle exemplarisch auf Lk 10,25–37Lk 10,25–37 innerhalb des Wirkens Johann Sebastian Bachs verwiesen. Anders als bei einer Predigt, die meist ein einmaliges und lokal begrenztes Ereignis darstellt, besitzt die Bachkantate eine raum- und zeitübergreifende Wirkungsgeschichte und damit auch eine anhaltende Aktualität, die eine Darstellung rechtfertigt. Speziell beziehen sich die damit verbundenen Ausführungen auf BWV 77. Dabei wird es darauf ankommen, Bachs Auslegungen geistlich zu verstehen, d.h. „sich auf eine besondere ‚Qualität‘ der Bachschen geistlichen Musik […] [einzulassen], nämlich auf ihre Predigtintention. Das Ziel ist deshalb, Bachs Predigt wieder als Predigt zu hören – auf der Grundlage ihres ästhetischen Erfahrens und ihres historischen Erkennens […].“1 Bach wird in den folgenden Ausführungen deswegen als Prediger verstanden, der seine musikalische Predigt jeweils auf der Grundlage eines Evangelientexts bzw. dessen Nachdichtung verfasst.2 Das Ziel der Kantatentexte liegt darin, dass sie „den Hörer in gleicher Weise wie die Predigt wirklich persönlich anreden, und das heißt immer, zu Buße und GlaubenGlaube an den Herrn rufen, der seiner Gemeinde im GottesdienstGottesdienst durch Wort und Sakrament real begegnet, so daß der in die Entscheidung gerufene Hörer notwendigerweise antworten und Stellung beziehen muß […].“3 Eine entsprechende Stellungnahme und Antwort könnte im Sinne dieser Arbeit mit „diakonisch“ zu beschreiben sein.

      Die Untersuchung von Kantaten erscheint auch im Anschluss an die Studie „GottesdienstGottesdienst erleben“ von Pohl-Patalong sinnvoll zu sein. Sie hat herausgearbeitet, dass die Musik im GottesdienstGottesdienst „vorrangig als Vermittlerin von Emotionen, als Öffnerin von Herz und Seele, als VerkündigungVerkündigung, als Geborgenheit, als Gemeinschaftserlebnis, als Freude, als inhaltliche Aussage oder in der Perspektive ihrer Qualität erlebt [werde, JQ].“4 Insofern könne auch eine Kantate als Predigtgeschehen verstanden werden, welche eine biblische Perikope bearbeitet, auslegt und verkündigt.

      BWV 77 trägt den Titel: „Du sollt [sic!] Gott, deinen Herren, lieben“. Diese Kantate entstand 1728 für den 13. Sonntag nach Trinitatis und wurde am 22. August 1728 in der Leipziger Nikolaikirche uraufgeführt.5 Das Proprium des Sonntags ist, im Gegensatz zur Predigt von Superintendent D. Salomon Deyling im Kantatengottesdienst, bekannt: Die Epistel entstammt Gal 3,15–22Gal 3,15–22, als Evangelium wurde die vertonte Perikope (Lk 10,25–37Lk 10,25–37) gelesen.6 Als Eingangspsalm wurde Ps 70Ps 70 gebetet.7 Die Textgrundlage des Kantatentexts stammt aus der Feder Johann Oswald Knauers, wurde jedoch weiter bearbeitet.8

      Der Schwerpunkt der Kantate wird bereits in Satz eins deutlich. Dieser bietet ein wörtliches Zitat des Doppelgebots der LiebeLiebe (Lk 10,27Lk 10,27). Damit ist das Thema der Kantate vorgegeben, welches im weiteren Verlauf weitergeführt und präzisiert wird. Die folgenden Sätze übernehmen die illustrative Aufgabe, die in der Perikope der Geschichte vom barmherzigen SamaritanerSamaritaner zukommt – ohne, dass die Kantate diese Geschichte explizit erzählt. Sie wird im 4. Satz implizit durch die Bitte um ein „Samariterherz“ und den Terminus des Vorübergehens eingespielt. Die Geschichte wurde im Rahmen des Kantatengottesdiensts als Evangelium gelesen.9 Damit korreliert die Einbindung der Kantate in den liturgischen Vollzug des Gottesdiensts sowie das Bach’sche Verständnis seiner Kantaten: Sie hatten das Evangelium in Verbindung mit der Predigt auszulegen: Die Kantate durch Musik, die Predigt durch Worte.10 Besonders deutlich wird der Bezug zum Proprium des Sonntags – neben der Verarbeitung als Kantatentext – in der liturgischen Verortung der Kantate. Knapp beschreibt Meyer diesen Ort der Kantate: „Der liturgisch reiche Leipziger GottesdienstGottesdienst erreichte mit dem im Lektionston rezitierten Evangelium seinen ersten inhaltlichen Schwerpunkt. Diesem folgte die lateinisch gesungene Intonation ‚Credo in unum deo‘ – und nun erklang die Kantate. Danach sang die Gemeinde Luthers Lied ‚Wir glauben all an einen Gott‘; der Kanzeldienst des Predigers schloss sich an.“11 Diese Tatsache verdient Beachtung, weil die Kantate an diesem Ort das sonst übliche Nicänum-Constantinopolitanum ersetzte, „dass diese also als deutsches Propriumsstück ein lateinisches Ordinariumsstück ersetzte!“12 Mit der engen Einbindung zwischen Credo und Glaubenslied erhält die Kantate einen deutlichen Bezug zum Evangelium. Sie kann sowohl als Vertiefung des Evangeliums als auch als Antwort auf selbiges verstanden werden. Durch ihre zeitliche Verordnung im Gottesdienstablauf vor der Predigt erscheint sie darüber hinaus als VerkündigungVerkündigung, die das Bekenntnis der Gemeinde evoziert und fundiert.13

Lk 10,23–37Lk 10,23–3714 Kantatentext15
23 Und er wandte sich zu seinen JüngernJünger und sprach zu ihnen allein: Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. 24 Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben’s nicht gesehen, und hören, was ihr hört, und haben’s nicht gehört. 25 Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 26 Er aber sprach zu ihm: Was steht im GesetzGesetz geschrieben? Was liest du? 27 Er antwortete und sprach: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst“. 28 Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben. 29 Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster? 30 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von JerusalemJerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. 31 Es traf sich aber, dass ein PriesterPriester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. 32 Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 33 Ein SamariterSamaritaner aber, СКАЧАТЬ