George Best. Dietrich Schulze-Marmeling
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Название: George Best

Автор: Dietrich Schulze-Marmeling

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783730701904

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СКАЧАТЬ oder grün sein konnte – aber zugleich auch rot“ (Teddie Jameson). Bests Mitspieler Pat Crerand erzählt, wie er einen TV-Bericht über Unruhen in Belfast gesehen habe. Über die Mauer, die den katholischen Teil des Westens vom protestantischen trennt, hätten sich Jugendliche mit Steinen beworfen. Auf beiden Seiten hätten die Randalierer United-Trikots getragen.

      Chelsea hat die „Blues“

      Im United-Trikot sind es vor allem drei Spiele, die Bests Image prägen: ein Meisterschaftsspiel bei Chelsea in der Saison 1964/65 und zwei Begegnungen mit Benfica Lissabon im Europapokal der Landesmeister: das Rückspiel im Viertelfinale 1965/66 und das Finale 1967/68.

      Die „Blues“ aus der britischen Hauptstadt sind wie erwähnt Mitte der 1960er Jahre gemeinsam mit United Trendsetter der Fußballkultur. Das im Westen Londons gelegene ehemalige Fischerdorf Chelsea, das sich bis heute ein bisschen von seinem dörflichen Charakter erhalten hat, besaß schon früh ein eigenes Flair. Im Royal Court Theatre am Sloan Square, dem Mittelpunkt Chelseas, wurden zwischen 1904 und 1907 die ersten Stücke Bernard Shaws aufgeführt.

      Mit Manager Ted Drake begann 1952 für den bis dahin eher mittelmäßigen Chelsea FC eine neue Zeitrechnung. Drake verfolgte eine für die damaligen englischen Verhältnisse moderne Trainingslehre. Mehr als viele seiner Kollegen ließ er mit dem Ball trainieren und die Technik seiner Spieler schulen. Sein Reformeifer endete nicht am Spielfeldrand. So wurde auf sein Betreiben das wenig Dynamik verkündende Vereinsemblem geändert. Der Chelsea Pensioner –der ein Altersheim für Militärs in Chelsea symbolisierte – musste einem Löwen weichen.

      1955 gewann Chelsea mit der englischen Meisterschaft erstmals eine bedeutende nationale Trophäe – 50 Jahre nach der Gründung des Klubs. Und nicht nur auf dem Fußballfeld befand sich der Klub im Aufbruch. Mit der Premiere des Stücks „Look Back in Anger“ von John Osbourne im Royal Court Theatre avancierte Chelsea zum Ausgangspunkt der Bewegung der „angry young men“, die den Konservativismus der 1950er Jahre herausforderten.

      Die Jahre 1963 bis 1972 sind bis zum Beginn der „Europäisierung“ Chelseas unter dem russischen Milliardär Roman Abramowitsch die aufregendsten in der Geschichte der „Blues“. Publikumsliebling dieser Ära ist Peter Osgood, der zum King der Stamford Bridge avanciert. Vor dem League-Cup-Finale 1972 nimmt die Mannschaft den Song „Blue is the Colour“ auf, der es auf den 5. Platz in den britischen Charts schafft. Noch heute zählt das Lied zu den bekanntesten Fangesängen im englischen Fußball.

      Wie schon in den 1950ern korrespondieren auch in den 1960ern die Erfolge der „Blues“ auf dem Rasen mit einem kulturellen Aufbruch des Stadtteils Chelsea. 1957 hatte Mary Quant an der King’s Road die Boutique Bazaar eröffnet. „Die Erfinderin des Minirocks hatte damit einen Typ von Verkaufsgeschäft kreiert, der gleichzeitig Programm war. Nicht beim Schneider, der individuelle Mode auf Bestellung machte, nicht im Kaufhaus, wo gleichförmige Mode von der Stange zu haben war, sondern in einem kleinen Geschäft kaufte man ein individuelles Kleidungsstück und gleichzeitig einen Stil mit dazu. Die Mode der Jugend wurde als eine Kultur der Individualität geboren, die sich von der einförmigen Klassenstruktur der britischen Gesellschaft absetzte.“ (Thomas Mergel)

      Anfang der 1960er folgte an der Ecke Kings Road / Marrham Street das erste Café im europäischen Stil. Bald wird Chelseas King‘s Road international zu einem Begriff, zum „Laufsteg einer frechen und befreiten Jugendkultur im gleißenden Licht der Weltöffentlichkeit“ (Ingrid Nowel). Die Straße, die bis 1830 nur vom König benutzt werden durfte, avanciert zum Mekka der modischen Trendsetter und kreativen Geister. Hier residiert eine pulsierende Szene, bei der sich alles um Musik, Mode – der Chelsea-Set diktiert auch international die Modetrends – und Jugendkultur dreht. In den Nebenstraßen der King’s Road leben Wohlsituierte, Politiker und Schriftsteller – und später auch Best. Chelseas musikalische Favoriten sind die Beatles und die Rolling Stones. Mick Jagger und Keith Richard lassen sich am Cheyne Walk nahe der Themse nieder.

      Der Fußball profitiert von dieser Atmosphäre. „Die Swinging Sixties waren eine Ära großer Erregung an der ‚Bridge‘. Chelsea trug ein komplett blaues Dress, hatte Showbiz-Fans und die King‘s Road um die Ecke. Arsenal wirkte dagegen verknöchert, Tottenham lediglich wie ein Vorstadtverein“ (Simon Ingleas). Der Chelsea Football Club war „der kickende Feind des Establishments, der erste Rock’n’Roll-Klub der Fußballgeschichte“ (Sven Goldmann). Ein wenig von seinem alten Flair hat sich der Klub sogar noch in der Ära Abramowitsch bewahrt. 2008 wird der Baron und Labour-Mann Richard Samuel Attenborough, Schauspieler und Regisseur (u.a. des Anti-Apartheid-Dramas „The Cry for Freedom“ und „Gandhi“), bei Chelsea Ehrenpräsident auf Lebenszeit.

      Applaus vom Gegner

      Am 30. September 1964 muss United an die Stamford Bridge reisen. Es ist der 11. Spieltag der Saison, und Chelsea hat die ersten zehn Spiele allesamt gewonnen. Die Londoner Presse freut sich schon auf den Meistertitel. United hat dagegen einen durchwachsenen Saisonstart hingelegt. Der erste Sieg wurde erst am 4. Spieltag mit einem 3:1 gegen West Ham United eingefahren. Best schoss bei dieser Gelegenheit sein erstes Saisontor. Aber mit vier Siegen in Folge ist Busbys Team rechtzeitig zum Kräftemessen mit dem Spitzenreiter in die Erfolgsspur zurückgekehrt.

      An der Stamford Bridge heißt Bests Gegenspieler Ken Shellito. Der Rechtsverteidiger ist ein heißer Kandidat für Alf Ramseys WM-Kader. Vor 60.769 zahlenden Zuschauern demütigt der 18-jährige Best den vier Jahre älteren Shellito nach allen Regeln der Fußballkunst. Die „Times“: „Besonders Shellito muss sich gefühlt haben, als habe er ein Genie zurück in dessen Flasche zu stopfen. Er scheiterte.“ Best ist an diesem Nachmittag nicht zu stoppen. Beim 2:0-Sieg von United erzielt er ein Tor, und zuweilen spielt er mit den Beinen seiner Gegenspieler Doppelpass. Mit voller Absicht schießt er sie an und nimmt den zurückprallenden Ball wieder auf – geübt hat er das im Training.

      Best begeistert nicht nur die mitgefahrenen United-Fans, sondern erobert auch die Herzen des Chelsea-Anhangs. Nach einiger Zeit ärgern sich die Fans der „Blues“ kaum noch über die Ballverluste ihres Teams – sofern der Ball dann bei Best landet. Nach dem Schlusspfiff applaudieren die übrigen 21 Spieler Best. Auch von den Rängen wird der „Man of the Match“ mit Standing Ovations verabschiedet. Der „Daily Mirror“ beobachtet, dass der „little Irishman“ den Platz mit gesenktem Kopf verlassen habe – so peinlich sei ihm gewesen, wie ihm Mit- und Gegenspieler und das Publikum zu Füßen lagen. Chelseas Manager Tommy Docherty hat für Best nur ein Wort übrig: „Fantastisch!“ 41 Jahre später, anlässlich des Todes von Best, schreibt der Publizist Ulrich von Berg über dieses Spiel: „Er packte den Zeitgeist, der gerade im Begriff war, London zur wichtigsten Stadt der Welt zu machen, bei den Hörnern und spielte ihm frech den Ball durch die Beine. Sein Auftritt, der die Selbstsicherheit dessen, der einfach weiß, dass er über Klasse und Charisma verfügt, mit rotziger Aufmüpfigkeit gegen tausend bisher nicht hinterfragte Konventionen paarte, war der vielleicht zaghafteste Ansatz, die Subkulturen des Fußballs und des Pops zueinanderfinden zu lassen.“

      Es ist nicht Bests letzter starker Auftritt an der Stamford Bridge. Busby meint, das Stadion habe etwas besessen, was Bests Stimmung stets hob. „Immer wenn wir danach wieder an die Stamford Bridge gefahren sind, habe ich gedacht, dass ich eigentlich die Polizei anrufen und sie warnen müsste, dass in Kürze ein Mord geschieht.“

      Neben Old Trafford wird Stamford Bridge zu Bests Lieblingsspielplatz. Der Gegner hat ein Team mit Flair, das Stadion hat Flair, und vor allem hat der gesamte Stadtteil ein Flair, das ihm gefällt. Wäre nicht United gewesen, hätte Best wohl gerne für Chelsea gespielt. Der Westen Londons löst später Manchester als seine Heimat in England ab.

      Englischer Meister

      Der Sieg an der Stamford Bridge ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Meisterschaft, die nun zu einem Dreikampf zwischen United, Leeds und Chelsea gerät. In taktischer Hinsicht ist United dem Rest der League СКАЧАТЬ